Reha for Life
Sandra Pirkfellner
Ergotherapeutin
Forced Use Therapie nach Utley/ Woll
Man kann einem Menschen nichts lehren, man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu entdecken. Galileo Galilei
Nach einem Schlaganfall oder anderen neurologischen Ereignissen bleiben Betroffene häufig mit mehr oder weniger ausgeprägten Einschränkungen zurück. Besonders motorische Defizite, wie Lähmungen, zählen zu den häufigsten Langzeitfolgen. Der Weg zurück in das gewohnte Leben kann oft schwer und von Zweifeln begleitet sein. Die gute Nachricht ist jedoch: Unser Gehirn hat ein bemerkenswertes Potenzial, sich neu zu organisieren und verlorene Funktionen wieder zu erlernen – und das ein Leben lang. Moderne wissenschaftliche Erkenntnisse zur Neuroplastizität bestätigen, dass auch scheinbar bleibende Einschränkungen nicht dauerhaft sein müssen.
Was ist Forced Use Therapie?
Im Rahmen einer mehrjährigen, berufsbegleitenden Ausbildung in der Schweiz habe ich mich zur Forced Use Spezialistin ausbilden lassen. Diese innovative Therapieform ist besonders effektiv für Menschen mit motorischen Einschränkungen nach neurologischen Erkrankungen wie Schlaganfall, infantiler Zerebralparese oder Schädel-Hirn-Trauma. Die Therapie richtet sich an Betroffene aller Altersgruppen, unabhängig vom Schweregrad der Beeinträchtigung oder der Zeit, die seit dem Vorfall vergangen ist.
Die Forced Use Therapie basiert auf den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen über motorisches Lernen und die Neuroplastizität des Gehirns. Durch intensives, individuelles Training wird die funktionelle und strukturelle Reorganisation im Gehirn angeregt. Dies ermöglicht es, verlorene Funktionen wiederherzustellen, indem gesunde Gehirnareale übernehmen und neue Verbindungen zwischen Nervenzellen gebildet werden.
Individuelle Förderung durch intensives Training
Um Bewegungen zu (er-)lernen, benötigt unser Gehirn intensive Wiederholungen. Zielgerichtete Übungen konzentrieren sich darauf, die betroffenen Extremitäten stärker in die Bewegung einzubeziehen und somit die betroffenen Körperpartien gezielt zu stärken. Durch repetitives, zeitintensives Training wird die betroffene Seite aktiviert und die Überkompensation der gesunden Seite reduziert.
Die Schwierigkeitsgrad der Übungen wird individuell auf die Fähigkeiten und Einschränkungen der jeweiligen Person angepasst, um den größtmöglichen Erfolg zu erzielen. Dabei liegt der Fokus stets darauf, die wiedererlernten Funktionen in den Alltag zu integrieren – so wird ein langfristiger Therapieerfolg und eine spürbare Verbesserung der Lebensqualität erreicht.
Therapie im gewohnten Umfeld – Vorteile der häuslichen Behandlung
Ein besonders großer Vorteil der Forced Use Therapie ist die Möglichkeit, die Übungen zu Hause durchzuführen. In der vertrauten Umgebung können Tätigkeiten direkt im Alltag geübt und angewendet werden. Dies erleichtert nicht nur das Erlernen neuer Bewegungen, sondern fördert auch das direkte Umsetzen des Gelernten. Bei Bedarf können Übungen individuell angepasst und intensiviert werden.
Durch die kontinuierliche Arbeit mit der betroffenen Extremität werden bereits nach kurzer Zeit erste Fortschritte sichtbar, was die Motivation und das Vertrauen in den Heilungsprozess stärkt.
Nähere Informationen zu diesem Konzept erhalten Sie auf http://www.ifusa.info/
Artikel zur Forced Use Therapie

Forced Use Therapie nach Utley/Woll
Erschienen in "ergotherapie"
Fachzeitschrift von Ergotherapie Austria,
03.2021

Neuroplastizität - die Chance auf motorische Rehabilitation
Erschienen in "ergotherapie"
Fachzeitschrift von Ergotherapie Austria,
01.2019