Was war die Neue Linke?

Was war die "Neue Linke"?


Die Neue Linke der 50er, 60er und 70er Jahre war ein internationales Phänomen des erneuten Versuchs, den Kapitalismus zu überwinden. Dabei stand sie einerseits in den Traditionen der "Alten Linken" der 30er Jahre, die die Kategorien des Marxismus in die post-faschistische Welt weitergetragen hat. Andererseits sollte die Neue Linke mit manchen "traditionellen" linken Kategorien brechen.

Wir werden anhand von zentralen Themen die Auseinandersetzung der Neuen Linken mit Geschichte und Gegenwart betrachten. Was betrachtete sie als überholt? Was war neu an ihr? Und welche Traditionen bestanden (und bestehen immer noch) vielleicht unverdaut fort?

Die Texte werden im Voraus gelesen und dann zusammen diskutiert. Neueinsteiger/innen sind herzlich willkommen. Vorkenntnisse werden keine benötigt!

● vorausgesetzte Texte

+ zusätzlich, empfohlene Texte

Kontakt: platypus.hamburg@gmail.com

Zeit: mittwochs 18 Uhr. erste Sitzung am 21.02.24

Ort: Raum 3018 im VMP5 (Campus Uni Hamburg)

2. Woche | 1960er Neue Linke II. : Anti-Schwarzer Rassismus in den USA | 28.02.2024

As a social party we receive the Negro and all other races upon absolutely equal terms. We are the party of the working class, the whole working class, and we will not suffer ourselves to be divided by any specious appeal to race prejudice; and if we should be coaxed or driven from the straight road we will be lost in the wilderness and ought to perish there, for we shall no longer be a Socialist party.

Eugene Debs, "The Negro and the Class Struggle" (1903)

+ Eugene Debs, “The Negro and the Class Struggle” (1903)
+ Debs, “The Negro and his Nemesis” (1904)
+ Capitalist contradiction chart of terms
● Richard Fraser, “Two lectures on the black question in America and revolutionary integrationism” (1953)
+ Fraser, “For the materialist conception of the Negro Struggle
● James Robertson and Shirley Stoute, “For black Trotskyism” (1963)
+ Spartacist League, “Black and red: Class struggle road to Negro freedom” (1966)
+ Bayard Rustin, “The failure of black separatism” (1970)
● Adolph Reed, “Black particularity reconsidered” (1979)
+ Reed, “Paths to Critical Theory” (1984)

3. Woche | 1960er Neue Linke III. : Geschlecht und Sexualität | 06.03.2024

The situation of women is different from that of any other social group. This is because they are not one of a number of isolable units, but half a totality: the human species. Women are essential and irreplaceable; they cannot therefore be exploited in the same way as other social groups can. They are fundamental to the human condition, yet in their economic, social and political roles, they are marginal. It is precisely this combination — fundamental and marginal at one and the same time — that has been fatal to them.

Juliet Mitchell, "Women: The Longest Revolution" (1966)

+ Capitalist contradiction chart of terms
● Juliet Mitchell, “Women: The longest Revolution” (1966)
● Clara Zetkin, Auszug aus "Erinnerungen an Lenin" (1925)
Adorno, “Sexualtabu und Recht heute” (1963)
● John D’Emilio, “Capitalism and gay identity” (1983)

4. Woche | 1960er Neue Linke IV.: Die Neue Linke | 13.03.2024

It is with [the] problem of agency in mind that I have been studying the intellectuals. … [I]f we try to be realistic in our utopianism — not fruitless contradiction — a writer on the Left today must begin there. For that is what we are, that is where we stand.

– C. Wright Mills (1960)

Die fortschreitende eindimensionale Gesellschaft verändert das Verhältnis zwischen dem Rationalen und dem Irrationalen. Vor dem Hintergrund der phantastischen und wahnwitzigen Aspekte ihrer Rationalität wird der Bereich des Irrationalen zur Stätte des wirklich Rationalen — der Ideen, die »die Kunst des Lebens befördern« können.

– Herbert Marcuse (1964)


● Stuart Hall, "Introducing New Left Review" (1960)

● C. Wright Mills, "Letter to the New Left" (1960) and "The politics of responsibility" (1960)

● Herbert Marcuse, "Beschluss" aus Der eindimensionale Mensch (1964) 

● Carl Oglesby, "The idea of the New Left" (1969)



5. Woche | 1960er Neue Linke V.: Re-Organisation der Linken? | 20.03.2024


● André Gorz, Auszug aus Strategy for Labor (1964) [in Oglesby, ed., New Left Reader, 41-56]

● Stuart Hall, Raymond Williams and E. P. Thompson, Auszug aus May Day Manifesto (1967) [in Oglesby, ed., New Left Reader, 111-143]

● Fidel Castro, "The Universal Conscience" (1968) [in Oglesby, ed., New Left Reader, 186-206]

● Ernesto "Che" Guevara, "Der Sozialismus und der Mensch auf Kuba" (1965)



6. Woche | 1960er Neue Linke VI.: Trotzkismus und Pabloismus | 27.03.2024

“Revisionismus” ist diejenige Konzeption, die davon ausgeht, daß in der Praxis jede neue Entwicklung die Aufgabe wesentlicher Aspekte der bislang vertretenen Theorie erfordert. Letzten Endes führt dieses Abrücken von der dialektisch-materialistischen Methode zum Abrücken von der Arbeiterklasse selbst. Im Gegensatz dazu entwickelt sich der Marxismus durch die kontinuierliche lntegration neuer Elemente, neuer Realitäten in sein theoretisches Gebäude. [...] Besonders in der gegenwärtigen Periode, wo vom Gesichtspunkt des Empirikers aus die gesamte Arbeiterklasse einer immerwährenden Beherrschung durch reformistische Bürokratien ausgeliefert zu sein scheint, ist dieser ideologische Druck Resultat eines ungeheueren gesellschaftlichen Drucks. Die trotzkistischen Gruppen fühlen sich genau in dem Moment klein und isoliert, wo nach links drängende Kräfte sich überall in der Welt merkbar in Bewegung gesetzt haben. Diese Kräfte stehen jedoch unter der Führung nichtproletarischer Tendenzen: “linker” Sozialdemokraten, Stalinisten der einen oder anderen Spielart und “revolutionärer” bürgerlicher oder kleinbürgerlicher Gruppen in den kolonialen Ländern.

– RT of the SWP/U.S. (1962)


Revolutionary Tendency of the Socialist Workers Party/U.S., "Zur Verteidigung einer revolutionären Perspektive" (1962)

Spartacist League, "Die Ursprünge des Pabloismus" (1975)

● Efraim Carlebach, "The unchanging core of Marxism: An interview with Ian Birchall" (2017)