Diebe in der Glitzerbar
Genau genommen gibt es das Platonow-Projekt schon seit 20 Jahren, und es war auch schon an unterschiedlichen Orten zuhause. Das ist ein Grund dafür, warum wir in so unterschiedlichen Besetzungen auftauchen. Ein anderer Grund ist die Überzeugung, dass Co-Creation den Geniegedanken schlägt. Manchmal kommen Leute nur für ein Konzert oder eine Aufnahme dazu. Das Bläser-Arrangement für einen Song, den wir gerade in Ravensburg aufgenommen haben, hat ein Kollege in Südafrika beigesteuert. Das endet nicht bei der Musik, sondern geht mit Leuten aus der bildenden Kunst oder dem Videobereich weiter. Mehr als eine Band ist Platonow also vielleicht eine Art Plattform oder Kollektiv, in dem immer wieder neue Inputs zusammenfließen. Das gelingt nicht immer. Aber manchmal passieren erhebende Sachen.
Als das alles begann und wir auf der Suche nach einem Namen dafür waren, arbeiteten verschiedene Beteiligte im Theaterumfeld. Der Groove der Tschechow-Stücke schien uns passend, sowohl zum Sound als auch zu den Inhalten unserer Lieder. Provinz, Erinnerung, Sehnsucht. Alles irgendwie lost. Viele Gefühle, keine passenden Worte. Platonow ist die Hauptfigur in Tschechows erstem Theatertext. Er mischt die Gesellschaft in einem heruntergekommenen Landhaus auf. Am Ende wird er von seiner enttäuschten Liebhaberin Sofia erschossen.