Hier ein kleiner geschichtlicher Abriss von Wolfgang Rudolf, anläßlich der Eröffnungsrede vom 8. Rundgang 2011
etwas aktualisiert....von Wolfgang Korz
Sehr gern habe ich zugesagt, ein paar Worte zur Eröffnung des diesjährigen Kunst und Kulturrundgangs im Vorderen Westen zu sprechen. Gern auch deshalb, weil ich bei der Gründung des Arbeitskreises Kunst und Kultur, der den Rundgang veranstaltet, dabei war und die ersten Jahre seiner Tätigkeit begleiten durfte. Am 6. Oktober 2001 wurde auf einer Stadtteilkonferenz die Gründung des Arbeitskreises von Kulturschaffenden des Quartiers öffentlich gemacht. Am 26. Februar 2002 fand dann das erste Treffen des Arbeitskreises statt. Weil es ja vielleicht Menschen gibt, die gerne ein Jubiläumsfest veranstalten möchten, erwähne ich diese Daten im Detail. Am 6. Oktober hat der Arbeitskreis Kunst und Kultur im Vorderen Westen also 10-Jähriges. ( Sollte die Vorbereitungszeit darauf zu kurz sein ? es tut dann auch der 26. Februar, der 10. Jahrestag des ersten Treffens!). Und wenn wir schon Geschichtliches betrachten ? am 28. Juni 2003 fand der erste Kunst- und Kulturrundgang statt, mit immerhin schon 29 Stationen.
Kein anderer Stadtteil hat so etwas zu bieten. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Viele Kulturschaffende aller Art leben und arbeiten im Vorderen Westen. Es gibt kaum eine Sparte, die hier nicht vertreten ist, es finden sich Maler, Musiker, Theaterleute, Literaturschaffende und Filmemacher, aber auch Akteure und Kursveranstalter in unterschiedlichen kreativen Bereichen. Was lag also näher als die Idee von 2001, dass sich die Künstler/innen und Kulturschaffenden des Quartiers zusammenfinden, um das Profil des Kulturstadtteils weiter zu entwickeln und die Quartiersidentität zu erhöhen. Schließlich leben die meisten Menschen sehr gern hier, und das hat neben anderen Faktoren ? der hohen Urbanität zum Beispiel ? den Grund, dass in einem Kulturstadtteil auch gelebte Stadtteilkultur empfunden wird. Wenn es einen Stadtteil in Kassel gibt, der die Bezeichnung Kiez verdient, dann ist es der Vordere Westen. Natürlich können wir mit den entsprechenden Quartieren der Metropolen nicht mithalten. Aber: Der Vordere Westen hat die weitaus höchste Bevölkerungsdichte Kassels und kann mit der von Kreuzberg oder Neu-Kölln durchaus mithalten.
Und eine hohe Verdichtung, kurze Wege im Gründerzeitquartier, engmaschige Kommunikationsnetze, Kneipen, Cafés und Restaurants, viele kleine Läden, Galerien und andere kreative Orte sind eben wichtige Voraussetzungen für das Entstehen von Stadtteilkultur. Ein kleiner Blick in die Zukunft: hier vor der Haustür beginnt eine Baustelle, die sich zur Zeit bis zur Murhardstraße zieht. Ein großzügiger Boulevard und kleine Stadtteilplätze sind neu entstanden und haben die Aufenthaltsqualität erhöht. Das Förderprogramm, Aktive Kernbereiche, (nichts anderes sind wir ja - ein aktiver Bereich im Kern von Kassel) beinhaltet aber nicht nur Straßenbau. Das ganze Quartier hat mit der Umsetzung von 44 Maßnahmen, an deren Entwicklung ja etliche von Ihnen mitgewirkt haben, eine große Chance zur Ertüchtigung und Weiterentwicklung der Infrastruktur, auch für die Stärkung kreativer Orte in unserem Kiez. Letztlich befördert dieses Programm neue Impulse und ein positives Image für das Quartier. Dieses zeigt bereits jetzt Wirkung. Viele Menschen auch von außerhalb des Stadtteils spüren: Die Lebensader des Quartiers, die Friedrich-Ebert-Straße, befindet sich in einem positiven Veränderungsprozess. Das Kommunikationskonzept des Förderprogramms drückt dies sehr schön mit dem Slogan aus: Plötzlich wollen alle hier sein.? Und so ist es auch. Auch Initiativen und Projekte mit kultureller und künstlerischer Zielsetzung drängen in den Vorderen Westen, oft bislang temporär. Um es klar zu sagen: Dies ist eine positive Entwicklung, wir begrüßen dieses steigende Interesse am Quartier. Für uns selbst bedeutet es aber auch eine Herausforderung. Auch wir als Ortsansässige müssen die neuen Imagepotenziale und Veränderungsprozesse verstärkt nutzen und mit eigenen kreativen Ideen und Aktionen besetzen. Dies sollte uns in nächster Zeit ein Brainstormingwert sein ?
Herzlichen Dank an alle Mitwirkenden am Kunst- und Kulturrundgang für die organisatorischen Mühen, Sie bescheren uns auf diese Weise ein kurzweiliges und spannendes Wochenende! Ich wünsche uns allen ein paar Sonnenstrahlen, damit sich die Schirm verursachten Wasserpfützen auf den Dielen der 37 Stationen in Grenzen halten. Und den vielen zu erwartenden Besuchern und Gästen möchte ich noch die wichtige Information auf den Weg mitgeben, dass man beim Gang durch die Orte von Kunst und Kultur nicht nur schauen, hören und schnuddeln kann, man darf auch Kultur erwerben! Wie beim Kauf von Lebensmitteln gilt hier das Motto: regionale Produkte sind die besten! Ich wünsche dem Kunst- und Kulturrundgang viel Erfolg und den Mitwirkenden und Besuchern viel Spaß und Vergnügen!