Deutsch mit Spaß

Wozu studiert man Germanistik?

Natürlich gibt es dumme und weniger dumme Fragen, und man sollte sich allenthalben bemühen, die weniger dummen zu stellen. Manchmal freilich wird dabei auf die Fragen so viel Zeit und Energie verwandt, daß die Antworten darüber zu kurz kommen. Wenn immer das passiert, dann heißt es; „Die Frage muß im Räume stehenbleiben.“ Da stehen sie nun herum im Räume, die vielen, vielen Fragen.

Der dänische Germanist Erik Landing wollte etwas Freundliches sagen, als er in einem Brief an die ZEIT auf das „der nichtdeutschen Literaturwissenschaft fremde, rastlose methodologische Suchen und Streben der deutschen Literaturforschung hinwies. Man könnte die gleiche Aussage freilich auch polemisch formulieren – etwa so: ziemlich viel leeres Stroh wird da gedroschen.

Julius Petersen, der als führender Germanist bis weit in die Hitlerzeit hinein schon deshalb galt, weil er das angesehenste Ordinariat – nämlich der Universität Berlin – innehatte, bemerkte dazu bereits 1923 recht kritisch: „Von den methodologischen Auseinandersetzungen ... ist das Gebiet der Literaturgeschichte ganz besonders in Mitleidenschaft gezogen, und die innere Festigkeit der Disziplin wie die Klarheit der Ziele ist nicht mehr dieselbe wie früher.“

1945 konnte von „innerer Festigkeit“ und „Klarheit“ überhaupt keine Rede mehr sein – und der eben zitierte Julius Petersen war daran nicht schuldlos. Überall wurden neue Wege gesucht, und keiner schien willens, auf einem bereits gewiesenen Wege weiterzugehen. Wer damals Germanistik studierte, fühlte sich wie in einer riesigen Wüste, wo würdige Gelehrte mit weißer Weste nach sicheren Oasen suchten. Sie liefen dabei in alle Richtungen auseinander; und ihnen folgten, in kaum kassierten Ex-Wehrmachtsuniformen, eifrig beflissene Schüler. Das Undankbarste, was ein Schüler tun konnte, war: den Weg einer anderen Gruppe für aussichtsreicher zu halten; das Schlimmste, auf das er gefaßt sein mußte, das Verhängnis schlechthin für ihn war: der Tod des Führers und Lehrers.

Der dänische Germanist Erik Landing wollte etwas Freundliches sagen, als er in einem Brief an die ZEIT auf das „der nichtdeutschen Literaturwissenschaft fremde, rastlose methodologische Suchen und Streben der deutschen Literaturforschung hinwies. Man könnte die gleiche Aussage freilich auch polemisch formulieren – etwa so: ziemlich viel leeres Stroh wird da gedroschen.

Julius Petersen, der als führender Germanist bis weit in die Hitlerzeit hinein schon deshalb galt, weil er das angesehenste Ordinariat – nämlich der Universität Berlin – innehatte, bemerkte dazu bereits 1923 recht kritisch: „Von den methodologischen Auseinandersetzungen ... ist das Gebiet der Literaturgeschichte ganz besonders in Mitleidenschaft gezogen, und die innere Festigkeit der Disziplin wie die Klarheit der Ziele ist nicht mehr dieselbe wie früher.“

1945 konnte von „innerer Festigkeit“ und „Klarheit“ überhaupt keine Rede mehr sein – und der eben zitierte Julius Petersen war daran nicht schuldlos. Überall wurden neue Wege gesucht, und keiner schien willens, auf einem bereits gewiesenen Wege weiterzugehen. Wer damals Germanistik studierte, fühlte sich wie in einer riesigen Wüste, wo würdige Gelehrte mit weißer Weste nach sicheren Oasen suchten. Sie liefen dabei in alle Richtungen auseinander; und ihnen folgten, in kaum kassierten Ex-Wehrmachtsuniformen, eifrig beflissene Schüler. Das Undankbarste, was ein Schüler tun konnte, war: den Weg einer anderen Gruppe für aussichtsreicher zu halten; das Schlimmste, auf das er gefaßt sein mußte, das Verhängnis schlechthin für ihn war: der Tod des Führers und Lehrers.