Familie der Wunden Jesu

Eine noch nicht gegründete katholische Gemeinschaft: Die Familie der Wunden Jesu


1. Die Familie der Wunden Jesu


2.
Einführung in die Spiritualität der Familie der Wunden Jesu

3.
Vertiefung unserer Spiritualität

4.
Unsere Gelübde: Keuschheit, Armut und Gehorsam

5.
Unser Gebet

6.
Unser Apostolat

7.
Kontaktmöglichkeit

Wir Christen sind davon überzeugt, dass Gott die Liebe ist und dass wir nur dank Seiner Gnade zu Liebenden werden können. Die Liebe strebt immer nach Vereinigung. Gott will mit jedem von uns eins werden und Er will, dass wir untereinander in Ihm eins werden. Wir sollen so sehr eins werden, wie der Vater, der Sohn und der Heilige Geist eins sind. Um diese Einheit zu verwirklichen, hat unser Herr Jesus Christus, der Sohn Gottes, die heilige Kirche gegründet, sie ist der mystische Leib Jesu Christi. Jesus ist das Haupt der Kirche, der Heilige Geist die Seele der Kirche, wir die Glieder der Kirche. Nur wenn wir im Stande der heiligmachenden Gnade leben, sind wir lebende Glieder der Kirche. Nur in diesen lebenden Gliedern kann der Heilige Geist fruchtbar wirken. Der Heilige Geist möchte in uns wirken, indem Er uns heiligt und Er möchte durch uns wirken, indem wir Ihm helfen, Seine Liebe weiter zu geben. Wahre Gemeinschaft, wahre Einheit kann es nur in Gott geben. Die Kirche ist das Werkzeug Gottes, um diese Einheit zu bewirken.

Hier möchte ich die franziskanisch ausgerichtete „Familie der Wunden Jesu“, eine noch nicht gegründete, katholische Gemeinschaft vorstellen. Diese „Familie der Wunden Jesu“ will unserem Herrn Jesus Christus und Seiner Kirche dienen. Die Mitglieder dieser Gemeinschaft wollen durch die Liebe Jesu Christi vollkommen eins werden, damit das göttliche Licht des Antlitzes Jesu Christi in dieser Gemeinschaft hell aufleuchten möge, so dass dadurch viele Menschen zum Glauben an die Gottheit Jesu Christi gelangen mögen. Die Familie der Wunden Jesu möchte allen Menschen das Evangelium Jesu Christi verkündigen. Um dies glaubhaft tun zu können, müssen die Mitglieder in Christus eins sein. Diese Einheit ist nur durch das Wirken des Heiligen Geistes möglich. Wir sind schwache und sündige Menschen, die ohne Gott nichts Gutes vermögen. Aber wenn wir mit Gott verbunden leben, kann unser guter Gott mächtig durch uns wirken. Unsere Kirche kann nur erneuert werden, wenn die Liebe Jesu Christi sichtbar und greifbar wird. Die Menschen wollen die Liebe Jesu spürbar erfahren. Die Lehre über die Wahrheit allein ist noch nicht ausreichend, sie muss durch die gelebte Liebe ergänzt werden. Füreinander und miteinander in Gott!

1.Die Familie der Wunden Jesu


Bei dieser „Familie der Wunden Jesu“ geht es darum, allen Menschen zu verkünden, dass wir nur in Christus wahrhaft leben und lieben können, weil Er Gott ist, weil Er die Liebe ist, weil Er uns erschaffen und erlöst hat, weil nur Er uns das ewige Leben schenken kann. Die Frage ist, wie das gehen soll, wie wir in Christus leben können, wir wir immer in Ihm bleiben können, wie wir in Ihm in Freude lieben, leiden und dienen können. Da Gott allein die Liebe ist, können wir nur in Ihm die Liebe finden, kann es nur in Ihm wahre Gemeinschaft, Freundschaft und Einheit geben. Die Kirche ist die Gemeinschaft, die Gott gegründet hat. Wir können nur zu Gott kommen, wenn wir Christus annehmen, Ihn in uns aufnehmen, Ihn in uns durch Seinen Heiligen Geist wirken lassen, wenn wir Ihm nachfolgen wollen, wenn wir bereit sind, mit Ihm zu leiden und zu sterben, wenn wir bereit sind, unser Leben in Liebe für unseren Nächsten hinzugeben, wenn der Himmel unsere wahre Heimat ist, das Leben im dreifaltigen Gott. Hier wird konkret aufgezeigt, wie wir innerhalb unserer Kirche durch den Heiligen Geist zu Liebenden werden können, es wird exemplarisch eine konkrete Gemeinschaft vorgestellt, die noch nicht gegründet ist, die „Familie der Wunden Jesu“. Dies ist aber nicht nur für Leute gedacht, die an dieser Gemeinschaft Interesse haben, sondern es ist für alle gedacht. Es geht um den Geist dieser Gemeinschaft, der der Geist Jesu Christi sein soll, es geht um das demütige Dienen. Diese „Familie der Wunden Jesu“ soll den Menschen die Liebe Jesu glaubwürdig verkünden. Diese Familie will der Kirche dienen, will allen Menschen dienen, will vor allem Gott dienen. Dies geht nur, wenn in dieser Gemeinschaft der Geist Jesu Christi erfahrbar, spürbar, greifbar wird, der Geist der Demut, des Dienens und der hingebungsvollen Liebe. Nur wenn wir bereit sind, zu Liebenden zu werden, zu Menschen, die dem Leiden nicht aus dem Weg gehen, können wir auch mit Christus auferstehen. Wenn wir Christen sein wollen, müssen wir gemeinsam versuchen, Christus in Seiner Ganzhingabe nachzuahmen. In Christus, durch Ihn und mit Ihm wollen wir vollkommen eins werden!


Wenn es der Wille Gottes ist, möchte ich mit Seiner Gnade und Hilfe und mit Hilfe von Gleichgesinnten die katholische Gemeinschaft „Familie der Wunden Jesu“ gründen. Vielleicht hat aber unser guter Gott jemand anderen dafür vorgesehen, diese Gemeinschaft zu gründen, jetzt oder zu einer späteren Zeit. Genau so könnte es aber sein, dass es nicht die Absicht Gottes ist, dass diese Gemeinschaft gegründet wird. Falls es der Wille Gottes wäre, würde Er dies auch deutlich zeigen. Diese Familie der Wunden Jesu soll aus drei Gemeinschaften bestehen: Einem männlichen Orden mit dem Namen „Diener der Wunden Jesu“, einem weiblichen Orden mit dem Namen „Dienerinnen der Wunden Jesu“ und aus der „Wunden-Jesu-Gemeinschaft“ für volljährige Katholiken. Nicht volljährige Katholiken und Nicht-Katholiken können dem Freundeskreis dieser Gemeinschaft beitreten.

Die beiden Ordensgemeinschaften sollen franziskanisch ausgerichtete apostolische Orden sein, offen für alle Arten des Apostolats. Wir wollen auch in die Mission gehen.

Unser Apostolat kann nur fruchtbar sein, wenn wir in Liebe mit unserem dreifaltigen Gott vereint leben, wenn wir nach echter Heiligkeit streben. Darum nimmt das Gebet, vor allem die heilige Messe und die hl. Beichte den entscheidenden Platz in unserem Ordensleben ein. Eine immer würdig gefeierte hl. Messe ist uns von größter Bedeutung, ebenso die regelmäßige Beichte.

Wir beten das normale Stundengebet, so wie es die Diözesanpriester beten.

Wir sind uns dessen immer bewusst, dass wir ohne unseren geliebten Erlöser Jesus Christus nichts Gutes vermögen. Darum bitten wir vor all unserem Tun Ihn zuerst um Seine Gnade. Bevor wir beten, bitten wir Ihn darum, dass Er uns entgegeneilen möge, dass Er unser Herz zu sich empor heben möge, dass Er unser Herz mit dem Seinigen vereinen möge, dass Er uns die Gnade erweisen möge, dass wir immer in Ihm leben dürfen. Gott ist die Liebe, ohne Ihn vermögen wir nicht zu lieben. Bitten wir Ihn stets um Seine Liebe, bleiben wir immer in Seiner Liebe, tun wir alles aus Liebe zu Ihm, helfen wir Ihm, Seelen für die Ewigkeit zu retten!

Zuerst müssen wir mit unserem guten Gott vereint leben, in Ihm leben, damit Er uns mit Seiner Liebe erfüllen kann. Dann müssen wir untereinander in Liebe vereint leben. Erst wenn diese beiden Voraussetzungen gegeben sind, können wir Seine Liebe in unserem Apostolat weitergeben. Das dürfen wir nie vergessen. Würden wir dies vergessen, so würde unser Tun wertlos bleiben, auch wenn es nach außen hin groß erscheinen würde. Es ist eben nicht alles Gold, was glänzt. Die Liebe allein bestimmt den Wert einer Sache. Gott allein ist die Liebe. Darum räumen wir immer Gott den ersten Platz in unserem Leben ein. „Suchet zuerst das Reich Gottes und alles andere wird Euch hinzugegeben werden!“ Dies sagt uns unser Herr. Wenn wir im Stande der heiligmachenden Gnade leben dürfen, dann leben wir vereint mit unserem guten Gott, dann wohnt der dreifaltige Gott in unserem Inneren, dann erfüllt Er unser Herz mit Seiner unendlichen Liebe, dann wirkt er mächtig in uns, mit uns und durch uns. Dies soll die Ursache unserer wahren, inneren Freude sein. Gott allein kann uns die wahre Freude, den wahren Frieden, die wahre Liebe schenken. Er will es, aber wir müssen Ihn stets demütig darum bitten! Würden wir Ihn nicht demütig darum bitten, so würden wir Ihm dadurch sagen, dass wir das Gute auch ohne Ihn vermögen würden. Aber das wäre fatal, denn wir sind nur Staub.

Wir wollen uns immer sehr in Acht nehmen, wir wollen die Sünde immer verabscheuen, uns selbst misstrauen, weil wir zur Sünde neigen, unser ganzes Vertrauen allein auf unseren guten Gott setzen. Dann befinden wir uns auf dem rechten Weg. Aber wenn wir zu wenig wachsam sind, wenn wir zu wenig beten, wenn wir die heiligen Sakramente nicht ehrfürchtig empfangen, dann kommen wir allmählich auf die schiefe Bahn, dann wird es in unserem Leben abwärts gehen. Darum sollte sich jeder auch um einen guten Seelenführer bemühen, der ihn zur rechten Zeit in Liebe ermahnt.


In unsere drei Gemeinschaften kann nur eintreten, wer Gott und Seine Kirche aufrichtig liebt, wer die Sünde hasst, sich selbst misstraut, wer sein ganzes Vertrauen allein auf Gott setzt. Wer nicht die volle, verbindliche Lehre der Kirche (Glaubens- und Sittenlehre) anerkennt, kann nicht aufgenommen werden. Wer z.B. die künstliche Empfängnisverhütung befürwortet, ist bei uns fehl am Platz. Wir wollen in der Liebe Jesu Christi der Kirche stets treu dienen, wir wollen einander dienen, wir wollen jeden Menschen achten und nie denken, dass wir besser sind als ein anderer. Einer soll den anderen höher achten als sich selbst! Die wahre Demut muss das Fundament unseres ganzes Lebens sein. Wir dürfen uns selbst nur als „unnütze Knechte“ sehen, die nur ihre Pflicht erfüllen. Ja, darauf kommt es an, dass wir demütig in der Liebe Jesu Christi treu unsere tägliche Pflicht erfüllen. Wenn wir Jesus nachfolgen wollen, müssen wir uns zuerst selbst verleugnen, dann unser Kreuz auf uns nehmen, dann erst können wir unserem geliebten Herrn nachfolgen und Ihm dienen. Wenn wir Ihm nachfolgen, werden wir auch mit Ihm leiden, für die Rettung der Seelen. Und wir werden dann feststellen, dass diese Leiden unsere Freude vermehren werden, wenngleich unter vielen Tränen. Wenn wir leiden müssen, weil wir uns zu Jesus Christus und zu Seiner katholischen Kirche bekennen, dann sind diese Leiden für uns sinnvoll und eine Ursache unserer wahren Freude. Denn die Leiden zeigen uns, dass wir unserem geliebten Herrn ähnlicher werden dürfen. Wenn wir mit Ihm leiden dürfen, dann dürfen wir Ihm auch helfen, Seelen zu retten. Wenn wir mit Ihm im Leiden geduldig ausharren, dann werden wir mit Ihm auch auferstehen. Dank sei unserem guten Gott!

Wenn wir Jesus helfen dürfen, Seelen zu retten, dann sind wir wahrhaft Diener und Dienerinnen der Wunden Jesu! Die eigentlichen Wunden der Menschen sind die Wunden ihrer rein geistigen Seelen, die Wunden, die sich die Seelen durch ihre eigenen Sünden zugezogen haben. Kümmern wir uns um diese Wunden der Seelen zuerst! Rufen wir die Menschen zur Umkehr auf! Zeigen wir ihnen, dass ein liebender Vater auf sie wartet, der ihnen vergeben will, der sie in Sein Innerstes aufnehmen will, der ihnen das ewige Heil schenken will! Wenn wir uns zuerst um die unsterblichen Seelen der Menschen kümmern wollen, heißt das nicht, dass wir uns nicht auch um die leiblichen und psychischen Bedürfnisse der Menschen kümmern wollen. Wir wollen uns selbstverständlich um den ganzen Menschen kümmern, soweit wir dies eben vermögen. Es soll uns eine große Freude sein, einem armen und notleidenden Menschen helfen zu dürfen, einem Kranken Trost spenden zu dürfen, die Gefangenen besuchen zu dürfen. Besonders wollen wir uns für das Leben der Ungeborenen und der verfolgten Christen einsetzen.


Wozu ist Gott in Jesus Christus Mensch geworden?

Gott ist in Jesus Mensch geworden, um uns Seine ganze Liebe zu offenbaren und zu erweisen, Er gibt sich uns selbst hin, ohne Vorbehalte, mit Seiner Gottheit und Seiner Menschheit. Er ist Mensch geworden, um uns zu erlösen, um uns von der Sklaverei der Sünde zu befreien, um uns die Vergebung all unserer Sünden anzubieten. Gott bietet uns alles an, was wir brauchen, um gerettet zu werden, Er bietet sich selbst uns an, Er will sich uns ganz und gar schenken, sich uns hingeben. Gott ist Mensch geworden, um uns zu suchen, um auf uns zuzugehen, Er wirbt um uns wie ein Bräutigam, der sich für Seine Braut geschmückt hat, Er wirbt mit Seiner Liebe um uns. Er liebt jeden Einzelnen von uns, Er schließt Niemanden von Seiner göttlichen Liebe aus. Die Frage ist nur, ob wir Seine Liebe annehmen und erwidern, ob wir mit Seinen göttlichen Gnaden treu mitwirken. Jesus Christus kommt zu uns, um uns zu heiligen, um uns den einzig wahren Weg zum Vater zu weisen. Er selbst ist dieser Weg, Er selbst ist die Wahrheit, das ewige Leben, das ewige Licht, das uns leuchtet. Jesus kommt zu uns, um uns zu retten. Ohne Ihn gehen wir zugrunde, ohne Ihn vermögen wir nichts Gutes. Wir können uns nicht selbst erlösen und uns nicht selbst retten, wir können und müssen aber mit der heiligen Gnade Christi mitwirken, um gerettet zu werden. Nur derjenige, der das Gute will, der die Wahrheit und die Liebe sucht, kann gerettet werden. Hochmut verblendet, Demut erleuchtet. Gott offenbart sich dem Demütigen, Gott offenbart dem Demütigen seine Sünden, damit dieser seine Sünden anerkennt, bereut und Ihm bekennt, damit dieser Buße tut und sich abkehrt von allem Bösen. Der Hochmütige ist dazu nicht bereit, der Hochmütige wird seine Sünden Gott nicht bekennen, wird Gott nicht um Seine Vergebung anflehen. Der Hochmütige glaubt, dass er keinen Erlöser braucht, dass er allein zurecht kommt. Der Hochmütige will selber wie Gott sein, er will sich nicht erniedrigen, er will groß sein, er will nicht dienen, nicht gehorchen. Der wahre Christ aber sieht seine Freude darin, dienen zu dürfen, da Gott selbst Mensch geworden ist, um uns vollkommen zu dienen, um Sein Leben für uns vollkommen hinzugeben. Eine größere Liebe und Demut ist absolut unvorstellbar. Gott ist die Liebe! Dank sei Ihm! Ihm allein gebührt die Ehre und der Lobpreis. Singen wir Ihm unseren Lobgesang, tanzen wir vor Ihm in Freude!


Jeder Mensch kann und muss sich frei entscheiden für das Gute, das Wahre und die Liebe oder für das Böse, die Unwahrheit und den Hass. Wer das unbefangen liest, wird sich denken, dass diese Entscheidung nicht schwer sein dürfte, denn wer wird sich schon freiwillig für das Böse, die Unwahrheit und den Hass entscheiden. Wir sehen ein, dass dies sicher nicht der rechte Weg wäre, dennoch gibt es nicht wenige Menschen, die sich endgültig gegen das Gute entscheiden. Die Gründe hierfür können wohl verschieden sein. Ein Grund könnte sein, dass sich ein Mensch zuerst für das Gute, das Wahre und die Liebe entschieden hat, dann aber erkannt hat, dass er dies gar nicht vermag, dass er an diesem hohen Anspruch immer wieder scheitert und aus diesem Grund hat er sich dann letztendlich gegen das Gute entschieden. Welchen fundamentalen Fehler hat so ein Mensch nun begangen? Er hat geglaubt, dass er selbst gut ist und dass er das Gute, das Wahre und die Liebe allein vollbringen könne. Dies ist die Haltung des Hochmuts, denn kein Mensch ist gut, kein Mensch kann aus sich heraus das Gute ohne Gott vollbringen. Gott allein ist gut, Er ist die Liebe und die Wahrheit, der Mensch vermag nichts ohne Ihn. Angenommen ein Mensch wächst ohne Gottesbeziehung auf, aber dieser Mensch will das Gute tun. Dies ist ein guter und richtiger Vorsatz. Die Frage ist eben, was dieser Mensch dann tut, wenn er sieht, dass er es aus eigener Kraft nicht verwirklichen kann, wenn er einsehen muss, dass er schwach ist und ständig zur Sünde neigt. Dann muss der Mensch eine neue Entscheidung treffen. Entweder gibt er nun seinen guten Vorsatz auf, er entscheidet sich dagegen, das Gute tun zu wollen, oder er sucht seine Hilfe bei Gott. Wenn er sich an Gott wenden sollte, wird er sehen, dass Gott ihn liebt und ihm alle Gnaden schenkt, damit er gerettet wird. Er wird sehen, dass Gott ihm seine Sünden vergibt und ihm die Kraft und die Ausdauer verleiht, das Gute zu vollbringen. Unser Herr Jesus Christus sagt uns: „Suchet zuerst das Reich Gottes und alles andere wird euch hinzugegeben werden!“ So eine Entscheidung für Gott ist natürlich nicht leicht, wenn ein Mensch ohne Gottesbeziehung aufgewachsen ist. So ein Mensch braucht die Hilfe anderer Menschen, die ihm helfen, sich für Gott zu entscheiden, die ihm helfen, ganz auf unseren gütigen Gott zu vertrauen. Es gibt heute sehr viele Menschen, die ohne Gottesbeziehung leben, aber an für sich Menschen guten Willens sind. Diese Menschen brauchen uns, damit wir ihnen die Liebe Gottes verkünden. Wir können die Liebe Gottes aber nur verkündigen, wenn wir glaubwürdige Zeugen unseres Herrn Jesus Christus sind. Wir müssen nicht perfekt sein, da wir ja immer noch Sünder sind, aber wir müssen Gott wahrhaft lieben, um glaubwürdig zu sein. Gott hat sich in Seiner Menschwerdung aus Liebe zu uns vollkommen entäußert, Er hat Sein Leben für uns am Kreuz restlos hingegeben. Diese Liebe Gottes gilt es zu erwidern. Wir müssen Ihm unser Leben vollständig übergeben, kein Lebensbereich darf davon ausgeschlossen werden. Ich kann nicht sagen, dass ich Gott liebe, aber bestimmte Sünden nicht aufgeben will. Leider gibt es viele solche „halbe“ Christen, die die Botschaft der Liebe und der Freude unseres Herrn unglaubwürdig machen. „Halbe“ Christen können niemanden überzeugen, nur echte Liebe kann die Herzen der Menschen entflammen. Die Liebe kommt von Gott! Wenn wir in der Liebe Gottes bleiben, so wie Johannes am Herzen Jesu ruhen, dann wird uns die göttliche Liebe immer mehr entflammen, so dass wir unserem Herrn immer ähnlicher werden, so dass wir immer mehr zu Liebenden werden, natürlich nicht aus eigener Kraft, sondern nur dank der Gnade Gottes! Wenn wir nun durch die Gnade Gottes zu Liebenden werden, dann kann Gott auch durch uns Seelen für die Liebe gewinnen. Dies ist unser Auftrag, das will Jesus von uns, dass wir Ihm Seelen zuführen, damit sie gerettet werden. Gibt es eine schönere Aufgabe in dieser Welt? Wir dürfen Gott dienen, wir dürfen Ihm helfen, Seelen für die Ewigkeit zu retten. Dank Sei Gott!


Geschöpfe Gottes, Kinder Gottes und Freunde Gottes

Alle Menschen sind Geschöpfe Gottes, alle sind nach Seinem Ebenbild aus reinster Liebe erschaffen. Gott ist reiner Geist, also ist die Geistseele des Menschen nach Gottes Ebenbild erschaffen. Diese Geistseele zeichnet sich dadurch aus, dass sie frei und vernunftbegabt ist. Mit seiner Seele kann sich ein Mensch frei für das Gute, das Wahre und das Schöne entscheiden, oder er kann sich dagegen entscheiden. Mit seiner Vernunft kann der Mensch Wahrheit erkennen, Gut und Böse unterscheiden. Außerdem besitzt die Seele des Menschen einen Empfangsbereich, mit dem sie rein geistige Botschaften und Gnaden empfangen kann. Wir erkennen ganz klar wie hoch Gott den Menschen erschaffen hat. Dennoch leidet der Mensch sehr unter der Erbsünde. Diese fesselt den Menschen gewissermaßen. Auch wenn ein Mensch das Gute tun will, kann er es oft nicht, selbst wenn er Gott um Seine Hilfe anfleht. Die Erbsünde knechtet den Menschen. Der Mensch sehnt sich nach Erlösung, nach dem Erlöser. Der hl. Paulus beschreibt in Röm 7 die Situation des unerlösten Menschen, in Röm 8 dann die Situation des erlösten Menschen.

Christus ist der Erlöser der Menschen. Durch Seinen Sühnetod am Kreuz und durch Seine Auferstehung erwirkte Er uns die Erlösung, diese wird uns durch die hl. Taufe zuteil. Der Getaufte ist nun der erlöste Mensch, der von der Erbsünde befreite Mensch. Christus hat den Getauften von der Knechtschaft der Sünde befreit. Der erlöste Mensch ist nun zum Kind Gottes geworden, soweit er im Stande der heiligmachendenden Gnade verbleibt, die Seele des Getauften ist der Thron Gottes, Gott wohnt in unserem Innersten. Durch die Gnade Gottes vermag nun der Erlöste, das Gute nicht nur zu wollen, sondern es auch zu vollbringen. Aus sich allein heraus kann er es nicht, ohne die Gnade Jesu Christi vermag er nichts Gutes. Nun aber dürfen wir nicht den großen, verhängnisvollen Fehler begehen zu denken, dass wir Erlösten auch schon gerettet sind und sicher in den Himmel kommen werden. Wer im Zustand der Todsünde stirbt, kommt in die Hölle. Auch wenn wir erlöst sind, können wir jederzeit eine Todsünde begehen. Jesus sagt uns klar, dass der Geist zwar willig, das Fleisch aber schwach ist, denn wir neigen immer noch zum Bösen. Der Erlöste wie der Unerlöste neigt zum Bösen, aber wenn der Erlöste im Stand der heiligmachenden Gnade lebt, kann er mit der Hilfe Gottes (mit den aktuellen, helfenden Gnaden Gottes) das Gute vollbringen. Wir müssen immer wachsam sein und immer beten, der Teufel umlauert uns und will uns eine Falle stellen, er kennt unsere Schwächen und bösen Neigungen und greift uns genau an diesem Punkt an. Es ist darum sehr wichtig, dass auch wir unsere eigenen Schwächen und bösen Neigungen gut kennen, um gerade dort wachsam zu sein. Wenn man weiß, wo einen der Feind angreifen will, ist man im Vorteil, weil man sich dann gut verteidigen kann. Auch wenn wir also nun Kinder Gottes sind, können wir dennoch das Böse tun, dann sind wir Getaufte, die sich auf dem Weg Richtung Hölle befinden.

Freunde Gottes sind wir erst dann, wenn wir das tun, was Jesus uns sagt, wenn wir Seine heiligen Gebote halten, wenn wir mit Seiner Gnade immer treu mitwirken. Auch wenn wir schon Freunde Gottes sein sollten, sündigen wir dennoch. Aber ein Freund Gottes muss ganz klar das Gute wollen und alles tun, um das Gute auch in die Tat umzusetzen, aber nicht aus eigener Kraft heraus, sondern nur in der Kraft des Auferstandenen. Ein Freund Gottes entscheidet sich ganz klar für Gott, gegen alles Böse, er liebt den Sünder und hasst die Sünde, er hütet sich vor jeder Sünde, nicht nur vor der Todsünde, sondern auch vor der lässlichen Sünde. Jede Sünde ist ein Hindernis zwischen Gott und der Seele des Menschen. Wer Gott liebt, darf dieser Beziehung zu Seinem geliebten Gott keine Hindernisse in den Weg legen. Das wäre ja keine echte Liebe. Auch ein Freund Gottes weiß, dass sein Herz immer noch zum Bösen neigt, aber er entscheidet sich ganz für Gott, für das Gute und fleht vertrauensvoll zu Gott um Hilfe. Er weiß, dass er ohne Gott nichts Gutes vermag, er weiß, dass Gott allein ihn retten kann, er weiß, dass er nur ein unnützer Knecht ist, der nur seine Pflicht tut, wenn er treu mit der Gnade Gottes mitwirkt, er weiß, dass er in ständiger Gefahr ist, wieder vom Glauben und von der Liebe abzufallen, er weiß, dass er nicht besser ist wie seine Mitmenschen. Nur der demütige Mensch kann gerettet werden. Ein Freund Gottes will nur eines, er will immer mit seinem guten Gott vereint sein.

Diesen Weg müssen wir gehen, vom Geschöpf Gottes zum Kind und Freund Gottes.



2. Einführung in die Spiritualität der Familie der Wunden Jesu


Diener der Wunden Jesu“ und „Dienerinnen der Wunden Jesu“ sollen die Namen unserer beiden Ordensgemeinschaften sein. Ein männlicher Orden, ein weiblicher Orden und eine dazugehörige „Wunden-Jesu-Gemeinschaft“ für alle volljährigen Katholiken, die keine Ordensleute sind und die heilig werden wollen.

Dieser Name bedarf sicher der Interpretation. Die Leiden Jesu sind vorüber, Er ist auferstanden, Er thront im Himmel zur Rechten des ewigen Vaters. Sein Leib ist verklärt, Er leidet nun weder körperlich noch geistig. Seine heiligen Wunden trägt Er noch, aber diese sind nun verklärt. Sie bleiben immer sichtbar, denn sie sind der Ausdruck Seiner Liebe, Seiner Hingabe. Jesus wurde Mensch, Er lebte in Armut, Seine Leiden waren unermesslich, Er litt aus freiem Willen, aus reinster Liebe zu uns, um uns zu erlösen und zu erretten. Ihm sei Dank und Lobpreis in Ewigkeit!

Während Seines irdischen Lebens, während Seiner großen Leiden, dachte Er an jeden einzelnen Menschen von Adam angefangen bis zum letzten Menschen auf Erden, Er wollte alle erlösen und retten, Er gab Sein Leben für jeden von uns am Kreuz dahin. Er wusste im voraus, wie wir leben werden, was wir Gutes und Böses tun werden. Wie sehr litt er im voraus unter all dem Bösen, das wir heute tun. Aber wie sehr tröstete Ihn auch alles Gute, was wir allein durch Seine Gnade heute wirken dürfen. Ist das nicht wunderbar! Wenn wir durch Seine Liebe heute jemandem etwas Gutes erweisen, können wir mit Sicherheit wissen, dass wir dadurch Jesus in Seinen damaligen Leiden getröstet und gestärkt haben. Ebenso wenn wir heute Seine Leiden, Seine Wunden in liebender Anteilnahme betrachten. Dies sollte uns dazu führen, dass wir in Zukunft nicht mehr sündigen wollen, dass wir die Sünde und das Böse zutiefst verabscheuen und hassen wollen, aber zugleich den Sünder lieben wollen. Das ist unsere Berufung, die Liebe, die wir niemandem vorenthalten dürfen. Jesus gab uns Seine Liebe umsonst, diese Liebe müssen wir mit einem liebenden und dankbaren Herzen annehmen, in uns tragen und treu bewahren und sie unserem Herrn erwidern und unserem Nächsten großzügig weiter schenken, denn „Geben ist seliger als Nehmen“, wie unser Herr sagt. Wir können auch sagen, Dienen ist besser als sich bedienen zu lassen. Jesus kam zu uns, um uns zu dienen. Er ist der Diener aller Diener. Alles, was Er für uns getan hat, alles, was Er jetzt für uns vom Himmel aus tut, ist immer das Beste für uns. Jesus tut alles für uns, damit wir unser ewiges Heil erlangen. Denn es ist keineswegs gewiss, dass wir in den Himmel kommen. Unsere Zeit auf Erden ist eine Zeit der steten Prüfung. Gebet und Wachsamkeit sind immer nötig, denn unser Fleisch ist schwach, auch wenn wir zumeist guten Willens sind.

Aus eigener Kraft vermögen wir nichts Gutes. Das Wichtigste ist, dass wir in der Liebe Jesu bleiben, dass wir auf Ihn hören, dass wir immer den Willen Gottes erfüllen, durch die Gnade unseres Herrn. Da wir aus eigener Kraft nichts Gutes vermögen, ist es stets nötig, uns selbst zu misstrauen und zugleich all unser Vertrauen auf unseren immer gütigen Gott zu setzen. Dies hören die heutigen Menschen meist ungern. Viele Menschen sagen heute, dass sie an sich selbst glauben und nur wenige sagen in der Öffentlichkeit, dass sie an Gott glauben. Zumindest in unseren westlich geprägten, säkularisierten Ländern ist dies leider so. Es ist schon sehr merkwürdig, wenn Menschen behaupten, dass sie an sich selbst glauben, da sie ja nur kleine Geschöpfe sind, aus Staub geformt und eines Tages wieder zu Staub werden. Der Leib des Menschen ist nur Staub, aber unser guter Gott hat dem Menschen auch eine unsterbliche, rein geistige Seele geschenkt. Diese Seele ist vernunftbegabt und kann sich frei entscheiden. Mit dem freien Willen kann sich jeder Mensch frei für das Gute oder das Böse entscheiden, mit seiner Vernunft kann der Mensch Wahrheit erkennen, gut und böse voneinander unterscheiden. Aber die Sünde schwächt den freien Willen des Menschen und trübt das Licht der Vernunft. Gott schenkt uns alles, Er hat Seinen eigenen Sohn für uns am Kreuz dahingegeben. Jesus hat sich uns ganz geschenkt, schenken auch wir uns Ihm ganz!

Seine unendliche Liebe müssen wir mit unserer armseligen Liebe erwidern, wenn wir nicht auf den falschen Weg ins ewige Verderben geraten wollen. Um Seine Liebe zu erwidern, müssen wir zuerst ganz klein werden, immer demütiger. Wenn wir Jesus nachfolgen wollen, müssen wir uns selbst verleugnen, dann unser tägliches Kreuz geduldig und frohen Herzens auf uns nehmen und Ihm nachfolgen in Freud und Leid. Wenn sie Jesus verfolgt haben, werden sie auch uns, die wir Ihm treu nachfolgen wollen, verfolgen. Dann wird es sich zeigen, ob wir Jesus wirklich lieben, oder ob unsere Liebe nur ein Gefühl ist. Liebe ist Hingabe seines eigenen Lebens und kein Gefühl. Gefühle haben eine helfende Aufgabe, sie sollen uns helfen, dass wir standhaft bleiben. Liebe ist eine Aufgabe unserer geistigen Seele und nicht unseres Leibes. Zum Geist des Menschen gehört eben sein freier Wille und seine Vernunft, zum Leib des Menschen gehören sein Körper, seine Gefühle und sein Verstand, sein Gedächtnis und sein Vorstellungsvermögen. Der Geist des Menschen sollte sich vom Heiligen Geist leiten lassen, der Leib des Menschen wiederum sollte sich vom Geist des Menschen leiten lassen. Der Verstand sollte sich von der Vernunft leiten lassen.

Es gibt nur ein Übel, das ist die freiwillig begangene schwere Sünde, durch die sich der Mensch bewusst von Gott trennt. Wenn uns dieses Unglück trifft, hilft nur die sofortige, radikale Umkehr. Wehe dem Menschen, der nicht umkehren will, der an seiner schweren Sünde festhalten will! Wir müssen das Gute mit unserem freien Willen unbedingt wollen, aber uns zugleich dessen bewusst sein, dass wir das Gute nicht aus eigener Kraft vermögen, sondern nur durch die Gnade unseres geliebten Heilands. Paulus sagt uns, wir sollen unser Heil mit Furcht und Zittern wirken. Furcht und Zittern sind notwendig, weil wir zum Bösen neigen. Gewöhnen wir uns daran, in allem Jesus um Seine Hilfe zu bitten! Wenn wir dies tun, dann werden wir wie die kleinen Kinder, die sich dessen bewusst sind, dass sie nichts selber können. Aus diesen Überlegungen heraus sehen wir, dass die Demut die Grundlage für die Liebe sein muss. Darum wollen wir uns in unserer Gemeinschaft besonders bemühen! Demütiges Dienen und Lieben im Herzen Jesu! Wenn wir einander annehmen und dienen, dann dienen wir dadurch auch unserem Herrn Jesus Christus, Ihm, der ja der Diener aller Diener ist. Wenn wir Ihm dienen, dann dürfen wir uns auch Diener der Wunden Jesu nennen. Wir wollen besonders Seine heiligen Wunden in Reue und Liebe betrachten. In Reue, weil auch wir Ihm Wunden zugefügt haben, in Liebe, weil wir auf Seine Liebe nur mit unserer Liebe antworten können. Das Betrachten der Wunden Jesu hilft uns, die Wunden unserer Mitmenschen nicht zu übersehen. Wenn wir Jesus wahrhaft dienen wollen, dann geht das nur, wenn wir unseren Mitmenschen dienen, wenn wir auf all ihre Nöte eingehen, wenn wir ein offenes Ohr und ein offenes Herz für sie haben, wenn wir ihnen vom Heiland aller Menschen erzählen und sie auf die wahren Heilmittel hinweisen. Diese wahren Heilmittel sind die heiligen Sakramente unserer heiligen, geliebten katholischen Kirche. Jesus Christus ist der Spender dieser Sakramente, der Heilige Geist bewirkt die sakramentale Gnade des jeweiligen Sakraments. Wir wollen allen Menschen dienen, den Getauften wie den Ungetauften. Wir drängen uns dabei niemandem auf, aber wir werden die Wahrheit der Heilsnotwendigkeit der Taufe nicht verschweigen. Würden wir sie verschweigen, würden wir uns gegenüber den Menschen und gegenüber Gott schuldig machen. Die Kirche ist die Schatzverwalterin Gottes. Alle Schätze, die wir zu unserem ewigen Heil benötigen, sind in ihr enthalten. Christus hat sie uns alle am Kreuz verdient, Er hat sie der Kirche anvertraut. Die Kirche ist die Braut Jesu Christi, Er hat sie gegründet und sie mit den größten und schönsten Schätzen ausgestattet. Die Kirche ging hervor aus dem durchbohrten und geöffneten Herzen Jesu, als Blut und Wasser aus diesem Herzen flossen.

Die Kirche ist die Braut Jesu Christi, sie ist die wunderbare Frucht Seines Kreuzesopfers, sie ist Sein geheimnisvoller Leib, außerhalb von ihr gibt es kein Heil. So wie Christus der einzige Weg zum Vater, der einzige Weg zum ewigen Heil ist, so auch die Kirche, die untrennbar zu Christus gehört. Wir dürfen Glieder dieser Kirche sein, wofür wir Gott nie genug danken können. Die Kirche ist heilig, weil sie von Christus gegründet wurde, weil Er ihr Haupt ist, weil der Heilige Geist sie beseelt und leitet, weil sie alle Gnadenschätze Gottes für die Menschen verwaltet und spendet, weil sie die wahre Lehre durch alle Jahrhunderte hindurch rein bewahrt, weil es in ihr Heilige gibt, durch die Christus in besonderer Weise sichtbar und erfahrbar wird. Wir sollen ja unserem Herrn immer ähnlicher werden. Auch wenn viele Glieder dieser Kirche sündigen, ändert dies nichts an ihrer Heiligkeit, an ihrer Makellosigkeit. Zum Glück, denn es wäre ja fatal, wenn die Heiligkeit der Kirche von der Heiligkeit aller ihrer einzelnen Glieder abhängen würde. Die Liebe zur Kirche muss in unserer Gemeinschaft zentral bleiben. Jeder, der in unsere Gemeinschaft eintreten möchte, muss sich zur vollständigen Lehre der Kirche bekennen und Er muss sich intensiv darum bemühen, mit der Gnade Gottes die Gebote Gottes und der Kirche zu halten. Wir nehmen niemanden auf, der die Gebote Gottes und der Kirche und ihre heilige Lehre nicht lieben und verteidigen will. Wer die Kirche nicht liebt, kann auch Christus nicht lieben.

Wir wissen um die vielfältigen Probleme innerhalb unserer Kirche, aber wir wissen auch, dass diese Probleme allein durch die Sünden ihrer Glieder verursacht sind. Durch diese Sünden ist die Kirche in den Augen vieler Menschen sehr unglaubwürdig. Es ist natürlich ein Fehler, wenn man die Kirche aufgrund der Sünden ihrer Glieder beurteilen will, aber es ist menschlich gesehen verständlich. Denn die Menschen sind meist auf der Suche nach der Wahrheit, sie suchen Halt und Sinn, Wahrheit und Liebe für ihr Leben. Wenn nun Menschen sich als Katholiken bezeichnen, aber ein schlechtes Leben führen, denken sich die Außenstehenden, dass diese Kirche wohl kaum die einzig wahre Kirche sein kann. Wie können wir diese Meinung der Außenstehenden zum wahren Verständnis der Kirche hin positiv beeinflussen? Allein durch unsere Liebe zu Christus und Seiner Kirche, durch unsere Liebe zueinander, durch unsere Heiligkeit. Das ist doch wunderbar! Wir dürfen und sollen heilig werden, wohl wissend, dass dieser Weg kein bequemer Weg ist. Haben wir aber keine Angst vor Leiden, keine Angst vor Menschen, keine Angst vor Dämonen, unser Heil hängt allein von unserem geliebten Herrn Jesus Christus ab! Wenn wir in Ihm und in Seiner Liebe bleiben, werden wir sicher gerettet werden. Dank sei Ihm!

Wir wollen uns also darum bemühen, die Kirche immer zu lieben und zu verteidigen, immer auf ihre verbindlichen Lehren zu hören! Wenn wir sie wahrhaft lieben wollen, dann dürfen wir unsere Augen nicht vor schlimmen Fehlentwicklungen innerhalb der Kirche verschließen. Der Modernismus innerhalb der Kirche ist sehr stark geworden. Diesen müssen wir immer mit viel Kraft, die uns der Heilige Geist schenken wird, bekämpfen. Wir wollen uns dabei von niemandem einschüchtern und entmutigen lassen. Wir müssen die Wahrheit verkünden, in Liebe, aber ohne faule Kompromisse, ob gelegen oder ungelegen. Konstruktive Kritik ist immer positiv. Dabei schauen wir nicht auf die Person und ihr Ansehen. So wie Paulus auch den Petrus in einer Angelegenheit ermahnen musste, so wollen auch wir in Freimut ermahnen, wenn es nötig ist. Denn es geht immer darum, die Sünde zu hassen und den Sünder zu lieben. Wenn wir den Sünder nicht ermahnen, dann lieben wir ihn auch nicht, weil wir ihm dann schaden, da wir ihm die Wahrheit vorenthalten. Wir können nicht alle Katholiken oder sogar Nicht-Katholiken zur hl. Kommunion einladen, wenn sie nicht im Stande der heiligmachenden Gnade leben. Wer im Zustand der Todsünde lebt und kommuniziert, begeht eine weitere Todsünde, ein Sakrileg. Wenn wir nun so jemanden zur hl. Kommunion einladen, dann würden auch wir selbst eine Todsünde begehen, unsere Sünde wäre dann wohl noch größer als die Sünde desjenigen, der zur hl. Kommunion geht, denn wir würden ihn ja betrügen und manipulieren, wenn wir ihm sagen, dass er zur hl. Kommunion gehen darf, dass er ja kein schlechter Christ ist, dass er somit nicht umkehren muss. Jesus hat zuerst die Umkehr gepredigt. Das wollen wir auch tun, denn ansonsten betrügen wir die Menschen. Befreien wir uns in der Kraft Jesu Christi von jeglicher Menschenfurcht! Es geht nur um den Willen Gottes. Bitten wir stetig den Heiligen Geist darum, dass wir den heiligen Willen Gottes immer erkennen und erfüllen mögen! Jesus sagt uns deutlich, dass nicht der gerettet wird, der zu Ihm „Herr, Herr!“ sagt, sondern nur der, der den Willen Seines Vaters im Himmel tut.

Schauen wir immer in großer Liebe und Ehrfurcht zu unserem gütigen Vater im Himmel! Zu Ihm wollen wir, Er allein ist unser Ziel. Sein Reich möge kommen! Sein Reich hat schon begonnen. Wir dürfen Ihm jetzt schon nahe sein. Er ist unsere Heimat, in Ihm allein finden wir unseren Frieden. Was wären wir ohne Ihn?

Diejenigen, die unserem Herrn Jesus Christus nachfolgen wollen, müssen sich selbst verleugnen, müssen täglich ihr Kreuz auf sich nehmen und Ihm in Treue nachfolgen. Dies erfordert zuerst Demut, dann Liebe und Ausdauer. Wenn wir Jesus dienen wollen, werden wir uns dessen bewusst, dass Er es ist, der uns zuerst dient! Jesus ist gekommen, um uns zu dienen, indem Er Sein Leben für uns hingibt. Wenn wir Jesus dienen wollen, müssen wir einander dienen, müssen wir bereit sein, unser Leben füreinander hinzugeben. Wir wollen immer füreinander da sein, immer miteinander in Jesus vereint unseren Weg gehen. Wir wollen allein aus Seiner Liebe heraus leben!

Unser erstes und wichtigstes Apostolat ist unsere Liebe zum dreifaltigen Gott und zu Seiner katholischen Kirche. Alle, die zum mystischen Leib Jesu gehören, bilden eine Einheit. Wenn ein Glied leidet, dann leiden alle anderen mit, wenn ein Glied sich freut, dann freuen sich alle anderen mit, wie uns Paulus sagt. Wir sind füreinander verantwortlich. Dies muss die Grundlage unseres Apostolats sein. Ohne diese Grundlage könnten wir kein fruchtbares Apostolat vollbringen, könnten wir Jesus nicht helfen, Seelen zu retten. Wir können also sagen, dass wir zuerst nach innen hin apostolisch sein müssen, bevor wir es nach außen sind, zuerst innerhalb des mystischen Leibes, dann außerhalb dieses Leibes. Die Urchristen konnten nur überzeugend auf die Außenstehenden wirken, weil es ersichtlich war, dass sie sich untereinander wahrhaft geliebt haben. Wahre Gemeinschaft und wahre Liebe kann es nämlich nur in Gott geben! Wenn sich zwei Menschen wahrhaft lieben, dann geht dies nicht ohne Gott. Gott ist das einende Band. Und jeder Mensch sehnt sich nach dieser wahren Liebe, nach dieser Gemeinschaft der Liebe. Die Kirche soll eine Gemeinschaft der Liebe sein, sie soll die Familie Gottes sein. Jesus bittet Seinen Vater in Joh 17,21-23 darum, dass wir vollkommen eins sein sollen, so wie Er mit dem Vater eins ist. Die Einheit zwischen dem ewigen Vater und Seinem Sohn ist für uns unvorstellbar, sie ist absolut, aber wir sollen genauso eins werden. Wir sollen mit Christus eins werden und untereinander. Und diese Einheit überzeugt die Nicht-Christen. Wenn wir also heilig werden wollen, müssen wir in der Liebe Jesu bleiben und untereinander vollkommen eins sein. Dann wird unser Apostolat viele gute Früchte hervorbringen. Daran gibt es keinen Zweifel, auch wenn wir diese Früchte meist selbst nicht sehen. Wie wunderbar ist die Kirche, wie wunderbar sind die Wege Gottes! Die Wege Gottes sind immer Heilswege. Gehen wir auf diesen Wegen, dann kommen wir sicher ins himmlische Vaterhaus heim!

Heim zum ewigen Vater! Wir sehnen uns danach, innerhalb der heiligsten Dreifaltigkeit in Ewigkeit zu leben. Dann leben wir in der Liebe. In Gott gibt es nur Liebe und dort wollen wir hin. Aber vergessen wir nicht, dass wir auch jetzt schon dazu berufen sind, in dieser Liebe zu leben!


Wir wollen unserem dienenden Herrn Jesus dienen, indem wir unserem Nächsten dienen. Wir Menschen sind leicht verwundbar, alle Menschen haben ihre Wunden. Viele Menschen verschließen ihre Herzen, weil sie Angst vor neuen Verwundungen haben. Schlimm sind die tödlichen Wunden, am schlimmsten sind die Wunden, die zum wahren, ewigen Tod führen, in die ewige Verdammnis. Diese Wunden der Seelen (nicht im Sinne der Psychologie, für die Psyche und Seele identisch sind. Wir Christen verstehen unter der Seele eines Menschen seinen unsterblichen Geist, freier Wille und Vernunft, aber nicht die Gefühle, welche zum Leib gehören) ziehen sich die Menschen durch freiwillig begangene Todsünden zu. Unsere Gemeinschaft möchte sich vor allem solcher Menschen annehmen, die sich von Gott durch eine schwere Sünde freiwillig getrennt haben. Diese Menschen wollen wir zur Umkehr aufrufen. Wir wollen ihnen zeigen, dass Gott nur darauf wartet, dass sie umkehren, damit Er sie in größter Liebe umarmen kann und sie in Sein innerstes Heiligtum aufnehmen kann. Wenn wir Menschen zur Umkehr aufrufen, können wir dies nur dann in rechter und fruchtbarer Weise tun, wenn wir uns selbst nicht für besser halten. Das ist wesentlich. Da muss sich jeder von uns immer wieder aufs Neue selbst kritisch überprüfen und sich in der Beichte überprüfen lassen. Die größte Gefahr für unser geistliches Leben ist der Hochmut, besonders dann, wenn er in uns verborgen schlummert, so dass er nicht so leicht ersichtlich wird. Wer sich besser als ein anderer fühlt, ist absolut ungeeignet für das Apostolat und somit auch für unsere Gemeinschaft. Üben wir uns täglich in die Demut ein! Jedes Mitglied unserer Gemeinschaft nimmt sich fest vor, regelmäßig zu beichten, am besten öfters wie einmal im Jahr. Einmal im Jahr schreibt die Kirche ja als Minimum vor. Mindestens einmal im Monat könnte sehr sinnvoll sein, weil dies dazu führt, dass man sich besser kritisch überprüft und hinterfragt. Ja, ein Christ sollte sich selbst kritisch hinterfragen und sich nicht denken, dass er alles gut macht. Gott allein ist gut, wir neigen immer wieder zum Bösen. Jesus will von uns nicht nur, dass wir Ihn nicht mehr durch unsere Sünden beleidigen und verwunden, sondern Er will von uns, dass wir vollkommen wie Sein Vater werden. Ein Mensch, der sich selbst für gut hält, ist sehr weit von einer realistischen Sichtweise und von wahrer Demut entfernt. Die Demut führt uns zum Realismus und der Realismus führt uns zur Demut. Ohne Demut sind wir blind für die Wirklichkeit, ohne Demut sehen wir uns selbst zu gut und den anderen zu schlecht. Wir alle sind Sünder und bedürfen Tag für Tag der unendlichen Barmherzigkeit Gottes! Auch wenn wir im Zustand der heiligmachenden Gnade leben und ein anderer nicht, dürfen wir nie denken, dass wir besser seien. Es ist ja nicht unser Verdienst, wenn wir im Zustand der heiligmachenden Gnade leben, sondern allein der Verdienst Jesu und Seiner heiligen Wunden. Nur durch Seine Wunden können unsere Seelen geheilt werden. Es kommt darauf an, dass wir dies den Menschen demütig und glaubwürdig verkünden. Beten wir viel für die Bekehrung der Sünder! Jesus hat uns alles geschenkt, Sein gottmenschliches Leben, Seine heiligen Wunden. Wir dürfen und sollen diese heiligen Wunden Jesu dem himmlischen Vater für die Bekehrung der Sünder aufopfern. Denn die Verdienste der Wunden Jesu sind unermesslich, mehr können wir dem Vater nicht anbieten. Was sind schon unsere Worte und unsere eigenen Leiden? Unsere Worte und Leiden, all unser Leben wird erst dann wertvoll, wenn wir es mit dem Leben und den Leiden Jesu vereinigen und es so dem ewigen Vater für die Sünder darbringen.

Betrachten wir hierzu das Gleichnis Jesu vom Knecht:


Gleichnis vom Knecht

7 Wer von euch wird zu seinem Knecht, der pflügt und das Vieh hütet, wenn er vom Feld heimkommt, sagen: >Nun komm gleich und setze dich zu Tisch!<

8 Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: >Richte mir die Mahlzeit her, gürte dich und bediene mich, bis ich gegessen und getrunken habe; danach kannst auch du essen und trinken?<

9 Weiß er dem Knecht etwa Dank dafür, dass er seine Befehle ausgeführt hat?

10 So sollt auch ihr, wenn ihr alles getan habt, was man euch aufgetragen hat, sagen: >Unnütze Knechte sind wir, wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.<"


Es ist unsere Pflicht, mit dem heiligen Willen Gottes treu mitzuwirken und dies ist immer zu unserem Besten. Wenn wir es nicht tun, schaden wir uns nur selbst, dann gehen wir auf dem falschen Weg. Es ist eine Gnade Gottes, wenn Er uns zeigt, was unsere Aufgabe, unsere schuldige Pflicht ist. Danken wir Ihm dafür und erfüllen wir all unsere Pflichten mit einem frohen und dankbaren Herzen, auch wenn es uns oft schwer fällt! Wenn wir dann unsere Pflicht getreu erfüllt haben, dürfen wir nicht denken, dass wir nun etwas Besonderes sind, oder dass wir besser sind als diejenigen, die ihre Pflicht nicht erfüllen. Es ist die Gnade Gottes, wenn wir Seinen Willen erkennen und erfüllen dürfen. Danken wir Ihm hierfür! Wir sind nicht gut, wir sind nur unnütze Knechte. Der Wille Gottes ist immer das Beste für unser Seelenheil und für dasjenige der uns anvertrauten Menschen.

All unsere Pflichten, all unsere Aufgaben, sind vor Gott gleich wertvoll. Entscheidend allein ist die Liebe, mit der wir unsere Aufgaben erledigen. Nur die Liebe macht den Wert aus! Gott ist gut, alles, was Er tut, ist nur gut. Ahmen wir Ihn nach und versuchen auch wir durch Seine Gnade alles gut auszuführen! Es kommt im Leben auf die Qualität und nicht auf die Quantität an. Unsere heutige Leistungsgesellschaft sieht dies genau anders herum. Dort will man möglichst viel produzieren und konsumieren. So vieles wird weggeworfen, die Umwelt wird oftmals zerstört, auf die Mitmenschen wird oft wenig Rücksicht genommen, viele Menschen werden ausgenützt und ausgebeutet. Dem müssen wir mit einem anderen, an Gott orientierten Lebensstil entgegenwirken! Wir wollen versuchen, aus der Kraft Gottes heraus das Gute zu tun, alles in Liebe, in innerer Freude und in innerem Frieden gehorsam zu erfüllen! Denken wir nie, dass wir eine weniger schöne Aufgabe haben als unser Mitbruder, als unsere Mitschwester! Gewiss sind nicht alle Aufgaben gleich angenehm, aber darauf kommt es ja nicht an. Gerade die unangenehmen Aufgaben können uns am meisten helfen, um heilig zu werden. Nehmen wir die Dinge so an, wie sie auf uns zukommen, vertrauen wir schlicht und einfach auf die immer gütige göttliche Vorsehung! Dann wird unser Leben innerlich erfüllt, dann erfüllt uns der Heilige Geist mit Seiner Liebe!



3. Vertiefung unserer Spiritualität


In diesem Kapitel geht es vor allem um die Leiden Jesu und um unsere Leiden um des Evangeliums willen.


Wie wertvoll sind unsere Leiden?

Ohne die Verdienste Jesu haben sie keinen Wert. All unser Leben hat nur einen Wert, weil Jesus uns erlöst hat, weil Er für uns gelebt und gelitten hat, weil Er für uns am Kreuz gestorben und von den Toten auferstanden ist. Aber auch dies reicht noch nicht aus. Denn es ist notwendig, dass wir glauben, dass Jesus wahrer Gott und wahrer Mensch ist, dass wir uns taufen lassen, um in den Stand der heiligmachenden Gnade zu gelangen. Und in diesem Stand müssen wir bleiben, wenn wir gerettet werden wollen, wenn unser Leben gute Früchte hervorbringen soll. Wenn wir durch eine Todsünde aus diesem Stand herausfallen, müssen wir möglichst schnell unsere Sünde bereuen und zur hl. Beichte eilen, aufrecht und ungeschönt unsere Sünde bekennen und uns fest vornehmen, sie nie wieder zu begehen. Bitten wir Gott um eine heilige Abscheu vor jeder Sünde! Und misstrauen wir uns selbst, denn ohne Gott vermögen wir nichts außer der Sünde!

Erst wenn wir im Stande der heiligmachenden Gnade leben, kann also unser Leben, unser Lieben und Leiden durch die Gnade Jesu fruchtbar werden, vor allem wenn wir um des Evangeliums willen leiden, für die Rettung der Seelen unser Leben in der Liebe Christi hingeben. Wenn wir dann an der heiligen Messe aktiv teilnehmen, wird auch unser Leben, unsere Liebe und unsere Leiden mit dem heiligen Opfer Jesu vereinigt und so dem himmlischen Vater aufgeopfert. So sind wir in die Erlösung mit hinein genommen. Es kommt also durchaus auch auf unser Leben, unsere Liebe, unsere Leiden an, aber eben nur, wenn wir durch die Gnade Jesu im Stande der heiligmachenden Gnade leben dürfen. Durch Jesus wird also unser Leiden fruchtbar für die Rettung der Seelen. Dennoch ist Jesus allein unser aller Erlöser und Retter. Wir sind keine Miterlöser, aber wir dürfen und sollen an der Erlösung Jesu mitwirken. Wir dürfen Jesus helfen, Seelen zu retten. Welch eine unermesslich hohe Aufgabe und Würde, die uns Jesus schenkt! Wir dürfen Seine Brüder und Schwestern sein, wir sind Seine Freunde, wenn wir Seinen Willen erfüllen. Dank sei unserem guten Gott! Ihm allein gebührt die Ehre! Ihm huldigen wir.



Mein Gott, Du allein bist gut, Du bist die ewige Liebe. Du hast unseren Leib aus dem Erdenstaub gemacht und Du hast uns eine unsterbliche Seele geschenkt. Ohne diese Seele wären wir wie die Tiere, aber nun können wir mit unserer Vernunft die Wahrheit erkennen und mit unserem freien Willen lieben. Wir sind zwar nun dazu fähig, dennoch sind wir oft blind und lieblos, weil wir allzu oft glauben, dass wir ohne Dein Licht die Wahrheit erkennen können und ohne Deine Liebe lieben können. Lehre uns die wahre Demut, damit wir immer klarer erkennen, dass wir ohne Dich nichts vollbringen können. Das, was wir ohne Dich können, ist die Sünde, aber die Sünde ist ein absolutes Nichts, sie ist ein Nicht-Werk, ein Unwerk. Du, Herr Jesus Christus hast das Werk vollbracht, unsere Erlösung am Kreuz. Hilf uns, dass wir mit Dir wirken, denn ohne Dich können wir nicht wirken, ohne Dich bleibt unser Leben fruchtlos, schal, nutzlos! Du bist das Leben, ohne Dich können wir nicht leben, ohne Dich kommen wir in die Hölle, in der es kein wahres Leben gibt. Nur in Dir können wir das ewige Leben, die ewige Freude, das ewige Glück, den ewigen Frieden, die ewige Liebe finden, fern von Dir sind wir ewig tot, fern von Dir leiden wir die ewige Qual, weil wir in der Hölle ständig daran denken müssen, dass unser ganzes Leben absolut verfehlt ist, absolut unnütz und sinnlos. Herr, bewahre uns vor diesem schrecklichen Ort, vor diesem Unleben, vor diesem grausigen, eiskalten Nichts! Du hast uns eine so hohe Würde geschenkt, indem Du uns nach Deinem Ebenbild erschaffen hast. Hilf uns, dass wir mit Deinem Geschenk gut umgehen, dass wir uns Deiner würdig erweisen, dass wir Dich lieben, dass wir einander lieben und helfen! Du bist es, der uns immer zuerst liebt, aber wir müssen auf diese Liebe mit Liebe antworten, wenn wir nicht in die ewige Finsternis eingehen wollen. Du willst unser ewiges Heil! Hilf uns, immer auf Deine Stimme zu hören, Dir immer zu gehorchen, immer nur Deinen heiligen Willen zu erfüllen! Bitte richte uns immer wieder auf, wenn wir fallen, wenn wir uns von Dir entfernen! Lass uns nicht im Schmutz der Sünde liegen! Du bist ja für uns am Kreuz gestorben zur Vergebung unserer Sünden!

Niemals können wir Dir dafür genug danken. Herr, schenke uns immer eine tiefe Reue, ein zerknirschtes Herz! Du siehst unsere gebrochenen Herzen. Heile sie durch Deine heiligen Wunden!

Herr Jesus Christus, ich hoffe allein auf Dich, ich sehne mich nach Dir, lass mich eingehen in Dein Reich der Liebe und des Friedens! Ich bitte Dich um eine heilige Sterbestunde! Amen.



Wenn wir jetzt leiden, weil wir an Jesus Christus glauben, weil wir bekennen, dass Er der Sohn Gottes ist, der Mensch geworden ist, für uns gelitten hat, von den Toten auferstanden ist, oder weil wir uns zur katholischen Kirche bekennen, obwohl diese ständig öffentlich verhöhnt wird, oder weil wir uns für die Wahrheit und die Gerechtigkeit mit Hingabe einsetzen, dann ist dies nicht nur unser Leiden, sondern auch und vor allem das Leiden Jesu Christi, das Er damals vor 2000 Jahren für uns erlitten hat, das aber jetzt in uns gegenwärtig, wirksam und fruchtbar wird. Die damaligen Leiden Jesu sind nun in uns gegenwärtig gesetzt, denn Er hat ja für jeden von uns Sein gottmenschliches Leben hingegeben, Er hat Sein kostbares Blut für uns vergossen, um uns zu erlösen. Ohne Sein Kreuzesopfer würden wir fern von Gott leben, wären wir mit Gott unversöhnt, wäre unser Leben fruchtlos. Wenn wir also leiden, um der Wahrheit, um der Gerechtigkeit, um der Liebe willen, dann ist unser Leiden nur fruchtbar und verdienstvoll, weil Christus Sein Leben für jeden von uns hingegeben hat. Wir müssen kleiner werden, damit Er in uns größer werden kann. Wir müssen uns selbst verleugnen, damit Er in uns leben, leiden und lieben kann. Wir müssen demütig werden, uns selbst misstrauen, damit wir nichts Gutes von uns selbst erwarten, sondern alles Gute allein von Gott erwarten, auf den allein wir unser ganzes Vertrauen setzen müssen. Unser Ziel muss sein, mit dem hl. Paulus sprechen zu können: „Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir!“ Ja, Christus ist unser Leben, ohne Ihn nur Tod. Er möge in uns leben, leiden, sterben und auferstehen. Wir wollen nur noch mit Ihm leben, leiden und lieben, mit Ihm sterben und auferstehen. Wir wollen mit dem hl. Paulus sprechen: „Ich bin der Welt gekreuzigt und die Welt ist mir gekreuzigt.“ Der Himmel soll unsere Heimat sein. Unser Schatz soll Gott allein sein. Sammeln wir keine irdischen Schätze, sondern himmlische! Denken wir an die Gleichnisse Jesu mit dem Schatz im Acker oder mit der kostbaren Perle! Wer den wahren Schatz, nämlich Gott gefunden hat, verzichtet mit Freude auf alles andere. Je mehr wir bereit werden, auf die irdischen Schätze zu verzichten, umso mehr kann uns Gott mit Seinem Heiligen Geist erfüllen, innerlich erneuern, beleben, leiten und heiligen. Wollen wir Christus in Seiner Armut und Demut nachfolgen, wollen wir Ihm dienen, wollen wir Seine unendliche Liebe mit unserer kleinen Liebe erwidern, oder wollen wir unseren eigenen Vorteil in dieser kleinen, vergänglichen Welt suchen? Die Zeit unseres Erdenlebens ist kurz bemessen, eine kleine Spanne, eine kleine Weile, dann vergehen wir wie die Lilie auf dem Felde. Dann beginnt die Ewigkeit. Oder hat sie schon jetzt begonnen? Ja, sie hat schon jetzt begonnen. So wie wir jetzt leben, so wie wir uns jetzt entscheiden, werden wir von Gott nach unserem Tod gerichtet werden, dann folgt der ewige Lohn oder die ewige Strafe. Wir leben nur einmal, wir müssen uns jetzt entscheiden, für die hingebungsvolle Liebe, oder für den Egoismus, für die Demut oder für den Hochmut. So viele Menschen hören auf, die Wahrheit zu suchen, weil sie sehen, dass die Wahrheit viel von ihnen fordert, weil die Wahrheit oft sehr unbequem ist, weil die Wahrheit uns ständig herausfordert, weil die Wahrheit absolut ist und keine Kompromisse eingeht, weil die Wahrheit von uns fordert, dass wir unser Leben ändern, liebgewonnene Gewohnheitssünden aufgeben. Die Wahrheit fordert alles von uns, wir müssen uns nach ihr hin ausrichten, nicht umgekehrt, wenn unser Leben gelingen soll. Die Wahrheit kann man sich nicht nach eigenem Gutdünken zusammenbasteln und zurechtbiegen.

Vielleicht erkennen wir jetzt ein wenig besser, was Jesus unter Selbstverleugnung versteht. Wir denken, dass uns so ein Leben überfordert, dass wir nicht auf alle möglichen irdischen Annehmlichkeiten verzichten können. Zuerst muss man dazu sagen, dass wir aus eigener Kraft nichts Gutes vermögen, dass wir aber den Willen Gottes dank Seiner Gnade immer erfüllen können. Dann muss man dazu sagen, dass Gott weiß, dass wir Menschen aus Fleisch und Blut sind und dass Er sich unserer Bedürfnisse annehmen wird, wenn wir unser ganzes Vertrauen auf Ihn allein setzen. Jesus sagt: „Suchet zuerst das Reich Gottes und alles andere wird Euch hinzugegeben werden!“ Er sagt uns, wir sollen nicht kleingläubig sein, sondern gläubig. Und Er sagt uns, wir sollen uns nicht vor den Menschen fürchten, denn diese können uns nicht von Ihm und Seiner Liebe trennen. Bleiben wir in Seiner Liebe, dann wird alles gut! Wenn wir in Seiner Liebe bleiben, wenn wir treu auf Ihn hören, dann wird Er unser Inneres umwandeln, so dass wir Ihm immer ähnlicher werden. Je ähnlicher wir dem Sohne Gottes werden, umso mehr wird uns der Heilige Geist erfüllen und der ewige Vater lieben. Dank sei Ihm!

Denken wir immer daran, dass unser Herr Jesus Christus Sein Leben für uns Sünder hingegeben hat, damit wir von der Sklaverei der Sünde frei werden, damit wir die Möglichkeit haben, auf ewig gerettet zu werden. Er hat uns alles ohne Vorbehalt geschenkt, Sein Leben, Seine Leiden, Seine Wunden, Sein Herz, Sein kostbares Blut, Seinen Tod, Seine Auferstehung, Seine ganze Liebe, Seinen Heiligen Geist. In jeder heiligen Kommunion empfangen wir all dies! Wehe dem, der nicht im Stande der heiligmachenden Gnade lebt und Ihn empfängt! Wir sind nie würdig genug, um Ihn zu empfangen, aber durch die Todsünde trennen wir uns freiwillig von Gott. Ich kann mich nicht von Gott trennen und Ihn gleichzeitig in der hl. Kommunion empfangen, auch nicht geistiger weise. Das wäre eine schwere Lüge, ein Betrug, ein Sakrileg. Seien wir nie gleichgültig, wenn wir Ihn empfangen, schenken wir Ihm all unsere armselige Liebe! Empfangen wir Ihn mit einem glühenden Herzen! Danken wir Ihm unentwegt für all Seine Liebe, für all Seine Gnaden! Wir können Ihm nie genug danken.

Hilf uns, Dich wahrhaft zu lieben, o guter Gott!

Wenn wir also Jesus in der hl. Kommunion im Zustand der heiligmachenden Gnade empfangen, dann empfangen wir den auferstandenen Herrn, Seine ewige Gottheit und Seinen verklärten Leib mit Seinen verklärten Wunden. So wie der Apostel Thomas die verklärte Seitenwunde Jesu berühren durfte, so dürfen wir mit unserer Zunge und vor allem mit unserer Seele die verklärten Wunden Jesu berühren und sie in uns ganz aufnehmen, uns mit ihnen ganz vereinigen, unsere Wunden mit den Wunden Jesu vereinigen und sie so dem himmlischen Vater aufopfern, für die hl. Kirche, zur Sühne für unsere Sünden, für die Armen Seelen im Fegefeuer. Auf diese Art und Weise wird unser Leben äußerst fruchtbar, denn so lebt, leidet, liebt und wirkt Jesus in uns und durch uns. Denken wir hier besonders an den Wunden-Jesu-Rosenkranz. Auf den großen Perlen beten wir: „Ewiger Vater, ich opfere Dir die Wunden unseres Herrn Jesus Christus auf, um die Wunden unserer Seelen zu heilen.“ Auf den kleinen Perlen beten wir 10 mal: „Mein Jesus, Verzeihung und Barmherzigkeit durch die Verdienste Deiner heiligen Wunden!“ Diese beiden Gebete hat Jesus der Marie Marthe Chambon geoffenbart. Jesus schenkt sich uns ganz, so schenkt Er uns auch Seine Verdienste, es ist dann fast so, als ob wir das verdient hätten, was Er verdient hat. Wir haben es natürlich nicht wirklich verdient, aber wir dürfen und sollen mit diesen Verdiensten Jesu mitwirken. Bleiben wir in der Liebe Jesu, bergen wir uns in Seinen heiligen Wunden, empfangen wir dort all Seine Liebe, all Seine Gnaden und künden wir allen Menschen Seine unendliche Liebe und Barmherzigkeit!

Warum kommen nicht alle Menschen zu unserem guten Herrn Jesus Christus? Er allein kann uns unsere Sünden vergeben. Er will es, aber wir müssen es auch wollen. Nötig ist, dass wir unsere Sünden im Blick auf die Leiden Jesu bereuen und sie Ihm demütig bekennen!


Herr Jesus, mein Heiland und Erlöser, Du hast Dein Leben aus Liebe zu uns hingegeben, um die Kirche, Deinen mystischen Leib zu gründen und um uns durch Deinen geheimnisvollen Leib alle Gnaden zu schenken, die wir brauchen, um unser ewiges Heil in Dir zu erlangen. Dank sei Dir mein guter Gott! Unser Lobpreis gehört Dir allein! Hilf mir, Dein Leben nachzuahmen, hilf mir, zu lieben wie Du geliebt hast, hilf mir, ganz für Dich zu leben, hilf mir, mein Leben für die Kirche hinzugeben, hilf mir, Dir zu helfen, Seelen zu retten! Hilf mir, ohne Dich gehe ich zugrunde! Bleib immer bei mir, mein lieber Herr und hilf mir, dass ich immer in Dir bleibe! Ziehe Du mich immer enger an Dich, lass mich in Deinen heiligen Liebeswunden für immer geborgen sein! Amen.



Liebster Herr Jesus Christus, Du hast Dich vollständig entäußert, Du bist Mensch geworden und hast die bittersten Leiden erfahren, Du hast sie aus Liebe zu uns auf Dich genommen, Du hast Deinen heiligen Leib am Kreuz für uns hingegeben, um uns zu erlösen, um uns von der Sünde zu befreien. Wir danken Dir aus ganzem Herzen für all Deine Liebe! Lob und Preis sei Dir, Du Allheiliger! Hilf uns immer besser zu erkennen, was Du alles für uns getan hast und sporne uns an, so zu handeln wie Du es getan, hilf uns, alles aus Liebe zu tun, hilf uns, in Dir zu bleiben, uns von niemandem von Dir abbringen zu lassen! Wir dürfen Glieder Deiner heiligen Kirche sein, sie ist Dein mystischer Leib, durch sie gehören wir zu Dir, durch sie sind wir hineingenommen in das erhabene Geheimnis unserer Erlösung. Die Erlösung wird uns zuteil durch die heilige Taufe. Wir als Erlöste sind dazu berufen, unser Leben, unsere Freuden und unsere Schmerzen aus Liebe mit Deinem Leben zu vereinigen, uns mit Dir dem ewigen Vater als Opfer darzubringen, zur Ehre Gottes, zum Heil der Seelen und zur Hilfe der Armen Seelen im Fegefeuer. Du starbst ein einziges Mal für uns, doch in jeder heiligen Messe ist Dein Kreuzesopfer und Deine Auferstehung, ja Dein ganzes heiliges Leben gegenwärtig. So können wir unser Leben mit Deinem, unsere Leiden mit Deinen vereinigen und uns so dem himmlischen Vater hingeben. Auch wenn das Ganze ein Opfer ist, so ist es doch reinste Freude, denn wo ist unser armseliges Leben besser aufgehoben als bei Dir mein guter, dreifaltiger Gott! In Dir wollen wir leben und sterben, aus Liebe, in Freude, in ewiger Dankbarkeit. Du bist nur gut, mein Gott, Du kennst all unsere Schwachheiten und Unzulänglichkeiten, Du kennst unsere Neigungen zum Bösen, Du siehst aber vor allem unseren guten Willen. Du überforderst uns nicht, Du erfüllst uns mit Deiner Freude, mit Deiner unendlichen Liebe, mit Deinem ewigen Frieden, den die Welt nicht geben kann. Schlimm ist es nur, wenn wir keinen guten Willen haben, wenn wir aufhören, die Wahrheit und die Liebe zu suchen und zu verwirklichen. Bitte hilf uns, dass wir nie auf diesen Irrweg gelangen! Denn dieser Weg führt in die ewige Verdammnis. Kehren wir um, solange noch Zeit ist! Wenn wir Dein Leiden betrachten, dann erkennen wir Deine Liebe. Wenn wir Deine Liebe erkennen, können wir nur mit unserer armseligen Liebe darauf antworten. Die Liebe kann man nur mit Liebe erwidern. Aber heute erkaltet die Liebe immer mehr, bei vielen Menschen geht sie scheinbar ganz verloren. Woran liegt das, mein guter Gott? Sicher daran, dass sich viele Menschen nicht mehr um Dich kümmern, dass sie Dein Leben, Deine Leiden, Deine unendliche Liebe nicht mehr in Stille und Demut betrachten. Der Teufel will die Menschen mit rein irdischen Dingen anlocken und sie immer mehr verführen und gefangen nehmen, er will nicht, dass die Menschen die Stille suchen. Herr, hilf uns, still zu werden, uns auf Dich hin auszurichten, hilf uns, in Dir allein unsere Ruhe, unseren Frieden zu suchen! Die Verwirrung in der Welt und in letzter Zeit auch in der Kirche wird immer größer, die Menschen werden immer unruhiger, immer unzufriedener, immer gleichgültiger und oberflächlicher, weil sie nur noch auf das Irdische aus sind, aber sehen, dass dies ihr Herz, ihre innerste Sehnsucht nicht erfüllen kann. Herr Jesus, rette uns, komm uns zu Hilfe und zerstöre die Werke des Satans zur rechten Zeit! Öffne unsere Augen, unsere Ohren und unsere Herzen für die Wahrheit und für die Liebe, für Dich! Amen.



Die Leiden Jesu Christi sind für uns unvorstellbar, wir können sie nicht erfassen, wir können uns ihnen nur immer mehr liebend annähern. Das ganze irdische Leben Jesu war eine Opfergabe. Denn Er ist nur Mensch geworden, um uns zu erlösen und zu erretten, Sein Leben war eine einzige Hingabe. Dies soll aber keineswegs heißen, dass Sein Leben nicht auch zugleich voller Freude war. Es geht hier um die innere Freude. Jesus war voll tiefster innerer Freude, Er wusste, dass Er der Sohn Gottes ist, Seine Freude war vor allem Seine Verbundenheit mit dem Vater und dem Heiligen Geist. Und Er freute sich, dass Er durch Seine Leiden und Seine Auferstehung viele Menschen retten durfte. Er wusste im voraus, wer sich durch Ihn retten lassen wird und wer nicht. Die Tatsache, dass sich viele nicht durch Ihn erretten lassen, hat Ihm unendlich viele Leiden verursacht. Wir können uns ja nicht im Geringsten vorstellen, wie sehr Jesus jeden einzelnen Menschen liebt. Er ist unser Schöpfer und Erlöser, wir sind Sein Eigentum, dennoch sind wir frei, uns für oder gegen Ihn zu entscheiden. An dieser Entscheidung kommt kein Mensch vorbei. Wir müssen uns für oder gegen die ewige Liebe entscheiden. So wie wir uns entscheiden, werden wir gerichtet. Jesus sagt, wer nicht an Ihn glaubt, ist schon verdammt. Dies kling hart, ist es aber nicht. Denn die ewige Liebe ist für uns Mensch geworden, um uns nur Gutes zu tun, um uns mit dem göttlichen Leben zu erfüllen. Aber wenn ein Mensch hartnäckig und dauerhaft die ewige Liebe kalt ablehnt, kann Er nicht gerettet werden, Gott will sich niemandem aufdrängen. Wahre Liebe ist niemals aufdringlich, aber sehr wohl eindringlich und durchdringlich. Er möchte uns mit all Seiner Liebe durchdringen und erfüllen.

Zu Seinen Lebzeiten hat unser Herr unvorstellbar gelitten, vor allem am Gründonnerstag und am Karfreitag. Sein Hauptleiden waren unsere Sünden, vor allem unsere Todsünden, durch die wir uns von Gott trennen. Und Jesus kannte all unsere Sünden. Wir können uns nicht vorstellen, wie sehr Ihn unsere Sünden geschmerzt haben. Er hat all unsere Sünden, all unsere Schmerzen auf sich genommen. Wenn wir die Leiden Jesu Christi betrachten, zum Beispiel beim Gebet des schmerzhaften Rosenkranz, ist es gut, wenn wir daran denken, wie sehr Jesus durch unsere Sünden gelitten hat, wie sehr Er durch alle Ungerechtigkeiten gelitten hat, wie sehr Er in den verfolgten Christen gelitten hat, wie sehr Er in den abgetriebenen und ermordeten Kindern gelitten hat.

Jesus ist auferstanden! Halleluja! Er ist das ewige Leben! Nehmen wir teil an Seiner unendlichen Freude! Freuen wir uns mit Ihm! Jubeln und singen wir! Aber nehmen wir genau so teil an Seinen unermesslichen Leiden, indem wir uns gegen jede Ungerechtigkeit einsetzen, indem wir uns für die verfolgten Christen einsetzen, indem wir uns gegen die Abtreibung einsetzen, indem wir die Sünde verurteilen, aber den Sünder lieben, damit dieser zum Glauben finden kann. Denn wie könnte der Sünder zum Glauben finden, wenn ihn niemand liebt, wenn ihm niemand eine Chance geben will! Seien wir barmherzig wie unser Vater im Himmel barmherzig ist! Aber üben wir keine falsche, scheinbare Barmherzigkeit, indem wir die Sünde verharmlosen, relativieren! Damit würden wir dem Sünder keinen Gefallen erweisen, im Gegenteil, wir würden ihm sehr schaden, weil wir ihm dann nicht zeigen, dass er umkehren muss, um gerettet zu werden. Ermahnen wir also den Sünder in Liebe! Vergeben wir allen, die uns Unrecht erwiesen haben, denn wir sind alle Sünder, die der Vergebung bedürfen! In der Vergebung der Sünden drückt sich die Liebe am stärksten aus. Jesus hat Sein kostbares Blut für uns arme Sünder vergossen zur Vergebung unserer Sünden!

So wie wir innig Anteil an den Leiden und Freuden Jesu Christi Anteil nehmen sollen, sollen wir auch an den Leiden und Freuden der Menschen Anteil nehmen. Wenn wir dem Leidenden unsere Liebe erweisen, erweisen wir sie dem Herrn. Vergleiche auch die Worte Jesu an uns in Lk 7,31-35:

31 Mit wem soll ich nur die Menschen dieses Geschlechts vergleichen? Wem sind sie gleich?

32 Kindern gleichen sie, die auf dem Marktplatz sitzen und einander zurufen: >Wir haben für euch auf der Flöte gespielt, aber ihr habt nicht getanzt; wir haben Klagelieder angestimmt, und ihr habt nicht geweint.<

33 Johannes der Täufer ist aufgetreten; er aß kein Brot und trank keinen Wein. Da sagt ihr: >Er hat einen Dämon.<

34 Der Menschensohn ist aufgetreten; er isst und trinkt. Da sagt ihr: >Seht da den Schlemmer und Trinker, den Freund der Zöllner und Sünder!<

35 Und doch ist die Weisheit von allen ihren Kindern gerechtfertigt worden."


Oder bedenken wir die Worte des Apostels Paulus, dass wir mit den Leidenden leiden sollen und uns mit den Frohen freuen sollen! Kein Mensch darf uns egal sein, die Gleichgültigkeit, die Lieblosigkeit ist das größte Übel. Die Liebe können wir aber nur von unserem guten Gott erhalten. Er will sie uns schenken, Er wird sie uns schenken, wenn wir Seinen Sohn in Liebe annehmen. Und wir können nicht zwei Herren dienen, entweder dienen wir Gott oder dem Mammon. Wenn wir Gott dienen wollen, wenn wir lieben wollen, müssen wir uns von unserem rein weltlichen Denken lösen, dann müssen wir umdenken, umkehren, uns von der Habsucht lösen. Gott schenkt uns alle Gnade dafür, wenn wir Ihn darum bitten, denn darauf können wir uns immer verlassen, dass Er uns liebt und nur das Beste für uns will.

Können wir Jesus in Seinen bitteren Leiden trösten, obwohl Er vor 2000 Jahren gelitten hat? Wenn wir aus Seiner Kraft heraus, durch Seine Gnade lieben, die Leidenden trösten, das Gute tun, dann haben wir damit auch Jesus getröstet, denn Er hat zu Seinen Lebzeiten unsere Liebe vorausgesehen, natürlich auch unsere Sünden, durch die wir Ihm Leid zugefügt haben. Alle Liebenden zu allen Zeiten waren Ihm ein großer Trost. Werden wir zu wahrhaft Liebenden!

Der hl. Paulus sagt öfters und sehr eindringlich, dass wir mit Jesus leiden müssen, mit Ihm gekreuzigt werden müssen, um mit Ihm auferstehen zu können und in die Herrlichkeit des Vaters eingehen zu können.

Das ist nun die große Frage: Wie können wir mit Jesus leiden, mit Ihm gekreuzigt werden?

Zuerst müssen wir uns von Seiner Person anziehen lassen. Dann müssen wir Ihn immer besser kennenlernen. Je tiefer wir Ihn kennen, desto besser können wir Ihn lieben. Aber Er ist es immer, der uns zuerst liebt, der uns unentwegt sucht und uns immer nachgeht, auch wenn wir uns verirren, wenn wir sündigen und uns von Ihm, der ewigen Liebe trennen. Wir können ja nicht lieben ohne Ihn, ohne Seine zuvorkommende Gnade. Bitten wir Ihn inständig um diese Gnade der Liebe! Beten wir innig und empfangen wir die heiligen Sakramente! Beten wir den heiligen Kreuzweg und versuchen wir dabei, die heiligen Leiden Jesu nachzuempfinden, denken wir daran, dass auch wir an Seinen Leiden durch unsere Sünden mitschuldig geworden sind! Erwecken wir in uns die Reue!

In gleicher Weise, wenn wir den schmerzhaften Rosenkranz beten. Und nun zum Höhepunkt unseres christlichen Lebens: Die heilige Messe. Feiern wir sie innig und ehrfürchtig mit! Die heilige Messe ist die Vergegenwärtigung des hl. Kreuzesopfers Jesu Christi. Jesus gibt Sein Leben dem Vater hin, für uns, zur Vergebung unserer Sünden! Vereinigen wir uns mit unserem Erlöser, indem auch wir unser Leben dem Vater hingeben, um Jesus zu helfen, Seelen zu retten! Welch eine hohe Erwählung! Wir armen Sünder dürfen unserem Herrn helfen, Seelen zu retten! Aber wie wir sehen, geht das nicht ohne unsere völlige Hingabe an den Willen des Vaters. Seien wir nicht opferscheu, sondern liefern wir uns voller Vertrauen unserem guten Gott aus! Beten wir, dass in allem nur der Wille Gottes geschehen möge und dass Gott über unser Leben nach Seinem Willen verfügen möge, im Vertrauen, dass Er immer nur das Beste für uns will, dass Er uns niemals untergehen lassen wird!

In der heiligen Messe und in der heiligen Beichte schenkt uns Gott alle Gnaden, die wir brauchen, um heilig zu werden, damit wir lernen, unsere Leiden geduldig zu ertragen. Wenn wir leiden, vereinigen wir unsere Leiden immer mit den Leiden Jesu und opfern wir sie so dem himmlischen Vater auf!

Nun, wenn wir wirklich mit Jesus leiden wollen, genügt es bei weitem nicht, unsere Leiden geduldig zu ertragen. Es kommt darauf an, dass wir uns täglich fragen, was Gott heute von uns will. Täglich müssen wir Gott darum bitten, Seinen heiligen Willen in allem erkennen zu dürfen und in allem entschlossen und voll innerer Freude erfüllen zu dürfen. Wir müssen uns vor allem für das ewige Seelenheil unserer Mitmenschen einsetzen. Wenn wir das getreu tun, werden wir sicher auch mit unserem Herrn mitleiden dürfen. Denn wer sein Christsein entschlossen lebt, wird auf viel Widerstand stoßen. Wer Jesus echt nachfolgt, wird auch mit Ihm leiden, das ist ein unumstößliches Gesetz! Aber freuen wir uns innerlich darüber, auch wenn wir äußerlich weinen! Denn wenn wir mit Jesus leiden, werden wir auch mit Ihm auferstehen. Freuen wir uns, dass wir Ihm dienen dürfen, dass wir Ihm helfen dürfen, Seelen zu retten, für die Ewigkeit! Unsere Arbeit hat also Ewigkeitswert! Dank sei Gott!

Bedenken wir auch, dass der Feind Gottes, der Satan und die anderen bösen Geister uns immer davon abhalten wollen, Jesus zu dienen! Der Satan will uns zu Selbstmitleid, Empfindlichkeit, Verhärtung des Herzens, Opferscheu, Trägheit, Hochmut, Habsucht und Unkeuschheit verführen. Kämpfen wir den guten Kampf in der Kraft Jesu Christi! Schauen wir dabei auf das große Vorbild der heiligen Engel und Menschen, besonders auf Maria! Jeder Heilige hat mit unserem Herrn mitgelitten, innerlich und äußerlich. Schön beschreibt dies der Wahlspruch des Märtyrers Pater Franz Reinisch: „Lieben und Leiden in Freude!“

Wahre Nächstenliebe, vor allem die Feindesliebe kostet Opfer der Barmherzigkeit. Es ist nicht schwer, seine Freunde zu lieben, aber die Menschen zu lieben, die einem Unrecht antun, bereitet jedem gewisse Leiden. Dies ist gut so, denn so dürfen wir mit unserem Herrn mitleiden. Wer nicht bereit ist, jemandem zu vergeben, kann Christus nicht nachfolgen. Wer für die Abtreibung in bestimmten Fällen ist, kann Christus nicht nachfolgen. Ich verstehe nicht, wie sich jemand als gläubiger Christ bezeichnen kann, aber seinen Nächsten nicht lieben will, nicht vergeben will oder gar für die Abtreibung ist. Dies ist ein Widerspruch. Es gibt keinen echten Glauben ohne Werke der Liebe. Die Liebe bezeugt die Echtheit des Glaubens.

Wenn wir den geistlichen Kampf gewinnen wollen, müssen wir uns selbst misstrauen, da wir alle Neigungen zum Bösen haben, und wir müssen zugleich unser ganzes Vertrauen auf unseren guten Gott setzen, denn Er allein ist gut und nur mit Ihm können wir Gutes vollbringen. Wenn wir nicht mehr kämpfen, verlieren wir den Kampf und wir können auf ewig verloren gehen. Wenn wir auf dem See oder im Meer schwimmen, kommen wir voran, wenn wir aufhören zu schwimmen, gehen wir unter, aufgrund der Schwerkraft. Die Schwerkraft steht in diesem Bild für unsere bösen Neigungen. Ein anderes Bild: Wenn wir nicht gegen den Strom schwimmen, werden wir vom Strom des Zeitgeistes, des Mainstreams mitgerissen. Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom. Noch ein Bild, in Anlehnung an Pater Pio: Wenn wir segeln, müssen wir die Segel so ausrichten, dass wir mit dem Wind nach vorne fahren. Ohne dieses Ausrichten treiben wir zurück. Wenn wir uns auf Gott hin ausrichten, dann werden wir in der Kraft des Heiligen Geistes nach vorne kommen, unserem ewigen Ziel entgegen. Der gute Wind ist der Heilige Geist, der uns in die ewige Heimat führen möchte. Lassen wir uns immer nur vom Heiligen Geist leiten! Eigentlich müsste unser ganzes Leben ein einziges Gebet zum Heiligen Geist sein. Im geistlichen Leben gibt es keinen Stillstand. Entweder laufen wir Gott entgegen, in der Kraft des Heiligen Geistes, oder wir werden durch den Zeitgeist in die falsche Richtung treiben. Das sind schöne Bilder für unseren Lebenskampf. Aber bedenken wir dabei, dass dieser Kampf ein froher Kampf sein soll. Ohne die Freude würden wir nur verkrampfen.

Das Christentum ist keine Leistungsreligion. Es kommt nicht darauf an, dass wir aus eigener Kraft etwas für Gott leisten, sondern es kommt darauf an, dass wir durch die Gnade des Heiligen Geistes auf die leise Stimme Gottes hören, dass wir den heiligen Willen Gottes erlauschen, erkennen und entschlossen in Liebe erfüllen. Wenn wir das getreu tun, bleibt unser Leben zwar immer ein Kampf, aber es wird dann ein froher, sinnerfüllter Kampf. Wir brauchen dann keine Angst zu haben, weil wir so schwach sind, weil wir so viele Fehler machen, wir vertrauen ganz auf unseren guten Gott, dessen Liebe und Kraft grenzenlos sind.


Ich möchte nun weiter die Frage behandeln, wie wir mit Christus leiden können. Denn das ist wesentlich für unser ewiges Heil.

Wer kennt das nicht? Wir tun etwas Gutes und ernten dafür keinen Dank, ja manchmal sogar böse Worte oder sonstiges. Auch darüber sollten wir uns innerlich freuen, trotz des Schmerzes, den wir nicht verdrängen sollten. Bedenken wir doch, wie viel Undank unser guter Herr Jesus Christus in Seinem Leben empfangen hat und immer noch empfängt! Auch durch uns hat Er diesen Undank erfahren müssen, denn wir sind ja alle Sünder. Wie können wir nur sündigen, wenn wir bedenken, was Jesus für uns getan hat? Er hat Sein Leben für jeden von uns am Kreuz hingegeben, freiwillig! Aber lassen wir uns dadurch nicht entmutigen, wir sind schwach und neigen zur Sünde und zur Undankbarkeit. Erwecken wir in uns eine tiefe Reue, bekennen wir unsere Sünden und nehmen wir uns fest vor, in Zukunft nicht mehr zu sündigen! Dann vergibt uns unser guter Gott immer wieder mit großer Freude. Wie sehr freut sich unser lieber Gott, wenn ein Sünder umkehrt! Nur der Hochmütige will nicht umkehren. Wie demütig ist Gott! Ahmen wir Ihn nach!

So wie mit der Undankbarkeit ist es auch mit jedem anderen Unrecht, das wir erleiden müssen. Wir dürfen uns freuen, mit unserem lieben Erlöser mitleiden zu dürfen, auch wenn wir dabei weinen. Wenn wir Gott lieben und auf Ihn vertrauen, brauchen wir vor nichts Angst zu haben, dann wendet Gott alles so, dass es unserem ewigen Heil dient! Der böse Feind Gottes hat doch keine Macht, die Heilspläne unseres guten und allmächtigen Gottes zu vereiteln! Wenn wir das glauben würden, hätten wir ein falsches Gottesbild. Der Satan hat keine eigentliche Macht, Christus hat ihn endgültig besiegt. Freuen wir uns aus ganzem Herzen, jubeln wir Gott zu! Halleluja!


Wie wir mit unserem geliebten Meister mitleiden dürfen, schildert uns Jesus besonders in den Seligpreisungen: Mt 5,3-12:

Die acht Seligkeiten

3 "Selig die Armen im Geist; denn ihrer ist das Himmelreich.

4 Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden.

5 Selig die Sanftmütigen; denn sie werden das Land als Erbe besitzen.

6 Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden gesättigt werden.

7 Selig die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.

8 Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen.

9 Selig die Friedenstifter; denn sie werden Kinder Gottes genannt werden.

10 Selig, die Verfolgung leiden um der Gerechtigkeit willen; denn ihrer ist das Himmelreich.

Aufgabe der Jünger

11 Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und euch lügnerisch alles Böse nachreden!

12 Freut euch und jubelt: denn groß ist euer Lohn im Himmel. Ebenso haben sie ja die Propheten, die vor euch waren, verfolgt.


Lk 6,20-36:

20 Er richtete seine Augen auf seine Jünger und sagte: "Selig ihr Armen, euer ist das Reich Gottes.

21 Selig, die ihr jetzt hungert, ihr werdet gesättigt werden. Selig, die ihr jetzt weint, ihr werdet lachen.

22 Selig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen, wenn sie euch verstoßen und schmähen und euren Namen schlechtmachen um des Menschensohnes willen!

23 Freut euch an jenem Tag und frohlockt; denn seht, groß ist euer Lohn im Himmel. Ihre Väter haben es ja mit den Propheten ebenso gemacht.

24 Aber wehe euch, ihr Reichen! Ihr habt schon euren Trost.

25 Wehe euch, die ihr jetzt satt seid! Ihr werdet hungern. Wehe euch, die ihr jetzt lacht! Ihr werdet trauern und weinen.

26 Wehe, wenn alle Welt euch umschmeichelt! Ihre Väter haben es ja mit den falschen Propheten ebenso gemacht.

Feindesliebe

27 Euch aber, die ihr mir zuhört, sage ich: Liebt eure Feinde, tut Gutes denen, die euch hassen,

28 segnet, die euch fluchen und betet für die, die euch misshandeln.

29 Schlägt dich jemand auf die eine Wange, so halte ihm auch die andere hin. Nimmt dir jemand den Mantel, so lass ihm auch das Hemd.

30 Wer dich bittet, dem gib. Wer dir etwas wegnimmt, von dem fordere es nicht zurück.

31 Wie ihr von den Menschen behandelt sein wollt, so behandelt auch sie.

32 Wenn ihr nur jene liebt, die euch lieben, welcher Lohn steht euch zu? Auch die Sünder lieben die, von denen sie geliebt werden.

33 Wenn ihr nur denen Gutes tut, die euch Gutes tun, welcher Lohn steht euch zu? Dasselbe tun ja auch die Sünder.

34 Wenn ihr nur denen leiht, von denen ihr hofft, es zurückzuerhalten, welcher Lohn steht euch zu? Auch die Sünder leihen einander, um das Gleiche dafür wiederzuerhalten.

35 Liebt vielmehr eure Feinde, tut Gutes und leiht, ohne etwas zurückzuerwarten. Und euer Lohn wird groß sein, und ihr werdet Kinder des Allerhöchsten sein; denn er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen.

36 Seid barmherzig, wie euer Vater barmherzig ist.


Wenn wir an Jesus Christus glauben und Ihm nachfolgen, werden wir auch mit Ihm leiden dürfen.

Wenn wir an Ihn glauben, wenn wir Ihn lieben und in Seiner Liebe bleiben, werden wir uns für den dreifaltigen Gott einsetzen, für Seine heilige Kirche, für die Wahrheit, die Liebe, die Gerechtigkeit, für das Leben, für unseren Mitmenschen, wir werden die leiblichen und geistlichen Werke der Barmherzigkeit durch die Gnade Gottes vollbringen. Wenn wir all dies tun, werden wir mit Sicherheit mit Christus leiden, denn wenn die Menschen Christus abgelehnt haben, als Er in Sein Eigentum kam, als Er Mensch wurde und unter uns lebte, litt und starb, werden sie auch uns, die wir Ihm nachfolgen ablehnen. Dies aber sollte uns nicht traurig stimmen, sondern wir sollten dafür Gott mit einem frohen und liebenden Herzen danken. Wenn wir geduldig und frohen Herzens leiden, wird Gott unser Tun fruchtbar machen. Erst unsere Leiden, vereint mit den Leiden Jesu, bewirken eine große Fruchtbarkeit. Wenn wir in Christus bleiben, werden wir in Freude lieben und leiden und reiche Früchte bringen. Getrennt von Christus könnten wir keine einzige gute Frucht hervorbringen. Wie sollten wir auch gute Früchte hervorbringen können, ohne dabei zu leiden? Jeder Mensch würde dann gerne gute Fürchte hervorbringen wollen. Aber wenn die Menschen wissen, dass die Nachfolge Jesu mit Leiden verbunden ist, werden Ihm nur wenige nachfolgen wollen. Wir aber wollen Jesus nachfolgen, weil Er Gott ist, weil Er der Weg, die Wahrheit und das Leben ist. Wir folgen Ihm mit Freuden nach, auch wenn dieser Weg mit vielen Leiden verbunden ist. Die Menschen, die Ihm nicht nachfolgen, haben auch ihre Leiden. Der entscheidende Unterschied ist dies, dass wir erkennen dürfen, dass unsere Leiden um des Evangeliums willen einen tiefen Sinn haben. Wer hingegen Jesus nicht nachfolgen will, wird keinen Sinn in seinen Leiden finden und somit auch keinen Sinn in seinem Leben.


Zu diesem Thema nun ein paar Bibelstellen, die ich kurz kommentiere:


Mt 10:

Die Apostelwahl

1 Jesus rief seine zwölf Jünger zu sich und verlieh ihnen Macht, unreine Geister auszutreiben sowie jede Krankheit und jedes Gebrechen zu heilen.

2 Die Namen der zwölf Apostel sind: An erster Stelle Simon mit dem Beinamen Petrus und sein Bruder Andreas; Jakobus, der (Sohn) des Zebedäus, und sein Bruder Johannes;

3 Philippus und Bartholomäus; Thomas und Matthäus, der Zöllner; Jakobus - der des Alphäus -, und Thaddäus;

4 Simon Kananäus und Judas Iskariot, der ihn auch verraten hat.

Aussendung der Apostel

5 Diese Zwölf sandte Jesus aus und gebot ihnen: "Geht nicht zu den Heiden, und betretet keine Stadt der Samariter.

6 Geht vielmehr zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel.

7 Geht hin und verkündet: Das Himmelreich ist nahe.

8 Heilt die Kranken, weckt die Toten auf, macht die Aussätzigen rein, treibt Dämonen aus! - Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben.

9 Erwerbt euch kein Gold noch Silber noch Kupfermünzen in euren Gürtel,

10 (nehmt) keine Vorratstasche (mit), kein zweites Hemd, keine Schuhe, keinen Stab - denn der Arbeiter ist seines Unterhaltes wert.

11 Kommt ihr in eine Stadt oder in ein Dorf, so erkundigt euch, wer darin würdig ist. Bleibt dort, bis ihr weiterzieht.

12 Betretet ihr ein Haus, dann grüßt und sagt: Friede diesem Haus!

13 Ist das Haus dessen wert, soll Friede bei ihm einkehren; ist es dessen nicht wert, dann soll euer Friedensgruß zu euch zurückkehren.

14 Wenn man euch nicht aufnimmt und eure Worte nicht hört, dann zieht aus dem Haus und jener Stadt weiter und schüttelt den Staub von euren Füßen ab.

15 Wahrlich, ich sage euch: Dem Gebiet von Sodom und Gomorra wird es am Tag des Gerichts erträglicher ergehen als jener Stadt.

Künftige Verfolgungen

16 Seht, ich sende euch wie Schafe mitten unter Wölfe; seid darum listig wie die Schlangen und arglos wie die Tauben!

17 Nehmt euch aber vor den Menschen in acht! Denn sie werden euch den Gerichten ausliefern und in ihren Synagogen geißeln.

18 Um meinetwillen werdet ihr vor Statthalter und Könige geschleppt werden, um Zeugnis abzulegen vor ihnen und vor den Heiden.

19 Wenn man euch aber ausliefert, macht euch keine Sorge, wie oder was ihr reden sollt; denn in jener Stunde wird euch eingegeben werden, was ihr sagen sollt.

20 Nicht ihr werdet dann reden, sondern der Geist eures Vaters wird durch euch reden.

21 Der Bruder wird den Bruder, der Vater den Sohn dem Tod überliefern. Kinder werden sich gegen die Eltern auflehnen und sie töten.

22 Um meines Namens willen werdet ihr von allen gehasst werden. Wer aber ausharrt bis zum Ende, der wird gerettet werden.

23 Wenn man euch in der einen Stadt verfolgt, so flieht in eine andere. Wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende sein, bis der Menschensohn kommt.

Mut in der Verfolgung

24 Der Jünger steht nicht über dem Meister und der Knecht nicht über seinem Herrn.

25 Der Jünger muss zufrieden sein, wenn es ihm wie seinem Meister geht, und der Sklave, wenn es ihm wie seinem Herrn geht. Hat man schon den Hausherrn Beelzebul genannt, dann erst recht seine Hausgenossen.

26 Also fürchtet euch nicht vor ihnen! Denn nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt, nichts geheim, was nicht bekannt würde.

27 Was ich euch im Dunkeln sage, das kündet im Licht; was euch ins Ohr geflüstert wird, das predigt von den Dächern.

28 Fürchtet euch nicht vor denen, die wohl den Leib, nicht aber die Seele töten können. Fürchtet vielmehr den, der Seele und Leib in der Hölle verderben kann.

29 Kauft man nicht zwei Spatzen für ein paar Pfennige? Und doch fällt ohne euren Vater keiner von ihnen zur Erde.

30 Bei euch aber sind auch alle Haare des Hauptes gezählt.

31 Fürchtet euch also nicht! Ihr seid mehr wert als viele Spatzen.

32 Wer immer sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem Vater im Himmel bekennen.

33 Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich vor meinem Vater im Himmel verleugnen.

Scheidung der Geister

34 Denkt nicht, ich sei gekommen, Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.

35 Denn ich bin gekommen, um den Sohn mit seinem Vater zu entzweien, die Tochter mit ihrer Mutter, die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter.

36 Des Menschen Feinde werden seine Hausgenossen sein.

37 Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert. Und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert.

38 Wer sein Kreuz nicht auf sich nimmt und mir nicht nachfolgt, ist meiner nicht wert.

39 Wer sein Leben gewinnt, wird es verlieren; und wer sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen.

Vom Lohn für die Aufnahme der Jünger

40 Wer euch aufnimmt, nimmt mich auf. Wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat.

41 Wer einen Propheten aufnimmt, weil er ein Prophet ist, wird den Lohn eines Propheten empfangen. Wer einen Gerechten aufnimmt, weil er ein Gerechter ist, wird den Lohn eines Gerechten empfangen.

42 Wer einem von diesen Kleinen nur einen Becher frischen Wassers zu trinken gibt, weil er ein Jünger ist - wahrlich, ich sage euch: Er wird gewiss nicht um seinen Lohn kommen."


Hier im 10. Kapitel des Matthäusevangeliums kündet Jesus den Aposteln und auch uns zukünftige Leiden um des Evangeliums willen an. Wegen des Namens Jesu werden wir von allen Ungläubigen gehasst werden. Wir nennen uns Christen und wenn wir es wahrhaft sind, werden wir mit Sicherheit von denen, die nicht an Jesus glauben, bekämpft werden. Denn die Entscheidung für oder gegen Jesus Christus ist die Grundentscheidung des Lebens schlechthin. In Seiner Barmherzigkeit gewährt uns unser guter Gott eine ganze Lebensspanne Zeit für diese Entscheidung. Nur dürfen wir diese Entscheidung für oder gegen Ihn nicht aufschieben, denn keiner von uns weiß, wie lange seine Lebensspanne andauern wird. Es gibt viele Menschen, die einen aufrichtigen und guten Willen haben, die die Wahrheit und die Liebe aus ganzem Herzen suchen, aber noch nicht an Jesus glauben. Wer sucht, der findet! Jesus vergisst niemanden, der aufrichtig nach der Liebe und der Wahrheit strebt. Wenn Jesus sagt, dass derjenige, der nicht glaubt, schon verdammt ist, meint er damit jene, die sich endgültig gegen Jesus entscheiden. Viele entscheiden sich endgültig gegen Jesus, weil sie nicht umkehren wollen. Sie wissen, wenn sie sich für Jesus entscheiden würden, müssten sie sich eindeutig gegen die Sünde entscheiden, das wollen sie aber nicht. Viele kleben an ihren Sünden, vor allem an den Sünden der Unkeuschheit. Jesus ist die Wahrheit und die Liebe, wer sich endgültig gegen die Wahrheit und die Liebe entscheidet, entscheidet sich auch endgültig gegen Jesus und Sein ewiges Reich. Wer nicht in das Reich der ewigen Liebe eintreten will, wird dort auch nicht eintreten können. Gott zwingt niemanden. Wer sich aber für die Liebe und die Wahrheit entscheidet, ist auf dem rechten Weg, aber noch lange nicht gerettet, solange er lebt, denn sein Glaube muss sich erst bewähren. Wer standhaft auf dem rechten Weg ausharrt, wird gerettet werden. Aus eigener Kraft vermögen wir dies nicht, aber unser guter Gott will ja, dass wir gerettet werden. Wir müssen unsere Armseligkeit und Unfähigkeit zu allem Guten anerkennen und Gott um Seine stete Hilfe anflehen, Er wird sie uns nicht verweigern. Seien wir also zuversichtlich in diesem Lebenskampf. Unser Leben ist eine Prüfungszeit, jede Stunde zählt. Bleiben wir wachsam und betend. Schauen wir nicht auf uns selbst, denn dann würden wir verzagen, schauen wir immer auf unseren gütigen Heiland Jesus Christus, Er hat den Satan, den Tod und die Sünde überwunden. Wenn wir Ihm treu bleiben, in allen Lagen unseres Lebens, werden wir eines Tages auch mit Ihm auferstehen. Haben wir Geduld! Es lohnt sich. Im Himmel gibt es nur noch Jubel und Freude.

Wir werden gerettet werden, wenn wir in Christus bleiben, in Seiner Gnade, in Seiner Liebe, wenn wir Seine Gebote treu befolgen. Und wenn wir sündigen, müssen wir sogleich bereuen, Ihm unsere Sünde bekennen und umkehren. Gott vergibt dem Demütigen immer. Aber seien wir nicht leichtfertig, seien wir nicht heilsvermessen, denken wir nicht, dass wir schon demütig genug seien! Das wäre sehr gefährlich. Die wahre Demut zu erlangen, ist ein lebenslanger Kampf.

Unser Herr sagt uns klar, dass, wenn sie Ihn verfolgt haben, sie auch uns, die wir Jesus dienen wollen, verfolgen werden. Er ist der Eckstein. Viele stoßen sich an Ihm, weil Er die Wahrheit und die Liebe ist, weil Er die tiefsten Winkel ihres verdorbenen Herzens kennt, weil sie weiterhin in ihrer Sünde leben wollen, weiterhin in ihrer Finsternis bleiben wollen, weil sie Sein helles Licht der Wahrheit und Liebe nicht ertragen können. Umkehr erfordert Mut und Opferbereitschaft. Jesus sagt, wer Ihm nachfolgen will, muss sich selbst verleugnen, dann sein Kreuz auf sich nehmen und Ihm nachfolgen. Sich selbst verleugnen bedeutet, sein bisheriges, sündhaftes Leben radikal aufzugeben, umzudenken, umzukehren, sich ganz für die Wahrheit und die Liebe zu öffnen, sich fest für Jesus zu entscheiden, sein Leben Ihm ganz, ohne Vorbehalte zu übergeben, sich Ihm ganz zur Verfügung zu stellen, Ihm alles anzuvertrauen, Ihm voll zu vertrauen, sich Seiner göttlichen Vorsehung auszuliefern, ohne wenn und aber. Es ist ein Wagnis, an Jesus zu glauben, denn man verzichtet damit auf das rein irdische Sicherheitsdenken, auf das alles Selber-machen-Wollen, auf das alles Selber-können-Wollen. Aber unser guter Gott hat Geduld mit uns, Er weiß auch, dass wir nicht von einer Stunde auf die nächste heilig werden können. Aber wir müssen unbedingt heilig werden wollen, nicht aus eigener Kraft heraus, sondern durch die Gnade Gottes. Ohne die Gnade Gottes geht nichts. Mit dieser Gnade Gottes müssen wir treu mitwirken. Einen anderen Weg zum Heil gibt es nicht. Der Mensch kann sich nicht selbst erlösen, er braucht seinen Erlöser und Retter Jesus Christus. Wer Ihn, den Allheiligen, ablehnt, wird natürlich auch uns, die wir Ihm nachfolgen, ablehnen, und zwar umso mehr, je ähnlicher wir Ihm werden. Wenn wir Ihm ähnlich werden, werden wir vielen Menschen ein lebendiger Vorwurf, denn sie spüren dann, dass wir ihren falschen Lebensentwurf nicht gutheißen können. Umso wichtiger ist es für uns, dass wir die Menschen immer lieben und annehmen, aber ihre Sünden hassen und niemals verharmlosen. Nur diese unbedingte Liebe zu den Sündern kann diesen helfen, die Liebe Gottes zu finden und sich auf diese voll einzulassen. Dies ist der normale Weg Gottes, Er beauftragt uns, Seine Liebe überzeugend vorzuleben, zu verkündigen und weiterzugeben. Natürlich kann sich Gott auch direkt einem Menschen offenbaren. Gott allein kann die Heiligung eines Menschen bewirken, aber der Mensch muss sich dafür öffnen. Und Gott heiligt den Menschen, wenn sich dieser für Ihn geöffnet hat, durch Seine Kirche, denn sie ist die Schatzverwalterin Gottes, in ihr finden wir die Gnadenmittel Gottes, die heiligen Sakramente.

Wenn wir Gott helfen wollen, Seelen zu retten, dann ist es unsere erste und wichtigste Aufgabe, den Menschen unsere Liebe zu zeigen, ihnen in all ihren Nöten zu helfen. Wenn sie sich dann für unsere Liebe öffnen, müssen wir ihnen klar sagen, dass diese Liebe allein von Gott kommt. Gott allein ist gut, Er ist die Liebe und die Wahrheit. Er will jeden Menschen retten, durch den Glauben an unseren Herrn Jesus Christus, der der wahre Sohn Gottes ist.

Ich habe nun schon ein paar Gründe genannt, warum Menschen nicht an Jesus glauben wollen. Es gibt aber gewiss noch mehrere. Der Hauptgrund wird sicher der Hochmut sein. Der Hochmütige will keinen Gott anbeten, der ein schwacher, verwundbarer, demütiger, armer Mensch geworden ist. Jesus ist Mensch geworden, um uns Seine Liebe zu zeigen und nicht zuerst Seine Gottheit. Seine Gottheit sollen wir durch Seine Liebe erkennen. Wo würde denn irgendein menschlicher Verdienst bleiben, wenn Jesus in all Seiner königlichen Macht erschienen wäre und Sein Königreich hier auf Erden mit Gewalt errichtet hätte? Dann wäre kein Glaube mehr notwendig. So ist Gott nicht. Er will unsere Herzen allein durch Seine Liebe gewinnen. Wie sollte man Herzen auch anders gewinnen können? Ein Mensch, der offen für die Liebe ist, der sich nach der wahren, ewigen Liebe sehnt, erkennt in Jesus diese wahre, ewige Liebe. So einfach ist das. Unser Herr Jesus Christus ist in all Seiner Demut, Sanftmut und Güte erschienen, Er wurde von einer Frau aus einfachen Verhältnissen geboren und erzogen. Sein Vater Josef, der ja nicht sein leiblicher Vater gewesen ist, da Jesus vom Heiligen Geist empfangen wurde, war ein einfacher, bescheidener Zimmermann. Auch Jesus selbst wurde ein Zimmermann. Antoine de Saint-Exupery hat absolut recht, wenn er sagt, dass man nur mit dem Herzen gut sieht. Wer ein Herz hat, das sich nach Liebe sehnt, sieht in Jesus unseren wahren Gott. Ein Hochmütiger kann das nicht erkennen, weil er nicht bereit ist, an einen Gott zu glauben, der ein armer Mensch wurde und sich kreuzigen ließ. Ja, hätte Er sich nicht kreuzigen lassen, hätte Er dem Hohepriester der Juden, den Ältesten und den Schriftgelehrten Seine Gottheit durch ein großartiges Wunder bewiesen, hätte Er Seine Göttliche Macht aufblitzen lassen, indem Er all Seine Feinde vernichtet hätte, dann würde auch ein Hochmütiger an Ihn glauben müssen. Aber was wäre das für ein kümmerlicher Glaube? Dem Hochmütigen geht es um äußere Dinge, um Macht, Ruhm und Ehre. Der Hochmütige kann nicht zum wahren Glauben finden, solange er nicht umkehrt. Auch der Habsüchtige kann dies nicht, ebenso der Vergnügungssüchtige nicht. Dies sind die drei Hauptsünden: Hochmut, Habsucht und Fleischeslust. Diese Sünden versklaven den Menschen in stärkster Weise. Eine Umkehr ist in so einem Fall nicht leicht. Aber mit Jesus ist alles möglich. Wenn sich jemand für Jesus, Seine Wahrheit und Liebe öffnet, kann der Heilige Geist in der Seele dieses Menschen schon wirken. Nur darf der Mensch dann nicht auf halbem Wege stehen bleiben. Er muss weiterkämpfen, wenn die ersten Schwierigkeiten auftauchen. Das ist heutzutage eines der Hauptprobleme. Die Menschen sind heute meist so verweichlicht und verweltlicht, dass sie nicht mehr bereit sind, sich in mühsamer Weise selbst zu überwinden, geschweige denn, sich selbst zu verleugnen. Dafür gibt es viele Gründe. Vor allem unsere materialistische Welt, die wir aufgebaut haben. Es ist ein Turmbau zu Babel. Die Folge dieses Turmbaus ist eine Sprachenverwirrung. Das bedeutet, dass die Menschen sich nicht mehr verstehen, weil jeder nur noch auf seinen eigenen Vorteil schaut. Es wird zwar viel miteinander kommuniziert, aber man versteht einander immer weniger. Nur Gott kann wahre Gemeinschaft begründen und ermöglichen. Ohne Gott kann es keine wahre Einheit geben!


Zu diesem Thema nun das Gleichnis Jesu von den bösen Winzern:

Mt 21,33-46 (vgl. Lk 20,9-19):

Die bösen Winzern

33 Hört ein anderes Gleichnis: Ein Hausherr legte einen Weinberg an. Er umgab ihn mit einem Zaun, grub darin eine Kelter und baute einen Turm. Dann verpachtete er ihn an Winzer und ging außer Landes.

34 Als die Zeit der Weinlese kam, schickte er seine Knechte zu den Winzern, um seine Früchte abzuholen.

35 Doch die Winzer ergriffen seine Knechte: den einen schlugen sie, den anderen töteten sie, einen dritten steinigten sie.

36 Er schickte wieder andere Knechte, mehr als zuvor. Mit diesen verfuhren sie ebenso.

37 Zuletzt sandte er seinen Sohn zu ihnen, weil er sich sagte: >Vor meinem Sohn werden sie Respekt haben.<

38 Als aber die Winzer den Sohn erblickten, sagten sie zueinander: >Das ist der Erbe! Auf, lasst uns ihn töten und sein Erbe in Besitz nehmen.<

39 Sie ergriffen ihn also, warfen ihn aus dem Weinberg hinaus und töteten ihn.

40 Wenn nun der Herr des Weinbergs kommt: Was wird er wohl mit jenen Winzern tun?"

41 Sie sagten zu ihm: "Er wird diesen Bösewichten ein schlimmes Ende bereiten und seinen Weinberg an andere Winzer verpachten, die ihm den Ertrag zur rechten Zeit abliefern."

42 Da sagte Jesus zu ihnen: "Habt ihr noch nie in der Schrift gelesen: >Der Stein, den die Bauleute verwarfen, der ist zum Eckstein geworden; das ist das Werk des Herrn, als ein Wunder steht es vor unseren Augen?<

44 Und wer auf diesen Stein fällt, der wird zerschellen; auf wen er aber fällt, den wird er zermalmen.

43 Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird euch genommen und einem Volk gegeben werden, das seine Früchte bringt."

45 Als die Hohenpriester und die Pharisäer seine Gleichnisse hörten, merkten sie, dass er über sie redete.

46 Sie hätten ihn gern festnehmen lassen; aber sie fürchteten sich vor dem Volk, weil es ihn für einen Propheten hielt.


Im Prolog des Johannesevangeliums heißt es über unseren Herrn Jesus Christus, dass Er in Sein Eigentum kam, aber die Seinen Ihn nicht aufnahmen. Gott wurde in Jesus Mensch, Er kam zu uns, um für uns zu leben und zu sterben, aber nur wenige nahmen Ihn in ihrem Inneren auf, nur wenige glaubten an Ihn und liebten Ihn. Weisen wir die ewige Liebe nicht ab, nehmen wir unseren geliebten Erlöser in den Wohnungen unserer Herzen auf!

In dem Gleichnis von den bösen Winzern zitiert Jesus eine Stelle aus den Psalmen: „Der Stein, den die Bauleute verwarfen, ist zum Eckstein geworden...“ Jesus selbst ist dieser Eckstein, der alles zusammenhält, ohne Ihn kann nichts Bestand haben. Das Leben eines Menschen ohne unseren Herrn bricht in sich zusammen. So konnten auch die Juden, die nicht an Jesus glaubten, keinen Anspruch mehr erheben, die Führer des Volkes Gottes zu sein. Durch ihren Unglauben verloren sie ihre ihnen von Gott verliehene Autorität. Darum wollten sie Jesus töten. Es ging ihnen also zuerst um ihre eigene Macht, ihren Ruhm, ihre Ehre und nicht um die Wahrheit und die Liebe. Jesus Christus ist die Wahrheit. Die Führer der Juden spürten ihre Machtlosigkeit gegenüber dieser göttlichen Wahrheit. Sie glaubten in ihrer tiefen Verblendung, dass sie ihre Macht nur dann aufrechterhalten könnten, wenn sie Jesus aus dem Weg schaffen würden. Darum versuchten sie Ihn zu töten. Obwohl ihnen Jesus in dem Gleichnis erklärt hatte, dass dies nicht gut für sie enden kann, denn der Herr des Weinbergs ist Gott selbst. Scheinbar haben sie nicht wirklich an Gott geglaubt, es ging ihnen nur um ihre rein irdische Macht. Dies gilt für alle Menschen, die nur ihren eigenen Vorteil suchen und nicht den Willen Gottes. Für uns ist es zentral wichtig, dass wir Gott immer fragen, was Er von uns will. Wir wollen für Ihn leben, uns Ihm ganz zur Verfügung stellen, im Vertrauen darauf, dass Er am besten weiß, was für uns gut ist. Lassen wir uns vom Heiligen Geist führen! Der Gläubige liebt Gott, er vertraut Ihm ganz, er lässt sich von Gott führen, so wie sich ein kleines Kind von seiner Mutter führen lässt. Das meint Jesus damit, wenn Er sagt, dass wir wie die kleinen Kinder werden müssen, um ins Himmelreich eingehen zu können. Wir vermögen nicht, aus eigener Kraft ins Himmelreich eingehen zu können, wir können uns nicht selbst erlösen und retten, wir brauchen die liebende Hand Gottes, die uns sicher heim führt.

Natürlich ist es so, dass wenn wir wie die Kinder werden wollen, von vielen Menschen nicht verstanden werden. Viele werden uns nicht ernst nehmen, sie werden uns verlachen, verspotten, verfolgen. Freuen wir uns darüber, wenn wir mit Jesus leiden dürfen! Gerade diese Leiden sind unser Unterpfand für das ewige Leben. Wenn wir mit Jesus treu leiden, werden wir auch mit Ihm auferstehen. Suchen wir uns innerhalb der Kirche gleichgesinnte Freunde, die unseren kindlichen Weg der Demut und Liebe verstehen und mitgehen! Wir brauchen diese Gemeinschaft. Ebenso brauchen wir die Gemeinschaft mit den Engeln und Heiligen. Wenn wir beten, bitten wir immer unseren heiligen Schutzengel, dass er mit uns beten möge! Bitten wir auch die allerseligste Jungfrau Maria darum, den hl. Josef und andere Engel und Heilige! Denn Jesus sagt: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, bin ich mitten unter ihnen.“ Das Leben mit Gott ist schön, auch wenn wir äußerlich gesehen aufgerieben werden: 2 Kor 4,16-18:

16 Darum verzagen wir nicht. Mag auch unser äußerer Mensch aufgerieben werden, unser innerer wird Tag für Tag erneuert.

17 Denn die gegenwärtige leichte Last unserer Bedrängnis bewirkt für uns eine überschwängliche, ewige, alles überwiegende Herrlichkeit.

18 Nur dürfen wir nicht auf das Sichtbare schauen, sondern auf das Unsichtbare, denn das Sichtbare ist vergänglich, das Unsichtbare aber ewig.


Ist das nicht wunderbar, was uns der hl. Paulus hier sagt! Ja, schauen wir auf das Unsichtbare, auf den Himmel, auf Gott und Seine Engel und Heiligen! Dann wird der Heilige Geist unser Inneres Tag für Tag erneuern.


Hören wir, was der hl. Paulus an die Gemeinde der Thessalonicher schreibt:

2 Thess 1,3-12:

3 Brüder, wir sind Gott allezeit euretwegen Dank schuldig. So ist es angemessen. Denn euer Glaube wächst immer mehr, und eure gegenseitige Liebe nimmt bei jedem einzelnen von euch zu.

4 Darum rühmen wir selbst uns euer bei den Gemeinden Gottes, wegen eures geduldigen Ausharrens und eurer Treue in allen euren Verfolgungen und Bedrängnissen, die ihr zu ertragen habt.

5 Sie sind Anzeichen des gerechten Gerichtes Gottes, - dafür, dass ihr des Gottesreiches, für das ihr auch leidet, für würdig erachtet werdet.

6 Ist es doch gerecht von Gott, euren Bedrängern mit Bedrängnis zu vergelten,

7 und euch, den Bedrängten, mit uns Ruhe zu gewähren bei der Offenbarung des Herrn Jesus mit seinen mächtigen Engeln vom Himmel her,

8 im flammenden Feuer, - wenn er die bestraft, die Gott nicht kennen und dem Evangelium unseres Herrn Jesus nicht gehorchen;

9 sie werden als Strafe ewiges Verderben empfangen, verstoßen vom Angesicht des Herrn und seiner machtvollen Herrlichkeit,

10 wenn er an jenem Tag kommt, um verherrlicht zu werden in seinen Heiligen und bewundert von allen Gläubigen, - weil bei euch unser Zeugnis Glauben gefunden hat!

11 Darum beten wir auch immer für euch, unser Gott möge euch der Berufung würdig machen und allen Willen zum Guten und das Werk des Glaubens in Kraft vollenden;

12 dass verherrlicht werde der Name unseres Herrn Jesus unter euch und ihr in ihm, gemäß der Gnade unseres Gottes und des Herrn Jesus Christus.


Auch dies ist wieder wunderbar. Harren wir in Geduld aus, wenn wir um des Evangeliums willen ein wenig leiden müssen! Gott ist gerecht, Er wird an Seinem heiligen Tag für Gerechtigkeit sorgen. Die Menschen, die sich endgültig gegen Gott entscheiden, werden auf ewig verdammt werden. Diese Menschen wollten nicht zu Gott, obwohl Er die Liebe ist, darum werden sie auf ewig von Seinem heiligen Angesicht verstoßen sein, sie werden wohnen im Reich der Finsternis, wo es keine Liebe geben wird. Nur bei Gott ist die Liebe und die Wahrheit, Er ist unser Licht und unsere Freude.


Auch der Apostel Jakobus der Jüngere spricht über unsere Leiden: Jak 1,2-4:


2 Haltet es für lauter Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Prüfungen geratet.

3 Ihr wisst ja, dass die Erprobung eures Glaubens Geduld bewirkt,

4 die Geduld aber soll zu einem vollkommenen Werk führen, damit ihr vollkommen seid und ohne Tadel, in nichts zurückbleibend.


Ebenso der hl. Petrus: 1 Petr 4,12-19:


12 Geliebte, seid nicht befremdet wegen der Feuersglut, die zur Prüfung über euch gekommen ist, - als ob euch etwas Fremdes begegnete.

13 Freut euch vielmehr in dem Maß, wie ihr teilhabt an den Leiden Christi, damit ihr auch bei der Offenbarung seiner Herrlichkeit euch freuen und frohlocken könnt.

14 Selig seid ihr, wenn ihr wegen des Namens Christi geschmäht werdet, weil der Geist der Herrlichkeit Gottes auf euch ruht.

15 Nur darf keiner von euch als Mörder oder Dieb oder Verbrecher oder als einer, der sich in fremde Angelegenheiten einmischt, zu leiden haben!

16 Hat aber einer zu leiden, weil er ein Christ ist, so schäme er sich dessen nicht, sondern preise Gott mit diesem Namen.

17 Denn die Zeit ist da, dass das Gericht beim Haus Gottes anfängt; fängt es aber bei uns an, wie wird das Ende derer sein, die der Heilsbotschaft Gottes nicht gehorchen?

18 Wenn der Gerechte kaum gerettet wird, wo wird der Gottlose und Sünder bleiben?

19 Darum sollen auch jene, die nach Gottes Willen zu leiden haben, ihm, dem treuen Schöpfer, durch rechtes Handeln ihre Seele anbefehlen.


Unser Herr sagt uns deutlich, worauf es für jeden Menschen ankommt: Lk 9,23-26:

23 Zu allen aber sagte er: "Wer mir nachfolgen will, verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach.

24 Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es retten.

25 Denn was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber sich selbst verliert oder Schaden erleidet?

26 Denn wer sich meiner und meiner Worte schämt, dessen wird der Menschensohn sich schämen, wenn er in seiner und seines Vaters und der heiligen Engel Herrlichkeit kommt.


Hier sagt uns Jesus ganz klar, dass wir zuerst das Reich Gottes suchen müssen, um gerettet werden zu können. Ein Mensch, der nur ein irdisches Reich sucht, wird nicht gerettet werden können. Jesus allein kann uns retten. Richten wir uns ganz auf Ihn aus, hören wir auf Sein Wort, gehorchen wir Ihm in allem, lieben wir Ihn über alles! Seien wir nicht kleingläubig, legen wir das irdische Denken ab und vertrauen wir Seinem Wort: „Suchet zuerst das Reich Gottes und alles andere wird Euch hinzugegeben werden!“


Joh 7,6-8:

6 Da sagte ihnen Jesus: "Meine Zeit ist noch nicht gekommen; eure Zeit aber ist immer da.

7 Euch kann die Welt nicht hassen; mich aber hasst sie, weil ich von ihr bezeuge, dass ihre Werke böse sind.

8 Geht ihr nur hinauf zum Fest. Ich gehe zu diesem Fest nicht hinauf, weil meine Zeit noch nicht erfüllt ist."


In Vers 7 sagt Jesus, dass die Welt Ihn hasst, weil Er von ihr bezeugt, dass ihre Werke böse sind. Jesus ist der unendlich heilige Sohn Gottes, eines Wesens mit dem Vater, ohne Sünde, ohne Makel. Er kam in die Welt, um uns zu erlösen, um alle Menschen guten Willens, alle die an Ihn glauben, alle die Ihn in Liebe aufnehmen, auf ewig zu retten. Da Er alle Menschen retten will, muss Er ihnen auch die Wahrheit bezeugen, Er selbst ist ja die Wahrheit. Jesus muss uns die Wahrheit verkünden, damit wir uns selbst erkennen können, damit wir sehen, in welchen Lebensbereichen wir dringend umkehren müssen, damit wir den rechten Lebensweg einschlagen können. Jesus ist der einzige Weg zum Vater, Er allein kann uns retten. Jesus sagt uns deutlich, dass wir an Ihn glauben müssen, wenn wir gerettet werden wollen, dass wir Ihn und uns einander lieben müssen, dass wir in Ihm bleiben müssen, um durch Ihn gute Früchte hervorbringen zu können. Alle Menschen, die sich nach dem wahren Licht Gottes sehnen, kommen in Reue und Liebe zu Jesus. Sie bekennen offen, dass sie Sünder sind und bitten Jesus um Vergebung ihrer Sünden. Aber die hochmütigen Menschen wollen nicht zu Jesus kommen, sie wollen nicht offen bekennen, dass sie Sünder sind, da sie ja immer vor den Menschen gut dastehen wollen, sie wollen Jesus nicht um Vergebung ihrer Sünden bitten, sie wollen Jesus nicht anbeten, sie suchen immer nur ihren eigenen Vorteil und wollen nur sich selbst anbeten. Sie wollen nicht an Jesus glauben, in ihrem Hochmut sagen sie, dass sie an sich selbst glauben, so als ob sie auch nur das geringste Gute aus sich selbst heraus vollbringen könnten. Ohne unseren Herrn vermögen wir nichts Gutes. Gott allein ist gut und Er will sich uns ganz in Liebe schenken. Denken wir an die unendliche Demut und Liebe Gottes, wenn Er sich uns in der heiligen Kommunion ganz schenkt!

Die rein weltlich gesinnten Menschen, die sich endgültig gegen den Glauben an Jesus entschieden haben, werden auf ewig verloren gehen. Sie hassen Jesus, Gott, die Kirche, die Engel und Heiligen, sie sagen, es gibt keine Wahrheit, jeder könne so leben, wie er es für richtig hält. Wenn wir uns für Jesus entscheiden, wenn wir ihm echt nachfolgen, wird die Welt auch uns hassen, weil wir zu Jesus gehören, weil wir die Botschaft Jesu ohne Abstriche verkünden, weil wir aufzeigen, was gut und böse ist. Den hochmütigen Menschen passt dies gar nicht, weil sie nicht bloßgestellt werden wollen. Wir müssen natürlich das Evangelium Jesu Christi in Liebe und Barmherzigkeit verkünden, wir müssen wollen, dass jeder Mensch gerettet wird, wir dürfen niemanden bloßstellen und verdemütigen. Wenn wir einen Sünder zur Umkehr bewegen wollen, müssen wir ihm zuerst zeigen, dass wir ihn mit der Liebe Jesu Christi lieben, denn nur so kann dieser im Normalfall zu Jesus finden. Wir dürfen niemals glauben, dass wir besser seien. Ein Mensch, der sich für besser hält, wird kaum jemanden zur Umkehr bewegen können.

Mein Jesus, Verzeihung und Barmherzigkeit durch die Verdienste Deiner heiligen Wunden!


Je tiefer wir die Leiden unseres geliebten Herrn betrachten, umso tiefer können wir unsere eigenen Leiden verstehen und annehmen. Aber denken wir nicht, dass wir alles in unserem Leben verstehen müssen, vieles werden wir zu Lebzeiten nie verstehen. Entscheidend ist nur, dass wir unser ganzes Vertrauen auf unseren guten Gott setzen, Er will immer nur das Beste für uns, nämlich unser ewiges Heil. Alles andere muss unserem großen Ziel, unserem ewigen Heil, untergeordnet werden. Wenn Gott dies oder jenes Leid in unserem Leben fügt oder zulässt, dann soll es nur unserem ewigen Heil dienen. Schauen wir nicht voller Selbstmitleid auf unsere Leiden, sondern schauen wir auf unseren geliebten dreifaltigen Gott, schauen wir auf unseren Auftrag und erfüllen wir ihn entschlossen, mit Liebe, Freude und Dankbarkeit! Dann wird alles gut, dann brauchen wir uns gar keine Sorgen mehr zu machen.


Um das Leben Jesu tiefer zu verstehen lernen, müssen wir auch das Alte Testament betrachten.

Hier nun der bekannte Psalm 22:

Aus Todesnot von Gott erhöht

1 [Dem Chormeister; nach der Melodie: "Hirschkuh der Morgenröte"; ein Psalm von David.]

Von Gott verlassen

2 Mein Gott! Mein Gott! Warum hast du mich verlassen? Bleibst fern meinen Schreien, dem Stöhnen, Gestammel?

In Todesnot

3 Mein Gott, ich rufe bei Tag - du aber gibst keine Antwort. Bei Nacht, doch du achtest nicht meiner.

4 Du aber bist der Heilige, der über Israels Lobpreis thront!

5 Auf dich haben unsere Väter vertraut, sie vertrauten auf dich, und du hast sie gerettet.

6 Sie riefen zu dir und wurden befreit. Sie hofften auf dich und wurden nicht zuschanden.

Um des Glaubens willen verspottet

7 Doch ich - ein Wurm bin ich, kein Mensch; der Leute Gespött, vom Volk verachtet!

8 Wer mich erblickt, der lacht über mich, schürzt die Lippen, schüttelt den Kopf:

9 "Auf den Herrn hat er vertraut, der mag ihn retten! - Der soll ihm helfen; er hat ihn ja lieb!"

10 Ja, du ließest mich aus dem Mutterschoß kommen, bargst mich an meiner Mutter Brust.

11 Von Kind an bin ich auf dich gestellt, vom Schoß meiner Mutter an bist du mein Gott.

12 Bleib mir nicht fern! Denn nah ist die Not, und niemand ist, der mir hülfe.

13 Mächtige Stiere umringen mich. Mich umdrängen Büffel vom Baschan.

14 Den Rachen reißen sie gegen mich auf - wie reißende, brüllende Löwen.

15 Ich bin hingegossen wie Wasser. Verrenkt sind all meine Glieder. Mein Herz ward wie Wachs, es schmilzt mir in der Brust.

16 Ausgetrocknet wie eine Scherbe ist meine Kehle, die Zunge klebt mir am Gaumen; hast du mich gebettet auf dem Staub des Todes.

17 Ja, eine Hundemeute umringt mich. Die Rotte von Frevlern umlagert mich. Sie haben mir Hände und Füße durchbohrt.

18 All mein Gebein kann ich zählen. An meinem Anblick weiden sie sich.

19 Meine Kleider verteilen sie unter sich, werfen das Los um mein Gewand.

Der Hilferuf - Dank für die Rettung

20 Doch du, Herr, bleibe nicht fern! Du mein Stärke, komm mir zu Hilfe!

21 Errette vom Schwert meine Seele, aus der Pranke des Hundes mein einziges Gut!

22 Entreiße mich dem Rachen der Löwen, den Hörnern der Büffel! - - - Du hast mich erhört!

23 Deinen Namen will ich meinen Brüdern verkünden, dich preisen inmitten der Gemeinde.

24 "Die den Herrn ihr verehrt, singt ihm Lob! Ehrt ihn, ihr alle aus Jakobs Stamm! Fürchtet ihn, ihr Nachkommen Israels!"

25 Denn er hat nicht verachtet, hat nicht verschmäht das Elend des Dulders. Er hat nicht verborgen sein Antlitz vor ihm, als er aufschrie zu ihm, erhörte er ihn.

Die Frucht des Leidens

26 Dir gilt mein Lobpreis in großer Gemeinde! Mein Gelübde will ich vor seinen Verehrern erfüllen!

27 Dann essen die Armen und werden satt. Dann preisen den Herrn, die ihn suchen. - Ihr Herz soll leben für immer!

28 Es werden daran denken und zum Herrn sich bekehren alle Enden der Erde. Anbetend werden sich niederwerfen vor dir alle Geschlechter der Völker.

29 Denn des Herrn ist das Reich. Er ist der Herrscher der Völker.

30 Vor ihm allein werden niedersinken alle Fürsten der Erde. Vor ihm werden sich beugen alle, die niederfahren zum Staub. Ihm, der dahingab sein Leben,

31 wird dienen die Nachwelt. Dem künftigen Geschlecht wird man vom Herrn erzählen,

32 seine Güte künden dem kommenden Volk - denn das Werk vollbracht hat er!


Dieser Psalm Davids ist ein prophetischer Psalm, der sich auf unseren Herrn Jesus Christus bezieht. Hier spricht Christus am Kreuz. Er betet in Seiner Not zu Seinem Vater. Jesus Christus ist eine göttliche Person, aber Er hat die menschliche Natur angenommen. Als Gott leidet Er nicht, aber als Mensch sehr wohl, Seine Leiden übersteigen unser Vorstellungsvermögen bei weitem. Dieser Psalm schildert sehr bildreich die inneren und äußeren Leiden Jesu am Kreuz. In Vers 22 lobt Er dann Seinen Vater, weil der Vater Ihn erhört hat. Er wusste, dass Seine Leiden nun zu Ende sind, dass Er das Werk unserer Erlösung vollbracht hat, denn dazu ist Er Mensch geworden. Jesus hatte das vollkommene Vorauswissen, Er wusste Sein ganzes Leben lang, dass diese schrecklichen Leiden auf Ihn zukommen werden, dass Er den Kelch des Leidens bis zum bitteren Ende austrinken muss. Wir können uns das nicht vorstellen, aber wir müssen bedenken, dass Er für jeden einzelnen Menschen diese Leiden auf sich genommen hat. Unsere Sünden haben Ihm unbeschreibliche Leiden verursacht, aber Sein Herz blieb immer voll Liebe zu uns. Er dachte immer nur daran, dass Er Sein kostbares Blut für uns dahingeben möchte, um für uns die Vergebung unserer Sünden zu erlangen. Er wusste aber auch im voraus, dass viele Ihn auf ewig ablehnen werden, dass sie die Erlösung nicht annehmen werden, und genau dies verursachte Ihm die allergrößten Leiden. Er konnte diese Leiden in Seiner Liebe annehmen, weil Er wusste, dass Er Seinen Auftrag restlos erfüllt hat, Er hat Sein Leben für uns Sünder hingegeben. Was wir Sünder nun daraus machen, wir wir mit dieser göttlichen Gnade mitwirken, ist unsere Sache. Wer Jesus endgültig ablehnt, obwohl Er die Liebe ist, kann nicht gerettet werden, er wird die Strafe der ewigen Hölle erleiden müssen. Dies ist die göttliche Gerechtigkeit. Jesus wusste dies alles und es tröstete Ihn, dass Er alle Menschen guten Willens retten konnte, egal ob sie vor Seiner Zeit, während Seiner Zeit oder nach Seiner Zeit gelebt haben bzw. noch leben werden.

Jesus gab Sein Leben für uns dahin, Ihm dürfen wir dienen. In der heiligen Messe feiern wir unseren Herrn Jesus Christus, Sein Erlösungswerk ist gegenwärtig, Sein Herz steht weit offen für jeden, der sich Ihm in Demut naht. Treten wir ein in Sein göttliches Herz! Die Voraussetzung dafür ist, dass wir unsere Herzen durch Sein kostbares Blut reinwaschen lassen haben. Denn nur mit einem von Ihm gereinigten Herzen können wir in das heiligste Herz Jesu eintreten. Im Himmel gibt es nichts Unreines, wie es in der Apokalypse heißt. Ein Mensch, der sich nicht entschieden von der Sünde abwendet, kann nicht gerettet werden. Hassen wir die Sünde, bereuen wir unsere Sünden und lassen wir uns in einer guten Beichte von unseren Sünden reinwaschen!



Gütiger Gott, hilf mir, ich kann nicht leben ohne Dich, ohne Deine Hilfe, ohne Deine Gnade, ohne Deine Liebe!

Ich möchte mein ganzes Vertrauen allein auf Dich setzen und nicht auf menschliche Hilfe bauen. Menschen können mir schon helfen, aber nur durch Deine Gnade. Was sollten wir Menschen auch ohne Dich vermögen? Wir haben die Fähigkeit zu lieben, aber ohne Dich können wir nicht lieben. Wir können die Wahrheit erkennen, aber ohne Dein Licht sind wir blind und erkennen nichts.

Gutes wirken kann ich nur, wenn ich im Stande der heiligmachenden Gnade bin und diese hast allein Du mir geschenkt, ohne mein eigenes Verdienst. Du wartest nur darauf, dass wir unser Herz für Dich öffnen, dass wir an Dich glauben, dass wir unser ganzes Vertrauen auf Dich setzen. Wenn Du so ein Herz vorfindest, dann zögerst Du nicht, dieses Herz mit Deiner Liebe ganz zu erfüllen. Schenke Du mir Deine Gnade, dass ich mit Dir mitwirke und mein Herz so bereite, damit Du es erfüllen kannst! Ich weiß, dass ich ohne Dich zu allem Bösen fähig bin. Hilf mir, mir selbst zu misstrauen und voll und ganz auf Dich zu vertrauen, dann wird alles gut. Denn wenn ich mir selbst misstraue, bleibe ich wachsam, bete ich und vertraue nur auf Dich. Herr rette mich und führe mich in Dein Reich der ewigen Liebe! Amen.



Unser Erlöser Jesus Christus leidet jetzt nicht mehr, Er hat ausgelitten, Er sitzt nun zur rechten Gottes des Vater und thront mit Ihm in Herrlichkeit. Ihm gebührt Ruhm, Macht und Ehre!

Zu Seinen Lebzeiten auf Erden, von Seiner Empfängnis durch den Heiligen Geist aus der Jungfrau Maria bis zu Seinem bitteren Tod am Kreuz hat Er für uns aus reinster Liebe als heiliges Sühneopfer gelitten. Er hat alles für uns gegeben, bis auf Seinen letzten Blutstropfen. Seine Leiden haben Ewigkeitswert, Seine damaligen Leiden sind zu allen Zeiten in mystischer Weise gegenwärtig, wirksam und fruchtbar und zwar in Seiner heiligen Kirche, die Er am Kreuz gegründet hat, sie ist Sein mystischer Leib. Wir dürfen Glieder dieses heiligen, geheimnisvollen Leibes Jesu Christi sein, wir sind Ihm einverleibt. Die Kirche ist die Schatzverwalterin Gottes, sie verwaltet alle Schätze, die sie von Gott zu unserem ewigen Heil empfangen hat, sie spendet diese im Auftrag Jesu Christi den Menschen, die glauben, dass Jesus wahrer Gott ist. In besonderer Weise sind die Leiden Jesu Christi in der heiligen Messe gegenwärtig. Trefflich sagen wir, dass die Kirche der durch alle Zeiten wandelnde Christus ist, sie setzt das Erlösungswerk Christi fort, indem sie es gegenwärtig macht, real, sichtbar, wirksam und fruchtbar. Wenn wir die Kirche nicht lieben, lieben wir Christus nicht. Je mehr wir die Kirche lieben, um so mehr haben wir den Heiligen Geist, wie Augustinus gut sagt. Wir als der mystische Leib Jesu Christi sind es, die jetzt leiden. Unsere Leiden fließen ein in das heilige Messopfer. Unser Haupt, Jesus Christus leidet nun nicht mehr persönlich, sondern durch Seinen mystischen Leib. Wenn wir um der Wahrheit und der Gerechtigkeit willen leiden, dann sind unsere Leiden aufs engste mit den Leiden Jesu vereinigt. Vereinigen wir diese unsere Leiden bewusst mit den unendlich erhabenen und verdienstvollen Leiden Jesu und opfern wir sie so unserem guten himmlischen Vater in Liebe auf, zur Sühne für unsere Sünden, für die Bekehrung der Sünder, für die heilige Kirche, für die Armen Seelen im Fegefeuer. Wenn wir das tun, werden unsere Leiden durch die Leiden Jesu verdienstvoll, dann dürfen wir am Erlösungswerk unseres Heilands teilnehmen, dann dürfen wir mitwirken an der Rettung der Seelen! Stellen wir uns das mal vor! Wir armen Sünder dürfen unserem guten Gott dabei helfen, Seelen zu retten! Gibt es etwas Größeres? Wie sehr zeigt uns unser guter Gott dadurch Seine Liebe. Er schenkt uns eine wunderbare Aufgabe. Wie wertvoll können dann unsere Leiden um des Evangeliums willen sein! Welchen tiefen Sinn erfährt dadurch unser Leben. Aber denken wir immer daran, dass wir ohne Christus, ohne Seine Liebe nichts Gutes vermögen. Nur wenn wir uns ganz auf Ihn hin ausrichten, wenn wir in Seiner Liebe bleiben, kann unser Leben reiche Frucht bringen. Leben wir mit Christus, leiden wir mit Ihm, geben wir unser Leben für die Rettung der Seelen hin! Dann werden wir auch mit Christus auferstehen dürfen. Er ist die Auferstehung und das Leben. Gott ist das Leben, Er will uns Anteil schenken an Seinem göttlichen Leben, Er will, dass wir Ihm ähnlich werden. Ahmen wir unseren Herrn Jesus Christus in Seiner Erlöserliebe immer mehr nach, damit wir Ihm immer ähnlicher werden, damit der Vater in uns Seinen Sohn erkennen kann. Denn Jesus lebt ja in uns. Wir müssen kleiner werden, damit Er in uns größer werden kann, wir müssen uns selbst verleugnen, damit Christus in uns leben, wirken und herrschen kann. Haben wir keine Angst davor, Gott will immer nur das Beste für uns, Er ist ja die Liebe! Er will uns umwandeln, auch wenn uns dies oft schmerzt. Eine wahre Selbstverleugnung kann nicht ohne Schmerzen von statten gehen, wir müssen uns ja selbst absterben. Leiden wir darum frohgemut mit unserem guten Retter, damit wir mit Ihm in die Herrlichkeit eingehen dürfen! Wenn wir Christus in Seinen mystischen Leiden, also in den Leiden Seiner Kirche trösten wollen, dann müssen wir uns vor allem für unsere um des Glaubens willen verfolgten Brüder und Schwestern einsetzen und gegen das Übel der Abtreibung kämpfen. Was wäre denn ein Christ, der sich nicht für die Kirche, für die Wahrheit, für die Gerechtigkeit einsetzt? Fragen wir unseren guten Gott jeden Tag, wie wir uns am besten für Sein Reich einsetzen können! Wenn wir wirklich für den Willen Gottes offen sind, dann wird uns Gott diesen auch zeigen und uns zu jedem guten Werk stärken. Die guten Werke müssen keineswegs nach außen hin sichtbar sein, Gott schaut auf die inneren Absichten eines Menschen. Eine kleine Tat aus Liebe zu Gott ist viel mehr wert als eine scheinbar große Tat, die nicht ganz selbstlos verrichtet wird.

Tragen wir mit Christus unser Kreuz! Er ist uns ja vorangegangen. Er hat zu Seinen Lebzeiten auf Erden alle Leiden getragen, um alle Menschen zu erlösen. Die Frage ist nur, wer Sein Erlöserleiden annimmt und wer nicht, wer Ihn selbst annimmt und wer nicht, wer Ihn liebt und wer nicht, wer Seine Liebe mit Liebe beantwortet und wer nicht, wer sich in Demut selbst verleugnet und wer nicht, wer Ihm nachfolgt und wer nicht. Das muss sich jeder selbst fragen. Betrügen wir uns dabei nicht selbst! Selbstbetrug ist der gefährlichste Betrug. Jesus sagt uns klar, dass nicht der gerettet wird, der zu Ihm „Herr, Herr!“ sagt, sondern nur der, der den Willen Seines Vaters im Himmel tut. Wer also meint, dass Er Gott liebt, aber Seine Gebote nicht hält, ist ein Lügner. Zuerst belügt er sich selbst, dann belügt er die ganze Welt. Wehe solchen Menschen mit einem gespaltenen Herzen! Die beste und notwendigste Therapie für uns ist die regelmäßige, aufrichtige, schonungslose Beichte! Unvorstellbar, welche Gnaden in so einer Beichte fließen. Gott erbarmt sich des reuigen Sünders. Gott liebt die Demut über alles, er schaut voller Güte auf einen Menschen mit einem zerknirschten und gebrochenen Herzen. Ja, unser Herz sollte zerknirscht und gebrochen sein, wenn wir gesündigt haben. Aber Jesus ist der Heiland unserer Seelen, Er allein kann alles wieder gut machen, was wir schlecht gemacht haben, genau dies ist Seine große Freude. Dank sei Ihm!


Jesus Christus ist auferstanden und leidet jetzt nicht mehr. Aber Sein mystischer Leib leidet in den Gliedern der streitenden und der leidenden Kirche, also in den Christen, die hier auf Erden leben und in denen, deren Seelen im Fegefeuer sind. Da die Kirche der mystische Leib Jesu ist, bewahrt sie alle Schätze Gottes in sich, so eben auch die Leiden Jesu, die sie dann in der heiligen Messe gegenwärtig setzt. Dennoch leidet Christus jetzt nicht mehr. Er hat ja alles zu Seinen Lebzeiten für alle Zeiten für alle Seelen bereits vollständig erlitten. Für jede einzelne Seele aller Menschen zu allen Zeiten hat Er zu Seinen Lebzeiten auf Erden gelitten und Sein heiliges Leben hingegeben.

Jesus hat all diese Ängste um die Seelen während Seines irdischen Leidens erlitten. Er war allwissend und wusste um alle Seelen. Er kannte Dich und mich und jeden anderen schon damals durch und durch, Er wusste alles von uns, auch unsere kleinsten Entscheidungen.

Seine Leiden sind nun vorbei, Er sitzt zur Rechten des Vaters in Herrlichkeit. Darüber sollten wir uns freuen und jubeln!


Nochmal kurz zusammengefasst:

Die Leiden Jesu sind vorbei, dennoch in mystischer Weise durch die Kirche, also durch den mystischen Leib Jesu gegenwärtig, in der heiligen Messe gegenwärtig gesetzt. Jesus leidet also nicht noch einmal, nicht immer wieder, genau so wie Er eben nur einmal gestorben ist. Wenn wir das nicht glauben würden, würde das ja bedeuten, dass Sein Sühneopfer am Kreuz nicht ausreichend gewesen wäre, um uns zu erlösen. Und was wäre mit unserer Osterfreude? Jesus Christus ist wahrhaft auferstanden, Er lebt in Herrlichkeit, das ist unser Osterglaube. Dennoch ist es gut, daran zu denken, dass Seine heiligen Erlöserleiden in der heiligen Messe in geheimnisvoller Weise gegenwärtig sind, weil ja Jesus aufgrund unserer Sünden leiden musste. Und unsere Sünden finden ja jetzt statt. Und jetzt schenkt uns Jesus durch Seine Kirche, durch die heilige Messe alle Gnaden der Erlösung. Wenn wir jetzt in Reue, Liebe und Dankbarkeit der Leiden Jesu aufgrund unserer Sünden gedenken, dann haben auch wir Ihn damals am Ölberg und am Kreuz getröstet.

Aber vor allem sollen wir Ihn trösten, indem wir heilig werden, indem wir Seine Liebe empfangen, sie in uns treu bewahren und sie unserem Nächsten schenken. Wir schenken diese Liebe in besonderer Weise, wenn wir uns gegen die fürchterliche Abtreibung einsetzen und für die verfolgten und verachteten Christen, denn in ihnen sind die Leiden Christi mitten unter uns gegenwärtig.

Die Leiden Christi sind gegenwärtig in der Kirche, in ihren sieben Sakramenten, besonders in der heiligen Messe und im Leben derer, die um des Evangeliums willen leiden. Wenn wir Gott und den Nächsten wahrhaft lieben, werden wir auch um des Evangeliums willen leiden. Dann dürfen auch wir, wie Paulus mit unseren Leiden das ergänzen, was an den Leiden Christi noch fehlt. Ja, in gewisser Weise fehlt noch etwas an den Leiden Christi, denn zu Christus gehört Sein mystischer Leib, also wir gehören zu Ihm und wir haben den Auftrag, mit Ihm um des Evangeliums willen zu leiden. Jesus sagt, dass der Jünger nicht über seinem Meister steht und dass, wenn sie Ihn verfolgt haben, sie auch Seine Jünger verfolgen werden. Wenn sie uns verfolgen, sollten wir darüber froh sein, denn dann wissen wir, dass wir unserem Herrn in rechter Weise nachfolgen. Nur sollten wir darauf achten, dass sie uns nicht deswegen verfolgen, weil wir Schlechtes tun, denn dann würden sie uns ja zurecht verfolgen. Lieben wir also unseren guten Meister und machen wir uns keine Sorgen! Gott will immer nur unser Bestes, Er sorgt für uns in rechter Weise. Vertrauen wir Ihm!


Hierzu noch ein Abschnitt aus meinem Buch „Wer kann mein Herz auf ewig erfüllen?“:

Als Glieder der hl. Kirche bilden wir den mystischen Leib Jesu Christi. Wenn wir im Zustand der heiligmachenden Gnade leben, sind wir aufs engste mit unserem Herrn Jesus Christus, dem Haupt der Kirche verbunden und der Heilige Geist kann in uns und durch uns kraftvoll wirken. Wenn ein Teil dieses mystischen Leibes leidet, dann leiden alle Teile, genauso ist es mit der Freude. Christus und Seine Heiligen haben Ihre Leiden schon hinter sich, sie können nun nicht mehr leiden, obwohl sie mit uns, die wir noch leiden, aufs engste verbunden sind und innig an unserem Leben anteilnehmen. Die Leiden Jesu Christi sind für uns unvorstellbar, sie übertreffen unsere Leiden bei weitem. Christus hat für jeden Einzelnen von uns Sein Leben hingegeben, um uns von der Sünde zu befreien. Durch Seine Leiden hat Er allein uns erlöst.

Aber wie ist dies nun in der hl. Messe? Die hl. Messe ist doch die Gegenwärtigsetzung des Kreuzesopfers Jesu Christi. In der hl. Messe bringt Christus als der Hohepriester Sein Leben dem Vater für uns dar. Die hl. Messe ist das erhabene Opfer Jesu Christi. Nach Papst Pius XII sind zu einem Opfer zwei Dinge notwendig, die Opfergesinnung und das mit dem Opfer verbundene Leiden. Die Opfergesinnung hat Christus, aber selber leiden kann Er nicht mehr. Darum leidet Er durch uns, da wir mit Ihm in Seinem mystischen Leib aufs engste verbunden sind. Wenn wir die hl. Messe im rechten Sinne mitfeiern wollen, ist es notwendig, dass auch wir uns zusammen mit Christus dem Vater als Opfer darbringen. Vereinigen wir unsere Leiden mit den erhabenen Leiden Jesu Christi und legen wir diese auf die Opferschale, damit Christus sie so dem Vater darbringen kann! Wir sollen die gleiche Opfergesinnung wie Jesus Christus haben. Auf diese Art und Weise verbinden wir uns immer mehr mit Christus und Seinem Leben und Sterben und tragen so zum Aufbau des mystischen Leibes Jesu Christi bei. Wenn wir so mit Christus immer tiefer verbunden leben, werden wir durch das Wirken des Heiligen Geistes in uns immer heiliger. Und wenn wir darin verharren, werden wir mit Christus nach unserem Tod auferweckt zum ewigen Leben. Wenn Christus gelitten hat, müssen auch wir leiden. Nur sollte uns dies nicht betrüben, im Gegenteil, wir sollten uns darüber freuen, dass wir mit unserem Herrn und Gott leiden dürfen, dass Christus uns würdigt, mit Ihm leiden zu dürfen und Ihm so helfen zu dürfen, Seelen zu retten! Wenn wir heilig werden wollen und anderen helfen wollen, heilig zu werden, dann geht dies nur, wenn wir unserem Herrn und Meister immer ähnlicher werden, wenn auch wir unser Leben freiwillig für unseren Nächsten aus reiner Liebe hingeben. Aber bedenken wir immer, dass wir arme Sünder dies nicht aus eigener Kraft vermögen, sondern nur durch die göttliche Kraft Jesu Christi. Wir dürfen Christus nachfolgen, wir dürfen Ihm dienen, wir dürfen in Ihm bleiben, in Ihm und mit Ihm leiden und mit Ihm auferweckt werden. Wir leiden mit Ihm, wenn wir mit unserem Nächsten mitleiden, wenn wir diesen trösten und ihm helfen. Wenn wir Christus in Seinen Leiden trösten wollen, dann müssen wir unseren Nächsten in dessen Leiden trösten. Wenn wir jemandem in der Kraft Gottes etwas Gutes tun, dann haben wir dadurch Christus in Seinen Leiden tatsächlich getröstet, denn Christus hat ja bei Seinen Leiden an jeden von uns innig gedacht und Er hat uns im Voraus erkannt, all unsere guten und bösen Taten in unserem Leben hat er im voraus gewusst. Seinem göttlichen Wissen ist nichts verborgen.

Und vergessen wir die Armen Seelen im Fegefeuer nicht. Sicher gehen nicht nur unsere Leiden sondern auch deren Leiden mit in das hl. Messopfer ein. Helfen wir den Armen Seelen, indem wir für sie die hl. Messe, unsere Leiden, unsere Opfer, unsere guten Taten aufopfern! Ebenso wie wir ihnen helfen, helfen sie auch uns.

Öffnen wir unsere Herzen für die Liebe Christi, empfangen wir diese, bewahren wir diese, wirken wir mit dieser Liebe mit, indem wir sie anderen schenken! Gepriesen sei unser guter Gott!“





4. Unsere Gelübde: Keuschheit, Armut und Gehorsam




Das Gelübde der Keuschheit


Gott ruft uns dazu auf, dass wir Seinem Sohn, unserem Herrn Jesus Christus nachfolgen, Er ruft uns dazu auf, unser natürliches Umfeld zu verlassen, um in die Familie Gottes, in die Kirche einzutreten. Die Kirche heißt auf Altgriechisch „Ekklesia“, „Die Herausgerufene“. Das ist ein wunderbares Wort für den Sachverhalt der Nachfolge Christi. Gott ruft uns aus unseren Familien, aus unserer Heimat heraus, Gott möchte, dass wir unser ganzes Vertrauen allein auf Ihn setzen, dass wir Ihn über alles lieben, Ihn mit einem ungeteilten Herzen lieben. Dies erfordert Mut und Opferbereitschaft. Aber wenn wir wirklich unser Vertrauen auf Gott setzen, kann es gelingen, falls wir die natürlichen Voraussetzungen dafür haben, denn es gilt immer der Grundsatz, dass die Gnade auf der Natur aufbaut. Wenn ein Kind in seiner natürlichen Familie genug Liebe und Geborgenheit erfährt, dann hat dieses Kind auch im Erwachsenenalter die besten Voraussetzungen. Das ist der normale Weg, den Gott mit einem Menschen gehen will. Gott möchte, dass wir in Familien aufwachsen, in denen einer den anderen aufrichtig liebt. Wer diese menschliche Liebe nicht erfährt, wird nur in seltenen Fällen dazu in der Lage sein, auf alles zu verzichten, um unserem Herrn Jesus Christus im Stand der Ehelosigkeit nachzufolgen.


Dazu Ps 45,11-12:

11 Höre, Tochter! Sieh her und neige dein Ohr! Vergiss dein Volk, das Haus deines Vaters!

12 Der König begehrt deiner Schönheit. Huldige ihm! - Er ist ja dein Herr.“


Jesus ist unser Bräutigam, die Seele des Menschen soll Seine Braut sein. Jesus ruft uns, Er will sich mit uns geistig vermählen, Er will ganz mit uns eins werden. Gott allein ist die Liebe und nur Er kann unser Herz mit Seiner Liebe erfüllen.

Wenn wir glauben, dass uns Jesus ruft, Ihm in der Ehelosigkeit nachzufolgen, dann sollten wir es mutig und entschlossen wagen. Aber im Normalfall nicht als Einzelwesen, denn wir sind zur Gemeinschaft berufen. „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist.“ Dies spricht Gott, bevor Er die Eva erschaffen hat. Gott wollte nicht, dass Adam allein ist. Auch wir brauchen die Gemeinschaft von Gleichgesinnten. Jesus sagt uns deutlich, dass diejenigen Seine wahre Familie bilden, die auf Sein Wort hören, die den Willen Gottes tun. Als Christen müssen wir oft natürliche Verbindungen aufgeben, um Jesus nachfolgen zu können. Es geht uns Christen um die übernatürliche Einheit mit dem dreifaltigen Gott und untereinander. Die geistige Einheit steht höher als die leibliche Einheit in einer Ehe. Unser Herr spricht im Evangelium an verschiedenen Stellen darüber, dass es notwendig ist, allem Irdischen zu entsagen, auf alles Irdische zu verzichten, um Ihm nachfolgen zu können. Jesus Christus selbst ist der „Schatz im Acker“, die „kostbare Perle“. Um diesen unendlich kostbaren Schatz zu erwerben, müssen wir bereit sein, auf alles Irdische zu verzichten, im Vertrauen darauf, dass Gott für unsere irdischen Belange sorgen wird: „Suchet zuerst das Reich Gottes und alles andere wird Euch hinzugegeben werden!“ Paulus empfiehlt eindringlich die Ehelosigkeit, weil wir so Christus mit ungeteiltem Herzen lieben können (1 Kor 7). In der Ehe will man Gott und seinen Ehepartner lieben, somit ist die Liebe des Menschen geteilt. So argumentiert Paulus. Wem es von Natur aus möglich ist, auf einen Ehepartner zu verzichten, der sollte dies tun. Aber er sollte nicht auf innige Gemeinschaft mit Gleichgesinnten, auf Freundschaften im Herrn verzichten, denn das wäre für sein geistliches Leben nicht das Beste. Wir sind ja arme Menschen, wir brauchen einander. So war es ja auch in vorbildlicher Weise in der Urkirche. Denken wir daran, dass wir keine Einzelkämpfer sind! Bitten wir Gott um die große Gnade echter geistlicher Freundschaften. Jesus möchte, dass wir in Seiner Liebe bleiben, dass wir untereinander in Ihm, in Seinem Herzen eins werden. Wir sollen so sehr eins werden, wie der Vater und der Sohn eins sind (Joh 17,21-23). Ohne Gott kann es keine wahre Gemeinschaft der Liebe geben. Leider sieht es in unserer geliebten Kirche heute so aus, dass viele Glieder unserer Kirche keine lebendigen Glieder sind, vielen ist Gott und die Kirche so ziemlich egal, viele leben im Zustand der Todsünde, weil sie sich bewusst von Gott durch eine schwere Sünde getrennt haben und somit geistlich tot sind. Wie traurig ist dies!

Beten wir viel! Vereinen wir unsere Wunden mit den Wunden Jesu und opfern sie so dem ewigen Vater für die Sünder auf. Dies ist ein äußerst wertvolles und wirksames Gebet, weil die Wunden Jesu ein unendlich großer Schatz sind. Sie sind ja ein Symbol für die Liebe Jesu. Wir opfern also unserem Vater die Liebe Jesu auf, die dieser uns bis zu Seinem letzten Blutstropfen geschenkt hat. Jesus hat sich uns ganz geschenkt. Schenken auch wir uns Ihm ganz! Jesus schenkt sich uns immer wieder in der hl. Kommunion. Schenken auch wir uns Ihm täglich neu!

Wie ich oben ausgeführt habe, empfiehlt der hl. Paulus die Ehelosigkeit, um sich ganz an Gott zu binden. Auch zu den Eheleuten sagt er in 1 Kor 7, sie sollen so leben, als ob sie nicht verheiratet wären. Damit meint er nicht, dass sie enthaltsam leben müssen, sondern dass sie sich ganz an Jesus binden sollen. Die Frage ist ja immer die, wer in meinem Herzen den ersten Platz einnimmt, für wen ich leben will. Wir sollten uns klar für Gott entscheiden, wir wollen für Ihn leben, wir wollen Ihm dienen, egal ob wir verheiratet sind oder nicht. Aber wenn wir nicht verheiratet sind, ist es besser so zu bleiben, um sich ganz klar für ein Leben für Gott zu entscheiden, soweit dies eben dem Einzelnen möglich ist und seiner Berufung entspricht. Wenn jemand vor Begierde brennt, kann er sich gewiss nicht für die Ehelosigkeit entscheiden, das wäre sehr unvernünftig. Hören wir auf die Stimme Gottes in unserem Inneren, aber immer zugleich auch auf unsere Vernunft! Glaube und Vernunft dürfen einander nicht widersprechen! Das Übernatürliche baut auf dem Natürlichen auf. Lassen wir uns beraten, wenn es notwendig ist! Jeder braucht gute Ratschläge.


Das zölibatäre Leben kann nur dann gut gelingen, wenn wir stetig Gott um Seine Hilfe anflehen! Er will uns alles schenken, damit wir heilig und rein leben und sterben. Ohne Ihn können wir nicht keusch und enthaltsam leben. Das Gebet um Keuschheit ist von größter Wichtigkeit. Die Versuchungen gegen die Keuschheit nehmen heute immer mehr zu. Sogar Wissenschaftler und Ärzte behaupten oftmals, dass der Mensch sexuell aktiv sein muss. Wer nicht mit der Hilfe Gottes rechnet, muss wohl so denken. Darum setzen wir all unser Vertrauen auf unseren gütigen Gott, auf Seine Hilfe und auf die fürbittende Hilfe der allerseligsten Jungfrau Maria, des hl. Josef, unseres hl. Schutzengels und aller Engel und Heiligen. Paulus sagt uns öfters ganz klar, dass Unzüchtige und Ehebrecher nicht in das Himmelreich eingehen können. Wer im Zustand der schweren Sünde lebt, muss umkehren, wenn er gerettet werden will.


Die Wunden der rein geistigen Seele, die sich der Mensch durch seine eigenen Sünden zugezogen hat, sind die schlimmsten. Um diese wollen wir uns zuerst kümmern. Aber wir wollen uns auch um die anderen Wunden kümmern, um die Wunden des Leibes mit seinen Gefühlen, Gedanken, Vorstellungen und Erinnerungen. Viele Menschen sind tief verletzt, ihre Wunden scheinen überhaupt nicht heilen zu wollen. Zuerst muss die rein geistige Seele durch die hl. Beichte geheilt werden, bevor die anderen Wunden wirklich heilen können. Es ist immer nur Gott, der unsere Wunden heilen kann. „Durch Seine Wunden sind wir geheilt!“ So weissagt schon Jesaja über unseren Herrn Jesus Christus und über Seine heiligen Wunden. Unsere Wunden können immer nur durch die Wunden Jesu heilen. Darum also zuerst regelmäßig zur Beichte, dann am besten täglich unsere Wunden in die Wunden Jesu legen und sie so gemeinsam dem guten Vater aufopfern. „Ewiger Vater, ich opfere Dir die Wunden unseres Herrn Jesus Christus auf, um die Wunden unserer Seelen zu heilen.“ (Jesus an Marie Marthe Chambon).

Es gibt wohl keinen Menschen, der nicht unter alten Verletzungen leidet, ich meine hier vor allem die psychischen Verletzungen. Die Ursache dieser Verletzungen sind oft Beziehungsprobleme. Wenn ich mich z.B. in meiner Jugend in ein Mädchen verliebt hatte, von ihr aber kalt abgewiesen wurde, kann dies in mir eine lang anhaltende Verletzung bewirkt haben, obwohl ich dem Mädchen deswegen nicht böse gewesen bin bzw. ihr vergeben habe. Auch solche Wunden können durch die Wunden Jesu geheilt werden. Legen wir also alle Verletzungen in Seine heiligen Wunden. Es ist allein die Liebe unseres guten Gottes, die uns heiligen und heilen kann. Gott will unser ewiges Heil. Er heilt aber in unserem irdischen Leben normaler Weise nicht all unsere Wunden. Oft lässt Er uns lange Zeit an gewissen Wunden leiden, weil Er weiß, dass es so für uns am besten ist, weil Er weiß, dass wir sehr armselige und undankbare Geschöpfe sind, die, wenn es ihnen gut geht, kaum noch ihre Zuflucht bei Ihm suchen. Wir kennen das alle, in großer Not wendet sich der Mensch meist an Gott, weil er erkennt, dass es nur bei Gott wahre Hilfe geben kann, aber wenn es dem Menschen gut geht, kümmert er sich oftmals wenig um Gott. Das ist fatal, denn wir brauchen immer Gott, Er ist ja die Liebe. Es gibt unter Menschen so gut wie keine Beziehungen, die nur gut sind, im Laufe der Zeit gibt es immer mal gewisse Unstimmigkeiten und Verletzungen. Dies liegt daran, dass wir sündige Menschen sind und uns darum immer wieder von Neuem gegenseitig enttäuschen. Die vollkommene Liebe können wir nur bei unserem guten Gott finden. Er wird uns nie enttäuschen, Er ist die ewige Liebe. Wenn es Hindernisse zwischen uns und Gott gibt, dann stammen diese allein von uns. Aber Gott vergibt uns in der Beichte und beseitigt diese Hindernisse. Und wenn es zwischenmenschliche Probleme, Beziehungsstörungen gibt, kann diese auch nur Gott in Ordnung bringen, weil Er die Liebe ist. Aber wir müssen natürlich mit Seiner Gnade mitwirken. Gott heilt keine Beziehungen, wenn wir das gar nicht wollen. Wenn zwei Menschen sich aufrichtig lieben, dann ist es immer Gott, der diese Liebe bewirkt. In der wahren Liebe zwischen Menschen wird die Liebe Gottes sichtbar. Und genau dies ist das Ziel unseres gemeinschaftlichen Lebens. Unsere gegenseitige Liebe soll die Menschen anziehen, sie sollen dadurch auf die Liebe Gottes verwiesen werden. Es geht darum, dass der Mensch entdeckt, dass nur Gott die Liebe ist und dass nur Gott ihm die wahre Liebe schenken kann und dass es unsere Aufgabe ist, diese heilige Liebe in uns aufzunehmen, in uns treu zu behüten und sie großzügig weiterzugeben. Das Leben mit Gott ist wunderbar, weil Er unser guter Vater ist, der uns nur das Beste geben will, Seine ewige Liebe, sich selbst. Ja, das ist das überaus Erstaunliche, das ist das große Geheimnis des christlichen Glaubens: Gott will sich uns schenken! Das ist so unfassbar und wir sind leider oft so undankbar! Nehmen wir Ihn dankbar und froh in unser Inneres auf! Kommunizieren wir ehrfürchtig! Beten wir Ihn aus ganzem Herzen in Liebe an! Schenken auch wir uns Ihm ganz! In der hl. Kommunion dürfen wir uns mit Ihm vereinigen. Aber wie schlimm ist es, wenn ein Mensch bewusst im Zustand der schweren Sünde lebt und kommuniziert!

Wie wunderbar ist das Gelübde der Keuschheit! Ich will mich geistig mit unserem guten Gott vereinigen! (vgl. 1 Kor 6,17: Wer sich dagegen dem Herrn hingibt, wird ein Geist mit ihm“). Ist das nicht die eigentliche Erfüllung des menschlichen Herzens? Ja, nur Gott kann unser Herz erfüllen, nur Er kann unseren wahren Hunger stillen (vgl. Joh 6). Wer das versteht, der liebt die Keuschheit und die Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen. Gewiss bliebe es für meine Natur immer ein schmerzlicher Verzicht, wenn ich mich für die Ehelosigkeit entscheiden würde. Aber falls Gott mich dazu beruft, will ich es tun, weil ich Gott über alles lieben will, Ihn mit einem ungeteilten Herzen lieben will. Ich wäre mir aber dessen bewusst, dass ich dies nur durch die Gnade Gottes vermögen würde. Wenn ich mich an eine Frau binden würde und wir uns lieben, dann ist es ja nur die Liebe Gottes, die diese gegenseitige Liebe bewirkt. Die Liebe kommt immer nur von Gott, denn Er ist die Liebe. Darum müssen wir immer zuerst Ihn lieben. Schenken wir Ihm unser ganzes Herz, Ihm allein unsere Liebe, allein durch Seine Gnade! Wenn wir uns dafür entscheiden, Gott ganz zu lieben, dann können wir darauf vertrauen, dass Er uns Seine Liebe schenkt. Aus uns selbst heraus vermögen wir Ihn nicht zu lieben, wir brauchen dazu Seine Liebe, Seine Gnade, wir brauchen Ihn selbst. Dank sei Ihm!

Erwarten wir nichts von anderen Menschen aber alles von Gott! Menschen, die die Liebe nicht von Gott erbitten und erwarten, erwarten die Liebe von ihren Mitmenschen. Dies führt nur zu Enttäuschungen, zu Verletzungen, zu Brüchen. Wir überfordern unsere Mitmenschen total, wenn wir von ihnen die Liebe erwarten, die nur Gott uns schenken kann. Viele Menschen sind sehr empfindlich, fühlen sich schnell und leicht verletzt, weil sie die wahre Liebe nicht bei Gott suchen, sondern bei ihren Mitmenschen, bei armen und sündigen Geschöpfen, die aus sich selbst nichts Gutes vermögen. Solche Menschen setzen ihr Vertrauen nicht auf Gott. Auf Ihn allein müssen wir aber vertrauen, wenn unser Leben gelingen soll, wenn wir ewig glücklich werden wollen.



Gütiger Dreifaltiger Gott, ich liebe Dich. Du bist die unendliche Liebe, die ewige Wahrheit, die verborgene Schönheit. Bitte vergib mir, dass ich mich so sehr von irdischen Dingen gefangen nehmen lasse, dass ich so sehr nach irdischer, vergänglicher Schönheit ausschaue und verlange! Deine Schönheit, Deine Liebe ist mit nichts Irdischem zu vergleichen, sie ist unendlich erhaben. Hilf mir, dass ich mich nur noch nach Deiner Liebe, nach Deiner Schönheit, Güte und Wahrheit sehne, dass ich mich nur noch nach Dir selbst sehne. Locke Du mich mit Deiner ewigen Liebe! Hilf mir, die Stille zu suchen, um mich im inneren Schweigen liebend und staunend an Dich zu wenden! Oft noch locken mich die irdischen Dinge. Allzu leicht gebe ich diesem Locken nach. Deine Liebe und Deine Schönheit sind verborgen. Ich kann diese unendlichen Schätze nur entdecken, wenn ich mich von den irdischen Dingen lossage, mich innerlich von ihnen loslöse, mich nicht mehr von ihnen gefangen nehmen lasse, wenn ich in die Stille gehe, in das schweigende Lieben, um mit Dir eins werden zu können. Ohne Dich vermag ich das nicht. Hilf mir und befreie mich von jeglicher ungeordneten, irdischen Abhängigkeit! Ich danke Dir, ich lobe Dich, ich preise Dich. Du bist unendlich gut, Du willst mein ewiges Heil. Hilf mir, nicht irdisches Glück zu suchen, sondern Dich allein unentwegt zu suchen, zu finden und zu lieben! Du bist mein Alles, ohne Dich kann ich nicht wahrhaft leben. Du bist das Leben, ohne Dich nur Tod. Ziehe Du mich mit den Fesseln Deiner ewigen Liebe an Dich und lass mich nicht mehr los! Lass mich immer tiefer erkennen, dass jede Freude ohne Dich keine wahre Freude sein kann! Schenke Du mir die wahre Freude, die ich nur finden kann, wenn ich Dich über alles liebe! Amen.



Liebe Maria, meine Mutter, ich weihe mich Deinem unbefleckten Herzen. Führe Du mich durch diese Welt, durch dieses oft so finstere Tag der Tränen, durch diese oft so glaubenslose, hoffnungslose, lieblose Welt! Du bist die Braut des Heiligen Geistes. Bitte bei Ihm für mich armen Sünder, denn Er allein kann mir wahren Trost schenken, Er allein kann mir den Mut und die Kraft geben, in Treue und Schlichtheit durchzuhalten, Er allein kann es bewirken, dass ich im Stande der heiligmachenden Gnade verbleibe, dass ich in Christus bleibe, denn Er ist die Wahrheit, der Weg und das Leben! Wer Christus gesehen hat, hat den Vater gesehen, denn Er ist im Vater und der Vater ist in Ihm. Maria, Du bist die Vermittlerin aller Gnaden. Bitte bei unserem guten Gott für mich, dass Er sich meiner erbarmen möge, dass Er mich einst in Sein ewiges Reich der Liebe aufnehmen möge! Amen.



Das Gelübde der Armut


So wie die Keuschheit ist auch die Armut ein Ordensgelübde.

Ein Ordensmitglied verpflichtet sich freiwillig zu einem armen Leben, weil er Christus in Seiner freiwillig gewählten Armut nachfolgen will. Jesus Christus ist seit Ewigkeit der Sohn Gottes, wahrer Gott wie der Vater und der Heilige Geist. Er entäußerte und erniedrigte sich vollkommen, als Er ein armer Mensch wurde. Er verließ Seine Herrlichkeit beim Vater. Jesus sagt uns klar, dass wir uns selbst erniedrigen sollen, dass wir einander dienen sollen, dass wir bereit sein müssen, auf alle irdischen Reichtümer zu verzichten, wenn wir Ihm nachfolgen wollen. Ein Ordensmitglied darf nicht nach Reichtum, Wohlstand, Ehre, Macht, Ansehen, Genuss streben. Ein demütiges Ordensmitglied verzichtet mit größter innerer Freude auf all diese Dinge, auch wenn es ihm oft sehr schwer fallen mag. Auch hier sehen wir wieder, dass Freude und Leid kein Gegensatz sind, sich nicht gegenseitig ausschließen. „Lieben und Leiden in Freude!“ (Pater Franz Reinisch). Ein echter Christ freut sich, wenn Er um Jesu Christi willen verachtet wird, auch wenn es ihn sehr schmerzt. Es ist natürlich, dass einem die Verachtung schmerzt. Ich kann in meinem Leben keineswegs immer äußerlich fröhlich sein, aber ich kann durch die Gnade Jesu Christi immer innerlich froh und ruhig sein, immer im inneren Frieden, wenn ich immer auf Christus blicke, wenn ich immer in der hl. Gegenwart Gottes lebe. Niemand kann uns diesen inneren Frieden und diese innere Freude nehmen. Dies können nur wir selbst, durch unsere Sünden. Aber auch wenn uns unser Gewissen aufgrund unserer Sünden quält, ist dies gut, denn diese Qual soll uns zur Umkehr, zur echten, übernatürlichen Reue führen, in den Beichtstuhl, um die befreiende Vergebung Gottes geschenkt zu bekommen.

Wir wollen wie der heilige Franz von Assisi die Armut lieben und darauf bedacht sein, dass wir es uns nicht zu bequem in dieser Welt einrichten. Wir wollen ein einfaches, schlichtes, bescheidenes Leben führen, in allen Belangen. Dies bezieht sich auf all die Dinge, die wir in unserem Leben gebrauchen, auf das, was wir einkaufen, auf das, was wir anziehen, auf das, was wir essen und trinken, wie wir uns fortbewegen, auf unseren Verbrauch an Wasser und Energie... Wir achten auf eine gesunde, abwechslungsreiche, aber einfache Ernährung, soweit dies möglich ist. Soweit dies möglich ist, wollen wir in unseren Niederlassungen selbst Gemüse und Obst auf biologische Art und Weise anbauen. Wir wollen uns immer um einen verantwortungsvollen, guten Umgang mit der ganzen Schöpfung bemühen, mit Mensch, Tier und Natur.

Jeder soll das bekommen, was er braucht, besonders dann, wenn einer gesundheitlich geschwächt ist. Jeder soll dem anderen helfen, damit er das bekommt, was er braucht. Keiner soll überfordert werden! Jeder soll seine berechtigten Bedürfnisse mitteilen, damit ihm geholfen wird. Wir wollen, dass sich jeder in unserer Gemeinschaft wohl fühlt, wohl wissend, dass das irdische Leben ein Kampf ist, dass wir das wahre Glück erst im Himmel finden können.

Bedenken wir, dass wir vor allem die Liebe brauchen. Das Schlimmste wäre, wenn uns jemand gleichgültig wäre. Dies müssen wir in unserer Gemeinschaft unbedingt vermeiden. Aber natürlich nicht nur in unserer Gemeinschaft, denn kein Mensch darf uns gleichgültig sein. Die gegenseitige, liebende, aufmerksame Anteilnahme am Leben des anderen ist uns von größter Wichtigkeit. Gott allein ist das Band der Liebe, das alles zusammenhält. Wir wollen mit der Liebe Gottes mitwirken, indem wir uns besonders um Demut, Sanftmut, Milde, Geduld und Güte bemühen! Die Liebe ist niemals kleinlich, sie sucht nicht die Fehler bei sich und nicht bei anderen. Wenn wir sehen, dass ein Mitbruder, eine Mitschwester eine schwere Sünde begeht, dann schauen wir nicht weg, dann müssen wir dem Sünder beistehen, ihn in Liebe ermahnen, ihn zur Reue und Umkehr bewegen. Derjenige, der ermahnt, darf sich nicht für besser halten. Der Ermahnte muss spüren, dass er aus Liebe ermahnt wird. Wir sehen, sowohl der Ermahnende als auch der Ermahnte brauchen vor allem Demut und Liebe. Überprüfen wir uns täglich, ob wir nach diesen Grundsätzen leben!

Wir achten auf unsere Gesundheit. Sehr wichtig dafür ist, dass jeder genügend Bewegung hat. Wer den ganzen Tag im Garten arbeitet, hat bestimmt genug Bewegung, wer aber viel sitzend oder stehend arbeitet, sollte unbedingt täglich darauf achten, dass er sich genug bewegt. Wir wollen uns viel zu Fuß und mit dem Fahrrad fortbewegen, mit dem Auto nur dann, wenn es nötig ist.

Privateigentum gibt es in unseren beiden Ordensgemeischaften nicht, die Dinge, die wir benutzen, sind uns geliehen. Alles gehört allein unserem guten Gott! Stellen wir uns Ihm ganz zur Verfügung! Wir selbst sind Sein Eigentum. „Der Himmel sei unsere Heimat!“ „Wo Dein Schatz, da Dein Herz!“ Unser Herz soll im Himmel bei unserem guten Gott sein, denn nur Er kann unser wahrer Schatz sein. Hüten wir uns auch davor, von unserem Mitbruder und unserer Mitschwester zu viel zu erwarten! Von einem sündigen Menschen sollten wir gar nichts erwarten, aber wir sollten uns dessen bewusst sein, dass wir einander immer die Liebe schulden. Wir sollen uns vollkommen lieben, wir sollen vollkommen eins werden! Unsere gegenseitige Liebe soll so strahlend und rein sein, dass unsere Mitmenschen dadurch zum Glauben an einen guten Gott bewegt werden! Dies ist unsere wahre und erste Berufung. Es hängt nicht davon ab, was einer in unserer Gemeinschaft tut, sondern allein davon, ob er es mit Liebe tut oder nicht! Wenn wir die kleinsten Dinge in Liebe tun, können wir unserem guten Gott damit helfen, Seelen zu retten. Die Liebe ist immer wirkungsvoll, fruchtbar, auch wenn wir selbst die Wirkung nicht sehen. Gott fügt es meist so, dass wir die Wirkung selbst nicht sehen, damit wir nicht hochmütig werden, denn wir neigen zum Hochmut. Gott allein vollbringt das Gute, weil nur Er gut ist. Wir hingegen haben verborgene, böse Neigungen. Dies sind vor allem Neigungen zum Hochmut, zur Ehrsucht, zur Habgier, zum Egoismus, zur Ungeduld, zur Aggression, zum Streben nach Macht und Einfluss, zur Unkeuschheit, zur Trägheit. Diese bösen Neigungen unseres Herzens müssen wir durch die Tugenden bekämpfen, also durch wahre Demut, Liebe, Keuschheit, Sanftmut, Milde, Geduld, Langmut, Selbstbeherrschung, Treue, Großmut, Hilfsbereitschaft,...


Betrachten wir kurz noch zwei Gleichnisse Jesu

Mt 13,44-46:

Die Gleichnisse vom vergrabenen Schatz und von der kostbaren Perle

44 Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker verborgen war. Ein Mann fand ihn, deckte ihn aber wieder zu. Voll Freude ging er hin, verkaufte alles, was er besaß, und kaufte jenen Acker.

45 Mit dem Himmelreich verhält es sich auch wie mit einem Kaufmann, der edle Perlen suchte.

46 Als er eine kostbare Perle gefunden hatte, ging er hin, verkaufte alles, was er besaß, und kaufte sie.


Diese beiden wunderbaren Gleichnisse Jesu zeigen uns klar, dass es sich wahrhaft lohnt, auf alles Irdische mit Freude zu verzichten, um den wahren Schatz zu erwerben. Der wahre Schatz ist das Himmelreich. Dies ist unser Ziel, wir wollen in den Himmel kommen und anderen Menschen auf diesem Weg himmelwärts zur Seite stehen. In den Himmel können wir nur kommen, wenn wir an die Gottheit Jesu glauben, wenn wir auf Seine Stimme hören, wenn wir in Seiner Liebe bleiben. Ohne Ihn vermögen wir nichts, nur Er kann uns retten.

Wenn wir die freiwillige Armut wählen, dürfen wir keine Angst davor haben, in dieser Welt zu kurz zu kommen. Gott wird für uns sorgen, wenn wir Ihm den ersten Platz in unserem Leben einräumen.


Auch wenn wir selbst arm leben wollen, wollen wir immer bereit sein, den Armen, den Bedrängten, den Leidenden, den Unterdrückten, den Kranken, den Benachteiligten, den Verfolgten, den Bedrohten, den Opfern zu helfen, mit ihnen möglichst alles zu teilen, solange wir dadurch nicht selbst in Not geraten, ihnen zu dienen, ihnen Freude zu bereiten, sie zu ermutigen, ihnen den rechten Weg zu Gott aufzuzeigen, sie auch in Liebe zu ermahnen, wenn dies nötig sein sollte. Zuerst geht es immer um das ewige Heil aller Menschen, die Gott uns anvertraut. Aber wenn einer z.B. hungrig zu uns kommt, dann müssen wir ihm zuerst etwas zu essen geben, bevor wir ihm sagen, dass er vielleicht beichten sollte. Auch wenn wir ihm etwas in rechter Gesinnung zu essen geben, dienen wir zuerst der Seele des Armen. Wenn wir in der Liebe Gottes bleiben, ist alles gut, was wir tun, weil dann Gott durch uns handelt! Er allein ist gut, Er allein bewirkt das Gute. Der Leidende, der vor uns steht, sollte unsere ganze Aufmerksamkeit von uns geschenkt bekommen, damit er sieht, dass Gott ihn liebt. Dies hat zur Folge, dass uns nichts davon abhalten darf, diesem Menschen zu dienen, selbst wenn wir gerade das Stundengebet zu beten hätten. Wir wären also nicht ungehorsam, wenn wir zuerst dieser Person in Not dienen, auch wenn wir dadurch eine Gebetszeit verpassen würden. Im Gegenteil, erst dann wären wir wahrhaft gehorsam, weil dieser Leidende ein Auftrag, ein Aufruf Gottes für uns ist, weil wir ihm unsere ganze Liebe und Hingabe schulden. Der Hilfeschrei des Armen ist der Hilfeschrei Jesu Christi am Ölberg. Wir sollen alle so lieben wie Christus uns geliebt hat, bereit sein, unser Leben für den Nächsten hinzugeben. Wir wollen unseren Nächsten in der rechten inneren Gesinnung lieben, aus dem gleichen Grund, wie Christus jeden Menschen liebt. Christus liebt jeden Menschen, damit alle Menschen guten Willens gerettet werden. Wenn einer in seinem Leben kaum Liebe von anderen Menschen erfahren durfte, wie kann er dann selbst ein Liebender werden? Erst wenn ein Mensch wahrhaft Liebe erfährt, kann er selbst das Lieben erlernen. Wie liebebedürftig wir sind, sehen wir an jedem Baby, welches ohne Liebe zugrunde gehen würde.

Wir wollen unserem Nächsten unsere volle Aufmerksamkeit und Liebe schenken, niemand darf uns gleichgültig sein, wir wollen jede Not und jedes Leid ernst nehmen, daran wirklich Anteil nehmen. Jeder Mensch soll erkennen, dass wir ihn ernst nehmen, dass wir Ihm wahre Liebe schenken, die allein von Gott kommt. Viele Menschen leben nur aus dem Grund in Selbstmitleid, weil sie niemanden haben, der sie ernst nimmt, der sie annimmt, so wie sie sind. Erst wenn sie sehen, dass sie geliebt sind, können sie ihr Selbstmitleid durchbrechen und zur Liebe finden. Wir sind armselige Menschen, die ganz auf Liebe angewiesen sind.

Herr, schenk uns all Deine Liebe! Wir brauchen Dich, wir können ohne Dich nicht leben. Amen.

Da wir die Armut geloben, wollen wir uns ein Vorbild am hl. Franz von Assisi nehmen. Ihm ging es um die authentische Nachfolge Jesu Christi gemäß des Evangeliums, er wollte wie Jesus leben, in Demut und Armut, es ging ihm um das Dienen, um hingebungsvolle Liebe.




Das Gelübde des Gehorsams


Dieses Gelübde mag das schwerste sein, aber es sollte uns sehr erfreuen, weil es der Ausdruck unserer Hingabe an Gott ist. Wir wollen ja Gott alles geben, uns selbst. Wir wollen uns selbst verleugnen, unser Kreuz auf uns nehmen und Jesus nachfolgen, egal wohin Er geht. Seine Wege sind nur Heilswege, auch wenn es dornige Wege sind. Sein Weg führt immer zum Vater! So wie Jesus immer Seinem Vater gehorsam war, so wollen auch wir immer Ihm, Seiner Kirche, unseren Oberen gehorsam sein!

Der Gehorsam ist das Gelübde, in welchem die Demut im Mittelpunkt steht, damit wir so durch die Gnade Gottes unsere böse Neigung zum Hochmut besiegen können. Der Demütige gehorcht mit Freude, auch unter Tränen. Der Gehorsam steht in besonderer Weise den Ideologien des Atheismus, des Anarchismus und des Individualismus entgegen.

Die Armut ist das Gelübde, in welchem der freudige Verzicht auf alles Irdische im Mittelpunkt steht, damit wir so durch die Gnade Gottes unsere böse Neigung zur Habgier und zum Egoismus besiegen können. Die Armut steht in besonderer Weise den Ideologien des Materialismus, des Naturalismus (in der philosophischen Bedeutung), des Positivismus und des Individualismus entgegen.

Die Keuschheit ist das Gelübde, in welchem wir mit großer Freude und Hingabe unseren Leib unserem guten Gott darbringen, damit wir so durch Seine Gnade unsere böse Neigung zur Unkeuschheit besiegen können. Die Keuschheit steht der Ideologie des Hedonismus (Genusssucht) entgegen.

Christus will uns die vollkommene Freiheit und Freude schenken. Der Gehorsam soll dem nicht im Wege stehen, sondern dieses Ziel fördern. Wir wollen, dass sich alle Mitglieder unserer Gemeinschaft frei fühlen, keiner soll sich eingeengt fühlen. Gehorsam, Disziplin, Regeln, Bindung sind nötig, aber wir achten darauf, dass keiner dadurch überfordert wird. Wir wollen jedem möglichst viel Freiheit ermöglichen, damit jeder seine Gaben innerhalb und außerhalb der Gemeinschaft möglichst gut einbringen kann. Es besteht immer die Gefahr, dass einer den anderen einengen will. Hüten wir uns davor! Wir wollen nicht die Pläne Gottes mit dem Einzelnen vereiteln. Jeder soll Gott innig um die wahre Selbsterkenntnis bitten, damit jeder seine besonderen Gaben entdecken kann, damit jeder erkennen kann, welchen besonderen Auftrag Gott ihm gegeben hat. Jeder Mensch hat seine eigene Sprache, die er herausfinden muss, eine Sprache, mit der er sich selbst ausdrücken muss, mit der er sein Innerstes ausdrückt, um genau damit anderen auf ihrem Heilsweg behilflich zu sein. Der Einzelne soll mitteilen, welche Gaben er von Gott bekommen hat. Dann muss sich die ganze Gemeinschaft darum bemühen, dem Einzelnen zu helfen, dass er seine Gaben einbringen kann, aber immer nur zum Wohle der ganzen Gemeinschaft, immer im Hinblick auf das ewige Heil der Seelen. Denn es besteht immer die Gefahr, dass man zuerst auf sich selbst schaut, wenn man seine Gaben einbringen will, wenn man sich selbst entfalten will, sich selbst verwirklichen will. Gott aber hat dem Einzelnen Gaben geschenkt, damit dieser sie zum Nutzen der Gemeinschaft einbringt und nicht, um den eigenen Vorteil zu suchen. Es geht immer um die Ehre Gottes und um das Heil der Seelen. Dem ist alles untergeordnet. Und diese Unterordnung ist der wahre Gehorsam!

Wir nennen uns ja Diener und Dienerinnen der Wunden Jesu. Ein Diener gehorcht mit Freude, weil er weiß, dass dies der Weg zur Heiligung ist.

In der Demut, im Dienen, im Gehorchen zeigt sich die Liebe.


Wir wollen immer mit einem frohen und freien Herzen gehorchen, wir wollen immer versuchen, das, was uns aufgetragen wird, gut zu tun. Dies können wir aber nur mit Gottes steter Hilfe. Darum müssen wir Ihn immer zuerst um Seine Hilfe anflehen. Sagen wir Ihm in kindlicher Weise, dass wir dies oder jenes ohne Ihn nicht in guter Weise vermögen, dass wir Ihn brauchen! Wir sind freie Kinder Gottes und keine Sklaven von Geschöpfen. Christus hat uns durch Seinen Tod und Seine Auferstehung die wahre Freiheit geschenkt. Er allein kann uns diese wahre Freiheit schenken. Der Satan will sie uns wieder rauben, indem er uns zur Sünde verführt. Hören wir nicht auf seine Stimme, hören wir nur auf die Stimme unseres guten Hirten. Jesus sagt uns: „Meine Schafe hören auf meine Stimme.“ Wenn wir Jesus gehorchen, werden wir frei. Dies ist der Sinn des Gehorsams. Es gibt eine Hierarchie des Gehorsams. Zuerst müssen wir Gott gehorchen, dann der Kirche, dem Papst, den Bischöfen und unseren Oberen. Wenn wir unseren Oberen gehorchen, gehorchen wir Christus, es sei denn, sie befehlen uns etwas, was eindeutig gegen dem Willen Gottes steht.

Der Gehorsam muss wie das ganze Ordensleben etwas Kindliches an sich haben. Ein gutes Kind gehorcht gerne, auch wenn es ihm schwer fällt, es vertraut nicht auf sich selbst, sondern auf seine Eltern. Ein gutes Kind macht sich keine unnützen Sorgen, es grübelt nicht darüber nach, ob dieser oder jener Befehl nun der beste ist, es führt diesen Befehl einfach aus und bleibt dabei im Frieden und in der Freude. Ahmen wir die guten Kinder nach, werden wir wie die Kinder, demütig, klein, froh und friedlich, sanftmütig und gütig, niemals nachtragend, immer dankbar! Es geht immer darum, dass wir in allem kindlich auf die immer gütige Vorsehung unseres guten Gottes vertrauen. Die hl. Therese vom Kinde Jesu, die ja wirklich sehr kindlich war, sagte: „Alles, was geschieht, ist Gnade!“ Wir sehen, wie sehr sie auf die Vorsehung Gottes vertraut hat. Ahmen wir sie nach! Ein gutes Kind führt die Befehle spielerisch und unbekümmert aus, frei von jeder Zwanghaftigkeit. Wir Erwachsenen hingegen, haben oft etwas Zwanghaftes und Verkrampftes in uns. Dies müssen wir immer mehr ablegen. Bitten wir unseren guten Herrn Jesus Christus, Er möge all unsere Ängste und Zwänge von uns nehmen, uns davon befreien! Es wäre gut, wenn wir das Leben mehr wie ein Spiel sehen würden. Damit ist nicht gesagt, dass wir nicht realistisch und nüchtern sein sollten, sondern nur, dass wir die Wirklichkeit im Vertrauen auf Gott annehmen sollten, dass wir frei von Ängsten und Zwängen werden sollten. Hier sieht man besonders gut, dass es der Wille Gottes ist, dass wir schon hier auf Erden als frohe Kinder leben dürfen. Wir dürfen uns kein falsches Leistungsdenken angewöhnen. Entscheidend ist nicht die Leistung und der Erfolg, sondern die demütige und hingebungsvolle Liebe. Und ist es nicht dies, wonach wir uns sehnen, vor unserem guten Gott wie kleine Kinder zu singen, zu spielen, zu tanzen, demütig zu lieben, ohne Ihm oder anderen beweisen zu müssen, wie scheinbar gut wir sind! Wir sind nicht gut. Gott weiß dies und wir wissen es auch. Gott möchte nur, dass wir mit einem guten Willen treu und beharrlich mit Seiner Gnade mitwirken, ohne irgendwelche faule Kompromisse. Und Er schenkt uns die Gnade dazu, wie zu allem. Wenn Gott etwas von uns will, dann müssen wir Ihn demütig um Seine Hilfe, um Seine Gnade anflehen und Er wird uns freigebig alles geben, was wir brauchen. Bitten wir Ihn um einen guten Willen!

Leben wir wie die kleinen Kinder froh, unbekümmert und gelassen, auch in Schmerz und Leid!

Ich denke, es ist gut, wenn man das Leben mit einem Spiel vergleicht. Derjenige spielt gut, der mit vollem Einsatz, mit seinem ganzen Herzen spielt, ohne unfair zu sein, der kämpft, bis er nicht mehr kann. Ein Spiel kann auch sehr dramatisch und schmerzhaft sein. In unserem Spiel darf es natürlich nicht um irdischen Erfolg gehen, unser Ziel darf allein der Himmel sein. Wir spielen zur Ehre Gottes, indem wir Ihm helfen, Seelen für das ewige Leben zu gewinnen. Derjenige ist also der Gewinner, der alles aus Liebe zu Gott tut und Gott damit hilft, Seelen zu retten. Dabei ist es egal, ob ich das Geschirr abspüle oder ob ich in Afrika das Wort Gottes verkündige. Das ist das Schöne am Gehorsam, das allein das Maß der Liebe den Wert einer Sache bestimmt. All unser Tun ist wertvoll und sinnvoll, wenn wir es im liebenden Gehorsam ausführen.


Gehorsam kann manchmal sehr schwer sein. Er ist immer schwer, wenn er unserer natürlichen Veranlagung zuwider ist. Aber gerade dann kann er besonders wertvoll und fruchtbar sein, vorausgesetzt wir gehorchen in Liebe. Wenn wir in Liebe gehorchen und geduldig den damit verbundenen Schmerz ertragen, dann können, dürfen und sollen wir diesen Schmerz mit den Schmerzen Jesu verbinden und sie so dem himmlischen Vater für die Bekehrung der Sünder aufopfern. Selbst über Jesus heißt es im Hebräerbrief (5,8), dass Er durch Leiden Gehorsam lernen musste. Jesus als Mensch hatte einen eigenen Willen und auch Ihm fiel der Gehorsam Seinem Vater gegenüber nicht immer leicht. Am Gründonnerstag betete Er am Ölberg: „Vater, lass diesen Kelch (der Schmerzen) an mir vorübergehen, aber nicht mein, sondern Dein Wille geschehe!“ So dürfen auch wir Gott bitten. Entscheidend ist, das wir in allem den heiligen Willen Gottes suchen. Wenn wir dies wahrhaft tun, dann werden wir den liebenden Gehorsam erlernen und dieser wird uns zur Heiligkeit führen. Ein Gehorsam ohne Liebe ist nicht viel wert.

Wir sind sündige Menschen. Seien wir uns dessen immer bewusst! Solange wir uns dessen bewusst bleiben, bleiben wir auch wachsam und betend. Misstrauen wir uns selbst, weil wir zum Bösen neigen!

Ein Oberer kann genau so sündigen wie ein Untergebener. Ein Oberer kann schlechte Befehle geben, ein Untergebener kann ungehorsam oder mürrisch sein. Jeder hat Macht und Einfluss und jeder kann dies missbrauchen. Aber je größer die Liebe in einer Gemeinschaft, umso weniger Missbrauch der Gaben Gottes. Alles Gute kann missbraucht werden. „Der Missbrauch des Besten ist das Schlimmste“, sagen uns die alten Römer. Wer sich aber in Gott und in der brüderlichen Gemeinschaft geliebt weiß, wird normalerweise selbst nach Liebe streben wollen.


Gibt es Ausnahmen vom Gehorsam? Kein Vorgesetzter kann uns etwas befehlen, kann etwas anordnen, was eindeutig dem Willen Gottes widerspricht.

Hier können wir klar sagen, dass wir Gott mehr als den Menschen gehorchen müssen. Wir sind keine Sklaven, die blind alles tun, was ihre Vorgesetzten anordnen, nein, wir sind von Christus befreite Kinder Gottes. Jesus sagt, dass uns nur die Wahrheit frei machen wird. Und Er sagt von sich selbst, dass Er die Wahrheit ist. Diese Freiheit, die Er uns schenkt, kann uns niemand nehmen. Paulus sagt, dass wir sündigen, wenn wir etwas gegen unsere innerste Überzeugung tun. Es gibt Situationen im Leben, in denen Widerstand zur Pflicht wird. Auch hier gilt, wie überall, dass allein die Liebe den Wert bestimmt. Wenn wir den Willen Gottes erkennen und ihn in Liebe erfüllen, gehen wir den rechten Weg. Ohne Liebe hat es wenig Sinn.

Nur wenn wir in Gott bleiben, also in der Liebe, wird unser Tun fruchtbar.

Gott hat uns zur Freiheit berufen. Wahrer Gehorsam führt uns zur wahren Freiheit. Wenn wir zum Gehorsam aufgerufen sind, dann wissen wir genau, was der Wille Gottes ist. Dann können wir diesen Willen mit ganzer Hingabe erfüllen. Dies führt zu einer immer größer werdenden inneren Freiheit. Wer in Liebe gehorcht, wird innerlich frei! Zuerst gehorchen wir immer Gott! Kein Mensch kann uns etwas befehlen, was dem Willen Gottes widerspricht.


In unserer Gemeinschaft legen wir Wert auf Verantwortungsbewusstsein, Selbständigkeit, Ordnung, und Disziplin. Es ist selbstverständlich, dass wir zum Stundengebet und zu anderen Verpflichtungen pünktlich erscheinen. Aber zugleich soll niemand überfordert werden. Wenn jemand z.B. gesundheitlich angeschlagen ist, fragt er kurz nach, ob er an diesem Tag oder über einen bestimmten Zeitraum von seinen Verpflichtungen oder von einem Teil seiner Verpflichtungen befreit werden kann. Hier wollen wir immer sehr großzügig und milde sein. Wir wollen dem Einzelnen vertrauen und nicht denken, dass er uns nur aus Trägheit etwas vormachen möchte. Gewiss wollen wir in unserer Gemeinschaft keine Trägheit, aber wir wollen einander vertrauen. Das Vertrauen würden wir erst dann hinterfragen, wenn es erwiesen wäre, dass einer gelogen hätte. Lüge, Täuschung und Betrug können wir natürlich nicht akzeptieren. Wir dürfen das Böse nicht tolerieren, wir dürfen dem Bösen in unserer Gemeinschaft keinen Raum geben, das wäre selbstzerstörerisch. Zur Vergebung müssen wir immer bereit sein. Wer nicht vergibt, dem wird auch von Gott nicht vergeben. Wenn sich jemand in unserer Gemeinschaft etwas Schweres zu Schulden kommen lassen hat, dann muss er dies bereuen, bekennen und um Vergebung bitten, mit dem Vorsatz, dass er dies nicht wieder tun will.

Wenn sich der Einzelne in unserer Gemeinschaft geliebt weiß, wird es sicher kaum Probleme geben. Umso wichtiger ist es, dass jeder seine Bedürfnisse und seine Probleme offen mitteilt. Wenn z.B. jemand unter chronischer Erschöpfung leidet, dann werden wir für diesen einen Tagesplan entwerfen, der ihn nicht überfordert. Dies ist Prinzip in unserer Gemeinschaft, daran wollen wir uns immer halten! Das geht aber nur gut, wenn diejenigen, die voller Kraft sind, Verständnis für den aufbringen, dem es an der nötigen Kraft mangelt. Gegenseitiges Verständnis in einer Gemeinschaft ist nicht leicht. Die Gefahr des Neides ist groß, aber auch die Gefahr der Trägheit und des Egoismus. All dies überwindet die echte Liebe. Und die Liebe gibt es nur bei Gott. Immer wenn es Probleme in unserer Gemeinschaft gibt, eilen wir sofort zu unserem Herrn Jesus Christus im Tabernakel! Bleiben wir in Seiner Liebe, bergen wir uns in Seinen heiligen Wunden!


Wir wollen in unserer Gemeinschaft dem Einzelnen nicht zu viele Pflichten auferlegen, sondern nur so viele wie wirklich nötig sind. Gewiss kann es aber darüber mal unterschiedliche Meinungen geben. Dann sollte man das Gespräch mit dem Oberen suchen. Letztendlich entscheidet natürlich der Obere. Wenn dem nicht so wäre, wäre das Gelübde des Gehorsams hinfällig. Der Gehorsam darf manchmal auch schmerzhaft sein. Besonders im Gehorsam kommt die christliche Selbstverleugnung zum Ausdruck. Wir wollen den Willen Gottes tun und nicht unseren eigenen Willen. Dies ist für uns eine lebenslange Schule.


Das Stundengebet ist für Ordensleute verbindlich. Wir werden das gleiche Stundengebet wie die Diözesanpriester beten, nicht zu schnell, sondern betrachtend. Wir beten möglichst gemeinsam die Laudes und die Vesper. Die Terz oder die Sext oder die Non (man betet eine dieser drei Horen) kann in Gemeinschaft oder allein gebetet werden, ebenso die Lesehore und die Komplet. Bei gesundheitlichen Problemen kann der Einzelne teilweise oder ganz vom Stundengebet befreit werden.

Nach der Komplet beginnt das nächtliche Schweigen. Dieses dauert bis zum Ende der Laudes bzw. bis zum Ende der hl. Messe, falls die hl. Messe gleich nach der Laudes gefeiert wird. Das nächtliche Schweigen ist eine strenge Verpflichtung, von der es nur in dringenden Fällen Ausnahmen geben darf. Es geht darum, in die Stille einzutreten, um ganz bei unserem guten Gott zu verweilen und um ausreichend erholsamen Schlaf zu bekommen. Die Benutzung des Internets und des Fernsehgeräts ist in dieser Zeit normal nicht erlaubt, nur für die notwendige Arbeit. Das Gleiche gilt für Telefonate.

Im allgemeinen soll gelten, dass spätestens ab 20 Uhr große Stille in den Häusern unserer Gemeinschaft eingehalten werden soll. Nicht alle brauchen gleich viel Schlaf. Wir wollen immer größtmögliche Rücksicht auf die Bedürfnisse der Einzelnen nehmen. Jeder achte darauf, dass er die Türen leise schließen möge und sich sonst leise verhalten möge. Alles in Liebe!

Wir achten auf ein gesundes Leben, damit wir mit genügend Kraft apostolisch wirken können, zur Ehre Gottes und zum Heil der Seelen.



Gebet zu unserem Herrn Jesus Christus, der für uns Blut geschwitzt hat


Mein Heiland und Erlöser, rette mich, ich gehe ohne Dich zugrunde! Du hast alles für mich getan, um mich zu retten und Du hörst nie auf, mich zu lieben und mir zu helfen.

Am Ölberg, am Abend vor Deinem Sterben am Kreuz hast Du für uns Blut geschwitzt. Du hattest Angst am Ölberg, weil Du wusstest, welch übermenschliche Leiden auf Dich zukommen. Du batest Deinen Vater, diesen bitteren Kelch an Dir vorübergehen zu lassen, wenn es im Willen Deines Vaters liegen sollte. Aber Du wusstest auch, dass es für Dich notwendig sein wird, diesen Kelch ganz auszutrinken. Du bist immer ganz eins mit Deinem Vater gewesen, Du wolltest immer nur Seinen heiligen Willen erfüllen. Du wolltest alles für uns tun, um uns zu retten, Deine Liebe sollte absolut vollkommen sein, obwohl Du wusstest, dass Dich diese Leiden zermalmen werden.

An jeden von uns hast Du gedacht, während Deiner Ölbergleiden. Wie sehr hast Du gelitten, weil Du unsere Undankbarkeit, unsere Treulosigkeit im voraus gesehen hast! Du hast im voraus gesehen, dass viele Deine Liebe für immer ablehnen und in die ewige Hölle kommen. Dies war gewiss Dein größtes Leid, denn Du hast ja jeden einzelnen Menschen mit Deinem eigenen Blut teuer erkauft. Wie sehr hast Du durch den Verrat des Judas Iskariot gelitten. Du hast ihm Deine ganze Liebe geschenkt, Du hast ihn zum Apostel erwählt, weil Du in ihm ein hohes Potential zum Guten gesehen hast, Du hast ihn reich beschenkt mit hohen Gaben, er durfte Dir ganz nahe sein, er hat Deine heiligen Worte gehört, Deine mächtigen Taten gesehen, dennoch hat er sein Herz verschlossen, sein Glaube an Dich war nicht echt. Er glaubte nicht, dass Du der Sohn Gottes bist, er hoffte auf irdische Vorteile. Er war ein Dieb, ein Lügner, ein Heuchler, ein Verräter. Du wusstest es, Du warst immer bereit, ihm zu vergeben, aber er glaubte ja nicht an Dich, darum blieb ihm nur die endgültige Verzweiflung, die im Selbstmord endete. Kurz nach Deinen Ölbergleiden kam er, um Dich mit einem Kuss zu verraten. Auch in dieser Situation nanntest Du ihn noch Deinen Freund. Welch ein Schmerz für Dein armes, zutiefst gequältes und erschüttertes Herz! Judas und all die anderen Menschen der gesamten Menschheitsgeschichte, die Deine Erlöserliebe endgültig ablehnen, haben Dich niedergedrückt. Du wolltest ihnen vergeben, aber sie verschlossen ihr Herz.

Aber nicht nur diejenigen, die Dich endgültig ablehnen, haben Dir große Schmerzen bereitet, auch diejenigen, die wirklich an Dich glauben und dennoch immer wieder untreu werden. O Herr, erbarme Dich unser, hilf uns, dass wir Dich immer mehr lieben und die Sünde immer mehr erkennen und hassen! Nur noch Dein Wille möge in uns und durch uns geschehen! Ohne Dich vermögen wir nichts Gutes, schenke uns Deine Gnade, Deine Liebe, Deine Freude, Deine Stärke! Auch wenn Du am Ölberg große Angst hattest, wolltest Du immer nur den Willen Deines Vaters erfüllen. Und Du hast Ihn erfüllt, aus Liebe zu uns. Hilf uns, dass auch wir unser Leben für unsere Freunde hingeben und rette alle Menschen guten Willens! Wer keinen guten Willen hat und nicht umkehrt, kann nicht gerettet werden. Du kennst die Herzen der Menschen, wir hingegen täuschen uns oft. Wir urteilen oft zu hart, weil wir den verborgenen guten Willen vieler Menschen nicht erkennen, weil wir oft blind sind, da wir Sünder sind. Die Sünde verblendet das Licht unserer Vernunft. Je mehr wir uns durch Deine Gnade von der Sünde abkehren, umso heller leuchtet das Licht unserer Vernunft, umso klarer können wir zwischen Gut und Böse unterscheiden und die Wahrheit erkennen. Du allein bist die Wahrheit. Lass uns Dich immer besser erkennen und Dich immer mehr lieben in alle Ewigkeit! Amen.



Die drei Ordensgelübde sind für eine Ordensperson zentral, sie zeigen uns Tag für Tag wie wir leben sollen, sie helfen uns, den Willen Gottes zu erkennen und zu erfüllen, sie helfen uns, Gott tiefer zu erkennen und Ihn inniger zu lieben, sie helfen uns, von uns und unserem Vorteil abzusehen und auf das Wohl der ganzen Gemeinschaft zu schauen, sie helfen uns, unseren Nächsten und uns selbst in rechter, geordneter Weise zu lieben. Der Orden soll eine Hochschule der Liebe sein, in der man täglich Demut, Sanftmut, Geduld und Liebe erlernt. Es geht um das gegenseitige Dienen. Wenn wir einander dienen, dienen wir unserem guten Gott, wohl wissend, dass Er uns immer zuvorkommt. Gott liebt uns zuerst, Er dient uns zuerst, Er schenkt sich uns selbst, Er ist demütiger wie all Seine Geschöpfe. Er allein muss unser Mittelpunkt sein! Ihm wollen wir uns ganz zur Verfügung stellen, ohne Vorbehalt, ohne geheime Reserve! Ihm allein sei die Ehre, der Lobpreis und die Anbetung!


Eine gute Ordensperson kann nur derjenige sein bzw. werden, der aus innerer Überzeugung in einem Orden lebt, der die drei Gelübde aus innerer Überzeugung heraus leben will, der eine echte Liebe zu diesen Gelübden hat, auch wenn sie ihm von Natur aus oft sehr schwer fallen. Es wäre falsch, wenn jemand in einen Orden eintritt und sich denkt, dass er sich schon irgendwie hindurch mogeln können wird, weil er mit einem oder mehreren Gelübden von Anfang an seine Probleme hat, weil er nicht voll Ja sagen kann zu einem oder mehreren Gelübden. Gott möchte unser freiwilliges liebendes Ja, welches aus unserer innersten Überzeugung heraus kommt. Wir wollen täglich ein frohes und dankbares Ja sprechen. Ein Ja der Liebe zum dreifaltigen Gott, zu Seiner ganzen Schöpfung, zu Seiner Kirche, zu unserer Gemeinschaft, zu unseren Mitbrüdern und Mitschwestern, zu uns selbst, zu allen Menschen, zu unserer Heimat, zu unserem Vaterland. Gott ist gut, Er hat alles gut geschaffen, Er will immer nur das Beste für jeden von uns, Seine Liebe ist unbegrenzt.

Eine gute Ordensperson kann also nur derjenige sein, der sich allein aus Liebe zu Gott für diesen Lebensstand entschieden hat, der ein authentisches, wahrhaftiges Leben im Orden führen will, der sein ganzes Vertrauen allein auf Gott setzt. Solch eine Ordensperson erkennt, dass die Gelübde eine große Hilfe bieten, um frei von den irdischen Dingen zu werden, um frei für Gott und die Liebe zu werden. Eine Ordensperson will ihr ganzes Leben Gott anbieten, Ihm immer zur Verfügung stehen, immer bereit sein, Ihm in Liebe und Dankbarkeit zu dienen, auch wenn es schwer fällt. Die Armut will uns besonders helfen, von den Dingen dieser Welt frei zu werden, die Keuschheit will uns besonders helfen, von anderen Menschen frei zu werden und der Gehorsam will uns besonders helfen, von uns selbst frei zu werden. Der heilige Paulus sagt in 1 Kor 7, wir sollen haben, als ob wir nicht haben würden. Das ganze 7. Kapitel des 1. Korintherbriefes ist besonders für Ordensleute und für am Orden Interessierte wertvoll. Gott möchte, dass wir die Welt lieben, aber in rechter Weise, in einer befreiten Weise, in innerer Freiheit und Unabhängigkeit. Wahre Liebe ist erst dann möglich, wenn wir keine Sklaven irdischer Dinge sind, keine Sklaven unserer eigenen Begierden. Abhängig sind wir allein von Gott und das ist eine sehr schöne Abhängigkeit. Gott will unser Herz mit Seiner ganzen Liebe auf ewig erfüllen, andere Absichten hat Er nicht. Ihm gebührt all unser Lobpreis! Ihm allein sei alle Ehre! Dank sei Gott!



5. Unser Gebet


Das Gebet, vor allem das innere Gebet ist notwendig, um die Liebe Gottes empfangen zu können. Wir brauchen Gott, ohne Ihn vermögen wir nichts Gutes. Der Sinn des Gebetes ist vor allem, dass wir uns bewusst werden, dass der dreifaltige Gott in der Seele eines Getauften wohnt und dort Seine Liebe entfalten möchte. Es kommt darauf an, dass wir Ihm unser Leben übergeben, dass wir Ihn in uns frei wirken lassen, dass wir in allem nur Seinen heiligen Willen erfüllen wollen, dass wir mit Ihm immer mehr eins werden wollen. Es kommt nicht auf unsere Worte an, nicht auf unseren Verstand, sondern zuerst auf unsere Liebe, wobei es ja immer Gott selbst ist, der uns zuvorkommt, der uns sucht und uns zuerst liebt. Lassen wir uns von Ihm finden! Er öffnet uns immer Seine Arme, Sein Herz. Nahen wir uns Ihm in vollem Vertrauen, in Ehrfurcht und Liebe, Er wird uns nicht von sich weisen! Die Menschen sind oft hartherzig, Gott ist dies nie. Die Menschen verletzen einander, entmutigen und erniedrigen einander, Gott tut das nie, Gott will den Menschen immer zum wahren Leben führen, Er ist der Gott des Lebens, der uns immer ermutigt. Der Mensch muss aber auf die Liebe Gottes eingehen. Wenn er sein Herz endgültig vor der Liebe Gottes verschließt, dann trennt er sich selbst von der ewigen Liebe und somit vom ewigen Leben.


Unser Herr Jesus Christus sagt uns: „Wer sucht, der findet, wer bittet, der empfängt, wer anklopft, dem wird aufgetan.“ Wenn wir z.B. die Heilige Schrift betrachten, dann suchen wir die Wahrheit, dann versuchen wir, Gott besser kennen zu lernen. Wen man nicht kennt, kann man nicht lieben.

Wenn wir im Gebet Gott vertrauensvoll bitten, dann werden wir empfangen, aber immer in der Weise, wie es gut für uns ist. Gott erfüllt uns keine Bitten, die nicht gut für uns wären. Gott will immer nur das Beste für uns. Je mehr wir Ihm vertrauen, je mehr wir Ihn lieben, umso mehr werden wir empfangen, umso mehr werden wir von Ihm geheiligt werden.

Und anklopfen, wo sollen wir denn anklopfen? Am Herzen Jesu, damit Er uns aufnimmt in Sein Innerstes, damit Er uns in Seinem Herzen lieben, schützen und bergen kann. Im Herzen Jesu finden wir unsere wahre Zuflucht, nur dort finden wir die wahre Liebe, die niemals enden wird, nur dort kann Er uns mit Seiner Freude und mit Seinem Frieden erfüllen.

Zuerst sollen wir also die Wahrheit suchen, dann sollen wir Gott um Seine Gnade bitten und schlussendlich sollen wir am Herzen Jesu anklopfen, um einzugehen in die Herrlichkeit Gottes. Das Ziel unseres geistlichen Lebens ist die Vereinigung mit unserem guten dreifaltigen Gott! Besonders vor dem Empfang der heiligen Kommunion sollten wir liebend und sanft am Herzen Jesu anklopfen. Wenn wir dann die hl. Kommunion ehrfürchtig empfangen, treten wir in das heiligste Herz Jesu ein. Nun sollten wir nur noch staunen, anbeten und lieben, dies ist dann das kontemplative Gebet. Aber nicht nur nach dem Empfang der hl. Kommunion sollten wir kontemplativ beten. Wir können dies tagsüber immer wieder tun. Besonders gut ist die Übung der geistigen Kommunion. Nähren wir in uns die Sehnsucht, mit unserem geliebten Herrn geistig vereint zu sein! Dies können wir aber nur, wenn wir die Sünde hassen und verabscheuen. Wir können uns nicht danach sehnen, mit unserem Herrn eins zu werden ohne von der Sünde lassen zu wollen. Die Herzen vieler Menschen sind heute gespalten. Einerseits wollen sie das Gute, andererseits wollen sie sich nicht vollkommen von der Sünde abwenden. Dies führt dann automatisch zu einem inneren Unfrieden. Erst wenn wir soweit sind, dass wir nur noch den heiligen Willen Gottes erfüllen wollen, kann Gott uns Seinen wahren Frieden schenken. Und wenn wir diesen Frieden einmal genossen haben, dann sehen wir, dass alles andere nichts ist. Gott allein kann unser Herz mit Seiner Liebe und mit Seinem Frieden erfüllen. Viele Menschen denken sich, wenn sie nur noch den Willen Gottes erfüllen wollten, hätten sie keinen Spaß mehr am Leben. Sie kennen Gott nicht! Wenn Sie Gott kennen würden, würden sie wissen, dass sie ihr wahres, ewiges Glück nur in Gott finden können. Gott hat auch nichts gegen einen guten Spaß, im Gegenteil. Aber wenn der Spaß sündhaft wäre, dann wäre er nicht gut, er hätte einen sehr bitteren Nachgeschmack und führt letztendlich zu einem leeren, unzufriedenen Herzen. Hier auf Erden können wir nicht immer Spaß haben, aber Gott kann uns immer die innere Freude schenken, Er tut es auch, wenn wir Ihn lieben. Wer Ihn liebt, der will Seine Gebote treu erfüllen, denn er erkennt, dass diese Gebote keine Einschränkung sind, sondern das Gegenteil. Wer die Gebote Gottes hält, wird frei. Wer sie nicht hält wird sein eigener Sklave, wird der Sklave der Sünde, der Sklave der Sucht, der Sklave des Satans. Gott allein kann und will uns in die wahre Freiheit führen. Klopfen wir an Seinem Herzen an, Er wird uns öffnen und uns in die ewige Liebe einführen. Dank sei Ihm!


Du ewige Güte, allmächtiger Gott, ich liebe Dich und bete Dich an! Ich setze mein Vertrauen auf Dich allein. Du bist die ewige Liebe, Du lässt mich erkennen, dass ich ohne Dich nichts bin, nichts Gutes vermag. Du liebst mich so sehr, trotz all meiner Erbärmlichkeit. Ich danke Dir. Erbarme Dich meiner! Dein Gebot ist die Liebe. Du schenkst uns Deine Liebe, damit wir diese in reinster Weise weitergeben, damit wir unseren Nächsten lieben wie uns selbst, damit wir unser Leben hingeben, um Dir zu helfen, Seelen für die Ewigkeit zu retten. Aber wie wenig rein und uneigennützig ist doch oft meine Liebe, wie sehr befleckt ist sie durch Eitelkeit, Selbstgefälligkeit, Selbstdarstellung, Selbstbezogenheit, Egoismus, Unkeuschheit, Stolz, Hochmut, Gleichgültigkeit, Lauheit, Mittelmäßigkeit, Oberflächlichkeit, Trägheit, Opferscheu. Ich will in reiner Weise lieben, aber ich erkenne in mir immer wieder auch verborgene, böse Neigungen. Ich bitte Dich, nimm diese von mir und erfülle mich ganz mit Deiner Liebe, schenke Du Dich selbst mir, denn ich brauche Dich, ohne Dich kann ich nicht leben und nicht lieben! Befreie mich von irdischen Anhänglichkeiten, hilf mir, dass ich nur noch Dich ersehne, denn Du bist mein Alles, meine ganze Liebe. Amen.



Die Heiligen zeigen uns, wie wir Jesus in den verschiedensten Lebensumständen treu nachfolgen können. Sie zeigen uns die reine Liebe, sie offenbaren uns Jesu Liebe. Bitten wir sie um ihre mächtige Fürsprache! Sie wollen im Himmel keineswegs arbeitslos sein, sie freuen sich, wenn sie uns helfen können. Sprechen wir mit ihnen wie mit vertrauten Freunden!



Ein wunderbarer Psalm zum würdigen Kommunionempfang:


Psalm 24:

1 [Ein Psalm Davids.] - Des Herrn ist die Erde und was sie erfüllt, die Welt und ihre Bewohner.

2 Er hat sie über die Meere gegründet, fest sie hingestellt über die Fluten.

3 Wer darf besteigen den Berg des Herrn, wer stehen an seiner heiligen Stätte?

4 Wer reine Hände hat und ein lauteres Herz, wer seinen Sinn nicht auf Frevles lenkt und nicht trugvoll schwört.

5 Er wird Segen empfangen vom Herrn und gerechten Lohn von Gott, seinem Helfer.

6 Das ist das Geschlecht, das ihn sucht, das Volk, das dein Antlitz sucht, Gott Jakobs.

7 Erhebt eure Häupter, ihr Tore! Reckt euch, ihr uralten Pforten, dass einziehen kann der König voll Herrlichkeit!

8 Wer ist denn der König voll Herrlichkeit? Der Herr, der Starke, der Held! Der Herr, mächtig im Kampf!

9 Erhebt eure Häupter, ihr Tore! Reckt euch, ihr uralten Pforten, dass einziehen kann der König der Herrlichkeit!

10 Wer ist denn der König der Herrlichkeit? Der Herr der Heerscharen, das ist der König der Herrlichkeit!


In diesem schönen Psalm betet David, dass nur derjenige an heiliger Stätte stehen darf, der ein lauteres Herz hat. Dies gilt noch viel mehr für diejenigen, die zur hl. Kommunion gehen wollen. Wer im Zustand der schweren Sünde lebt, darf dies mit Sicherheit nicht. Der König der Herrlichkeit will in unser Inneres einziehen. Bereiten wir Ihm eine würdige Wohnung, indem wir uns von unseren Sünden mit Entschiedenheit abwenden! Dienen wir unserem guten Gott mit einem reinen Herzen, mit einem Herzen, welches Gott über alles liebt!



Unser geistliches Leben muss ein Kampf sein, wenn es gelingen soll! Warum? Weil wir nicht gut sind, sondern böse Neigungen in uns tragen, selbst wenn wir im Zustand der heiligmachenden Gnade leben. Wir müssen Gott um die Gnade bitten, uns selbst zu misstrauen. Denn erst wenn wir uns selbst misstrauen, können wir wirklich wachsam sein. Ein realistischer Mensch weiß, dass er zur Sünde neigt und dass er immer in der Gefahr steht zu sündigen, darum muss er sich selbst misstrauen. Wir müssen unser ganzes Vertrauen auf unseren allein guten Gott setzen, Er will unser ewiges Heil, Seine Pläne mit uns sind Pläne des Heils. Um alles Gute müssen wir Ihn mit Demut und Vertrauen bitten. Aber wir selbst müssen ebenso in aller Entschlossenheit, mit Klugheit und Ausdauer unsere bösen Neigungen bekämpfen, manchmal auf direktem Wege, manchmal auf indirektem Wege. Gott schenkt uns alles, Seine ganze Liebe. In dieser müssen wir verbleiben, aus dieser heraus können wir Gutes tun, können wir die Liebe Gottes weitergeben. Je mehr wir das Gute in Gott tun, umso weniger kann sich das Böse in unserem Leben auswirken. Bitten wir unseren Gott immer wieder, dass Er über uns verfügen möge, so wie es Ihm gefällt! Wenn wir in der Liebe Christi bleiben, erkennen wir, dass wir ohne Ihn nichts Gutes vermögen, dass wir aber durch Ihn das Böse in unseren Herzen besiegen können. Bleiben wir immer wachsam, betend, vertrauensvoll, hoffnungsvoll in der Liebe Christi! Er allein kann unser Herz mit Seiner Göttlichen Liebe ganz erfüllen.



Dankgebet:

Gütiger Dreifaltiger Gott! Ich glaube an Dich! Aber wie wenig lebe ich bewusst in Deiner heiligen Gegenwart, wie wenig danke ich Dir, wie wenig lobe ich Dich, wie wenig liebe ich Dich. Sieh auf meine große Armut. Ich bin ja Dein Geschöpf, aus mir selbst habe ich nichts, bin ich nichts, kann ich nichts. Ich kann Dich nicht lieben, wenn Du mir nicht Deine Liebe schenkst. Aber Du schenkst mir ja all Deine Liebe. Es liegt nun an mir, wie gut ich mit Deiner Gnade in meinem Leben mitwirke. Entzünde Du immer wieder neu Deine unendliche Liebe in meinem kleinen Herzen! Mein Herz ist zugleich klein und groß. Es ist klein, weil es ohne Deine Liebe nicht lieben kann, es ist groß, weil nur Du es mit Deiner unendlichen Liebe erfüllen kannst. Mein Herz ist solange unerfüllt, bis es ganz von Deiner Liebe erfüllt ist. Ein Geschöpf kann mein Herz nicht im Geringsten erfüllen. Wie könnte das auch sein?

Ich danke Dir mein guter Gott!

Ich danke Dir, dass Du mich in Liebe erschaffen hast, Du hast mir einen Leib geschenkt und eine unsterbliche Seele, die Du nach Deinem Ebenbild erschaffen hast, fähig zur Liebe und zur Erkenntnis der Wahrheit.

Ich danke Dir für das unaussprechliche Geschenk der heiligen Taufe. Durch sie durfte ich Dein geliebtes Kindlein werden. Durch sie wohnst Du nun in mir Unwürdigem. Hilf mir, Dir eine schöne Wohnung zu bereiten! Hilf mir, in Deiner heiligen Gegenwart zu leben! Hilf mir, mit Dir in Liebe vereint zu leben! Rette meine arme Seele! Ohne Dich gehe ich verloren. Durch die heilige Taufe wurde ich zu einem lebendigen Glied Deiner heiligen Kirche. Du hast ja diese Kirche als Deinen mystischen Leib gegründet. Du bist für uns am Kreuz gestorben, um die Kirche zu gründen und um uns arme Sünder durch die Kirche zu erlösen und zu retten.

Ich danke Dir für das heilige Sakrament der Firmung. Schon in der hl. Taufe durfte ich den Heiligen Geist empfangen, nun aber hast Du mich mit der Fülle der Gaben des Heiligen Geistes ausgestattet, so dass ich nun gerüstet bin für den geistlichen Kampf gegen meine bösen Neigungen und gegen alles Böse. Mein Auftrag ist nun, ein Zeuge Gottes zu sein, mit meinem ganzen Leben Zeugnis für Dich abzulegen. Welch ein hoher Auftrag, welch eine Würde für mich.

Ich danke Dir für das heilige Sakrament der Beichte. Wie viel habe ich seit meiner Taufe gesündigt, bin von Dir und Deiner Liebe abgefallen, aber Du hast mich nie aufgegeben, hast Dich meiner immer wieder von Neuem erbarmt, hast mich nach meinem Fall immer wieder aufgehoben und an Dein Herz gedrückt. Hilf mir, dass auch ich immer wieder vergebe, wenn mir Unrecht geschieht!

Ich danke Dir für das heilige Sakrament der Eucharistie. Die heilige Messe ist die Gegenwärtigsetzung Deines heiligen Kreuzesopfers, geliebter Herr Jesus Christus. Du hast Dein Leben aus reinster Liebe für uns hingegeben. Hilf mir, auch mein Leben aus Liebe hinzugeben, zu Deiner größeren Ehre und für die Rettung der Seelen! Wie wunderbar hast Du alles gefügt, auch ich darf Dir helfen, Seelen für die Ewigkeit zu retten!

Ich danke Dir für das heilige Sakrament der Weihe. Ohne dieses Sakrament könnte die Kirche nicht existieren. Wir brauchen Bischöfe, Priester und Diakone, wir bitten Dich um heilige Geweihte!

Ich danke Dir für das heilige Sakrament der Ehe. Du hast die Ehe geheiligt, sie soll ein Abbild Deiner Liebe zur Kirche sein. Sie soll fruchtbar sein in der Liebe. Wahre Liebe kommt allein von Dir, da nur Du die Liebe bist. Lass Deine Liebe in vielen Ehen hell aufleuchten, damit viele Menschen Dich erkennen und lieben!

Ich danke Dir für das heilige Sakrament der Krankensalbung, durch das Du uns stärkst, wenn wir sterbenskrank sind. Du bist uns nahe in all unseren Lebenssituationen, Du verlässt uns nie, Du bist der treue Gott!

Deine Gnaden sind unsagbar, unzählbar, unergründlich, unerschöpflich, unauslotbar. Nie kann ich Dir dafür genug danken. Ich kann nur versuchen, unserem Herrn Jesus Christus treu nachzufolgen und wie Er mein Leben aus Liebe hinzugeben, aber nicht aus eigener Kraft, denn ohne Christus vermag ich nichts Gutes.

Mein Gott, Du allein bist gut. Und Du hast uns berufen, Dir nachzufolgen, an Deinem göttlichen Leben Anteil zu nehmen. Du schenkst uns alles, was Du hast, obwohl wir so undankbar sind. Bitte vergib uns immer wieder neu und hilf uns, heilig zu werden!

Ich werde dieses Gebet nun beenden, obwohl es kein Ende hat, denn Deine Gnaden sind unendlich und mein Dank müsste auch unendlich sein. Herr, erbarme Dich unser! Amen.


Aus meinem Buch „Wer kann mein Herz auf ewig erfüllen?“:

Das Gebet sollte ein liebender Austausch zwischen Gott und dem Menschen sein. Wir müssen möglichst aufmerksam beten und uns der Gegenwart unseres guten Gottes bewusst sein. Der hl. Johannes vom Kreuz spricht von liebender Aufmerksamkeit. Gut beten können wir aber nur dann, wenn wir Gott über alles lieben, wenn wir nur Seinen Willen erfüllen wollen, wenn wir uns Ihm ganz zur Verfügung stellen, ohne Vorbehalte, wenn wir Ihm restlos vertrauen, wenn wir all unsere Sünden, auch die lässlichen, bereuen und uns fest vornehmen, nicht mehr zu sündigen, wenn wir uns dessen bewusst sind, dass wir ohne unseren guten Gott nichts Gutes vermögen. In dieser Liebesbeziehung zwischen Gott und uns gibt es oft Hindernisse, die wir verschuldet haben. Wir müssen gewillt sein, diese Hindernisse so schnell und so gut wie möglich aus dem Weg zu räumen, v.a. durch die regelmäßige hl. Beichte. Wenn wir beten, sind wir oft zerstreut, andere Dinge nehmen zu viel Raum in uns ein. Das liegt meist daran, dass wir Gott noch nicht genug lieben, Er muss in uns wachsen, immer mehr Raum einnehmen. Übergeben wir Ihm den ganzen Raum unserer Seele, Er möge uns mit Seinem Heiligen Geist erfüllen, so dass unser Herz vor Liebe überfließt. „Wo euer Schatz, da euer Herz!“ Solange aber Gott nicht unser wahrer Schatz ist, finden wir nicht zur vollen Gottesliebe. Sünde ist immer eine ungeordnete Anhänglichkeit an irdische Dinge, in der Sünde lassen wir uns von der Habgier anstatt vom Heiligen Geist leiten. Achten wir auf uns, dass wir nicht aus Habgier heraus handeln. Solange wir noch habgierig sind, können wir Gott nicht wirklich lieben. Was ist eine Liebe zu Gott, die mit der Habgier vermischt ist? Hüten wir uns vor dieser Habgier, die unser Herz in Beschlag nehmen will! Wenn wir merken, dass wir zur Habgier neigen, müssen wir diese Begier mit allen Mitteln bekämpfen, so wie es ein hl. Franz von Assisi getan hat. Wir dürfen diesen Feind in unserem Herzen nicht dulden, er stiftet nur Unfrieden und Verwirrung, er bringt uns vom guten Weg ab, er leitet uns in die Irre, er will uns ins ewige Verderben hinabziehen. Die Sünde ist eine Abkehr von Gott, vom wahren Leben, von der ewigen Liebe. In der Sünde erhebt sich der Mensch über Gott, über Seine heiligen Gebote, die Er uns zu unserem Heil und zu unserem Schutz gegeben hat. Gott will immer nur das Beste für uns. Wenn wir aber sündigen, sagen wir dadurch zu Gott, dass wir es besser wissen, was für uns gut ist. Wir sehen, die Sünde ist auch immer ein Akt des Unglaubens. Die Todsünde trennt uns von Gott. Wenn wir uns vom ewigen Leben getrennt haben, hilft nur Reue und Umkehr. Gott wartet in größter Liebe auf unsere Umkehr. Aber bedenken wir, dass wir die Umkehr nicht aufschieben dürfen. Sobald wir erkannt haben, dass wir auf den falschen Weg geraten sind, müssen wir sofort umkehren. Wehe dem, der zu sich spricht, dass er ja noch lange genug Zeit für die Umkehr hat! So ein Mensch liebt Gott nicht.


Beachten wir auch die drei Kräfte unserer Seele, den freien Willen, die Vernunft und die Empfangsbereitschaft. Diese drei Kräfte sollten immer zusammenwirken, immer gleich ausgerichtet sein, immer auf Gott hin ausgerichtet sein. Die Seele muss zuerst immer offen für Gott sein, damit sie von Gott alles Gute empfangen kann, Seine Eingebungen und Seine Gnaden! Zuerst kommt also der Wille, die Seele will offen sein für Gott. Dann erst kann sie von Gott etwas Gutes empfangen. Dann kann die Vernunft die Wahrheit der empfangenen Gaben erkennen. Zuerst kommt immer der gute Wille. Das Gebet besteht auch wesentlich aus Willensakten: Ich will Gott über alles lieben, ich will Ihm dienen, ich will Ihn ehren, ich will Ihm danken, ich will mich an Ihm erfreuen, ich will die Wahrheit erkennen, ich will Ihn erkennen, ich will offen sein für alles Gute, für all die Gaben Gottes, für Seine Weisungen, für Seinen Auftrag an mich, ich will Gott anbeten, Ihm restlos vertrauen, an Ihn glauben, auf Ihn hoffen, mich von Ihm führen lassen, ich will mein ganzes Leben Ihm übergeben, ich will nur Seinen heiligen Willen in meinem ganzen Leben erfüllen, ohne Ausnahme, ich will niemals auf die Stimme des Versuchers hören, sondern immer nur auf die sanfte Stimme meines geliebten Gottes, ich will den Namen Gottes heilig halten, ich will zu Ihm in den Himmel und ewig in Ihm leben. Nun könnte ich z.B. sagen, heute konzentriere ich mich auf einen einzigen Willensakt, den ich oftmals wiederhole, z.B. immer wieder das kurze Gebet: „Dein Wille geschehe!“ oder „Komm Heiliger Geist!“ oder „Gütiger Vater!“ oder „Mein Herr und mein Gott!“ oder „Mein Gott und mein Alles“ oder „Mein Jesus, Verzeihung und Barmherzigkeit!“ Das könnte der Beginn eines guten kontemplativen Gebetes sein. Denn nach diesen Wiederholungen könnte ich nun den Verstand zur Ruhe kommen lassen und meinen Willen dahin ausrichten, dass ich nur noch schweigend und liebend auf Gott schaue und in Ihm ganz zur Ruhe komme. Ich stelle meine Seele ganz auf Empfangsbereitschaft, ich versuche im Inneren Gottes zu ruhen, ich schaue in Liebe auf Ihn und bin mir bewusst, dass Er in Liebe auf mich schaut. Soweit die Hindernisse (meine Sünden) vor diesem Gebet aus dem Weg geräumt wurden, führt diese Schau Gottes zu einer immer tiefer werdenden Vereinigung mit Gott. In diesem Zustand kann mir Gott Eingebungen schenken, wenn Er dies für gut hält. Und mit meiner Vernunft kann ich dann die Wahrheit dieser Eingebungen erkennen. Auch im normalen Alltag sollten wir immer wieder in Liebe auf Gott schauen und uns bewusst machen, dass Er in Liebe auf uns schaut, dass Er auf uns achtet, dass Er immer nur das Beste für uns will. Je öfters und inniger wir dies tun, umso tiefer wird unsere Vereinigung mit unserem unendlich erhabenen Gott. Je inniger wir mit Gott vereinigt leben, umso weniger Sorgen machen wir uns. Haben wir grenzenloses Vertrauen auf unseren gütigen Gott! Lassen wir uns von Ihm leiten! Gott ist gut!

Im kontemplativen Gebet können wir die Nähe und Liebe Gottes am tiefsten erfahren, dieses Gebet ist eine reine Tätigkeit unserer Seele. In der Betrachtung benützen wir auch noch unsere leiblichen Fähigkeiten, unseren Verstand, unser Gedächtnis, unsere Gefühle und unser Vorstellungsvermögen. Die Betrachtung ist eine gute Vorbereitung für das rein kontemplative Gebet. Sie hilft uns, uns unsere Gedanken auf Gott hin auszurichten. Aber erst in der Kontemplation findet der Liebesaustausch und die Liebesvereinigung zwischen Gott und der Seele statt. Bei diesem Liebesaustausch wäre unser Verstand, unser Gedächtnis und unser Vorstellungsvermögen nur hinderlich. Nach der Betrachtung sollten wir im Angesicht Gottes in ein liebendes Schweigen eintreten. In der Betrachtung durften wir erkennen, dass wir ohne Gott nichts Gutes vermögen, dass wir ohne Ihn nichts sind, nur Böses vermögen, dass wir Ihn brauchen, um leben zu können. In der Kontemplation werfen wir nun unser Nichts in das unendliche Meer der Göttlichen Liebe. In diesem Meer der Liebe werden wir ganz umhüllt mit Gottes Liebe. Wir erfreuen uns dieser Liebe und können darauf nur mit Liebe antworten. Schmerz und Freude begegnen sich in der Kontemplation. Zum einen die große Freude über Gottes unendliche Liebe, aber gleichzeitig auch der Schmerz unserer Reue, weil wir erkennen, dass wir Gott nie genug lieben, dass wir oft undankbare Kinder sind. Diese unendliche Kluft zwischen Gott und uns kann nur die unendliche Liebe Gottes überbrücken. Und Gott wird dies auch tun, falls wir im Stande Seiner heiligmachenden Gnade leben. Dank sei Gott! Das kontemplative Gebet ist ein schweigendes Verweilen in der Liebe Gottes. Gott ist der Urgrund unseres Seins und nur in Ihm können wir wahrhaft zur Ruhe kommen, nur in Ihm können wir Frieden finden, nur durch Seine Liebe können wir zu Liebenden werden, nur Er kann uns retten und uns das ewige Leben schenken. Wir suchen oft so rein weltliche Freuden, die in sich nicht schlecht sein müssen, aber die wahre Freude, den wahren Frieden und die wahre Liebe können wir nur in Gott finden. Und in der Kontemplation dürfen wir eben in Gott sein! Gibt es etwas Schöneres? Ist nun die Kontemplation nur möglich, wenn wir davor längere Zeit betrachtet haben? Gewiss ist die Betrachtung notwendig, aber wir können uns zu jeder Stunde des Tages mit unserem guten Gott vereinigen. Bitten wir Ihn, Er möge unsere Seele zu sich emporheben, Er möge unsere Seele in Seinem innersten Heiligtum bergen. Nur in Gott können wir geborgen sein! Unser Alltag sollte eine Einübung sein, um in der Gegenwart Gottes zu leben. Tun wir alles im Angesicht Gottes, alles zu Seiner Ehre, alles zum Heil der Seelen! So wird unser Leben immer kontemplativer werden, auch wenn wir äußerlich sehr aktiv sind. Kontemplation und Aktion sind kein Widerspruch. Entscheidend ist, dass unsere Seele immer in Gottes Liebe bleibt. Das ist nicht eine Sache des Verstandes, denn ich kann nicht den ganzen Tag über Gott nachdenken, sondern dies ist eine Sache des Willens, der Liebe. Gott möchte ja, dass wir uns voll auf unsere jeweilige Aufgabe konzentrieren. Wenn ich Mathematik lerne, kann ich nicht gleichzeitig über Gott nachdenken, aber ich kann in Ihm bleiben! Tun wir alles aus Liebe zu Gott! Bitten wir Gott um diese Liebe, denn ohne Ihn können wir nicht lieben!“


Erst wenn sich unsere Geistseele in gottgewollter Ordnung befindet, frei von irdischem Ballast, gefüllt allein von der Liebe Gottes, kann sie zur vollen Blüte gelangen, kann sie all Ihre Aufgaben nach dem Willen Gottes erfüllen. Dann ist die Seele frei für Gott und Seinen Willen, frei für die hingebungsvolle Liebe. Denn solange die Seele an Irdisches gebunden ist, kann sie sich nicht wirklich hingeben. Mit ihrem freien Willen entscheidet sich nun die Seele für die Liebe. Erst jetzt kann die Seele in vollem Umfang die leise Stimme Gottes vernehmen, sie steht immer auf Empfangsbereitschaft, da sie immer auf Gott hin ausgerichtet ist. Sie ist offen für die Eingebungen Gottes. Das Licht ihrer Vernunft ist nun nicht mehr getrübt, sie kann klar zwischen gut und böse unterscheiden und die Wahrheit deutlich erkennen. Dies alles aber nie aus eigener Kraft, sondern allein durch die Gnade Gottes. Im Mittelpunkt unseres Glaubens steht immer der Kreuzestod und die Auferstehung Jesu Christi, unsere Erlösung. Nur dadurch befreit uns Christus von der Erbsünde und von all unseren anderen Sünden, durch die hl. Taufe und nach der Taufe durch die hl. Beichte, falls wir wieder untreu werden. Die Erlösung schenkt uns Christus in der hl. Taufe. Sie ist die Befreiung aus der Knechtschaft der Sünde, des Satans und des Todes. Wenn nun unsere Seelen von Christus gereinigt wurden, dürfen wir sie nur noch mit der hl. Liebe Gottes anfüllen lassen, besonders durch die hl. Kommunion. In dieser schenkt sich uns Christus ganz, Er, der Heilige, versenkt sich in unsere armselige Seele, um unsere Seelen mit Seiner Liebe, Seinem Frieden, Seiner Freude anzufüllen. Unser Ziel muss sein, uns immer mehr von Christus verwandeln zu lassen. Lassen wir Ihn in uns frei wirken, lassen wir uns leiten von Seiner gütigen Vorsehung, suchen wir nur noch Seinen Willen, sagen wir ein frohes Ja zu unserem Kreuz, denn durch dieses Kreuz will Er uns heiligen. Nur so können wir Christus ähnlich werden und durch Seine Gnade in den Himmel kommen.“


Gott ist die Liebe und Er will, dass wir durch Ihn zu Liebenden werden, dass wir in Vereinigung mit Ihm leben. Wir aber sind sündige Menschen, aus uns selbst heraus sind wir nichts, ohne Gott vermögen wir nicht zu lieben. Diesen unendlichen Abstand zwischen Gott und uns kann nur die Liebe Gottes überbrücken. Unsere Aufgabe ist es, die liebende Hand Gottes, die Er uns entgegenstreckt, dankbar anzunehmen. Gott will uns all Seine Gnaden schenken, aber wir müssen Ihn darum in Demut bitten, denn wir haben kein Anrecht auf die Gnaden Gottes. Und wenn uns dann Gott Seine Gnaden schenkt, kommt es darauf an, dass wir mit diesen Gnaden gut mitwirken. Nur wenn wir diese Haltung vor Gott haben, können wir auch wahrhaftig beten. Wir müssen uns dessen immer bewusst sein, dass wir Sünder sind und auf die Vergebung Gottes angewiesen sind. Ebenso müssen wir uns immer bewusst sein, dass Gott uns liebt und uns die Vergebung schenken will. Nur wenn wir den Willen Gottes tun, können wir Gottes Freunde werden. Und genau dies ist das Ziel all unseres Betens. Im Gebet suchen wir die Nähe, die Liebe und die Freundschaft Gottes. Ziel unseres Betens ist eine immer größer werdende Verbundenheit mit der ewigen Liebe, mit unserem guten Gott. Wenn dies wahrhaft unser Ziel ist, dann wird Gott alle Hindernisse aus dem Weg räumen. Gott will unser Freund sein. Wenn auch wir Freunde Gottes sein wollen, wenn dies für uns absolute Priorität hat, dann wird uns Gott Seine Freundschaft schenken. Zuerst müssen wir also danach trachten, Freunde Gottes zu werden, dann müssen wir uns darum bemühen, immer in der heiligen Gegenwart Gottes zu leben. Wenn wir immer in der heiligen Gegenwart Gottes leben würden, würden wir gewiss nicht sündigen. Das ist das eigentliche Gebet, immer in der Gegenwart Gottes zu leben, alles mit Ihm zu tun, alles für Ihn zu tun, alles aus Liebe zu Ihm zu tun. Ich muss versuchen, innerlich zu schweigen, um Gott wortlos zu lieben, um Seine Stimme zu hören. Beten müssen wir nicht mit vielen Worten, beten müssen wir mit unserer Seele. Beten ist zuerst eine Sache unseres Willens. Wir müssen in der Gegenwart Gottes leben wollen, wir müssen Ihn über alles lieben wollen. Unsere Vernunft hilft uns dabei, denn mit ihrer Hilfe können wir erkennen, dass wir nur in Gott die wahre Freude, den wahren inneren Frieden finden können, nur Gott kann unser Inneres mit Seiner Liebe erfüllen, nur Er kann unsere tiefsten Sehnsüchte stillen. Gebet ist also im Wesentlichen ein schweigendes Lieben, wie der hl. Paul vom Kreuz sagt. Wenn wir also beten wollen, müssen wir uns zuerst bewusst werden, was wir eigentlich tun, mit wem wir eigentlich sprechen wollen. Wenn wir das nicht tun, bleibt unser Gebet kalt und fruchtlos, dann werden unsere Worte zu leeren, nichtssagenden Worten. Gebet bedeutet nicht, in mechanischer Weise Worte zu sprechen, sondern Gott zu lieben und von Gott geliebt zu werden. Wenn wir also zu beten beginnen, versetzen wir uns in die Gegenwart Gottes und bleiben wir in ihr, tauschen wir mit Ihm die Liebe aus! Gebet sollte ein liebender, vertrauter Umgang mit unserem guten dreifaltigen Gott sein. Gott will nur eines, Er will unser ewiges Glück bei Ihm, Er will uns immer mehr an sich ziehen. Wollen auch wir, dass Er uns immer mehr an sich zieht! Wollen auch wir Ihn mit ungeteiltem Herzen lieben!“



Wie ich oben ausführte, ist die Kindlichkeit im Orden von größter Wichtigkeit. Dies gilt besonders auch für unser Gebet. Die Grundhaltung beim Gebet sollte ein kindliches, liebendes Vertrauen sein. Das Beten sollte die schönste Zeit unseres Tages sein! Beim Beten kommt es nicht darauf an, dass wir etwas leisten, sondern dass wir lieben, während wir wie der Apostel Johannes an der Brust Jesu ruhen. Wir könnten auch sagen, dass wir im Herzen Jesu ruhen. Wenn wir im Herzen Jesu ruhen, dann ist es zuerst Jesus, der uns mit Seiner göttlichen Liebe erfüllt. Und wenn dann unser Herz mit Seiner Liebe erfüllt ist, dann können auch wir Ihn lieben. Ohne Seine Liebe können wir nicht lieben. So ist es immer. Auch in einer Ehe gibt es keine Liebe ohne die Liebe Jesu, selbst wenn die meisten Menschen mit diesem Gedanken nicht einverstanden wären.

Das Leben ist zwar nicht leicht, es bleibt immer ein Kampf, aber es sollte ein froher und kindlicher, unbekümmerter Kampf sein, ohne Krampf, ohne Zwang, ohne Angst. Wenn wir fest und unerschütterlich an Jesus Christus glauben, wenn wir auf Seine göttliche Vorsehung vertrauen, dann werden wir eines Tages den irdischen Kampf beenden dürfen und ins himmlische Vaterhaus einziehen dürfen. Dort gibt es kein Leid mehr, nur noch unendliche Freude im Herrn.

Bitten wir unseren guten Gott täglich um eine gute heilige Sterbestunde, besonders auf die Fürsprache der lieben Mutter Gottes, des hl. Josef, des hl. Erzengels Michael und unseres hl. Schutzengels!


Der „kleine Weg“ der hl. Therese vom Kinde Jesu ist ein kindlicher Weg. Es geht hier um eine kindliche Demut, um einen kindlichen Gehorsam, um ein kindliches Gebet, um ein kindliches, unbegrenztes Gottvertrauen. Ein kleines Kind weiß, dass es allein nichts vermag, darum hört es gerne auf seine Eltern. So sollen auch wir uns immer wieder bewusst machen, dass wir ohne Gott nichts vermögen. Hören wir darum gerne auf unseren guten Hirten! Er wird uns sicher leiten und führen. Wer das versteht, der versteht den Gehorsam.

Wir vermögen ohne unserem geliebten Herrn Jesus Christus nichts, wir können nicht lieben, nicht beten, nicht fruchtbar wirken. Darum sollten wir zu Beginn einer Sache, zu Beginn eines jeden Gebetes immer zuerst unseren Herrn darum bitten, Er möge unser Herz zu sich empor heben, denn wir armselige Menschen sind dazu unfähig, uns zu Ihm zu erheben. Bitten wir Christus immer, Er möge uns zuerst lieben, uns in allem helfen, weil wir es allein nicht schaffen! Die Menschen werden unglücklich und unzufrieden, wenn sie meinen, sie müssen es allein schaffen. Gott will uns immer zuvor kommen, Er will uns in den kleinsten Dingen helfen. Es geht ja darum, dass wir auch die kleinsten Dinge gut machen, in Liebe machen, aber wie sollten wir das ohne Gott schaffen, Er allein ist ja die Liebe. Wir können nur lieben, wenn Er uns zuerst Seine Liebe schenkt. Genau das will Gott, Er will uns Seine Liebe schenken, Er will sich uns selbst ganz schenken. Aber wir müssen Ihn darum bitten, weil wir dadurch zum Ausdruck bringen, dass wir uns dessen bewusst sind, dass wir nichts ohne Ihn vermögen. Wer Gott nicht um Seine Hilfe bittet, hat wohl kaum ein demütiges Herz. Wer Gott bittet, anerkennt damit seine eigene Unfähigkeit. Bitten wir Gott um Seine Liebe, um Seine Kraft, um Seine Freude, um Seinen Frieden, um Ihn selbst! Er schenkt uns alles. Empfangen wir alles in Liebe und schenken wir uns Ihm!

Wir sind ganz abhängig von Gott, viel mehr wie kleine Kinder von ihren Eltern abhängig sind. Und das ist eine sehr gute Abhängigkeit. Eine Abhängigkeit, die uns frei macht, die uns das wahre Leben eröffnet. Warum? Weil nur Gott die Liebe ist, weil Er gut ist.


Geliebter Herr Jesus Christus, ich danke Dir aus ganzem Herzen für alles, für Deine unendliche Liebe zu mir armem Sünder! Du weißt, wie schwach und elendig ich bin, ich neige zur Sünde, ohne Dich vermag ich nichts. Ohne Dich, ohne Deine gütige Hilfe vermag ich nicht, mein Herz zu Dir zu erheben. Darum bitte ich Dich, erhebe Du mein Herz zu Dir empor, ziehe es an Dich, an Dein liebendes, weit geöffnetes Herz, schließe mich fest in Dein heiligstes Herz ein, lass mich darin geborgen sein, zur Ruhe kommen, erfülle mein armes Herz mit Deiner unendlichen Liebe und hilf mir, immer in Dir zu bleiben! Du bist meine einzige Hoffnung. Ich möchte ganz für Dich leben. Hilf mir bitte dabei! Ermahne mich immer zur rechten Zeit, damit ich mich nicht von Dir trenne, damit ich Dir nie wieder untreu werde! Dank, Lob, Ruhm und Ehre sei Dir!



Das Stundengebet (Tagesoffizium, Breviergebet)

Zu diesem Gebet sind die Ordensleute wie die Diözesanpriester verpflichtet. Danken wir unserem guten Gott für diese Pflicht! Priester und Ordensleute haben sehr viele verschiedene Aufgaben, sie sind aber nur schwache Menschen, die zur Sünde neigen. Sie wollen aber Jesus in einer ausschließlichen Weise in der Ganzhingabe ihres Lebens nachfolgen. Darum brauchen sie dieses Gebet so sehr. Ohne dieses Gebet würde ihre Liebe zu Jesus allmählich erkalten.

Beten wir das Stundengebet mit der Gnade Gottes so gut wie wir es vermögen, ohne Hast, sondern betrachtend mit innerer Ruhe und Freude! Bitten wir immer unseren hl. Schutzengel um seine treue Mithilfe und um sein treues Mitbeten! Darum sollten wir ihn immer bitten, nicht nur beim Stundengebet. Wenn ich allein bete, dann ist mein Gebet nicht so wertvoll, wie wenn ich es mit meinem hl. Schutzengel zusammen bete. Jesus sagt uns ja: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“

Wer sich ernsthaft darum bemüht, das Stundengebet treu und gut zu beten, wird dadurch immer tiefer mit Gott verbunden. Dieses Gebet wird niemals langweilig, wenn man es gut betet.



Die heilige Messe ist der Mittelpunkt und Höhepunkt unseres Lebens. Sie ist die Vergegenwärtigung des Kreuzesopfers Jesu Christi, Seiner Auferstehung und Seiner Himmelfahrt. Sie ist das größte Wunder. Wenn der Priester die Wandlungsworte spricht, wird Christus gegenwärtig, Brot und Wein verwandeln sich in Leib und Blut Jesu Christi.

Unsere Haltung sollte ein staunendes, liebendes Anbeten sein.

Wir wollen die hl. Messe immer würdig feiern, in einer feierlichen Stille, ohne Hast. Bereiten wir uns auf sie vor, indem wir versuchen, in Gott zur Ruhe zu kommen! Nach der heiligen Messe wollen wir noch ein wenig in Dankbarkeit verharren.

Wir feiern die hl. Messe im römischen Ritus, in der ordentlichen und in der außerordentlichen Form. Kein Priester unserer Gemeinschaft soll dazu gedrängt werden, sich für diese oder jene Form entscheiden zu müssen, es soll ihm immer frei stehen. Wir legen großen Wert auf diese Freiheit. Wir sind aber genau so für den byzantinischen Ritus offen. Wir würden uns freuen, wenn Priester unserer Gemeinschaft in diesem Ritus die hl. Messe feiern würden.

Wir legen großen Wert auf einen würdigen Kommunionempfang. Jeder prüfe sich gut, bevor Er den Leib des Herrn und Sein kostbares Blut empfängt!

Jeder Priester unserer Gemeinschaft sollte die hl. Messe soweit wie möglich täglich feiern, in Konzelebration nur in Ausnahmefällen.

Jeder Priester unserer Gemeinschaft sollte möglichst einmal im Monat eine Votivmesse zu Ehren des Heiligen Geistes feiern.



Die stille Anbetung ist uns sehr wichtig und sollte, wenn möglich, täglich mindestens eine halbe Stunde lang gepflegt werden. Das Allerheiligste kann dabei ausgesetzt sein, je nach Möglichkeit.



Der hl. Rosenkranz ist uns auch wichtig. Aber dieses Gebet ist bei uns nicht verbindlich vorgeschrieben. Auch den Wunden-Jesu-Rosenkranz schätzen wir.



Unsere Patrone:


1. Unser Herr Jesus Christus. Unser Haupt-Patrozinium soll das Hochfest vom Heiligsten Herzen Jesu sein.

2. hl. Maria, die „Mutter von der immerwährenden Hilfe“ und die „Mutter der Sieben Schmerzen“

3. hl. Josef

4. hl. Franz von Assisi

5. hl. Klara von Assisi

6. hl. Veronika Giuliani

7. sel. Ulrika Nisch

8. hl. Bruder Konrad von Parzham

9. hl. Erzengel Michael, Gabriel und Rafael und alle heiligen Engel

10. hl. Schutzengel

11. hl. Anna Schäffer




6. Unser Apostolat


Wir sehen uns als einen apostolischen Orden. Unser Apostolat kann aber nur dann gut und fruchtbar sein, wenn unser Gebet gut ist, wenn wir wahrhaft mit Gott vereint leben. Wir können nur von innen nach außen hin fruchtbar werden. Zuerst steht immer unsere persönliche Heiligung, dann die gegenseitige Liebe innerhalb unserer Gemeinschaft, dann das fruchtbare Apostolat. Diese Reihenfolge ist notwendig, das dürfen wir nie vergessen. Darum schreibe ich auch hauptsächlich über unsere Spiritualität und über unsere Grundeinstellungen. Das Haus unseres Apostolats soll auf Fels aufgebaut werden. Gott ist unser Fels, nur auf Ihn können wir aufbauen, Er allein muss der Mittelpunkt unseres Lebens sein. Wir wollen uns immer mehr mit Ihm vereinigen, um so immer mehr miteinander eins zu werden. Nur unsere Einheit mit Gott und unsere brüderliche Einheit untereinander kann den anderen Menschen die Liebe Gottes offenbaren. Dies ist unser Ziel.


Unser männlicher und unser weiblicher Orden und unsere Wunden-Jesu-Gemeinschaft wollen eng miteinander zusammenwirken. Wir sind offen für alle Arten des Apostolats, wir wollen Exerzitien anbieten, wir wollen missionarisch wirken, im Inland, z.B. durch Volksmissionen und im Ausland und wir wollen auch das Internet und die anderen Medien für das Apostolat nützen.

Unsere Wunden-Jesu-Gemeinschaft soll aus regionalen Zusammenschlüssen bestehen, also z.B. Mitglieder aus der Region Stuttgart sollen sich eng zusammenschließen, ebenso die Mitglieder aus der Region Mailand,... Und jeder regionale Zusammenschluss soll eng mit dem männlichen und weiblichen Orden verbunden sein. Die beiden Ordensgemeinschaften, die rechtlich unabhängig voneinander sein sollen, sollen sich intensiv um die Betreuung der Wunden-Jesu-Gemeinschaft kümmern. Den Mitgliedern der Wunden-Jesu-Gemeinschaft soll eine gute Schulung angeboten werden, damit sie sich immer mehr in unseren katholischen Glauben vertiefen können und selber immer fruchtbarer apostolisch wirken können. Wichtiger als die Schulung ist aber die Vertiefung in das geistliche Leben. Darum sollen den Mitgliedern v.a. Exerzitien angeboten werden. Überhaupt legen wir sehr großen Wert auf Exerzitien, auf solche für den männlichen Orden, für den weiblichen Orden, für die Wunden-Jesu-Gemeinschaft, für den Freundeskreis und für alle Interessierten.

Eine regionale Wunden-Jesu-Gemeinschaft soll eine geistliche Familie sein, in der jeder jeden gut kennt, soweit dies möglich ist, in der jeder bereit ist, dem anderen in seiner Not zu helfen. Sich in Gott kennen und lieben lernen, um in Ihm eins zu werden, ist Prinzip unserer Gemeinschaft. Es sollen wöchentliche Treffen angeboten werden, offen auch für Nicht-Mitglieder. Es ist nicht verpflichtend, dort hinzugehen. Diese Treffen bestehen aus Gebet und gegenseitigem Austausch. Es können auch geistliche Betrachtungen und Vorträge mit dabei sein. Jede regionale Wunden-Jesu-Gemeinschaft kann das selbst festlegen. Beim gegenseitigen Austausch kann jeder seine Freuden und Nöte miteinbringen und man soll sich gemeinsam überlegen, wie dem Einzelnen in seiner Not geholfen werden kann. Wenn z.B. einer alt oder krank ist und eine gewisse Unterstützung bräuchte, dann soll man schauen, wie man demjenigen helfen kann. Wer mehr Geld, Kraft und Zeit hat, sollte auch bereit sein, mehr davon zu geben. Wer hingegen krank, alt, oder bedürftig ist, sollte mehr für die anderen beten und seine Leiden mit den Leiden Jesu vereinen, um sie so dem himmlischen Vater aufzuopfern. Das eine ist so wichtig wie das andere! Jeder gebe mit einem frohen Herzen so gut wie er kann! Alles geschehe freiwillig, niemals soll dabei der geringste Druck auf jemanden ausgeübt werden. Liebe muss freiwillig sein. Niemand darf unter Druck gesetzt werden, niemand soll den Eindruck bekommen, dass er von anderen nicht so gut angesehen wird, weil er sich scheinbar zu wenig für die anderen einsetzt. Vergessen wir nie, dass Gott allein die Herzen der Menschen kennt, dass Gott allein weiß, in welchem Maß einer liebt! Es geht nur um die wahre Liebe, in der einer den anderen hochschätzt, trotz all unserer menschlichen Schwächen, Unzulänglichkeiten und Sünden. Denken wir nie, wir seien besser als andere! Die Gefahr des Ausgrenzen, des Mobbing ist immer sehr groß, in jeder Gemeinschaft. Jeder Einzelne soll sich in unserer Gemeinschaft geliebt, angenommen und geachtet fühlen. Wenn das mal nicht so sein sollte, muss unbedingt das Gespräch gesucht werden und zwar das Gespräch mit allen, nicht nur mit denen, von denen man glaubt, dass sie genau so denken wie man selbst. Die Probleme des Einzelnen betreffen die ganze Gemeinschaft, denn wir sind alle immer füreinander verantwortlich.

Jeder soll die Kontaktdaten aller anderen haben. Wenn z.B. einer ein wichtiges Gebetsanliegen hat, dann soll er sich nicht scheuen, die anderen anzurufen oder zu besuchen und sie um ihre Gebetshilfe zu bitten. Wie in einer guten Familie, in der man immer bereit ist, dem anderen beizustehen, so gut wie man kann, jeder nach seinen Möglichkeiten, immer ungezwungen, aus freiem Herzen.

Die beiden Ordensgemeinschaften sollen sich besonders um den Aufbau und um die geistliche Betreuung der regionalen Wunden-Jesu-Gemeinschaften bemühen. Rechtlich gesehen soll aber jede regionale Wunden-Jesu-Gemeinschaft unabhängig sein.

Unsere Ordensregel gilt in angepasster Weise ebenso für die Wunden-Jesu-Gemeinschaften. Die Laien legen keine Gelübde ab, es sei denn, sie wollen dies, aber sie verpflichten sich dennoch zu einem armen, keuschen und gehorsamen Leben. Die Armut leben sie vor allem in dem Sinn, dass sie sich dazu bereit erklären, den anderen so gut es geht zu helfen. Und sie wollen möglichst auf Luxus und nach einem Streben nach Geld, Macht und rein irdischen Vergnügungen verzichten. Wir können nicht Gott und dem Mammon zugleich dienen. Die Keuschheit leben sie, indem sie in ihrem jeweiligen Stand keusch und rein leben. Auch der eheliche Verkehr soll in Keuschheit vollzogen werden. Die Keuschheit ist eine Haltung des Herzens. Beten wir viel um ein keusches Herz! Wahre Liebe ist immer keusch. Den Gehorsam leben sie, indem sie die Gebote Gottes und der Kirche in Liebe halten. Es geht um das demütige Dienen, um die Liebe zu Gott und zur Kirche.

So wie sich die beiden Orden in der Liebe Jesu Christi um die Wunden-Jesu-Gemeinschaft kümmern, soll sich auch die Wunden-Jesu-Gemeinschaft in der Liebe Jesu Christi um die beiden Orden kümmern, denn auch die Orden brauchen liebende Unterstützung, sei es durch das Gebet, durch finanzielle Hilfe, durch Sachleistungen oder durch Arbeitsleistungen, z.B. bei handwerklichen Arbeiten in den Ordenshäusern. Denn die beiden Orden leben von der Hilfe durch die Laien, sie bekommen keine finanziellen Hilfen von den Diözesen, also keine Kirchensteuereinnahmen. Die beiden Orden und auch die Wunden-Jesu-Gemeinschaft vertrauen voll auf die gütige Vorsehung Gottes und auf die Fürsprache des heiligen Josef! „Suchet zuerst das Reich Gottes und alles andere wird Euch hinzugegeben werden“ (Jesus). Und unser Herr sagt uns immer wieder, dass wir uns keine unnützen Sorgen machen sollen. Ein kindliches Vertrauen auf Gott ist entscheidend.


Auch die regionalen Wunden-Jesu-Gemeinschaften sollen apostolisch wirken, soweit möglich in Absprache mit ihrem jeweiligen Pfarrer. Das Apostolat kann auch bei den geplanten wöchentlichen Treffen besprochen werden. Der Pfarrer und die anderen Seelsorger sollten dazu immer eingeladen werden. Dies ist ein sehr wichtiges Apostolat unserer Gemeinschaft, vielleicht sogar das zentrale. Denn unser großes Anliegen ist es, das geistliche Leben in den Pfarreien neu zu beleben und zu stärken. Dies kann natürlich nur der Heilige Geist vollbringen, aber wir sollen Ihm dabei helfen, wir wollen uns Ihm zur Verfügung stellen. Wenn eine regionale Wunden-Jesu-Gemeinschaft wirklich eine geistliche Familie geworden ist, dann wird dort Gott erfahrbar und wirkmächtig, wie ich ja schon ausgeführt habe. Am fruchtbarsten wird das Apostolat, wenn man gemeinsam, in kleinen Gruppen, am besten jeweils zu zweit evangelisiert. Wir können hier viel von der Legio Mariä lernen. Es könnte an manchen Orten auch gut sein, zusammen mit der Legio Mariä oder mit anderen katholischen Gemeinschaften zu wirken. Ja, dieses Zusammenwirken ist sogar von größter Wichtigkeit, weil wir ja an der Einheit unserer Kirche mitwirken wollen. Wir sollen in Gott eins sein!


Bei den Ordensleuten soll auch großer Wert auf ein gemeinschaftliches Leben gelegt werden. Wenn möglich sollte niemand allein wohnen, sondern immer mindestens zu zweit. Wobei es von Vorteil ist, wenn jeder seine eigene Zelle hat.


Wir wollen alle vollkommen eins sein, so wie der Vater und der Sohn eins sind (vgl. Joh 17,21-23). Eins können wir nur in Gott sein. Er ist die Wahrheit und das Leben, die ewige Liebe. In unsere Gemeinschaften kann nur eintreten, wer ein überzeugter Katholik ohne Abstriche ist, wer die Kirche aufrichtig liebt, wer die Lehre der katholischen Kirche in allem annimmt, wer mit der Gnade Gottes versucht, treu nach den Geboten Gottes und der Kirche zu leben. Wer z.B. für künstliche Empfängnisverhütung ist, kann bei uns nicht eintreten.

Wir wollen uns alle einander achten und lieben, einer achte den anderen höher als sich selbst!

Unser Ziel ist die innige Anteilnahme am Leben des anderen. Gleichgültigkeit darf bei uns nicht vorkommen. Meinungsverschiedenheiten gehören zum Leben dazu, aber Streit soll nicht vorkommen. Menschen, die den Streit suchen, haben wohl kaum viel Liebe in sich. Wir wollen keinen Konformismus, aber Einheit in der Liebe Gottes.

Unsere Regeln haben nicht die Absicht, dass unser Leben schwieriger, anstrengender und komplizierter wird, im Gegenteil, sie sollen dazu führen, dass wir uns alle in einer geistlichen Familie geborgen wissen. Ist es nicht schön zu wissen, dass einer für den anderen da ist, dass wir in Gott miteinander vereint sind? Die Liebe muss das einende Band sein. Gott ist die Liebe. Wahre Gemeinschaft gibt es nur in Gott! Diese Gemeinschaft in Gott gilt es zu bewahren. Dies geht nur durch eine unbedingte Treue und Liebe zur Kirche mit ihrer verbindlichen Lehre. Darum legen wir größten Wert auf eine gute theologische Ausbildung für diejenigen, die Priester oder Diakon werden wollen. Wir wollen hierbei niemals faule Kompromisse eingehen. Lieber verzichten wir auf ein Theologiestudium als dass wir ein schlechtes oder mittelmäßiges Theologiestudium absolvieren. Wir studieren darum nur dort, wo eine echte Treue und Liebe zur Kirche vorhanden ist, was zur Zeit leider nur an wenigen Orten der Fall ist. Gute Theologie studieren kann man z.B. bei einigen katholischen Gemeinschaften der Tradition, z.Z. bei der Priesterbruderschaft St. Petrus oder beim Institut Christus König und Hohepriester. Wir wollen auch in unseren eigenen Reihen gute Theologen haben, die zum Unterrichten befähigt sind. Langfristig gesehen wollen wir eine eigene theologische Hochschule gründen oder mit einer guten bereits bestehenden kooperieren. Eine gute Theologie ist wesentlich. Wir müssen im Glauben und in der Liebe eins sein, wenn wir Gott helfen wollen, Seelen zu retten. Außerdem würden wir ja unser eigenes Seelenheil gefährden, wenn wir eine Theologie studieren würden, die nicht ganz katholisch ist. Halb katholisch gibt es für uns nicht.


Unsere Gemeinschaft will innerhalb unserer Kirche nichts besonderes sein, sie will ein lebendiger Teil derselben sein und an Ihrem geistlichen Aufbau mitwirken. Unsere Aufgabe ist es, Gott zu dienen, indem wir der Kirche dienen. In unseren Ländern wird die Kirche seit Jahrzehnten oder schon seit Jahrhunderten immer unglaubwürdiger. Es soll uns darum gehen, dass dies wieder anders wird. Wir wollen glaubwürdige Katholiken sein, nicht weil wir gut sind, sondern weil Gott gut ist und wir mit Ihm und mit Seiner Gnade treu mitwirken wollen. Wir wollen uns Gott und der Kirche mit unserem ganzen Leben zur Verfügung stellen. Gott hat große Pläne mit uns, Er will uns viel anvertrauen. Vergraben wir unsere Talente nicht!


Wenn wir im Stande der heiligmachenden Gnade leben dürfen, dann wirkt der Heilige Geist in uns, mit uns und durch uns, dann „strömen aus unserem Inneren lebendige Wasser“, dann wird der Heilige Geist spürbar und wirkmächtig.

Während wir apostolisch tätig sind, muss unser Inneres in Gott leben, muss unsere Seele Gott anbeten, genau so wie dies die heiligen Engel tun. Sie beten Gott an und zur gleichen Zeit behüten sie uns. Ahmen wir sie nach und wirken wir gemeinsam mit ihnen für den Aufbau des Reiches Gottes! Ohne die heiligen Engel können wir das nicht. Wenn wir beten, beten wir gemeinsam mit unseren heiligen Schutzengeln, wenn wir arbeiten, arbeiten wir gemeinsam mit unseren heiligen Schutzengeln. Wir können Gott nie genug dafür danken, dass Er jedem von uns einen heiligen Schutzengel zur Seite gestellt hat! Rufen wir auch immer die Schutzengel der Menschen um ihre Hilfe an, mit denen wir heute zu tun haben werden, damit alles nur nach dem heiligen Willen Gottes geschehen möge!

Wenn wir im Stande der heiligmachenden Gnade leben, dann wohnt der allmächtige, dreifaltige Gott in unserer Seele. Dort können und sollen wir Ihn mit all unserer Kraft anbeten. Er ist die ewige Liebe, Er schenkt sich uns ganz. Nur aus Ihm heraus wollen wir leben, lieben und wirken. Er ist unsere Heimat, unser Frieden und unsere Freude. Nichts kann uns von Ihm trennen, außer wenn wir uns selbst von Ihm bewusst durch eine schwere Sünde trennen. Aber warum sollten wir uns von der ewigen Liebe trennen wollen? Wegen eines kurzen irdischen Genusses oder Vorteils mit einem sehr bitteren Nachgeschmack?


Hierzu ein Abschnitt aus meinem Buch „Wer kann mein Herz auf ewig erfüllen?“:

Jesus Christus hat Seine Apostel und Seine Jünger in die ganze Welt gesandt, um Seine Botschaft zu verkünden und um alle Menschen, die glauben zu taufen. Auch jeder Getaufte hat von Christus die Sendung, Zeuge und Botschafter des Evangeliums zu sein, jeder an seinem Platz, jeder entsprechend seiner Talente, die er von Gott bekommen hat.

Jesus Christus ist unser Herr, unser Meister, unser Lehrer. Wenn wir Ihn lieben, wollen wir auch Ihm dienen, Ihm immer verfügbar sein, uns für Sein Reich mit all unserer Kraft einsetzen, Arbeiter in Seinem Weinberg sein. Um gute Früchte hervorbringen zu können, müssen wir im Stande der heiligmachenden Gnade leben, müssen wir den inneren Frieden von Christus empfangen haben. Ohne Christus vermögen wir ja nichts Gutes.

Aber mit Ihm, mit Seiner Gnade dürfen und sollen wir mutig apostolisch wirken, ohne Angst vor den Menschen, ohne Angst vor der Zukunft, ohne Angst vor Überforderung. Oft wollen uns andere Menschen unter Druck setzen, sie wollen, dass wir ihre Erwartungen und Forderungen erfüllen. Bleiben wir immer innerlich frei und froh, immer im inneren Frieden, immer mit Gott verbunden! Dann können uns andere Menschen nicht unfrei machen, uns nicht versklaven, uns nicht bedrücken, uns nicht unterdrücken, uns nicht entmutigen! Wir dürfen nicht den Anspruch an uns stellen, alle Erwartungen anderer Menschen erfüllen zu wollen, sondern wir müssen demütig versuchen, den hl. Willen Gottes getreu zu erfüllen, ohne faule Kompromisse. Lassen wir uns also nicht unter Druck setzen, lassen wir uns nicht hetzen, sondern erledigen wir in innerer Ruhe gewissenhaft unsere Arbeit und unsere sonstigen Pflichten und zwar aus Liebe zu Gott! Haben wir keine Angst vor Drohungen und Einschüchterungen! Wenn uns z.B. unser Vorgesetzter sagen sollte, dass er uns entlässt, wenn wir nicht so und so viel in einer bestimmten Zeit erledigen, dann lassen wir uns davon nicht beeindrucken. Wenn er uns entlassen sollte, obwohl wir unser Bestes getan haben, brauchen wir uns nicht zu beunruhigen, da wir auf Gott und Seine gütige Vorsehung vertrauen. Denn wenn wir uns unter Druck setzen lassen würden, würden wir die Freude und den inneren Frieden verlieren und mit Sicherheit auch keine bessere Arbeit vollbringen. Denken wir an den heiteren Satz des hl. Don Bosco: „Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen!“ Die innere Freude in all unserem Tun ist wesentlich für unser Wirken, wesentlich für die Fruchtbarkeit unseres Apostolats. Die Freude muss immer von innen nach außen gehen. Nur wenn wir den inneren Frieden und die innere Freude haben, können wir auch nach außen hin frohe Menschen sein, die anderen Menschen Freude bereiten können, und genau dies ist das beste Apostolat. Wenn wir in der heiligmachenden Gnade Gottes leben, also frei von schwerer Sünde sind, wenn wir in der heiligen Gegenwart Gottes leben, wenn wir in Gott verankert sind, wenn wir die hl. Kirche lieben, dann werden wir mit der Gnade Gottes apostolisch fruchtbar wirken dürfen, auch wenn wir nur ganz kleine, unscheinbare Dinge tun, die niemand außer Gott und unserem hl. Schutzengel sieht.

Viele Christen begehen den großen Fehler, dass sie ängstlich darauf bedacht sind, nicht zu sündigen, aber gleichzeitig vergessen sie, dass es auch Unterlassungssünden gibt. Wir sind dazu berufen, die Liebe zu leben, sie weiterzutragen, sie in der ganzen Welt in der Kraft Gottes mutig zu verbreiten. Denken wir an das Wort Jesu: „Was Ihr einem dieser Geringsten nicht getan habt, das habt Ihr auch mir nicht getan.“

Es ist unsere Pflicht, in Demut das Gute zu tun, im Bewusstsein, dass das Gute allein von Gott kommt! Wir dürfen Mitarbeiter Gottes sein, wir dürfen Ihm dienen, wir dürfen mit Seiner Gnade mitwirken, wir sollen unsere Talente nicht vergraben! Jeder hat seine Talente! Es ist unser Auftrag, dass wir diese mit voller Kraft einsetzen. Bitten wir den Heiligen Geist, Er möge uns unsere Talente entdecken lassen und Er möge uns Seine Liebe und Seine Kraft schenken, damit wir unsere Talente mutig einsetzen! Alles zur größeren Ehre Gottes und zum Heil der Seelen! Üben wir vor allem das innere, liebende, auf Gott ausgerichtete Schweigen, dann werden wir die Stimme Gottes in unserer Seele vernehmen lernen!

Lassen wir uns von niemandem einschüchtern, werden wir zu mutigen Zeugen Jesu Christi! Ergreifen wir die Initiative, gehen wir hinaus in die weite Welt und verkündigen wir in der Kraft des Heiligen Geistes das heilige Evangelium, jeder mit seinen Talenten, jeder auf seine eigene Art und Weise, aber immer auf engste miteinander im mystischen Leibe Jesu Christi verbunden! Außerhalb der Kirche können wir nicht fruchtbar wirken. Denn Jesus ist das Haupt der Kirche. Wirken wir getreu mit der Gnade Gottes mit! Es geht um das ewige Heil der Seelen!“


In unserer heutigen Zeit ist es von größter Bedeutung, dass wir uns vor allem für das Lebensrecht einsetzen. Dies müssen wir immer und überall tun, ob gelegen oder ungelegen. Unsere weibliche Ordensgemeinschaft soll sich darum besonders für Frauen einsetzen, die sich in der Gefahr befinden, ihr Kind abtreiben zu lassen. Wir müssen vor allem viel dafür beten, dass dieses schlimmste Übel unserer Zeit, die Abtreibung, weltweit beendet werden wird!

Auch sollen die weiblichen Ordensmitglieder besonders um heilige Bischöfe, Priester und Diakone beten, besonders mögen sie für die Priester und Diakone unserer Gemeinschaft beten!


Gott ist die Liebe und wir dürfen durch Seine Gnade Ihm immer ähnlicher werden. Unsere Berufung ist die Liebe. Wenn wir im Stande der heiligmachenden Gnade einander wahrhaft lieben, ohne dass wir dabei unseren eigenen Vorteil suchen, scheint die Liebe Gottes auf, ja sie wird gegenwärtig, greifbar, erfahrbar. Wir dürfen dann wie die heiligen Engel Boten Gottes sein. Achten wir stets darauf, dass unsere Liebe rein und unbefleckt ist! Lieben wir so wie Gott uns liebt! Gott ist die Liebe, Er gibt sich hin, Er verschenkt sich ganz. Unser Ziel muss sein, unseren Nächsten so zu lieben wie Gott ihn liebt. Je mehr wir uns selbst verleugnen, umso mehr kann Gott in uns Raum gewinnen, umso mehr kann Er unser Inneres umformen, umso ähnlicher werden wir Ihm, umso mehr werden wir zu wahrhaft Liebenden. Nicht weil wir gut sind, sondern weil Gott gut ist und uns an Seinem innersten Wesen Anteil schenken will. Gott will uns auf ewig glücklich machen, darum will Er, dass wir mit Ihm eins werden, Er will uns in Sein Innerstes aufnehmen. So wollen auch wir unseren Nächsten lieben, ihn annehmen, ihn gleichsam in uns aufnehmen. Wir müssen unsere Brüder und Schwestern in Christus so lieben, dass wir uns nach der wahren Einheit mit ihnen in Gott sehnen. In Gott sollen wir alle eins werden. Wir können nur wahrhaft eins werden, wenn wir uns durch die Liebe Gottes läutern lassen, reinigen lassen. Ohne diese Reinheit ist keine Einigung möglich, weder mit Gott noch mit dem Nächsten. Wir müssen und dürfen immer wieder erkennen, dass wir noch nicht vollkommen rein sind, weil wir immer wieder in uns böse Neigungen erkennen. Dies bewirkt die Gnade Gottes, dass wir diese bösen Neigungen erkennen dürfen, denn wenn wir sie nicht erkennen würden, könnten wir ihnen nicht entgegenwirken. Wenn wir in uns immer wieder die Neigung zum Hochmut erkennen, dann heißt dies, dass wir uns täglich in der Demut üben müssen. Lernen wir, den anderen höher als uns selbst zu achten, dann werden wir demütiger! Dann werden wir einander dienen und uns in Christus und durch Ihn lieben. Nur Er kann uns vereinen.


Noch ein paar Gedanken zu unserer Gemeinschaft und ihrem Apostolat.

Im Mittelpunkt unserer Gemeinschaft steht unser guter dreifaltiger Gott, für Ihn wollen wir leben, Ihn wollen wir über alles lieben mit unserem ganzen Sein. Unser Herr Jesus Christus, der Sohn Gott, offenbart uns das Wesen Gottes. Gott ist reinste Liebe. Jesus hat für uns gelitten, Er hat Sein Leben für uns ganz hingegeben. Seine heiligen Wunden offenbaren uns Seine Liebe. In Seinen Wunden dürfen wir uns bergen, in ihnen finden wir unsere Zuflucht vor allem Bösen. Wir wollen vereint in Jesus leben, im Innersten des dreifaltigen Gottes. Jesus ist von den Toten auferstanden, Er ist nun verherrlicht und leidet nicht mehr. Seine heiligen Wunden strahlen nun in herrlichem Glanz. Jesus leidet nicht mehr in Seinem realen Leib, aber Er leidet in Seinem mystischen Leib, in Seiner heiligen Kirche. Er geht durch alle Zeiten im Gewand Seiner heiligen Kirche. Auch Seine heilige Kirche wurde im Laufe der Jahrhunderte auf vielfache Weise verwundet und sie wird es noch heute und auch in Zukunft bis zur Wiederkunft Christi in Herrlichkeit. Wir wollen unseren Herrn Jesus Christus aus ganzem Herzen lieben und Ihm dienen, in Liebe betrachten wir Seine heiligen Wunden, Seine unendliche Liebe. In Seine Liebe wollen wir uns immer mehr versenken. Wir wollen Diener Seiner heiligen Wunden sein, indem wir Diener der Wunden Seines mystischen Leibes werden. Wir dürfen Jesus helfen, diese Wunden Seines mystischen Leibes zu heilen, wir dürfen Ihm helfen, Seelen für die Ewigkeit zu retten. Welch eine hohe Berufung der Liebe! Je mehr wir eins werden mit unserem Herrn Jesus Christus, umso mehr dürfen wir an der Einheit der einen katholischen Kirche mitwirken. Denn genau diese Einheit unserer Kirche ist heute mehr denn je bedroht. Viele, die sich katholisch nennen, sind es sogar gar nicht mehr, sie sind schon vom wahren Glauben abgefallen, aber sie treiben ihr Unwesen innerhalb der Kirche. Das ist schon merkwürdig, einerseits gehören diese gar nicht mehr zur Kirche, andererseits versuchen sie, in der Kirche Schaden anzurichten. Sie arbeiten oftmals im Geheimen, im Auftrag böser Mächte. Sie haben sich verbündet, sie wollen die katholische Kirche von innen her zerstören. Sie haben scheinbar große Erfolge, sie fühlen sich schon nahe am Ziel, aber sie werden niemals ihr Ziel erreichen können, denn unser Herr Jesus Christus ist allmächtig, Er hat ja am Kreuz schon alle bösen Mächte endgültig vernichtet. Er hat uns Seine Mutter Maria gesandt, Er hat sie uns als Mutter geschenkt. Sie ist die Mutter der immerwährenden Hilfe, mit ihr und unserem Herrn wird die Kirche siegreich aus diesem großen Kampf hervorgehen. Haben wir keine Angst vor den Menschen und vor den bösen Mächten! Gott ist mit uns, wenn wir Ihn lieben.










7. Kontaktmöglichkeit


Wer ernsthaftes Interesse an dieser Familie der Wunden Jesu hat, wer diese Gemeinschaft mitgründen und mitaufbauen will, möge sich bitte an mich wenden:

Adolf Hümmer

Von-Thürheim-Straße 47

D-89264 Weißenhorn


Bitte bedenken Sie, dass diese Gemeinschaft noch nicht gegründet ist, darum sind meine Gedanken noch nicht alle erprobt! Das, was ich geschrieben habe, ist keine verbindliche Ordensregel. Ich vermute, dass ein paar Gedanken noch ein wenig umformuliert werden müssen. Eine Gemeinschaft ist ja immer etwas Lebendiges, ein Organismus, nichts Starres. In jeder echten Gemeinschaft muss es Unveränderliches und Veränderliches geben. Das Unveränderliche ist unser christlicher Glaube, das ist die verbindliche Glaubenslehre, das Naturrecht und das Ureigene dieser Familie der Wunden Jesu. Jede kirchliche Gemeinschaft hat ihr Ureigenes, das sie unbedingt bewahren muss, denn dieses Ureigene ist eine Offenbarung Gottes an die Welt. Gott will in diesen Gemeinschaften sichtbar, erfahrbar werden, Er will sich in ihnen ausdrücken, sich uns offenbaren. Das Veränderliche ist durch die jeweilige Zeit, durch die Umstände, durch die einzelnen Mitglieder bedingt, denn jeder Mensch ist anders, jeder hat seine eigene Persönlichkeit, darum ändert auch jedes Mitglied unsere Gemeinschaft. Jeder hat seinen ureigenen Beitrag, seine ureigene Aufgabe zu leisten, jeder soll sich selbst ganz einbringen, indem er sich ganz hingibt für das größere Ganze. Wir wollen ja Gott dienen, Ihm allein die Ehre geben und nicht unsere eigene Ehre, nicht unseren Ruhm, nicht unseren eigenen Vorteil suchen.

Wer nun denkt, dass er mit dem Charisma dieser Familie der Wunden Jesu grundlegend übereinstimmt, möge Gott innig um Erkenntnis bitten, damit er erkennen möge, ob er am Aufbau dieser Gemeinschaft mitwirken solle, zur größeren Ehre Gottes und zum Heil der Seelen! Jeder Mensch muss sich immer wieder fragen, wozu ihn Gott ruft, wozu ihn Gott auswählt, ihn beruft, wohin Gott ihn sendet, was Gott von ihm will, welchen Auftrag Gott ihm gibt, wie er konkret in unserer heutigen Welt heilig werden kann und wie er am ewigen Heil seiner Mitmenschen mitwirken kann. Entscheidend ist, dass wir alle die gleiche Berufung haben, das ist die hingebungsvolle Liebe, nur unsere Talente sind unterschiedlich. Wie können wir unsere Talente am wirkungsvollsten einsetzen? Indem wir alles aus Liebe tun! Aber aus uns selbst können wir das ja nicht, denn der Mensch ist nicht gut, Gott allein ist gut. Darum müssen wir Gott täglich innig um Seine Liebe, um Seine Gnade bitten! Gott gibt uns alles Gute, weil Er gut ist. Aber wir müssen dies unbedingt wollen und Gott darum bitten. Wer Ihn nicht darum bittet, will das Gute ja gar nicht wirklich, oder er glaubt, dass er es ohne Gott vollbringen kann, was aber Hochmut wäre. Bitten wir unseren guten Gott, dass Er uns vor dem Hochmut bewahren möge, dass Er uns zur wahren Demut führen möge, dass Er uns heiligen möge! Misstrauen wir uns selbst und setzen wir unser ganzes Vertrauen allein auf unseren guten Gott! Sehnen wir uns nach Gott, nach der ewigen Liebe! Geben wir uns Gott ganz hin!

Die heiligen Engel und die Heiligen im Himmel sind allein durch die Gnade Gottes gut geworden. Gott hat die Engel und die Menschen nach Seinem Ebenbild erschaffen, Er hat ihnen eine unsterbliche Geistseele verliehen, mit welcher sie sich frei für das Gute entscheiden können, mit der sie zwischen gut und böse unterscheiden können, mit der sie sich für Gott und Seine Liebe öffnen können, mit der sie ihr ganzes Leben auf Gott hin ausrichten können. Die Engel und die Menschen sind von Natur aus auf die Liebe und somit auf Gott hin ausgerichtet, sie haben eine natürliche Veranlagung zur Liebe, aber ohne Gott vermögen sie nichts Gutes. Sie brauchen Gott, um das Gute vollbringen zu können, sie brauchen Seine Liebe, Seine Gnade. Gott will sich uns ganz schenken. Öffnen wir unsere Herzen für Seine Liebe! Empfangen wir Seine Liebe und schenken wir uns Ihm ganz!



Die Bibelstellen habe ich der von Christoph Wollek als Freeware herausgegebenen katholischen Schöningh'schen Bibel (Volksbibel 2000) entnommen. Das Alte Testament, aus dem Grundtext übersetzt und erläutert, von Eugen Henne O.M.CAP, Schöningh-Verlag, Paderborn-Bremen- Mainz- Osnabrück- Würzburg 1936 (berücksichtigt wurde auch: Das Alte Testament, Auswahl nach der Übersetzung von Eugen Henne, neu gefasst und erläutert von Osmund Gräff O.M.CAP, Ferdinand Schöningh-Verlag, München- Paderborn-Wien, 1973). Das Neue Testament liegt hier in der 1994 von Christoph Wollek revidierten und durch weitere Anmerkungen ergänzten Fassung der von Konstantin Rösch O.M.Cap. 1921 geschaffenen und von Kapistran Bott O.M.Cap. zuletzt 1966 bearbeiteten Übersetzung des Neuen Testamentes, die ebenfalls im Verlag Ferdinand Schöningh, München-Paderborn- Wien, 1967 erschienen war, vor. Für diese Neufassung des NT hat das Generalvikariat Paderborn 1995 die kirchliche Druckerlaubnis erteilt. Die biblischen Orts- und Personennamen im AT u. NT sind der neuen Schreibweise (wie sie auch in der Einheitsübersetzung verwendet wird) angepasst worden.


Ein paar mal habe ich aus meinem Buch „Wer kann mein Herz auf ewig erfüllen?“ zitiert. Es ist im Jahr 2018 im Lins Verlag erschienen.