Programm
Programm
28. 10. 2023
Dr. Sabine Grittner und Dr. Peter Goergen
Willi Graf und der Graue Orden: Jugend im Widerstand – Im Zeichen der Freiheit
19:00 Uhr Filmhaus Saarbrücken
Der Vortrag widmet sich dem Leben von Willi Graf, einem der bedeutendsten saarländischen Widerstandskämpfer während des Nationalsozialismus. Nachdem der Bund Neudeutschland, dem Graf angehörte, von den Nationalsozialisten verboten wurde, schloss er sich dem ›Grauen Orden‹ an, einer illegalen Widerstandsgruppe. Diese Jugendorganisation war durch Wanderfahrten, kulturellen Austausch und den gemeinsamen Widerstand gegen das NS-Regime geprägt. Im Mittelpunkt des Vortrags steht, wie die Mitglieder des Grauen Ordens durch ihre Erlebnisse eine alternative Identität zur nationalsozialistischen Ideologie entwickelten und die Freiheit als zentrales Ideal ihres Widerstands lebten.
04. 11. 2023
Prof. Dr. Aleida Assmann
Erinnerungskulturen als Dialog
19:00 Uhr Filmhaus Saarbrücken
Erinnerungen verschiedener Kulturen stehen oft in Konkurrenz zueinander, was zu Konflikten und Ausgrenzungen führen kann. Doch anstatt Erinnerungen gegeneinander auszuspielen, kann ein dialogischer Ansatz helfen, diese unterschiedlichen Erfahrungen in einen konstruktiven Austausch zu bringen. So entsteht eine inklusive Erinnerungskultur, die Vielfalt respektiert und es ermöglicht, aus der Vergangenheit zu lernen, indem die Erinnerung als ein dynamischer und zukunftsorientierter Prozess verstanden wird, der historische Verletzungen nicht verdrängt und keine Hierarchien des Leids schafft.
18. 11. 2023
Prof. Dr. Moshe Zimmermann
Die Geschichte des Zionismus, Antisemitismus und die deutsche Erinnerung an den Holocaust
19:00 Uhr Filmhaus Saarbrücken
Moshe Zimmermann stellt den aktuellen Krieg im Nahen Osten in einen umfassenden historischen Kontext, der die Geschichte des Zionismus, den Antisemitismus in Europa und die Staatsgründung Israels einschließt. Er bertrachtet den Zionismus als Reaktion auf den europäischen Antisemitismus des 19. Jahrhunderts und nicht als direkte Antwort auf den Holocaust. Zimmermann kritisiert die heutige Umdeutung des Zionismus durch die israelische Regierung und Teile der jüdischen Gesellschaft zu einer rechtsnationalistischen Ideologie und kritisiert zugleich die deutsche Erinnerungskultur, die die historische Komplexität häufig auf eine vereinfachte Täter-Opfer-Beziehung reduziert und politisch instrumentalisiert. Trotz aller Tragik schöpft er Hoffnung auf Frieden, inspiriert von der Versöhnung ehemals verfeindeter Nationen wie Deutschland und Frankreich.
25. 11. 2023
Ruth Hoffmann
Widerstand gegen das NS-Regime – die geschleifte Erinnerung
19:00 Uhr Filmhaus Saarbrücken
Das Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 gehört seit langem zum Gedenk-Kanon der Bundesrepublik. Oft werden die Verschwörer um Claus von Stauffenberg gar als Vordenker der freiheitlichen Grundordnung stilisiert. Ein Großteil der Deutschen hatte für sie indes noch Jahrzehnte nach dem Krieg nur Verachtung übrig. Inzwischen behauptet sogar die AfD, in ihrer Tradition zu stehen, weil sie Widerstand gegen ein vermeintlich unfreies System leiste. Es ist die vorerst bitterste Pointe einer langen Geschichte von Vereinnahmungen und politischer Instrumentalisierung.
09. 12. 2024
Prof. Dr. Rudolf Steinberg
Staatsräson – Wer muss sich an was warum erinnern?
19:00 Uhr Filmhaus Saarbrücken
Seit dem 7. Oktober 2023 wird von führenden deutschen Politikern das Existenzrecht Israels als Teil der deutschen Staatsräson wieder verstärkt in den Fokus gerückt. Der Referent stellt die Frage, was diese Aussage – die Existenz Israels sei ein Teil der deutschen Staatsraison – für die deutsche Politik und Gesellschaft bedeutet. Sie beruht auf der Annahme einer besonderen Verantwortung Deutschlands gegenüber Israel, die sich aus der historischen Schuld des Holocaust ergibt. Welche Verpflichtungen entstehen daraus für die heutigen Generationen, und wie sollte diese Erinnerung an den Holocaust in unserer heutigen Zeit verstanden und gelebt werden?
06. 01. 2025
Charlotte Wiedemann
Erinnern ohne Grenzen: Postkoloniale Traumata und der Weg zur globalen Gerechtigkeit
19:00 Uhr Filmhaus Saarbrücken
Seit dem 7. Oktober 2023 wird von führenden deutschen Politikern das Existenzrecht Israels als Teil der deutschen Staatsräson wieder verstärkt in den Fokus gerückt. Der Referent stellt die Frage, was diese Aussage – die Existenz Israels sei ein Teil der deutschen Staatsraison – für die deutsche Politik und Gesellschaft bedeutet. Sie beruht auf der Annahme einer besonderen Verantwortung Deutschlands gegenüber Israel, die sich aus der historischen Schuld des Holocaust ergibt. Welche Verpflichtungen entstehen daraus für die heutigen Generationen, und wie sollte diese Erinnerung an den Holocaust in unserer heutigen Zeit verstanden und gelebt werden?
13. 01. 2025
Dr. Frank Hirsch
Erinnern ohne Helden – Erinnerungskultur in Deutschland: Diskurse und Vergleiche
19:00 Uhr Filmhaus Saarbrücken
Viele Gesellschaften schöpfen ihren inneren Zusammenhalt aus heroischen Erzählungen und mystisch verklärten Protagonisten wie der Französischen Revolution und Napoleon, dem Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg und George Washington oder dem Rütlischwur und dem sagenhaften Wilhelm Tell. Deutschland unterscheidet sich in dieser Hinsicht fundamental von allen anderen Staaten. Hier steht das Erinnern an das Menschheitsverbrechen des Holocaust im Zentrum der Selbstvergewisserung.
Der Vortrag vergleicht die deutsche Erinnerungskultur mit anderen Traditionen und geht der Frage nach, welche Funktionen kollektives Erinnern überhaupt erfüllen kann.
27. 01. 2025
Prof. Dr. Stephan Hau
Kollektives Erinnern und verfälschende Ritualisierungen – Perspektiven der Bearbeitung kollektiver Traumata
19:00 Uhr Filmhaus Saarbrücken
Der Vortrag untersucht die Konzepte „Soziales Trauma“ beziehungsweise „kollektives Trauma“ ausgehend von einer individualpsychologischen sowie von einer transdisziplinären Perspektive und versucht eine systematische Beschreibung von kollektiven Erinnerungsprozessen. Mögliche Risiken und Begrenzungen beim Umgang mit traumatischen Erinnerungen werden diskutiert.
03. 02. 2025
PD. Dr. Irmtrud Wojak
Erinnern heißt widerstehen – Die Überlebenden und die nationale deutsche Kultur der Erinnerung
19:00 Uhr Filmhaus Saarbrücken
Der Jurist Fritz Bauer, selbst Widerstandskämpfer und politischer Exilant, brachte Auschwitz, die Verbrechen der Wehrmacht, NS-Justiz und NS-Medizin vor Gericht. Anfeindungen und Morddrohungen verfolgten ihn deshalb bis zum Tod. Entnazifizierung und Demokratisierung waren nach 1945 sein Hauptanliegen, den Menschenrechten wollte er die gebührende Akzeptanz verschaffen. Er war die Stimme des Widerstands der Überlebenden. Der Vortrag wirft die Frage auf, ob und warum die deutsche Erinnerungskultur überlebende Verfolgte des NS-Regimes bloß als passive Opfer sieht und ihren Widerstand nahezu verdrängt hat.