2009 - Heißer Ritt in Hockenheim

11.06.2009 - Vor rund einem halben Jahr hatte ich die Gelegenheit, einen serienmäßigen KTM X-Bow mit 240 PS selbst zu fahren. Jetzt fuhr ich als Beifahrer in einem getunten X-Bow mit 320 PS über den Grand-Prix-Kurs in Hockenheim. Leistungsgewicht und Fahrleistungen dieses Wagens entsprechen einem 1,5t-Porsche mit 600 PS. Entsprechend flott ging es voran...

Ein weiteres Kapitel in der langen Geschichte zur Lösung der Frage "Welcher Sportwagen ist der richtige?" stand im Rahmen eines Pistenclub-Trackdays auf dem Hockenheimring an. Es war in doppelter Hinsicht eine Premiere. Den KTM X-Bow war ich zwar schon mal gefahren, aber "nur" in der Standart-Version mit 240 PS. Im X-Bow-Forum las ich dann von einem Umbau auf einen getunten Audi S3-Motor mit 320 PS. Laut Aussage des Besitzers beschleunigt der Wagen nun in deutlich unter vier Sekunden auf 100 km/h und läuft statt 217 km/h satte 250 km/h Spitze. Und das beste: auf meine Frage, ob ich mal eine Runde mitfahren könnte, kam die Antwort: "Kein Problem, bring nen Helm mit!".

Und so machte ich mich an Fronleichnam auf den Weg nach Hockenheim. Die Voraussetzungen waren allerdings nicht die besten: Regen und böiger Wind sind nicht grade ideal, um in einem offenen Leichtbau-Sportwagen über einen GP-Kurs zu brettern. Doch im Laufe der Fahrt riss die Wolkendecke immer mehr auf und es kam sogar die Sonne heraus. In Hockenheim angekommen, fanden sich in der Boxengasse die "üblichen Verdächtigen", die ich auch schon in den vergangenen Jahren bei den Trackdays des Pistenclubs mit dem Radical SR3 gesehen hatte. Neben der unvermeidlichen Porsche 911-Armada war ein gutes Dutzend Caterhams am Start.

Insgesamt vier X-Bow, allesamt Dallaras, sorgten für Abwechslung, darunter auch der besagte 320-PS-Bolide. Bevor es auf den Kurs ging, nutzte ich die Gelegenheit, ein paar Worte mit den Besitzen zu wechseln. Aufgrund des gewählten Termins und des Risikos in einem solchen Wagen zu fahren bietet sich ja ein Wortspiel mit "Fronleichnam" an, aber als ich in den Wagen stieg, fühlte ich mich irgendwie sofort zu Hause. Das Carbon-Monocoque vermittelt einfach ein Gefühl der Sicherheit, wie ich es in einem Ariel Atom oder Caterham nie hätte.

Die Caterhams in der Nachbarbox waren abenteuerlich anzuschauen: ein Bastelprojekt neben dem anderen. Wer nicht selbst schrauben kann, hat an diesen Geräten keine Freude. Auf der Strecke waren sie die schnellsten, auch der Sound war tierisch, aber die Vorstellung, darin einen Unfall zu haben, ist beängstigend. Ein Auto für Hasardeure.

Da ich nun schon einige Male in leistungsstarken, leichten Rennwagen gefahren bin, kann mich in der Liga "400PS/t" in puncto Performance nicht mehr viel überraschen. Und so fühlte es sich schon fast "normal" an, in unter 4 Sekunden auf 100km/h zu beschleunigen. Es ist erschreckend, wie schnell man sich an so etwas gewöhnen kann! Dennoch macht es einen unglaublichen Spaß, weil man die Fahrt in einem solchen Wagen einfach nicht mit der in einem gewöhnlichen Auto vergleichen kann. Neben der Beschleunigung sind es vor allem die Bremsverzögerung und die Querbeschleunigung in den Kurven, die einem normalen PKW-Fahrer schlicht den Atem rauben! Es ist ANSTRENGEND, man braucht eine gute Kondition und muss fit sein, um nicht nach drei Runden schon wieder an die Box fahren zu müssen. DARUM heißt es SPORTwagen! Fehlt dieses Gefühl, ist es in meinen Augen eine Limousine.

In jedem Fall hat sich die Fahrt nach Hockenheim gelohnt. Ich habe eine neue Rennstrecke und wieder nette Menschen kennen gelernt, die die gleiche Schraube locker haben wie ich. Ein schöner Tag (trotz des immer drohenden Regens), der mich wieder an das Motto dieses Weblogs denken lässt, das sich mit jedem vollendeten Lebensjahr ein Stück mehr bewahrheitet:

Irgendwann denken wir zurück an die Dinge die wir getan haben.

Zum Teil mit Freude, zum Teil mit Enttäuschung, aber wir haben sie getan.

Für Dinge die wir gern getan hätten ist es aber vielleicht zu spät, die Zeit ist abgelaufen.