2008 - Fahrertraining im KTM X-Bow

20.10.2008 - 2007 fuhr ich als Beifahrer im Ariel Atom mit, der erste reale Kontakt mit einem Auto, das über die Fahrleistungen eines Supersportwagens verfügt. Der X-Bow ist mit 240 PS genauso stark, mit 790 kg jedoch etwas schwerer. Dafür ist er aufgrund eines Carbon-Monocoques viel sicherer als der Atom. Am 20.10.08 fand im ADAC-Fahrsicherheitszentrum in Grevenbroich ein KTM-Fahrertraining statt. Ich war dabei, und dieses mal bin ich selbst gefahren.

Die österreichische Firma KTM ist als erfolgreicher Motorrad-Hersteller bekannt. Der Werbe-Slogan "Ready to Race" deutet an, dass der Schwerpunkt der Firma im Rennsport liegt, was auch die zahllosen Erfolge im Motorsport eindrucksvoll belegen. Im Jahr 2006 entstand bei KTM die Idee, ein Auto zu bauen, das die Formen und Charakteristik der Marke widerspiegeln sollte. Zur Realisierung holte man die im Formel-Rennwagen-Bau erfahrene italienische Firma Dallara ins Boot, mit der KTM nach einem Designentwurf von Kiska mit der Entwicklung des puristischen Zweisitzers begann.

Anfang des Jahres 2007 waren erste Entwürfe zu sehen, die aufgrund des radikal neuen Designs für Aufsehen sorgten. Entgegen vieler Designstudien, die nach Automobilsalons relativ schnell auf nimmer Wiedersehen verschwinden, wurden die ersten Exemplare des Autos noch im gleichen Jahr ziemlich exakt nach diesen Zeichnungen gebaut. Der Wagen erhielt den Namen "X-Bow" (sprich: "Crossbow", deutsch: Armbrust). Die Fahrzeugdaten sind bemerkenswert: mit einem Monocoque aus Carbon bringt es der Wagen auf lediglich 790kg, ein 2-Liter-16V-Turbomotor von Audi mit 240PS (später auch in noch stärkeren Varianten mit bis zu 380 PS) sorgt für eine Sprintzeit von 0-100 km/h in 3,9 Sekunden.

Ähnlich wie beim Ariel Atom ist die Federung der Vorderräder auch beim X-Bow freiliegend in Pushrod-Anordnung. Der größte Unterschied zum Atom ist das komplett aus Carbon gefertigte Monocoque und die Auslegung des Fahrzeuges in Richtung Abtrieb. Während der Atom keinerlei aerodynamischen Abtrieb erzeugt, sorgt das Layout des X-Bow mit Unterboden, integriertem Heckdiffusor und Abrisskanten am Heck für hohen Abtrieb, was sich in stabilem Fahrverhalten und hohe Kurvengeschwindigkeiten niederschlägt. Werksseitig ist der Wagen gutmütig leicht untersteuernd ausgelegt, was sich durch mögliche Änderungen der Abstimmung des Fahrwerks jedoch beliebig verändern lässt. Wie beim Atom fehlten auch beim X-Bow elektronische Fahrhilfen wie ABS, ASR oder ESP. Und wer braucht schon ein Radio?

KTM verkauft diesen Wagen übrigens nur an Kunden, die älter als 24 sind und ein Fahrertraining mit dem X-Bow absolviert haben. Ein solches fand am 20.10.2008 auf dem ADAC-Fahrsicherheitszentrum in Grevenbroich statt, quasi direkt um die Ecke. Die Chance diesen Rennwagen mit Strassenzulassung einmal unter fachkundiger Anleitung zu fahren wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen, und so machte ich mich morgens für auf den Weg. Ich kam als einer der ersten an und wurde mit einem orangen Cocktail (Farbe passend zur Firma und natürlich alkoholfrei) begrüßt. Nach einer kurzen Einleitung hieß es umziehen, denn dieses Auto sollte man nicht mit Alltagskleidung und ohne Helm fahren.

KTM-Werksfahrer Dennis Retera erklärte anschließend worauf man beim Fahren zu achten hat. Das beginnt schon beim Einstieg, der sich in einem Auto ohne Türen naturgemäß als Turnübung darstellt. Der X-Bow hat ebenso wie der Atom keine Sitze im herkömmlichen Sinne, sondern eine Sitzschale, die sich mit der vorhandenen Minimalpolsterung sogar als relativ bequem erweist. Der gute Seitenhalt ist rennwagentypisch. Hat man sich mit dem etwas fummeligen Vierpunkt-Renngurt ordentlich festgeschnallt, sitzt man wie ein Korken in der Flasche. Dann wird das abnehmbare Lenkrad aufgesteckt, auf dem sich alle Bedienelemente finden. Da die Sitzposition nicht verstellbar ist, lassen sich Pedalerie und Lenkrad in die gewünschte Position bringen.

Als erste Übung des Tages standen Brems-Übungen und Slalomfahren an. Da ich großen Respekt vor dem Auto hatte (und auch nach dem Fahrtraining immer noch habe) hab ich mich nicht vorgedrängelt als es hieß "Wer will zuerst?". Erst mal gucken, wie die anderen sich so anstellen. Das waren bis auf zwei Ausnahmen alles Holländer, die sich im X-Bow wohl schon aufgrund der Oranje-Optik heimisch fühlten. Da Instruktor Dennis Retera ebenfalls aus Holland stammt, gab es die Einführung und die Anweisungen auf niederländisch, was ich aufgrund meines Studiums in Enschede noch ganz gut verstehen konnte.

> Weitere Bilder