Auffang- u. Pflegestation

Patientengeschichten

Alfred Aigner

Hier finden Sie in loser Reihenfolge Bilder, Geschichten und Informationen aus der Auffangstation. Sie erfahren Interessantes, Wahres, Unglaubliches, Wissenswertes, was alles so vorkommt, wie geholfen werden kann, was man tun und besser lassen sollte. 

Rotmilan nach mißglücktem Beuteflug aus Weiher gerettet

Der völlig verschlammte Rotmilan nach seiner Rettung aus dem Weiher

Von der Badewanne auf die Wiese zum trocknen

In der Transportbox kurz vor der Freilassung

Ein beherzter Landwirt hat den missglückten Beuteflug beobachtet, den Rotmilan aus dem Schlamm des Weihers gerettet und ihm den gröbsten Schmutz abgewaschen. Danach kam er in die Auffangstation zur Untersuchung. Dort wurde er gründlich gereinigt und beringt. Zum Glück hatte er keine weiteren Verletzungen. So konnte er, wieder gestärkt, nach 2 Tagen in die Freiheit entlassen werden. Es war ein weiblicher Vogel mit Brutfleck. Er wurde vom Partner und dem Nachwuchs sicher schon erwartet.

Sumpfohreule - verfangen im Stacheldraht

In Aßling, Kreis Ebersberg, wurde die Sumpfohreule gefunden. Sie hatte sich im Stacheldraht verfangen. Zu allem Unglück war der Stacheldrahtzaun auch noch zusätzlich mit einem Elektrozaun bestückt. Bei ihren Befreiungsversuchen erlitt sie deshalb auch noch Stromschläge.  Sie zog sich Riss- und Schnittwunden an der rechten Schwinge zu. Diese wurden durch die Spezialistin Dr. med. vet. Heike Reball genäht und fachmännisch versorgt.

Turmfalke Terzel - Federfahnen durch Lichtbogen an Strommast verschmort

Leider gibt es immer noch ungesicherte Strommasten an denen sich Vögel verletzen können. Der direkte Stromschlag führt meist zum Tod. In diesem Fall hat der Turmfalke die Stromleiter nicht direkt berührt. Es entstand jedoch ein Lichtbogen, der die Federfahnen der rechten Schwinge verschmort hat. 

Zustand zum Fundzeitpunkt im Frühjahr unterhalb des Strommastes

Nach der medikamentös unterstützen Mauser

Bis auf den Schaft verschmorte Federfahnen der rechten Schwinge

Top-Federkleid vor der Auswilderung im Herbst

Opfer von Forstarbeiten

Ein Baum mit einem Krähennest wurde gefällt. Was nicht erkennbar war: im Nest saß eine junge  Waldohreule, ca. 3-4 Wochen alt. Erstaunlicher Weise hat sie den Sturz aus 30 m Höhe schadlos überstanden. Das war ohne Zweifel viel Glück um Unglück. 

Die Forstleute waren sehr besorgt angesichts ihres Missgeschicks und brachten die junge Waldohreule in die Auffangstation. Sie wird zusammen mit anderen Jungeulen fertig aufgezogen und dann ausgewildert.

Der 1. Jungvogel im Jahr 2021

Fundort: München Englischer Garten

In der Nähe wohnende Spaziergänger haben ihn 2 Tage lang beobachtet. Er saß am Boden, die Altvögel haben ihn nicht mehr versorgt, er wurde von Krähen verhaßt und zog sich dabei eine blutige Schnabelwachshaut zu.

Er wird in der Station fertig aufgezogen, fachmännisch auf ein Leben in Freiheit vorbereitet und im Mai/Juni wieder ausgewildert.

Aufnahme in der Station am 24. Februar

Zustand: sehr hungrig, erschöpft, konnte kaum mehr stehen.

Alter ca. 4 Wochen

Demnach ist der Kauz bereits in der letzten Januarwoche geschlüpft

Die Brutdauer beträgt 28-30 Tage, Legeabstand 2 Tage

Daraus leitet sich der Brutbeginn Mitte/Ende Dezember 2020 ab


Sperberweibchen

Erholt sich in einer Krankenbox von einem Anflugtrauma gegen eine Glasscheibe.

Fotogalerie aus dem Winter 2020/2021

Gut gemeint - aber Tierliebe allein reicht eben nicht

Ein Waldkauz ist von Spaziergängern geschwächt aufgefunden und anschließend in einem Papageienkäfig gehalten worden. Nach einiger Zeit wurde er zur Auswilderung der Auffangstation übergeben. Dabei stellte sich heraus, dass das gesamte Großgefieder zerstört ist, der Waldkauz somit völlig flugunfähig und eine Auswilderung unmöglich ist.

Der Vogel muss in der Station vermausern. Dabei wird der Mauservorgang medikamentös unterstützt.

Die optimistischste Prognose lautet: Wenn alles gut verläuft eventuell im Spätsommer auswildern.

Deshalb die dringende Bitte:

Keine Wildvögel in Käfigen halten!

Das führt unweigerlich zur Zerstörung des Großgefieders.


Fotogalerie:

Nachwuchs und Patienten

 aus dem Frühjahr 2020

Internationaler Tierhandel - unglaublich aber wahr

Nachts um 23:00 Uhr läutet das Telefon. Der Anrufer sagt, er hat einen Waldkauz in der Wohnung, will ihn jetzt aber sofort wieder loswerden, weil seine Freundin auf den Federstaub allergisch reagiert. Der Hinweis auf die Uhrzeit beeindruckt den Anrufer nicht. Die Frage, ob der Vogel verletzt ist, wird verneint. Auf die Frage, wie er zu dem Vogel kommt, stellt sich heraus, dass er in den Niederlanden gekauft wurde. Der Anrufer bleibt hartnäckig und will obendrein für die Übergabe den Kaufpreis erstattet haben, damit für ihn kein finanzieller Schaden entsteht.

Nach einigem Hin und Her hat der Anrufer dann den Waldkauz kurz vor Mitternacht gebracht. Es stellte sich heraus, dass er ca. 4 Wochen alt ist und seit 2 Tagen keine Atzung (Nahrung) bekommen hat. Begründung des Käufers (Zitat): "Weil es in diesem Kaff keine Mäuse zu kaufen gibt."

Nach der Fütterung, gegen 00:30 Uhr, war der Kauz dann satt, der vermeintliche Eulenliebhaber wieder weg und ich “hundemüde”.

Nun wächst der junge Waldkauz zusammen mit mehreren anderen jungen Waldkäuzen in einer geräumigen Voliere auf. Wenn er ausgewachsen ist und selbständig Mäuse erbeuten kann, wird er im Spätsommer ausgewildert. Im nächsten Frühjahr wird der “Waldkauzasylant” aus den Niederlanden bei uns für eine Blutauffrischung sorgen - auch nicht schlecht.

Was ist zu tun, wenn man einen toten, beringten Vogel findet?

Kurioser Uhu Einsatz

Es war im Januar 2016, in einer der wenigen Wochen, in denen es bei uns wirklich Winter war. Es war stürmisch, ein Schneeschauer jagte den anderen und es war sehr kalt.

Eine besorgte Naturschützerin beobachtete an einem späten Freitagnachmittag auf dem Flachdach eines gegenüberliegenden 17-stöckigen Hochhauses einen Uhu. Sie berichtete mir, dass der Uhu schon eine ganze Weile da sitzt, den Kopf immer hin und her dreht und klagende Laute von sich gibt. Es gehe dem großen Vogel offensichtlich sehr schlecht, meinte sie und bat mich zu helfen. Da es schon dämmerte, vertröstete ich die Anruferin auf den nächsten Tag und riet ihr, den Uhu weiter zu beobachten. Ich dachte mir, wenn er schon so hoch hinauf geflogen ist, kann es ihm eigentlich gar nicht so schlecht gehen. Er wird schon wieder herunterkommen und die ganze Angelegenheit erledigt sich von alleine.

Als der Vogel am nächsten Tag immer noch da saß, verständigte die Dame kurzerhand die Feuerwehr, die dann auch mit schwerem Gerät anrückte. Es gelang jedoch nicht den Uhu mit der Drehleiter zu erreichen. Am Samstagabend hatte ich die Frau dann wieder am Telefon. Diesmal klang sie noch besorgter und ungeduldiger als am Vorabend. Sie könne beobachten, dass es dem Uhu zunehmend schlechter geht und sie könne das nicht mehr länger mit ansehen, sagte sie. Außerdem hätte sie die Hausverwaltung informiert. Ein Mitarbeiter würde am nächsten Morgen kommen und eine Dachluke aufsperren, durch die ich dann auf das Dach käme. Angesichts des Sturms, der 17 Stockwerke und meiner Höhenangst sah ich mich einer gefährlichen Situation ausgesetzt. Mittlerweile glaubte aber auch ich, dass dem Uhu etwas fehlt. Sonst wäre er ja bei den ganzen Bemühungen ihn zu erreichen bereits weggeflogen.

Und so machte ich mich am Sonntagmorgen gegen 7 Uhr auf den Weg zu besagtem Hochhaus. Es war noch ziemlich dunkel und genauso kalt und stürmisch wie in den letzten Tagen. Am Ort des Geschehens angekommen, wurde ich bereits von einem Dutzend quirliger Leute erwartet. Ein Aufatmen angesichts meiner Anwesenheit und der erhofften Fachkompetenz machte die Runde. Ausgestattet mit einem Kescher, einer Transportbox und einem Falknerhandschuh fuhren wir mit dem Aufzug nach ganz oben. Der Mitarbeiter der Hausverwaltung sperrte die Dachluke auf. Langsam und vorsichtig öffnete ich sie einen Spalt. Und tatsächlich - da saß ein lebensgroßer Uhu. Allerdings kein echter, sondern eine Attrappe mit beweglichem Kopf und einer Tröte am Fuß, in der sich der Wind fing und die heulenden Geräusche von sich gab.

Zum Hintergrund: Das Gebäude hat vor einiger Zeit eine äußere Wärmedämmung erhalten. Diese hört sich beim Anklopfen hohl an und zieht scharenweise Spechte an. Auf der Suche nach Insekten meißeln sie viele Löcher in die Fassade. Und um diese Spechte zu vertreiben, wurde die naturgetreue Uhu-Attrappe angebracht.

Ich drehte mich um und dachte nur, jetzt wird gleich jemand von “Verstehen Sie Spaß” erscheinen. Falsch gedacht - es war eine reale Begebenheit.

Die besondere Kurzgeschichte

Kauz in pikanter Umgebung

Es ist Samstag Abend und eine Anruferin meldet den Fund eines Steinkauzes in München Nähe Hauptbahnhof. Klingt zunächst nicht sehr glaubwürdig. Wie sieht der Vogel denn aus? Die Beschreibung deutet tatsächlich auf einen Kauz oder eine Eule hin. Mal sehen was da los ist.

Die Anfahrt zum gemeldeten Fundort gestaltet sich schwierig. Die Straßen sind überfüllt mit feucht-fröhlichen Wiesnbesuchern – kein Parkplatz. An der besagten Adresse angekommen steht ein großer, kräftiger Mann vor der Tür. Auf die Bitte um Einlass verlangt er 240.- € Eintritt!!! Sorry – es geht ja nur um die Abholung eines Vogels. Ungläubige, abfällige Blicke vom kräftigen Gegenüber - typischer Wiesnbesucher! Sorry – die Anruferin hat genau diese Adresse angegeben.

Nach langem hin und her wird Einlass gewährt.

Freizügige Damen bereiten einen aufregenden Empfang. Sie berichten, dass sie den Vogel vor dem Gebäude gefunden und in eine Schachtel gesetzt haben. Vorbildlich!!! Die Damen können auch Tierliebe. Der Blick weg von den Damen in die Schachtel zeigt einen Raufußkauz. Der Vogel ist nicht beringt – also ein Wildvogel – Herkunft rätselhaft. Er ist äußerlich nicht verletzt, aber etwas benommen.

Ist der Grund dafür ein Wiesnbesuch oder der Anblick der freizügigen Damen? Das ist nicht zweifelsfrei festzustellen.

Um möglichen Verführungen zu entkommen, geht es schnell zurück nach Otterfing in die Auffangstation. Diagnose: wahrscheinlich Anflugtrauma. Schon am nächsten Tag zeigt der Raufußkauz wieder natürliche Verhaltensweisen und Scheu vor dem Menschen. Nach seiner Genesung wird er an Helmut Meyer (Eulenspezialist) zur Auswilderung übergeben.

Stacheldraht - die tödliche Falle

Viel schlimmer kann ein Vogel nicht verenden als durch das Verfangen in einem Stacheldraht.

Der Mäusebussard hatte sich aussichtslos verheddert. Er wurde vom Finder mit dem Bolzenschneider aus dem Zaun herausgeschnitten. Bis zum Eintreffen von Alfred Aigner hatte er schon so viel Blut verloren, dass er auf dem Weg in die Auffangstation verendet ist.

Eine noch größere Gefahr stellen die Stacheldrahtzäune für die nachtaktiven Greifvögel wie Eulen und Käuze dar. Sie werden dann meist von den ersten morgendlichen Verkehrsteilnehmern entdeckt. Oft bleibt nur noch ihr Leiden zu beenden.

Behandlung eines Verkehrsopfers

Ein Mäusebussard wurde mit einem Anflugtrauma in die Station eingeliefert.

Er zog sich ein Blutgerinnsel im linken Luftsack zu. Am linken Auge wurde erhöhter Innendruck und geschwollener Augenhintergrund festgestellt.

Die Tierärztin hat das Blutgerinnsel punktiert und die Augenverletzung wird in der Station mit einer Salbe behandelt. Die Heilungschancen stehen gut.

Junger Waldkauz gefunden

Waldkäuze verlassen die Bruthöhle schon sehr frühzeitig, meist noch nicht flugfähig. Das heißt aber nicht, dass sie verwaist sind. Sie stehen in der Dämmerung und Nacht in ständigem Rufkontakt zu ihren Eltern, die sie auch mit Futter versorgen.

Sollte man einen jungen Waldkauz am Boden sitzend finden, so ist es ratsam ihn vorsichtig auf einen höheren, geschützten Ast zu setzen. Man darf junge Vögel ruhig anfassen ohne Gefahr zu laufen, dass sie nicht mehr angenommen werden, wie man das vom Rehwild kennt. Vögel haben so gut wie keinen Geruchsinn.

In diesem Fall war das jedoch anders: Der ca. 4 Wochen alte Kauz saß völlig unterkühlt auf einer Wiese im Schnee und wurde bereits von Krähen verhasst. Ohne Eingreifen wäre der Kauz mit Sicherheit getötet worden.

Nun wird der kleine Kerl in der Station fertig aufgezogen, lernt das Schlagen von Beute und wird im Sommer in einem geeigneten Revier ausgewildert.

Wanderfalke - Frühstart in gefährlichem Gelände

Auf dem Gelände eines chemischen Betriebes ist an einem Backsteinkamin in ca. 50 m Höhe ein Nistkasten für Wanderfalken angebracht.

Zwei junge Wanderfalken wurden darin ausgebrütet. Einer konnte seinen Erstflug nicht mehr erwarten. In einer natürlichen Umgebung wäre die Bruchlandung vermutlich nicht so dramatisch verlaufen. Aber auf einem Gelände mit Blechverkleidungen und sonstigen scharfen Kanten an Gebäuden und Konstruktionen war sie verhängnisvoll. Er trug eine 3 cm lange Risswunde am Körper unter dem Flügel davon. Sie musste genäht werden und anschließend wurde er 3 Wochen in der Auffangstation gepflegt. Umso schöner war es, ihn nach der Genesung wieder zu seiner Familie zurückbringen zu können.

Baustelle mit Turmfalken

An einem landwirtschaftlichen Hof erhielt die Giebel-Fassade eine neue Bretterverkleidung. Unter dem First befand sich ein besetzter Turmfalkenkasten. Zu aller Überraschung ließen sich die Turmfalken durch die Baumaßnahmen nicht stören. Erst als der Nistkasten kurzzeitig abgebaut werden musste, war der Moment des Eingreifens gekommen. Im Kasten waren 4 Eier. Sie wurden entnommen und in den Brutkasten gelegt. Nachdem der Kasten wieder montiert war, wurde er von den Turmfalken sofort wieder bezogen. Die 4 Eier wurden im Brutkasten ausgebrütet. Es schlüpften 3 Küken. Sie werden nun per Hand aufgezogen.

Gerettete Raufußkauzbrut

Glück im Unglück hatten diese vier jungen Raufußkäuze. Nachdem bei einer Routinekontrolle der Muttervogel, direkt unter dem Baum an dem der Nistkasten hängt, tot aufgefunden wurde, entdeckte man in der Bruthöhle einen bereits geschlüpften Jungvogel und drei Eier.  Die ganze Brut der seltenen Raufußkäuze wurde geborgen und sofort zu Alfred Aigner in die Auffang- und Pflegestation gebracht. Der unterkühlte Jungvogel kam unter eine Wärmelampe und die Eier in eine Brutmaschine. Obwohl das Gelege nachweislich fast acht Stunden lang nicht mehr bebrütet wurde, überlebten die Küken in den Eiern. Weil Eulen gleich mit dem ersten Ei zu brüten beginnen, schlüpfen ihre Jungen nicht alle auf einmal, sondern zeitversetzt. Im Abstand von zwei Tagen, das entspricht dem Legeabstand, schlüpften alle drei weiteren Käuze. Jetzt sind sie rund drei Wochen alt und sitzen gesund und munter da, wie die Orgelpfeifen.

Uhu im Hühnernetz

Auf einem Hof in Eresing – Landkreis Landsberg - verfing sich ein Uhu bei der nächtlichen Jagd samt seiner Beute (Igel) im Netz vom Freilaufgehege der Hühner. Bei Tageslicht wurde der erschöpfte Uhu gefunden. Nachdem feststand, dass er nicht mehr fliegen konnte, wurde er in die Auffangstation von Alfred Aigner gebracht. Dort wurden gedehnte Bänder und Sehnen im Schulterbereich diagnostiziert und mit einem Fang konnte der Uhu nicht mehr greifen.

In der Zwischenzeit macht er gute Fortschritte bei der Genesung. Bei weiterem gutem Verlauf kann er im Frühjahr, in der Nähe der Kiesgrube, in der er bereits mehrfach gebrütet hat, wieder freigelassen werden.

Wilderei und Verstoß gegen das Tierschutzgesetz

Tatort: Gemeinde Griesstätt (zwischen Wasserburg am Inn und Rosenheim)

Dort fanden zwei Passanten einen verletzten Mäusebussard auf einer Wiese und brachten ihn in die Auffang- und Pflegestation.  Bei der Untersuchung stellte sich heraus, dass der Bussard eine Schussverletzung hatte. Der linke Greif (Fuß) und die linke Schwinge waren durch Schrot verletzt. Die Tierärztin Dr. Reball konnte ihn erfolgreich behandeln, so dass er wieder ausgewildert werden kann.

Bei der Polizei Wasserburg wurde Anzeige gegen Unbekannt erstattet.

Der Mäusebussard, ein heimischer Taggreifvogel, unterliegt dem Jagdrecht, ist aber ganzjährig geschont und somit nicht jagdbar.  Leider ist der Abschuss von Greifvögeln trotz einer ganzjährigen Schonzeit immer noch weit verbreitet. Oftmals ist der Schuss nicht tödlich, die Vögel verstecken sich dann und verenden letztlich langsam. Dem Bussard aus Griesstätt konnte dieses Schicksal erspart werden.

Strenger Winter 2016/17 fordert viele Opfer unter den Greifvögeln

05.02.2017

Seit knapp vier Wochen hat der Winter Bayern fest im Griff. Auf den Wiesen und Feldern liegt eine 15 bis 20 cm dicke Schneedecke. Durch die bitterkalten Nächte mit Temperaturen bis zu -20 °C, ist der Schnee hart gefroren und verwehrt den Greifvögeln den Zugriff auf die Mäuse. Für viele Mäusebussarde bedeutet so ein strenger Wintereinbruch eine lange Zeit der Entbehrung.

Insgesamt wurden bis Ende Januar 28 völlig entkräftete Bussarde gefunden und in die Auffang- und Pflegestation für Greifvögel und Eulen gebracht. Die Finder konnten die sonst so wehrhaften Vögel mit den bloßen Händen aufnehmen. Sechs Vögel waren schon so geschwächt, dass sie gestorben sind. 22 Bussarde werden derzeit wieder aufgepäppelt und fast täglich werden es mehr.

Alfred Aigner, der Betreiber der Vogelstation, tastet als erstes das Brustbein der Vögel ab, um zu sehen, wie stark sie abgehungert sind. Bei einem gut ernährten Vogel ist es kaum zu spüren. Bei einem abgemagerten hingegen, fühlt es sich so spitz wie der Rücken eines Kamms an.

In den ersten Tagen bekommen sie Flüssignahrung in Form eines Blutserums. Dann werden sie mit kleingeschnittenem, leicht verdaulichem Fleisch von Eintagsküken gefüttert, das in einen probiotischen Joghurt getaucht wird, um die Magen- und Darmflora wieder aufzubauen. Nach ungefähr einer Woche beginnen sie selbständig zu kröpfen. Bis sie wieder ganz fit sind, vergehen weitere vier bis fünf Wochen.

Bemerkenswert ist, dass es sich fast ausschließlich um Jungvögel des letzten Jahres handelt. Für sie ist es der erste Winter. Sie haben noch kein eigenes Revier, in dem sie sich genau auskennen. Und ihnen fehlt die Erfahrung, wie sie sich auch in so schwierigen Zeiten ausreichend ernähren können.

Das frühlingshafte Wetter bis Weihnachten hat viele Zugvögel davon abgehalten, in den Süden zu ziehen. Auch sie kamen mit dem heftigen Wintereinbruch nicht zurecht, hungerten ab und mussten eingestallt werden. Und so überwintern in der Station derzeit auch noch drei Rotmilane und ein Weißstorch.

Wenn sich der Winter zurückzieht und es die Wetterlage erlaubt, werden die Vögel ab Mitte März wieder ausgewildert.

03.03.2017

Die Wettervorhersage prognostizierte für Freitag den 3. März und für die Zeit danach sonnige und frühlingshaft warme Tage. Günstige Voraussetzung für die Freilassung. Es war gar nicht so leicht alle Beteiligten unter einen Hut zu bekommen. Als da waren, Helmut Meyer als amtlicher Beringer der Vogelwarte Radolfzell, meine liebe Kollegin Kerstin, die die Vögel während der Beringung hielt und die Listen ausfüllte, sowie der Jungfalkner Tobias, der die Bussarde mit dem Kescher aus den Volieren fing. Außerdem wollten noch viele Interessierte zuschauen, wie die Bussarde in ihr zweites Leben starteten. Einige mutige Zuschauer wurden damit beauftragt, die schon beringten Bussarde bis zu ihrer Freilassung zu halten. Auf Kommando wurden sie dann in kleinen Gruppen freigelassen. Am Ende waren alle meine Bussarde wieder in dem Element in dem sie ihr Leben am besten verwirklichen können. Ab jetzt mussten sie wieder selbst für sich sorgen. Die Erfahrung dazu bringen sie aus ihrem Leben vor dem heftigen Wintereinbruch mit. Jetzt können sie auch wieder in eine Thermiksäule fliegen und sich mit weit ausgestreckten Flügeln und einem breit gefächerten Stoß kreisend in den Himmel schrauben. Mühelos und ohne jeden Flügelschlag trägt sie die aufsteigende Warmluft in so große Höhen, dass sie sich unseren Blicken entziehen.

Von 29 am Boden liegenden Mäusebussarden haben es 21 geschafft. Das hat auch mich ein bisschen mit Stolz erfüllt.

Eulen nach Otterfing tragen

Bei den Eulen und Käuzen hat sich in diesem Frühling jede Menge Nachwuchs eingestellt.  Damit schließt sich ein langer, biologischer Kreislauf, der sich bereits im vergangenen Jahr angedeutet hat. 2018 haben nicht nur die Obstbäume viele Früchte getragen, sondern auch die Buchen, Eichen und Haselnusssträucher haben viele Fruchtkörper produziert. Die Bucheckern, Eicheln und Nüsse bildeten eine üppige Nahrungsquelle für die Mäuse, die sich daraufhin zahlreich vermehrt haben. Nachdem sich bei den Greifvögeln und Eulen die Zahl der gelegten Eier nach der zur Verfügung stehenden Beute richtet, gibt es heuer eben viele Beutegreifer.

Bereits im Alter von circa vier Wochen verlassen die jungen Waldkäuze und Waldohreulen den elterlichen Brutplatz und verteilen sich in der näheren Umgebung ihres Schlupfortes. In diesem Alter können sie zwar noch nicht fliegen, dafür aber schon sehr gut klettern. Geschickt setzen sie dabei ihre scharfen Krallen und ihren starken Schnabel ein. Das ist Teil einer Überlebensstrategie. So erwischt ein potentieller Fressfeind immer nur ein Individuum und nicht gleich die ganze Brut. Im Schutz der Dunkelheit geben die jungen Eulen und Käuze dann fiepende Laute von sich, die denen von Rehkitzen ähneln. So nehmen Sie Kontakt zu ihren Eltern auf, die sie dann an ihrem jeweiligen Aufenthaltsort aufsuchen und auch weiter versorgen.

Wenn man eine noch nicht flügge Jungeule findet, die offensichtlich nicht verletzt ist, sollte man sie daher nicht mitnehmen. Befindet sie sich in einem Gefahrenbereich, so kann man sie einfach etwas erhöht in den nächsten Baum setzen.

Gelegentlich stürzen die Jungvögel jedoch so unglücklich ab,  dass sie sich dabei verletzen. Waldohreulen brüten im Gipfelbereich hoher Bäume, meist in verlassenen Krähennestern. Dort sind sie dann heftigen Attacken von Kolkraben und Krähen ausgesetzt,  die sie mitunter sogar tot hacken. Manche junge Eule versucht sich durch einen tollkühnen Sprung in die Tiefe zu retten. Das geht nicht immer gut. Immer wieder werden auch Bäume gefällt, in oder auf denen gerade Eulen und Käuze brüten. Aus diesen und anderen Gründen landen viele Jungvögel in der Otterfinger Auffang- und Pflegestation, wo ihnen professionell geholfen wird.

Zwanzig junge Turmfalken wieder ausgewildert

Insgesamt 20 junge Turmfalken konnten am Samstag den 5. August wieder ausgewildert werden. Viele von ihnen stammen aus der Münchner Innenstadt. Einige von ihnen schlüpften hoch über den Dächern der Fußgängerzone in den Kirchtürmen des Liebfrauendoms und des Alten Peters. Turmfalken, die keine eigenen Nester bauen und ursprünglich Felsenbrüter waren, nützen die Glockenstühle als Kinderstuben. Im Alter von 3-4 Wochen ist ihr Nachwuchs besonders hungrig. Beim Versuch, ihren mit Beute ankommenden Eltern entgegenzufliegen, stürzten einige der noch nicht flüggen Jungvögel ab und landeten mehr oder weniger unsanft am Boden. Wegen des regen Betriebs der dort herrscht, konnten die Jungvögel von ihren Eltern nicht mehr versorgt werden. Um sich zu verstecken, liefen einige sogar in die umliegenden Geschäfte und Boutiquen. Die verwaisten Jungfalken wurden von der Berufsfeuerwehr abgeholt und in die Auffang- und Pflegestation für Greifvögel und Eulen nach Otterfing gebracht. Hier wurden sie fertig aufgezogen und für ein Leben in Freiheit vorbereitet.

Starkregen spülte 52 Turmfalken-Nestlinge in die Auffangstation

Juni 2020

Ab Ende März begannen die Turmfalken auch heuer wieder mit ihrem Brutgeschäft. Zu dieser Zeit war es sonnig und frühlingshaft warm und es gab jede Menge Mäuse. Turmfalken sind sogenannte Nestbezieher, d. h. sie bauen keine eigenen Nester. Sie legen ihre vier bis sechs rotbraun marmorierten Eier in Kirchtürmen, Nistkästen oder sehr häufig auch in verlassenen Krähennestern ab. Dort werden sie dann 28 Tage lang hauptsächlich vom Weibchen ausgebrütet. In den nach oben hin offenen Nestern sind die kleinen Nestlinge jedoch der Witterung schutzlos ausgesetzt. Zwar versuchen die Altvögel ihre Jungen mit weit ausgestreckten Flügeln, die sie wie einen Schirm über ihnen aufspannen, zu schützen, was aber bei dem anhaltenden Dauerregen der letzten Wochen nicht immer gelang. Nicht selten durchnässten dabei die Elternvögel so sehr, dass sie kaum noch flugfähig waren. In der Folge waren sie meist nicht mehr in der Lage, für ihren nimmersatten Nachwuchs ausreichend Beute zu erjagen. Das mittlerweile hohe, nasse Gras erschwerte die Jagd auf Mäuse noch zusätzlich. Für die Jungfalken kam zur Nässe und Kälte auch noch die Nahrungsknappheit mit dazu. Vom Hunger angetrieben versuchten viele junge Falken ihren mit Beute ankommenden Eltern entgegen zu flattern. Da sie im Alter von vier bis fünf Wochen noch nicht ausgewachsen sind, stürzten sie ab und saßen hilflos auf Straßen, in Betriebsgeländen oder in Fußgängerzonen, wo die Altvögel sie nicht mehr versorgen konnten.

Viele Privatpersonen, die Feuerwehr und die Polizei brachten an manchen Tagen bis zu sechs junge, tropfnasse und unterernährte Turmfalken in die Auffang- und Pflegestation nach Otterfing. Dort werden sie jetzt fertig aufgezogen und fachmännisch für ein Leben in Freiheit vorbereitet, ehe sie in ca. 5 Wochen wieder ausgewildert werden können.

Ende Mai 2018 kam es zu folgendem Vorfall:

Im Turm der Landesschule für Körperbehinderte brütet seit Jahren ein Wanderfalkenpaar. Ein Jungvogel der Brut hatte heuer einen unglücklichen Erstflug aus dem 30 m hohen Turm hingelegt. Er landete auf dem Fahrradweg und hatte sich dabei den Flügel leicht angeknackst. Die Altvögel trauen sich bei dem ständigen Verkehr in solchen Fällen nicht mehr zu ihrem Nachwuchs um ihn zu füttern. Gott sei Dank wurde er von einer beherzten Passantin aufgenommen. Sie hat auch gleich einen Karton bei Anwohnern organisiert und ihn in die Auffangstation gebracht. Dort wurde der Flügel stabilisiert und zur Atzung Kalk zugegeben um die Knochenheilung zu unterstützen. Nach kurzer zehntägiger Genesung wurde der junge Wanderfalke wieder in den Horst zurückgebracht. Dadurch konnte er doch noch die für ihn so wichtige Bettelflugphase mitmachen, in der er das perfekte Fliegen und Jagen von seinen Eltern erlernt.

Fotos: Schramböhmer