Damenverbindungen

Allgemeines:

Damenverbindungen sind Verbindungen nur für Studentinnen, welche vielfach die äußerlichen Merkmale (Couleur) bestehender männlicher Verbindungen übernahmen. Genauso übernahmen sie zum Teil das Regelwerk (Comment) bestehender Männerverbindungen und adaptierten deren Riten und Liedtexte.

Quelle: Bundesarchiv

Erste Damenverbindungen:

Ende des 19.Jh. wurden die ersten Frauen regulär zum Studium zugelassen, wie z.B. 1892 in Freiburg und Heidelberg. Dies war zuerst nur in philosophischen Fächern möglich. Von Anfang an hatten sie den Wunsch sich in studentischen Gruppen zusammenzuschließen. Die erste Damenverbindung, der Club der Namenlosen wurde 1899 in Bonn gegründet, wobei dieser zahlreiche weitere Neugründungen folgten. Im Jahr 1901/02 wurde der Sozialwissenschaftlicher Studentenverein behördlich aufgelöst, da er trotz Verbotes Damen als Diskussionsrednerinnen zugelassen hatte. Im Jahr 1909 standen den Frauen alle Hochschulen offen und im Jahr darauf durften bei der 100 Jahrfeier der Friedrichs Wilhelm Universität Berlin (heute: Humboldt Universität Berlin) Damenverbindungen chargieren. Bis 1933 gab es ca. 100 Damenverbindungen in Deutschland. Dabei kam es auch zu Gründungen von eigenen Dachverbänden und Verbindungsabkommen. Während der Weimarer Republik gab es mehr korporierte Frauen als heute und der Organisationsgrad betrug zwischen 6% und 20% der Studentinnen. Das Wesen der Verbindungen war eine fast gewerkschaftliche Interessensvertretung, um Vorurteile bei den männlichen Kollegen und Professoren abzubauen.

Der Niedergang von 1933 bis 1938:

Die Jüdischen Studentinnen wurden in der NS Zeit zwangsexmatrikuliert, wodurch die Verbindungen viele Mitglieder verloren. In der NS- Ideologie war eine Berufstätigkeit von Frauen in akademischen Berufen nicht gewünscht, allerdings waren Frauen weiterhin an Universitäten vertreten. Im Krieg waren sie vor allem als Ersatz für im Krieg eingesetzte Männer an den Universitäten. Die Studentischen Verbindungen werden aufgrund der Gleichschaltung nicht zugelassen und nach dem Himmler Erlass vom 20.6.1938 wurden die letzten bestehenden Studentenverbindungen verboten.

Die Zeit nach 1945:

Alle studentischen Gemeinschaften waren durch die Alliierten verboten, da Anfangs eine große Skepsis gegenüber den Alten Riten und der Chargiertenwichs bestand. Die Korporationen wurden nach und nach zugelassen, wobei die Männlichen Verbindungen rasch Fuß fassen konnten, was den Damenverbindungen nicht gelang. Im Jahr 1952 wurde der VKDSt als Frauenverband wiedergegründet, welcher später allerdings in Bund katholisch deutscher Akademikerinnen (BkdA) umbenannt wurde und es dabei zu einer völligen Aufgabe des Verbindungsprinzips kam. Nur wenige vormals bestehende Damenverbindungen konnten nach 1945 reaktiviert werden, aber waren nur wenige Jahre aktiv. Daher konnte sich keine vor dem Krieg bestandene Damenverbindung dauerhaft rekonstituieren. Die Zahl der Studentinnen und ihr Anteil an der gesamten Hörerzahl sind ständig gestiegen und lagen in den meisten Studiengängen bereits bei ca. 50%.

Das Jahr 1968:

Ein Großteil der 68er Studenten sah in Korporationen Relikte vergangener Zeiten und forderte eine Umwandlung in gemischte Bünde und eine Aufgabe des als rückwärtsgewandt betrachteten Brauchtums. Die Konstruktion der Verbindungen als reiner Männerbund ist einfach aus der gesellschaftlichen Situation zur Zeit ihrer Entstehung zu erklären, denn bis zum Ende des 19. Jahrhunderts spielte die Frau im gesellschaftlichen und politischen Bereich eine untergeordnete Rolle. Sie hatte kein Wahlrecht und keinen Zugang zu höherer Bildung. Heute kann keine auf gesellschaftliche Relevanz bedachte Gruppe es sich leisten, die Studentinnen zu ignorieren oder bestenfalls bei ein paar Veranstaltungen einzuladen und mitdiskutieren zu lassen. Es ist problematisch Ihnen einfach eine männerbündische Struktur auf zu oktroyieren. Über den Sinn und die Möglichkeit einer weiblichen Integration in die Verbindung gingen die Meinungen weit auseinander und die meisten Korporationen lehnten eine Umwandlung ab, da dies ein Ende ihres Vereinszwecks dem sie sich verpflichtet fühlten bedeutet hätte. Sie zogen ihre Jahrhunderte alte Tradition vor auch wenn sie sich wegen Mitgliedermangels vertagen mussten (temporär auflösen). Einige andere Verbindungen kamen der Aufforderung nach und wurden gemischte Korporationen. Dies geschah meist Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre und führte oft zu langwierige Debatten gegen anfängliche Bedenken in den jeweiligen Dachverbänden.

Neugründungen ab 1975:

Infolge der 68er Bewegung mussten die Korporationen in Deutschland einen weitgehenden Bedeutungsverlust und einen Verlust des allgemeinen Ansehens innerhalb der Studentenschaft hinnehmen. Sie wurden vielerorts ungern gesehen, gemieden oder sogar beim Auftreten in Couleur von einigen Kommilitonen attackiert. Erst Mitte 70er Jahre kam es zu Neugründungen von Damenverbindungen und die Zahl weiblicher Korporierter stieg langsam in gemischten und reinen Damenverbindungen erst Mitte der 80er Jahre wieder an. Anfang der 90er Jahre gründeten sich Damenverbindungen, die reinen Männerverbindungen nahestanden und teilweise im gleichen Haus wohnten, was von deren Verbänden heftig kritisiert wurde. Desweiteren wandelten sich reine Männerverbindungen in gemischte Bünde um, wie im Sonderhäuser und Schwarzburgbund und außerdem wurden reine Damenverbindungen innerhalb des Dachverbandes Unitas (kath.) gegründet.

Heutige Situation:

Heute sind Damenverbindungen weitestgehend etabliert, wenn auch in geringerer Zahl als in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Hälfte der deutschen Damenverbindungen wurde nach dem Jahr 2000 gegründet und somit gibt es insgesamt heute wieder mehr als 45 aktive Damenverbindungen in Deutschland. Die Aktivitäten gleichen denen der männlichen Verbindungen mit Rituellen Kneipen und Kommersen, Parties, wissenschaftlichen Vorträgen, gemeinsamen Opern und Theaterbesuchen, Rhetorikkurse und Diskussionsrunden. Die Damenverbindungen sind bisher noch nicht in eigenen Dachverbänden organisiert.