BIOS 2012
DER SPIEGEL Nr.27/1.7.13 DER SPIEGEL Nr.28/8.7.13
PETER HELM WWW 2012 HERAKLIT SAGT AUCH: ' Durch ihre Unglaublichkeit entzieht sich die Wahrheit dem Erkanntwerden... '
Ordine e Disordine . Arnoldo Mondadori Editore Milano 1996
Die Kunst der Unordnung . Albrecht Knaus Verlag München 1997
Aus dem Italienischen von Bruno Genzler
Für Michelangelo
Man muß noch Chaos in sich tragen,
um einen tanzenden Stern gebären zu können
Friedrich W. Nietzsche
umschlagmotiv : archiv für kunst und geschichte , romano
DER COMPUTER :: DIE VIREN
Luciano De Crescenzo schreibt in seinem Buch ' Die Kunst der Unordnung ' hierüber in Kapitel X Der Computer
... Doch wer erfindet und verbreitet die Viren?
Um beim Thema zu bleiben , könnte ich sagen : die Kräfte der Unordnung.Etwas profaner ausgedrückt, würde ich vermuten,
daß es drei Gruppen von Saboteuren gibt: einmal die Hacker, dann die Firmen , die Software produzieren, und schließlich die Vertreiber von Antiviren.
Fest steht jedenfalls, daß bei der Angelegenheit riesige Summen auf dem Spiel stehen.Doch beleuchten wir die Fakten:
1. Die Hacker, das heißt die Zerstörer der Informatik, sind Bessene, die ihren Spaß daran haben, die Computer anderer Leute zu sabotieren.
Sie sind die Pyromanen der Postmoderne. Wahrscheinlich kennen sie sich untereinander, treffen sich an geheimen unterirdischen Orten in
den großen Metropolen und tauschen sich darüber aus, welche neue Viren sie gerade in Umlauf gebracht haben. Um solche Viren zu bekämpfen,
verfügt jeder anständige Computer über ein Anti-Viren Programm, das alle Informationen, die von außen kommen, kontrolliert. Dadurch lassen sich die
Hacker jedoch nicht abschrecken; sie studieren die Antiviren-Programme und erfinden neue Viren, die noch verheerender als ihre Vorgänger sind.
2. Die Produktionsfirmen von Software heben ihrerseits ein Interesse daran zu verhindern, daß Benutzer Programme privat einfach kopieren, anstatt sie
regulär im Laden zu kaufen. Und wie wäre das zu verhindern? Ganz einfach , indem man ein potentes Virus in Umlauf bringt, das beiden Computern,
dem mit dem Originalprogramm und dem mit der Kopie, nach drei Kopiervorgängen den Garaus macht. Doch seien wir ehrlich: Sollte es sich tatsächlich
so verhalten, könnte man durchaus von Notwehr sprechen.
3. Die Vertreiber von Antiviren-Programmen dürften allerdings die Hauptschuldigen sein. Ich erinnere mich, daß eines Morgens im Stadtteil Vomero in
Neapel, wo ich damals wohnte, bei fast allen geparkten Autos die Reifen zerschnitten waren. Offensichtlich hatte ein Serienkiller im Dunkel der Nacht
zugeschlagen. Doch dann fand man heraus, daß keineswegs ein Serienkiller der Übeltäter war, sondern der einzige Reifenflicker in der Gegend.
Selbstverständlich will ich damit nicht alle Antiviren-Produzenten der Welt beschuldigen, doch einige von ihnen habe ich schon in Verdacht.
Da wir gerade von Verdacht reden... Wer weiß, vielleicht haben die Techniker, die den Computer bei mir zu Hause reparierten,
das Virus << Freitag der 17.>> zwar entschärft, dafür aber ein anderes, viel gefährlicheres Virus eingepflanzt, das wie eine Zeitbombe in meinem
Computer tickt und, nur Gott weiß wann, hochgehen wird...
Luciano De Crescenzo , geboren in Neapel, arbeitete als Ingenieur bei IBM, bis der überwältigende Erfolg von 'Also sprach Bellavista'
sein Leben radikal veränderte. Was immer er seither schrieb - es wurden Bestseller. Im Knaus Verlag sind verschiedene seiner Bücher erschienen,
zuletzt 'Alles fließt sagt Heraklit'. Bei btb erschien als Originaltaschenbuch 'Lob des Zweifels.Philosophische Betrachtungen'