Ich wurde 1970 in China in eine TCM-Familie hineingeboren, deren Geschichte über drei Jahrhunderte zurückreicht. Schon als Kind lernte ich, dass Heilung mehr bedeutet als das Vertreiben von Krankheit – sie beginnt mit Verständnis und Empathie.
Mit 8 Jahren trat ich in die familiäre Ausbildung ein. Später studierte ich 7 Jahre an der TCM- Universität, Guangzhou.
Ein Artikel mit dem Titel „Warum sollte die TCM nicht modernisiert werden?“ brachte mir einst Kritik und den Verlust des Doktortitels ein – doch auch Klarheit darüber, welchen Weg ich wirklich gehen wollte.
Unter der stillen Führung meines Großvaters setzte ich meine Studien an der China Academy of Chinese Medical Sciences fort, wo ich den klinischen Doktortitel erwarb.
Mehr als jeder akademische Titel ist er für mich Symbol einer inneren Verpflichtung:
die reine Essenz der alten Heilkunst zu bewahren, und sie mit offenem Herzen weiterzugeben.
Mein Großvater war ein hochangesehener TCMler – Er besitzt hervorragende Fähigkeiten und ist bescheiden, zurückhaltend und hat einen friedvollen Geist.
In seinen späten Jahren zog er sich auf den Wudang-Berg zurück, wo er arme Menschen unentgeltlich behandelte. Er wurde 109 Jahre alt.
Obwohl ich seine Lehren weitertrage, weiß ich, dass ich seine geistige Höhe niemals erreichen werde. Er war ein Weiser – ich bin nur ein gewöhnlicher Mensch.
Über meinen Vater zu sprechen, fällt mir schwer.
Die Heimat meiner Familie ist Nanjing in China. Im Jahr 1937 fiel Japan in China ein – das unvorstellbare Massaker von Nanjing nahm seinen Anfang. Mein Großvater heilte damals einen japanischen Kaufmann von Malaria und wurde dadurch zu dessen Lebensretter.
Mit Hilfe dieses Geschäftsmannes wurde mein Vater, der erst sieben Jahre alt war, nach Japan geschickt. Dort verbrachte er 22 Jahre seines Lebens – er wuchs auf, wurde erwachsen und gründete eine Familie.
Mein Vater ist streng, stur und vertrat stark patriarchalische Ansichten. Ich hatte kein enges Verhältnis zu ihm.
Mein Vater studierte in Japan westliche Medizin und kam erst nach seiner Rückkehr in Kontakt mit der TCM. Er gehörte der Richtung der „Integration von westlicher und chinesischer Medizin“ an, verstand jedoch die Tiefe der chinesischen Heilkunst nicht vollständig. Doch gerade das hat mir früh gezeigt, welchen Weg ich gehen wollte: die Rückkehr zur reinen TCM, um ihr Erbe zu bewahren.