100-jähriges Jubiläum der Löschgruppe Drescheid
Am 03. und 04. September 2010 feierten wir auf dem Drescheid unser 100-jähriges Jubiläum. Bis es aber dazu kommen konnte wurden im Vorfeld viele Sitzungen zum planen und organisieren abgehalten. Wie üblich gehört dazu auch ein ordentlich Chronik. Die Recherche dazu begann schon vor mehr als einem Jahr. Alle die sich mit dem Thema Historie und auffinden von alten Unterlagen, Bilder sowie Dokumente beschäftigt haben wissen was das heißt. Heutzutage heißt es ja so gerne, mach mal eben.
Sie liebe Leser Interessiert sicher nicht die heutigen Ereignisse, die erleben wir ja selber, es geht also darum,
Wie alles begann:
Lassen Sie sich mitnehmen auf eine Zeitreise in die Vergangenheit.
Wie sah es früher auf dem Lande aus? Manche nennen es auch die „gute alte Zeit“! Grossen- und Kleinen-Dreschede nannte man diese Höhendörfer im 13. Jahrhundert, sie waren dem Grafen von der Mark unterstellt. Sicher gab es damals schon Hilfe untereinander. Bestimmt auch während des 30-jährigen Krieges“ (1618-1648), als die Reiterhorden der gräflichen Hatzfeldischen hier Station machten und als sie abzogen den „Lutteken Dreischeidt“ in Schutt und Asche legten.
Weitere 200 Jahren vergingen und die Franzosen unter Napoleon machten hier Halt. Sicher brauchte auch Ihre Armee Ausrüstung und vor allem Verpflegung. Sie führten eine neuartige Bürokratie ein. Diese wurde dann von den Preußen in Westfalen während der aufkommenden Industrialisierung wesentlich verbessert. Bis das aber auf den Gehöften rund um die Paschelstelle (Höhenbaum) ankam, vergingen mehr als 100 weitere Jahre.
Die Entwicklung in den Tälern nahm unaufhaltsam seinen Lauf. Teerstraße? Strom? Wasserleitung? Auf den Höfen: Fehlanzeige! Petroleum, Kerze, Brunnen und Pferde, sowie zusätzliche Arbeit im Tal bei den Drahtzögern, prägten den Alltag der Bewohner damals. Wenn dann noch ein Feuer ausbrach, Katastrophe! Der preußische Kaiser (Wilhelm II.) im entfernten Berlin war weit weg von den Bedürfnissen seiner Untertanen. Doch sein preußischer Arm reichte weit und der Fortschritt nahm unaufhaltsam seinen Lauf. Ab 1887 fuhr die Eisenbahn (KAE) im Rahmedetal von Altena nach Lüdenscheid. Liebevoll die „Schnurre“ genannt.
Wie kam es zur organisierten Feuerwehr auf dem Drescheid?
Im Altenaer Kreisblatt vom 3. August 1901 wird der Feuerwehr ein Lob gezollt, wenn wir unter anderem lesen:
Vielleicht war dieser Brand der Anstoß zur Errichtung einer Feuerwehr. Wir erfahren dadurch, dass es schon vor mehr als 100 Jahren eine Gruppe mutiger Männer mit einer Feuerspritze auf dem Drescheid gab. Diese „Wehr“ kann man wohl eher mit einer Nachbarschaftshilfe vergleichen. Wurde ein Feuer bekannt, eilte man mit der Feuerspritze und den ledernen Feuereimern zur Brandstelle. So wie es die Wasserversorgung zuließ, versuchte man zu löschen.
In Altena hatte man, wie vorher in den Großstädten, bereits eine Feuerwehr eingerichtet. In den Jahren 1907 – 1910 wurde durch eine behördliche Verordnung dazu aufgefordert, eine organisierte Brandwehr zu gründen. Leider sind genaue Unterlagen nicht vorhanden. Es ist jedoch bekannt, dass Heinrich Geßler mit der Gründung der Brandwehr beauftragt wurde und ihr als Brandmeister vorstand. Die neu gegründete Brandwehr unterstand der Königlichen Amtsverwaltung Lüdenscheid.
Die Firma Heinrich Mayer aus Hagen, lieferte 1910 eine vierräderige von Pferden zu ziehende Wagenspritze mit Gerät, zum Preis von 1.675,75 Mark. (Kopie der Rechnung vom 12.04.1910). Diese Feuerspritze wurde im alten Gerätehaus unterhalb des heutigen Hotel Spelsberg untergebracht. Die Brandwehr wurde gegliedert in Spritzengemeinschaft, Steigerabteilung und Wasserträger.
Diese Rechnung gilt für uns als Dokument der Gründung. Hiermit wird dokumentiert, dass die Stadt Altena die Kosten der Feuerspritze übernimmt. Dadurch wechselt die Organisation einer Nachbarschaftshilfe in eine preußisch organisierte Wehr.
Aufbruch, Umstrukturierung, neue Zeiten - die letzten 100 Jahre:
Vieles ist von den Anfängen nicht bekannt. Irgendwie fühlte sich keiner verpflichtet etwas für die Nachwelt aufzuschreiben. Aber mit viel Hilfe können wir folgendes berichten:
1928 wurde mit dem Bau einer öffentlichen Wasserversorgung in Großendrescheid begonnen. Gleichzeitig installierte man einige Unterflurhydranten, so dass sich die bisher mangelhafte Löschwasserversorgung wesentlich verbesserte. Die Gemeinde Lüdenscheid-Land stellte 1929 und 1930 einige Finanzmittel zur Renovierung des Gerätehauses und zur Erneuerung des Gerätebestandes bereit. Als Halblöschzug V wurde die Brandwehr Drescheid im Jahr
1934 der Freiwilligen Feuerwehr des Amtes Lüdenscheid zugeordnet. Die Feuerwehren Drescheid, Oberrahmede, Altroggenrahmede, Mühlenrahmede, Rosmart und Winkeln gehörten zum Gebiet Rahmedetal unter der Führung des Oberbrandmeisters Fritz Berges.
Die Polizei führte in den 30er Jahren Inspektionen der Feuerlöschteiche durch, wobei gravierende Mängel in der Löschwasserversorgung der umliegenden Einzelgehöfte festgestellt wurden. Hermann Schulte, zu der Zeit Brandmeister, schlug daraufhin dem Wehrführer Hessmert vor, die Gehöfte mit an die Wasserleitung Großendrescheid anzuschließen. Diese Anregung konnte jedoch nicht realisiert werden.
Ohne größere Einsätze überstand die unterbesetzte Freiwillige Feuerwehr Drescheid die Wirren des 2. Weltkrieges. Die Aufforderung, die Feuerwehr für die Heimatverteidigung ausbilden zu lassen, erledigte der damalige Brandmeister mit der Meldung „Fehlanzeige“.
Nach Endes des Krieges wurde –unter der Regie der Besatzungsmächte– sofort wieder mit einer geregelten Ausbildung der Feuerwehren begonnen. Bereits am 08.12.1945 wurde von der Freiwilligen Feuerwehr Drescheid, mit 17 aktiven Feuerwehrmännern, der erste Schulungsabend abgehalten.
Ein Meilenstein für die Drescheider Feuerwehr war das Jahr 1956. Die Löschgruppe bekam eine Treckerspritze mit einem zweiräderigen Kastenanhänger, der zur Unterbringung der Geräte diente. Diese hatte eine Leistung von 800 l/min, war fest auf einer Lafette verankert und wurde in einer Fertiggarage am Parkplatz der Gaststätte Spelsberg untergebracht.
Im Zuge der kommunalen Neuordnung Ende der 60er Jahre wurde Großendrescheid ab dem 01.01.1969 ein Teil der Stadt Altena. Für die Feuerwehr Drescheid bedeutete dieses die Zugehörigkeit zur Feuerwehr Altena. Als erstes Fahrzeug wurde für die LG ein umgebauter Bulli mit einer TS4 in Dienst gestellt. Das „moderne“ Fahrzeug fand Platz in der von der Löschgruppe genutzten Garage. Im Jahr 1975 fand ein freigewordenes LF 16 TS der LG Altroggenrahmede seinen neuen Standort in Großendrescheid. Schwierig wurde es allerdings mit der Unterbringung des neuen Fahrzeuges. Der VW-Bulli wurde an die Feuerwache abgegeben, aber der Platz in der schon erwähnten Garage reichte nicht für ein LF 16 TS aus.
Eine Übergangsregelung fand man in der Scheune von Landwirt Knefel. Ein Jahr später, 1976, gab es dann eine organisatorische Veränderung. Die Löschgruppe Knerling und Drescheid wurden zu einem Zug im Sinne des Katastrophenschutzes zusammengelegt. Abwechselnd wurde gemeinsam „auf dem Berg“ oder „im Tal“ geübt.
Infolge von Altersschwäche und des drohenden TÜV-Termins, musste Ende 1976, dass LF 16 TS seinen Dienst aufgeben. Zu unserem Bedauern wurde es ersetzt. Ja da war es wieder, unser altes TSF (VW-Bulli).
Wie Sie sicher jetzt merken geht es in den vorherigen Zeilen oft um „alte Autos, „Werterhalt“ und die Besorgung von „neuen Autos“. Damit will ich Sie nicht weiter Langweilen, denn es geht eigentlich so weiter, deshalb weiter im Telegrafenstil:
Beschluss 1980 für ein TSF. Kein Platz, also neues Gerätehaus bauen. 1981 Gelder bewilligt. 1982 Bau des Gerätehauses. Einweihungsfeier am 18. Dezember 1982. Viel Aufwand musste über Jahre in den Werterhalt des Fahrzeuges gelegt werden.
Neues Brandschutzkonzept sieht ein TLF 16 vor. Wird mühevoll renoviert von der Wache Stadt Altena. März 1991 feierliche Übergabe.
Brandschutzkonzept neues Fahrzeug (TLF 16/24) für die Feuerwache in Altena. Das vorhandene TLF 16/25 von der Wache zum Drescheid. Kein Platz, also Anbauen! Grundstück sowie Arbeitskraft unentgeltlich. Frühjahr 1995 Spatenstich. Schlüsselübergabe im zünftigen Rahmen.
TÜD sagt wieder „wir haben fertig“ zu unserem Gerätewagen. Älteres LF8 von der Löschgruppe Freiheit.
Im Februar 2003 ging eine lange und erfolgreiche Ära zu Ende. Mit einer schönen Abschiedsfeier entließen wir unseren Löschgruppenführer Peter Semme in die Ehrenabteilung. Die Laudatio hielt unserer Zugführer Karl-Friedrich Spelsberg mit einigen amüsanten Anekdoten. Die Führung übernahmen Frank Zaremski und Anderas Wilke, die bis heute die Geschicke der Löschgruppe leiten.
Ach ja, altes LF8 sagt TÜD wieder „Feierabend“, neues TSFW zu uns. Das Üben mit dem neuen Equipment zahlte sich im Januar 2007 aus. Oft hatte man uns schon zu Windbruch und bei Sturm gerufen, aber was da auf uns zukam, hatten selbst die Meteorologen unterschätzt. „Kyrill“ hieß der Orkan der die gesamte Feuerwehr und Hilfeleistungs-Organisationen in Deutschland in Atem hielt. Die Auswirkungen sind heute noch zu sehen.
Wir hoffen, Ihnen hat diese kleine Zeitreise gefallen. Die Zusammenstellung von Fakten und Daten ist für uns in der digitalen Welt ein leichtes. Die historischen Daten vor dieser Zeit und dessen aufspüren war nicht immer einfach. Allen die uns dabei geholfen haben sagen wir, herzlichen Dank.
Eure Löschgruppe Drescheid