Die Gesellschaft nach Einführung eines Bedingungslosen Grundeinkommen

"Mich quält zu diesem Thema jedoch die Frage: Wie ändert sich das Preisgefüge (z.B. Mieten)"

Dieses Thema ist sehr wichtig und bedarf noch weiterer Abklärungen.

Möglichkeit 1:

Bereits heute schon gibt es Regulierungsbehörden, Kartellämter, Aufsichtsbehörden zum Beispiel dafür, darauf zu achten, das die Marktmechanismen nicht außer Kraft gesetzt werden, sich keine Monopole entwickeln können, keine Wucherpreise im existenzsichernden Bereich verlangt werden, keine Ausbeutung von Notlagen stattfindet. Beispiel Wasserpreise. Da gab es eine Zeitlang die Tendenz der Kommunen, ihre Versorgungsleistungen mit samt der Infrastruktur an "Public Private Partnerships" zu verkaufen. Was diese Unternehmen dazu nutzten, einen maximal hohen Profit aus der Bereitstellung ihrer Produkte ziehen zu wollen. Das heißt, wenn nach einer Einführung eines Bedingungslosen Grundeinkommen (bGE) die Vermieter von Wohnungen "fette Beute" wittern, müssen die Behörden und das Parlament mittels neuen Gesetzen, regulierend auf diese Entwicklungen einwirken. Zum Beispiel Preisgrenzen.

Möglichkeit 2:

Eine andere Möglichkeit ist, ähnlich dem sogenannten statistischen Warenkorb, der für die Berechnung von Regelsätzen herangezogen wird, halbjährliche Anpassungen des bGE gemäß den Marktpreisen für den Existenzkorb (Nahrung, Kleidung, Wohnen, Energie) festzulegen.*

Möglichkeit 3:

Die Gesellschaft, die Kommunen, Städte, müssen für ihre Bürgerinnen und Bürger das existenziell Notwendige kostenlos oder besonders preisgünstig zur Verfügung stellen, anbieten.

Kostenlose oder besonders preisgünstige Wohnmöglichkeiten müssen gebaut und errichtet werden. Auf nicht zinsbelastetem Grund und Boden, der der Gemeinschaft gehört, mit nicht zinsbelastetem Kapital erbaut, verwaltet und betreut durch lokale Bau-Genossenschaften. Und für die anderen Bereiche der Grundversorgung würde das Gleiche gelten. Hier nur als Stichpunkte erwähnt:

Lokale Riesentafeln, Mensen, in denen jede Bürgerin und jeder Bürger, wenn sie denn wollen, kostenlos essen können.

Kleiderkammern – Kleiderpaläste in jeder Stadt, mit allem, was man zu jeder Jahreszeit zum Anziehen braucht, kostenlos.

Kostenlose Energie - Energiearmut muss verhindert werden. Jeder Bürgerin und jedem Bürger stehen zur persönlichen Versorgung ein Quantum Energie zur Verfügung. Zum Wärmen/Kühlen, Nahrungsmittelzubereitung, sonstiger Nutzung. Die Energiemenge muss unabhängig von den Energieversorgern, durch modernes Energiemanagement ermöglicht, für die Menschen direkt abrufbar sein.

Diese Möglichkeit 3 wäre dann das bGE als Güterleistung umgesetzt, statt als Geldleistung.

*Auf die Möglichkeiten 1 und 2 hat Ralph Boes, Berlin, hingewiesen.

"Könnte es sein, dass eine Spirale der Teuerung, das Grundeinkommen wieder abschöpft?"

Hierzu muss man weiter ausholen. Es geht um die verschiedenen Wirkungen, die nach der Einführung eines Bedingungslosen Grundeinkommen (bGE) gesellschaftlich zu verzeichnen sind.

Das bGE führt marktwirtschaftlich betrachtet zu Preissenkungen, insbesondere im Dienstleistungssektor (als Grundlage dient hier das bGE-Konzept von Götz Werner). Denn notfalls können die Menschen auch ohne Bezahlung arbeiten, sofern ihnen die Arbeit sinnvoll und wichtig genug wäre oder gegen geringes Entgelt. Das heißt, der Kindergartenplatz wird aller Wahrscheinlichkeit nach preisgünstiger.

Hier die Wirkung des bGE in einem Schaubild:

Das Bedingungslose Grundeinkommen fließt in die Löhne ein und ersetzt einen Teil der bisherigen Löhne (im Hochlohnsektor) oder ersetzt die Löhne ganz (im Niedriglohnsektor).

"Eine Bitte habe ich noch vor der Einführung: einen ausgeglichenen Bundeshaushalt und eine signifikant reduzierte Staatsverschuldung."

Beim Thema Verschuldung wird immer zu kurz geschaut. Schulden müssen als eine Seite einer Medaille gesehen werden, oder korrekterweise als eine Seite der Buchführung. Denn sie wissen bestimmt selber, dass es Schulden niemals ohne einen Gläubiger geben kann. Wenn man also von den exorbitanten Schulden spricht, die die Kommunen vor sich herschieben, der Staat, dann muss man immer mitdenken, dass diese Schulden als exorbitanter Reichtum auf Konten anderer Menschen, in der Regel Privatpersonen verbucht ist.

Da wäre zum Beispiel die Frage, wer sind denn diese exorbitant reichen Menschen, namentlich? Wo leben sie, was machen sie mit ihrem gigantischen Reichtum? Denn wenn immerzu gesagt wird, dass "wir" überschuldet sind, trifft das gar nicht zu. Zu dem "Wir" zählen ja auch die Superreichen, auf deren Konto der Guthaben-Saldo steht! Diese zählen ebenfalls zu unserer Gemeinschaft. Das heißt, bei "uns", unser Konto, das Konto der Menschheit, des Staates (im Sinne einer Gemeinschaft von Personen), ist immer ausgeglichen. Das Einzige, was bei diesem Prozedere erreicht wird, ist das ein Verwaltungsapparat überschuldet ist, der Staat als "Öffentliche Einrichtung", die Kommune, das Land in der Kreide steht bei seinen Gläubigern, den Geschäftsbanken, den Fonds und Kapitalgesellschaften, hinter denen wiederum Privatpersonen stehen mit ihren Forderungen, die sie z.B. über gekaufte Staatsanleihen erheben.

Die Verschuldung ist größtenteils ein Ergebnis von Finanzspekulationen, die dazu dienen sollen, "Geld arbeiten zu lassen", wo doch jeder Mensch begreifen müsste, das Geld nicht arbeiten kann, sondern nur Menschen. Wo wir wiederum bei der Realwirtschaft wären. Der riesige Verschuldungsberg hat viel mit Fehlkonstruktionen unseres Geldsystems zu tun. Weitere Faktoren spielen eine Rolle. Stichworte wären "Geldschöpfung gehört in öffentliche Hand", unser Zins- und Zinseszins-System verursacht Schäden und sollte geändert werden.

siehe auch: Margrit Kennedy , Helmut Creutz