Am 24. Oktober 2023 versammelten sich tausende von Frauen in der Hauptstadt Reykjavik, um einen Tag lang die Arbeit niederzulegen und für mehr Gleich-berechtigung zu demonstrieren. Dieser Akt des Protests erinnert an den ersten großen Frauenstreik auf Island im Jahr 1975, bei dem bereits isländische Frauen für ihre Rechte einstanden.
Dieser Artikel soll österreichischen Frauen als Anstoß dienen, sich an den Isländerinnen ein Beispiel zu nehmen und ebenso vehement in der Öffentlichkeit für Gleichberechtigung einzutreten. Der erneute Frauen-streik auf Island wurde von Frauen unterschiedlicher Altersgruppen und sozialer Herkunft getragen. Sie kamen zusammen, um auf immer noch bestehende geschlechtsspezifische Ungleichheiten aufmerksam zu machen. Die zentralen Anliegen des Streiks waren das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen sowie geschlechtsspezifische Gewalt.
Diese Themen sind global von großer Relevanz und betreffen Frauen in vielen Ländern, auch in Österreich. Es ist ermutigend zu sehen, dass die Ministerpräsidentin von Island, Katrín Jakobsdóttir, sich ebenfalls dem Streik angeschlossen hat. Dies zeigt, dass die Forderungen nach Gleichberechtigung von höchster politischer Stelle unterstützt werden. In Österreich und anderen Ländern sollten sich unsere Politikerinnen und Politiker - insbesondere auch unsere sozialdemokratischen - ein Beispiel an dieser Haltung nehmen, indem sie sich aktiv für die Gleichstellung der Geschlechter einsetzen. Obwohl Island laut dem Gender Gap Report als das Land mit der am weitesten fortgeschrittenen Gleichberechtigung der Geschlechter gilt, betonte Ministerpräsidentin Jakobsdóttir, dass es noch viel zu tun gibt. Dieser Aufruf zur kontinuierlichen Bemühung um Gleichberechtigung sollte auch in Österreich gehört werden. Es ist wichtig zu erkennen, dass Gleichstellung nicht nur ein Ziel ist, das einmal erreicht wird, sondern ein fortlaufender Prozess, der immer wieder erneut auf die Agenda gesetzt werden muss. Die Bereitschaft der Isländerinnen, trotz ihrer internationalen Spitzenposition im Bereich der Geschlechtergleichstellung zu streiken, zeigt leider auch wie mühsam und lange der Weg zur Zielerreichung ist. Die immer noch bestehenden Ungleichheiten und Herausforderungen, welchen wir Frauen auch in Österreich gegenüberstehen, erfordern den aktiven Einsatz aller Frauen, und vor allem auch der Männer, sich effektiv für Gleichberechtigung einzusetzen.
Gleichberechtigung ist eine Angelegenheit, die alle Geschlechter betrifft. In der Vergangenheit haben Frauen mutig und beharrlich für ihre Rechte und die Gleichstellung der Geschlechter gekämpft, aber es ist an der Zeit, dass Männer sich ebenfalls aktiv in den Kampf für Gleichberechtigung einbringen. Dies ist nicht nur eine moralische Verpflichtung, sondern auch eine notwendige Voraussetzung, um echten und nachhaltigen Fortschritt zu erzielen. Die Beteiligung von Männern an der Gleichberechtigungsbewegung ist entscheidend, um breite gesellschaftliche Unterstützung zu gewinnen.
Männer verfügen oft über privilegierte Positionen und Machtstrukturen in vielen Bereichen der Gesellschaft, sei es in der Politik, in Unternehmen oder im täglichen Leben. Wenn Männer diese Positionen nutzen, um für Gleichberechtigung einzutreten, hat dies einen erheblichen Einfluss auf die Geschlechtergleichstellung.
Um inhaltlich effektiv und öffentlichkeitswirksam zu agieren, sollten Männer: I. Die eigenen Vorurteile überwinden: Männer sollten sich bewusst machen, dass sie in einer Welt aufgewachsen sind, die oft Geschlechterstereotype und Ungleichheiten perpetuiert hat. Es ist wichtig, diese Vorurteile zu erkennen und aktiv daran zu arbeiten, sie zu überwinden. II. Sich für Gleichstellung in ihrem Umfeld einsetzen: Männer können in ihrem persönlichen und beruflichen Umfeld für Gleichstellung eintreten, indem sie aktiv Frauen unterstützen, gerechte Arbeitsbedingungen fördern und gegen Diskrimi- nierung einschreiten. III. Sich in politischen und sozialen Bewegungen engagieren: Männer sollten sich in ihrem politischen Engagement immer auch für Gleichberechtigung einsetzen. Ihre Stimmen und ihr aktiver Einsatz sind in politischen Prozessen von unschätzbarem Wert. IV. Vorbilder für andere Männer sein: Indem Männer selbst als Vorbilder für Gleich- stellung agieren, ermutigen sie andere Männer, ihrem Beispiel zu folgen. Sie könnten andere Männer dazu inspirieren, sich aktiv für Gleichberechtigung einzusetzen. Die Beteiligung von Männern an der Gleichberechtigungsbewegung ist ein notwendiger Schritt in Richtung einer inklusiveren und gerechteren Gesellschaft. Wenn sich auch Män- ner inhaltlich und öffentlichkeitswirksam für Gleichstellung engagieren, tragen sie dazu bei, dass Gleichberechtigung nicht länger als Frauenangelegenheit abgetan wird, als würde uns das so viel Spaß machen, immer wieder für unsere Rechte eintreten zu müs- sen, weil Mann sie widerwillig abtritt. Gleichberechtigung muss als eine gemeinsame gesellschaftliche Aufgabe wahrgenommen und von allen getragen werden. Dies wird nicht nur dazu beitragen, Gleichstellung schneller zu erreichen, sondern auch mehr Nachahmer zu gewinnen und den Weg für eine wirklich geschlechtergerechte Welt zu ebnen. Hierzu rufe ich insbesondere unsere sozialdemokratischen Männer auf! Der Große Frauenstreik auf Island ist also ein inspirierendes Beispiel dafür, wie Frauen gemeinsam für ihre Rechte eintreten können. Ich plädiere aber dafür, dass darüber hinausgehend die Frauen in Österreich auch die Männer dafür gewinnen müssen, mit uns für Gleichberechtigung auf die Straße zu gehen und dass sie sich ebenso vehement für Gleichberechtigung auf allen ihnen möglichen Ebenen einsetzen und die notwendigen Veränderungen in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft vornehmen. Gleichberechtigung ist ein Ziel, das nicht aufgeschoben werden darf, und der Frauenstreik auf Island erinnert uns daran, dass wir alle Teil dieses wichtigen Kampfes sind