Geschichte

TROMMELFLUIT

Unser Land war in den vergangenen Jahrhunderten die Kulisse für viele Kriege und Konflikte. Wenn schon etwas Gutes dabei herausgekommen sein soll, dann ist es eine Musik die die damaligen Armeen zu den Schlachtfeldern und wieder zurück begleitete. Seit dem 16. Jahrhundert bis in die Napoleontische Zeit wurde diese Musik auf Trommeln und kleinen, hellklingenden Querflöten, den sogenannten ‘Fijfers’, gespielt. Das Klangvolumen musste dem Kriegslärm angepasst sein.

Vor etwa 10 Jahren ergriffen die Mitglieder der Volksmusikgruppe KADRIL anlässlich des Katzenumzuges zu Ypern die Initiative, diese Musiktradition wieder zu beleben. Die Musikanten dazu fand man in der Musikwoche der Traditionellen Volksmusik in Gooik (Brabant), die jährlich vom VZW De Volksmuziekgilde organisiert wird.

So entstand Trommelfluit, eine Musikgruppe mit nur zwei Instrumenten: Trommeln und Pfeifen (‘Fijfers’). Ein paar Mal im Jahr bläst und schlägt diese Gruppe wieder Leben in die wunderschönen Melodien, vor allem anlässlich historischer oder traditioneller Ereignisse wie z.B. der Sankt-Jakobsumzug zu Brüssel, der Ross Beiaardumzug zu Dendermonde, die traditionellen Hopfenfeste im englischen Faversham, usw.

Ein Bild, das nicht mehr von dieser Zeit ist, aber bei dem viele Zuschauer plötzlich empfinden: ‘Ja, dies ist es, dies ist die Musik der alten, reichen Umzüge und Prozessionen in unseren Landen. Dies ist die Musik die wie keine andere zu den Monumenten, Bauten und Marktplätzen Flanderns passt.

DIE MUSIK

Die Musik, die Trommelfluit spielt, wurde in alten Manuskripten aus dem 17. und 18. Jhdt. zurückgefunden. Es sind Melodien und Märsche, deren Titel meist die Namen alter Herrscher, Feldherren oder Zünfte sind. Auf dem Programm stehen z.B.: Der Marsch der Geschworenen aus Brüssel, der Marsch des Prinzen von Luyck, der Königsvogel von Sankt-Barbara aus Diest, der Marsch der Zunft ‘Frieden Best’ aus Sint-Niklaas…

Das Trommelspiel zu dieser Musik stellte ein Problem dar, da die echte Trommeltradition in unseren Gebieten völlig verloren gegangen ist und von Drumbands nach amerikanischer Art ersetzt worden ist. Zum Glück fanden wir in Wallonien, dem südlichen Landsteil Belgiens, noch eine lebendige Trommeltradition.

DIE KOSTÜME

Tekst : Hans Quaghebeur

Ub. Walter Verniers

Im Jahre 1670 wurden erstmals Uniforme getragen in der französischen Armee. Bis zu dem Zeitpunkt kleidete jeder sich wie er wollte, oder wie es die adligen Privatbesitzer der Regimente wollten. Die ersten Uniforme sahen der Bekleidung des normalen Bürgers der damaligen Zeit sehr ähnlich: eine Jacke, ‘Justaucorps’ genannt, eine Kniehose und ein breitkrempiger Hut.

Die Kostüme der Trommelfluit sind eine Kopie des Schweizer Regimentes de Salis.

Es war mit diesem Regiment, das der französische König Louis XIV im Jahre 1678 nach einer 10-tägigen Belagerung die Stadt Ypern einnam. Ein paar Tage zuvor war er nur knapp dem Tod entwischt, als ein Bürger von Ypern, Nicolaas Hoedt, von der Stadt aus sein Nachtquartier mit einer Kanonenkugel traf. Der König blieb unversehrt, aber 18 Männer seiner Leibwacht wurden getötet. Alle drei Jahr wird dieses historische Ereignis im Katzenumzug von Ypern dargestellt. Der Riese Nicolaas der Kanonier wird dabei von Trommelfluit begleitet.

Nachforschungen im Armeemuseum ermöglichten es, die Tracht des Schweizer Regimentes de Salis genau zu rekonstruieren. Die Schweizer in französischem Dienst trugen ein ‘Justaucorps’ mit einer sehr auffallenden roten Farbe. Diese Truppen waren berühmt und berüchtigt. Sie wurden oftmals mit einer roten Ziegelmauer, in die keine Risse zu schlagen waren, verglichen. Die Ärmelumschläge und die Hose waren königsblau.

Die Einheiten unterschieden sich voneinander durch die Zahl der Knöpfe an Ärmeln und Taschen, und durch deren Farbe. Die des Regimentes de Salis waren silber- und metallfarbig.

Auf den Ärmelumschlägen gab es jeweils drei Knöpfe, auf den Taschen fünf.

Die grossen, breitkrempigen Hüte der Musikgruppe wurden in einer sombrereria (Hutfabrik) im spanischen Santiago de Compostela angefertigt. Die Straussfedern auf den Hüten hat die Gruppe Kadril von einer Tournee in Süd-Afrika mitgebracht.

Bewaffnet waren die Soldaten mit Säbel und Muskete. Aus Sicherheitsgründen werden diese von unseren Musikanten allerdings nicht getragen…

Das Pulver für die Muskete wurde in zwölf hölzernen Ampullen aufbewahrt. Sie hingen an einem 8 Zentimeter breiten Riemen, welcher quer über die Brust getragen wurde.: die ‘Bandoulière’. Der Zahl wegen wurden diese Ampullen auch ‘die zwölf Apostel’ genannt. An den Bandoulièren hängen auch original Kopien von Kugelsäckchen.

Bis auf die Hüte wurden alle Kostümelemente von den Mitgliedern der Musikgruppe selber angefertigt: 30 Justaucorps, 30 lederne Riemen mit Kugelsäckchen und mehr als 200 hölzerne Ampullen!

DIE FAHNE

Auch die Fahne des Regimentes de Salis wurde rekonstruiert. Wie alle französischen Fahnen der damaligen Zeit wurde sie durch ein weisses Kreuz gekennzeichnet. Weiss war díe Farbe Frankreichs, wie Orange die Farbe Hollands war. In den 4 Feldern der Fahne sind jeweils 4 flackernde Flammen zu sehen, abwechslend in Gelb und in Schwarz. Die Fahne ist eine historische Kopie. Sie hat keine einzige aktuelle oder ideologische Bedeutung. Trommelfluit will dies mit Absicht so halten, weil in der Vergangenheit und auch jetzt noch viele hinter eine Fahne hergelaufen sind und in ihren Idealen betrogen wurden, bzw. werden.

Und wenn Neugierige, nach vergeblichen Versuchen unsere Fahne zu dechiffrieren, uns fragen: ‘Wo kommt ihr her?’, dann bleiben wir die Antwort schuldig, denn wir sind von überall, aus allen Zeiten. Was uns bindet ist Musik traditioneller Herkunft, und das Beisammensein.