Wienerlied

Das im Wiener Dialekt gesungene Volkslied hat eine Jahrhunderte lange Tradition. Eng verbunden ist es seit jeher mit der Wiener Heurigenkultur. Nicht nur, das es oft als Tischmusik in Heurigenlokalen gesungen wurde, hat das Wienerlied auch inhaltlich eine besondere Verbindung zu Themen wie Wein, Leben, Liebe und der Tod sowie der Wiener Mentalität und Kultur. Melancholische Tendenzen, das viel zitierte Wiener Raunzen aber auch tief schwarzer Humor machen den besonderen Unterhaltungswert dieser Volkslieder aus.

Einen wesentlichen Beitrag zur Archivierung und Erhaltung des Wienerlieds leistete der Wiener Chordirigent Eduard Kremser mit seiner dreibändigen Sammlung „Wiener Lieder und Tänze“ (1911- 1925) auch bekannt als Kremser Alben.

Es ist of erstaunlich wie zeitgemäß, aktuell aber auch unterhaltsam zahlreiche Lieder, aus den letzten 150 Jahren, auch heute noch sind.

Das Wienerlied ist nicht ausschließlich aus Wien. Die Umschmelzung der ländlichen Weisen aus dem ober- und niederösterreichischen und aus dem steirischen Raum fand im vorvorigen Jahrhundert statt. Klare Grenzen gibt es nicht, man kann nicht sagen, wann ein Lied bereits typisch wienerisch ist (Karl Hodina, O du lieber Augustin. J&V 1991, S.11)

Beispielsweise waren die Wiener Heurigeng'stanzln stark beeinflusst von den Innviertler Bauerng'stanzln. Dazu kamen auch noch regionale Besonderheiten, wie alte Kaufrufe von Händlern oder die Einflüsse durch die slawischen und ungarische Bevölkerung.

Es war die Hochblüte des Wienerliedes zwar zwischen 1880 und 1930, aber dennoch sind diese Lieder auch heute noch beliebt und vor allem in der Bevölkerung bekannt.

Und dieser Wiener, der aus den Liedern spricht , ist vor allem ein Realist. Er sieht sich und die Welt, die er nun einmal nicht von Grund auf ändern kann, nicht zu ernst. Daher immer der Hauch von leiser Resignation, aber auch die Weigerung von unangenehmen Dingen zu reden, (Karl Hodina, O du lieber Augustin, J&V, 1991, S.12)

So sind diese Lieder einerseits durchaus kritisch, andererseits flüchtet man sich auch gern in Weinlaune und Walzerseeligkeit. In erster Linie thematisieren die Texte des Wienerliedes, Wien und die Wiener.

Du guater Himmervoder

I brauch ka Paradies

I bleib viel lieber doder

Weil mei Wean für mich's Himmelreich is

("Du guater Himmelvoder" in: Jürgen Hein (Hrsg.), Wienerlied. Reclam, 2002, S.24)

Auch die positiven Besonderheiten und Eigenheiten der Wiener werden besungen. Der Wiener wird als lebenslustiger Genussmensch beschrieben.

I bin a alter Weana

bei mir is all's Hamor

Kan Sorg und Kummer kenn i

Ka Traurigkeit o na

Nur lustig, fesch und munter

Is allweil g'west mei Schan

Is wo a Hetz da bin I stets

("I bin a echter Weana" in: Jürgen Hein (Hrsg.), Wienerlied. Reclam, 2002, S.27)

Aber die Texte idealisieren nicht nur das Wiener Gemüt, sie sind auch ehrlich und verheimlichen nicht jene dunklen Seiten der Wiener Seele. Sie zeigen den Grant und das Raunzen des Wieners, ebenso wie das Verhältnis des Wieners zum Tod.

Der Wiener ist standhaft, denn der Herrgott, ebenfalls ein häufig zu findendes Bild in Wienerliedern, hält schützend seine Hand über die Wiener. Beispielhaft sind diesbezüglich die bekannten Wienerlieder "Dem Herrgott sei Masterstück" oder "Hergott auf Sta" zu nennen.

  • Der Blick des Wieners in seine Vergangenheit ist aber nur selten kritisch. Meist sind es nostalgische Erinnerungen, das Hochhalten von Traditionen und das Sehnen nach der guten alten Zeit. Gerade in den Fiakerliedern, wie " A alter Weana Fiaker" oder "Die Fiaker-Latern" sind derartige Erinnerungen oft zu finden.

Wann der Wein verdirbt

Und wann amal die Musi stirb

In die mir Weana so verliabt

Is's a Gfrett

("Erst wann's aus sein wird" in: Karl Hodina, O du lieber Augustin. J&V, 1991, S.152)

Aus dem Repertoire der Singgemeinschaft:

Im Linagrab'n, I bin a stiller Zecher, Laternenlied, Die Blunzen und die Leberwurscht, Mei Alte sauft so viel wi I, Fiakerlied, G'füllte Nauscherln, I habs G'fühl i hab z'viel, Die Kellerpartie, etc.