Die Wahrheit über DIE ROCK-Band der 90 Jahre
Das Leben in einer Kommune macht fett. Gene und Dean kochten jahrelang fettige Kiffer Gerichte wie "The Pod", und nahmen dabei auch jene kleinen Gemeinheiten auf technischer Sparflamme auf, die das homecookin' erst sinnvoll machen. Das sie dabei zwölf Kilo zunahmen, uneheliche Kinder zu Hauf zeugten und dabei auch noch drei Labels verschlissen, mag jetzt keinen mehr interessieren. Die Ritter der Kokosnuß im Rock'n'Roll sehen die Welt HIV positiv, onanieren zu Voodoo Ladys und begrüßen uns mit einer ihrer zahlreichen Fake-Sprachen: BUENOS TARDES, AMIGOS. HOLA MY GOOD FRIEND.
WEEN schwimmen nun ganz FETT in den Suppen der Pushing Music World. WEEN zu hören ist mittlerweile cool, ihre letzte Schlachtplatte mag sicherlich zur allgemeinen Verfettung der Massenkranzgefäße beigetragen haben. Nicht, daß es sich hier um ein Fast Food Produkt handelt, gottlob nein, "Chocolate Chesse" ist ein geiles süß-salziges-Menu, daß eine Weiterentwicklung des Ween'schen Humors/Geschmacks offenbart. Lediglich Zutaten wie "Voodoo Lady" oder "Freedom of '76" sind einfach verträg-lichere, magenschonendere Häppchen, die auch Mister & Mrs. Hipp genußvoll konsumieren können. Dementsprechend bieten Ween nun auch Live-Shows, die man(n)
/Frau praktisch ohne Risiko eines Moralschocks, mit Feuerzange äh.. Feuerzeug in der Hand völlig schadstoffarm besuchen kann.
Ein schönes ROCK-Konzert mit mindestens 3 Stunden Unter-haltungsgarantie. Nix "two man experimental weirdness", sondern mit ANDREW WEIS am Bass und CLODE COLEMAN, die farbige Drum-Machine, eine konventionelle "Rock over Hippie-town für die Neunziger" Band. Schön, das sie dabei Prince für sich vereinnahmt haben, und noch schöner, das neuerdings ihr Soul dabei so sexy wie der von MARTY FELDMAN kommt. Weinende Girls im Publikum und Friede-Freude-Eier-Kuchen Gehabe bleiben live selbst für solche Viertelpfünder nicht aus. Eigentlich sind sie ja faul und gehen lieber angeln. Da bleibt viel, manchmal zuviel Energie übrig, um als Band der tausend Zugaben zu bestehen. Erst tünchen sie im besten Softeis Verfahren bissigere Songs wie "You fucked up" ein, um vier Stunden später (oder waren es sieben) leicht nervende Jam Sessions abzugeben, bis sie wirklich keiner mehr sehen will. Erst recht nicht in ihrer Landkommune. Und doch: Die pummeligen Männer haben das gewisse Potential, aus dem Nichts große Songs zu erschaffen, meist unter Einfluß von Kellogs mit Tomatenketchup und Anti-Bush Broccoli geschrieben. Alle lieben sie dafür. Wir auch.
Es war nicht so einfach, diese beiden extrem faulen Schweine dazu zu bewegen, ihren fetten Arsch von einem Mega Bong Richtung Walkman Mikro zu bewegen, aber am Ende klappte es dann doch noch, nicht unter drei Zyklo Gramm gentisch manipuliertem Holland Gras.
GW: Gene Ween
DW: Dean Ween
BF: Nein Ween
BF: Oft sprecht ihr über fette Leute in euren Songs, z. B. in "Fat Lenny", "Hey Fat Boy", "I'm Fat" etc.. Woher kommt das? Habt ihr da vielleicht eine Kindheits-Neurose? Oder habt ihr sogar Aversionen und haßt Fette Menschen?
GW: Ich wuchs mit vier kleinen Schwestern auf dem Land auf, in Pensylvenia. Meine Mutter machte ihnen immer überbackene Schweineschwarten, das war ihr Leibgericht. Ich dagegen haßte überbackene Schweineschwarten. Aber ich konnte mich damals nicht gegen meine Schwestern durchsetzen.
"Du weißt doch, Gene, sie sind viel jünger wie du, iß deinen Teller leer!" (Gene äfft seine Mutter nach).
Ich hab'sie gehaßt, und jetzt - schau's dir selber an. Jetzt schreibe ich über all diese vielen fetten Amerikaner, dabei bin ich selber einer!
BF: Ihr habt eine recht kindliche Verspieltheit in eurer Musik. Teilweise etwas naiv, aber oft doch genial kaputt. Es ist euch doch wohl klar, daß ihr niemals erwachsen werden wollt?
GW: Doch, aber erst in 50 Jahren, dann bin ich bestimmt ausgepowert, oder leide an Herzverfettung...wer weiß. Jedenfalls ist's mir dann egal. Jetzt will ich noch ein Kind sein, und mich an kleinen Mädchen erfreuen, die mir bei den Shows kreischend ihre Hände entgegenstrecken.
DW: Ich bin kein Kind mehr, und will auch keines mehr sein. Ich will nur ein großer Gitarrist sein, nicht mehr.
BF: Ihr seid zwar keine echten Brüder, dennoch hat man bei euch das Gefühl, als würdet ihr aus einer Familie stammen. Gibt's nicht manchmal brüderliche Zankereien zwischen euch?
GW: Hey guys, we're real brothers. Dean ist der kleinere (lacht hämisch!) und ich bin ausserdem der stärkere. So kann ich meine Ziele bei Ween besser durchsetzen.
DW: Du Schwein, was erzaehlst du da. Ausserdem bist du nur neidisch, nicht so gut Gitarre spielen zu können wie ich...
BF: Ja, ja...los, zankt euch...
GW: Später im Hotel, nicht jetzt. Jetzt rauchen wir erstmal was von eurem super Gras. Peace!
BF: Lebt ihr eigentlich noch auf dieser Hippie Farm in New Jersey? Natürlich seid ihr mehr Anarchisten von der Sorte des persönlichen Spaß, nicht besonders politisch orientiert, oder?
DW: Wir sind ab und zu da, auf dieser Farm. Aber leben tun wir dort eigentlich nicht mehr, wir waren die andauernden Streitereien, wer wann mit wem geschlafen hatte, wer wann und wo sein Dope geklaut bekommen hatte und all den ganzen Quatsch satt. Obwohl wir die Leute dort alle sehr mögen. Da ist z.B. Anne Crutchfield, eine Lesbe, die erotische Kurzgeschichten für Kinder schreibt. Und Eddie Basowski, eher so`n Beatnik, der an der Flasche hängt, und immer nur sentimentales Zeugs redet. Ihm haben wir das Instrumental "A tear for Eddie" auf "Chocolate & Cheese" gewidmet, aber er mochte es nicht. Als wir ihm das vogespielt haben, meinte er nur:
"Lernt mal was von John Coltrane und laßt mich mit diesem Pink Floyd Kitsch in Ruhe!"
- Tja, und dann haben wir mit ihm eine ganze Flasche Seagram's gesoffen und über seine Schuhgröße diskutiert. Na, die Zeit auf der Farm war schon genial, aber wir hatten am Ende keine Lust mehr. Und jetzt sind wir so erfolgreich, das wir auch alleine wohnen können, um unsere Miete zu bezahlen. Weißt Du, es stehen morgens nicht 15 Leute vor`m Badezimmer und man muß auch nicht darüber reden, wer die zwanzig leeren Flaschen Budweiser vom Frühstückstisch wegräumen muß.
BF: Welche Dinge im Leben sind für euch am wichtigsten? Ich meine so Themen wie: Mädchen pimpern, Bier trinken, Haschisch oder Gras rauchen, TV glotzen, Comics lesen, Musik machen, Musik hören, Bukowski lesen...
GW: Bukowski les ich nicht mehr, die Zeiten sind vorbei, mit ihm sind auch seine Bücher gestorben. Frauen, aber ja... gerne. Bier auch, obwohl ich Gras bevorzuge. Was ich für Musik höre? - Viel Soul, alte Disco Sachen, die Bee Gees, Chicago, Janet Jackson. Im Ernst, nur glaubt einem das keiner. Dabei schreiben wir eigentlich Songs, die auf sowas aufbauen. Würde mal jemand vorbeikommen, und meine Plattensammlung durchwühlen - ich weiß nicht was man dann über uns schreiben würde. Na, Musik machen wir meistens zu zweit, aber das wißt ihr wohl schon.
DW: Erstmal muß ich sagen: Ich lese noch Bukowski. Eigentlich auch nur, weil ich nur zwei Bücher habe. Das eine ist von Bukowski, das andere von Priscilla Presley: "Mein Leben mit Elvis". Beide haben mir Freunde geschenkt. Wozu gibt es auch sonst Fernsehen? Vor allem Monthy Python's Flying Circus - kennst du die Folge mit (Und dann kommen zwanzig Folgen bis ins Detail geschildert, die wir hiereinmal besser weglassen wollen).
DW: Ähem, sorry, wenn ich einmal mit Monthy Phython anfange..
BF: Ist schon okay.
GW: Er will sogar das "Holzfäller Lied" mit kanadischen Holzfällern für unser nächstes Album covern! - Das mach`ich nicht mit, ich mein, wir sind ja schon ein paar Spaßvögel, aber als er dann damit anfing, wie man daraus eine Soul Nummer machen könnte...das war mir zuviel, wirklich, ich mein, könnt ihr`s euch vorstellen?
DW: Das ist noch nicht ausgestanden... Nun zur Musik: Prince ist ganz groß, echt Mann, hör' dir sein Gitarrenspiel an, und Du weißt was ich meine. Ansonsten mag ich George Clinton, Sly Stone, Jimi Hendrix und auch einige neuere Bands der letzten Jahre aus der Indi-Szene. Mit den Drogen halt ich mich eher zurück...
GW: Hey, Dean, this boys from Beerfront are cool, don't talk shit...
BF: Du hast nicht viel mit Drogen am Hut, sagst du. Warum hast du denn so'ne Matte vor'm Gesicht hängen, und stehst mit nackten Füßen auf der Bühne?
DW: Du meinst, ich bin wohl ein Hippie, was?!...Nein, ich hab mir nur zwei Paar Socken mit auf Tour genommen...
BF:..und Thema Frauen?..
DW: ...nnnhjannnjoo..
GW: Ihr müßt wissen, Dean ist ein schüchterner Junge. Eigentlich reden wir nicht gerne über Privates.
BF: Okay, reden wir über euren Deal mit ELEKTRA.
DW: Das kam zu Stande, nachdem uns zwei ihrer Talentscouts live in New York gesehen hatten. Wir haben mit ihnen nach dem Konzert auf ihre Rechnung in einem super teurem französischen Restaurant gegessen und das war ihre erste Investition in uns. Wenig später boten sie uns einen Deal an, und nachdem mit Shimmy Disc auch nicht mehr viel lief, war es nur logisch, ja zu sagen. Jetzt können wir allerdings nur noch eine Platte pro Jahr rausbringen und haben Material für zehn. Aber ich frag mich immer, was Michael Jackson antwortet, wenn er SO runtergekommen ist, das nur noch Indie Labels ihm Veträge anbieten. Ich mein, der umgekehrte Weg kann einem doch auch passieren, und wie reagiert man dann?
GW: Das werden wir noch herausfinden.
BF: Wie war das mit den Boredoms, ihr habt ja mit ihnen eine in Japan Platte aufgenommen.
GW: Ich spreche immer noch kein japanisch, und sie kein englisch. Ich kann auch immer noch nicht mit Stäbchen essen, aber die Boredoms mit Messer und Gabel. Das hat sich irgendwie auch auf die Aufnahmen ausgewirkt, ich würde es als Zusammentreffen von der Intensität von Hiroshima und Pearl Harbour bezeichnen. Irgendwann wird es allerdings nur in Japan - rausgebracht werden. Und dann gibt es noch ein neues Projekt von uns, CRAZY DIAMONDS, da werden sich einige Leute noch wundern, es wird eine Überraschung sein.
BF: Ihr spielt jetzt live mit einer "klassischen" Rock-besetzung, im Gegensatz zu früher.
GW: Wir wissen, was wir wollen. Wir sind die wahre Supergroup der späten Neunziger.
BF: Buenos tardes, amigos.