TOLES

Fragen und Antworten

Die folgenden Antworten geben die persönliche Meinung von mir, Patrick Mustu, wieder und stellen keine offizielle Verlautbarung der TOLES-Organisation dar. Ich bin Rechtsanwalt und Fachübersetzer, seit 25 Jahren als Dozent tätig, und gebe seit 15 Jahren Englischkurse für Juristen. Ich war drei Jahre im Vorstand der European Legal English Teachers‘ Association (EULETA) und bin lizensierter TOLES-Prüfer.

Warum TOLES?

Ich sehe im Wesentlichen zwei Ansatzpunkte, die eine Motivation für den Erwerb dieses Zertifikats begründen können:

  • Zum einen als Feststellung vorhandener Legal-English-Kenntnisse nach dem Motto „wo stehe ich?“, d.h. um für sich selbst zu wissen, wie es um die eigene Sprachkompetenz bestellt ist.
  • Zum anderen, um einen Nachweis zu haben, etwa gegenüber potenziellen Arbeitgebern.

Das soll aber nicht heißen, dass Jeder damit etwas anfangen kann. Der TOLES ist in Deutschland relativ unbekannt, und die meisten Personaler wissen nicht, was genau dahinter steckt. Das gilt aber auch für andere Sprachzertifikate, wie etwa jene von Cambridge, Trinity College, LCCI, TELC, TOEIC, etc. Die Namen mögen dem Einen oder Anderen bekannt sein, aber einschätzen, was durch ein „First Certificate“ oder ein „Proficiency“ belegt wird, können die Wenigsten. Dennoch ist es in Deutschland immer noch so, dass Bewerbungsunterlagen nicht umfangreich genug, die Bewerbungsmappe nicht dick genug sein kann, und Personaler ständig nach Zeugnissen und Bescheinigungen Ausschau halten. Insofern muss man aus diesem "Je mehr, desto besser" - Prinzip ableiten: schaden kann es nicht.

Wird der TOLES von bestimmten Organisationen anerkannt?

Eine offzielle Anerkennung in dem Sinne, dass eine Akkreditierung durch eine Hochschule oder eine staatliche Stelle vorliegt, ist nicht gegeben. Die Anbieterorganisation Global Legal English ist Mitglied der International Division der Law Society of England & Wales und hat die Prüfung auf Wunsch einer großen Londoner Wirtschaftskanzlei zur Beurteilung der rechtssprachlichen Kenntnisse der Mitarbeiter entwickelt. Zu den Arbeitgebern, die sich des TOLES bedienen, zählen u.a. Linklaters, Allen & Overy, Baker and McKenzie, Freshfields, PricewaterhouseCoopers, KPMG, Sony Ericsson, Daimler, Siemens, DuPont, der EuGH, die EZB und die Deutsche Bundesbank.

Wird der TOLES als Sprachnachweis für ein LL.M.-Studium an englischsprachigen Universitäten akzeptiert?

In der Regel nicht. Das gilt aber auch für fast alle anderen Sprachzertifikate. Universitäten sind sehr eingeschränkt, was die Nachweise anbelangt. Selbst die Universität Cambridge akzeptiert (ihre eigenen) Cambridge-Zertifikate nicht. Je nach Land und Universität wird – jedenfalls in den meisten Fällen – entweder ein TOEFL oder IELTS verlangt.

Ich bin angehende(r)/praktizierende(r) Jurist(in) / Fachangestellte(r) / Übersetzer(in). Welche Prüfung ist die richtige für mich?

Das hängt entscheidend davon ab, wo man steht. Der TOLES ist keine Prüfung, auf die man sich „mal eben“ mit einem Buch vorbereitet, um sie abzulegen. Vielmehr dient sie der Beurteilung der vorhandenen Sprachkompetenz, um diese einzuschätzen, zu verifizieren und zu belegen. Sich an Berufsgruppen zu orientieren ist daher nur eingeschränkt möglich. Folgende Einteilung wäre grob denkbar:

  • Foundation: Fachangestellte.
  • Higher: Fremdsprachenkorrespondenten, Fremdsprachensekretäre.
  • Advanced: angehende und praktizierende Juristen (Studenten, Referendare, Anwälte) sowie Dolmetscher und Übersetzer.

Ich halte es aber auch für denkbar, nach dem Motto „lieber eine hohe Punktzahl in einer leichteren Prüfung als eine niedrige Punktzahl in einer schwierigeren Prüfung erreichen“ vorzugehen. Denn es sieht sicherlich besser aus „90 von 100“ Punkten erreicht zu haben als „50 von 100“. Hauptsache, man hat etwas in der Tasche. Die Advanced-Prüfung ist meiner Meinung nach sehr anspruchsvoll und entspricht nach den eigenen Verlautbarungen der Anbieterorganisation in fachterminologischer Hinsicht dem Kenntnisstand eines englischen Solicitors oder Barristers.

Wie sieht es mit der Vorbereitung aus?

Der TOLES ist ein Instrument zur Einschätzung vorhandener Sprachkenntnisse. Eine Vorbereitung ist insofern nicht erforderlich. Ich prüfe also vorhandenes Wissen, nicht speziell auf Grundlage eines „Curriculums“ angeeignetes. Die eigentliche Vorbereitung besteht darin, sich mit der Struktur und den Aufgabentypen der Prüfung vertraut zu machen, was durch das Studieren der „Sample Papers“ (Musterprüfungen) hervorragend geht. Für jede Prüfung steht ein Mustersatz kostenlos zur Verfügung und kann heruntergeladen werden. Wer mehr möchte, kann bei TOLES weitere, die sog. „Practice Papers“, erwerben.

Eine Empfehlung der zur Vorbereitung geeigneten Literatur vermag ich auf der Grundlage der von der TOLES-Organisation auf deren Internetseite beworbenen Bücher nicht zu geben. Die sog. “Practice Papers” enthalten diverse Musterprüfungen, während "The Lawyer’s English Language Coursebook" den Rundumschlag darstellt, mit dem ein systematischer Aufbau der Lese-, Schreib- und Hörkompetenz vorgenommen werden kann. Es gibt am Markt aber auch Dutzende Lehrbücher, die nicht von TOLES kommen, anhand der man sich ebenfalls gut in Rechtssprache einlesen kann. Da es sich um ein No-Fail-Exam handelt und immer ein Zertifikat mit der erreichten Punktzahl ausgestellt wird, gibt es auch Kandidaten, die das, wie bereits erwähnt, ohne Vorbereitung auf Grundlage und als Verifizierung ihrer vorhandenen Sprachkompetenz machen.

Eine mögliche Vorgehensweise:

  • Musterprüfungen herunterladen und schauen, wie man damit klar kommt. Wer sagt "piece of cake" kann direkt zur Prüfung schreiten.
  • Ansonsten können Sie entweder eines der von TOLES herausgegebenen Bücher durcharbeiten oder englische Rechtstexte und Verträge lesen, wiedekehrende Formulierungen herausfiltern und bestimmte Rechtsgebiete (hier hilft die Auflistung unter https://www.toleslegal.com/product/the-lawyers-english-language-coursebook/) erarbeiten.

Zusammenfassend ist es meiner Ansicht nach also nicht zwingend erforderlich, bestimmte Literatur zu erwerben (schaden tut es natürlich auch nicht).