Aktuelles

NEWS - NEWS - NEWS - NEWS - NEWS - NEWS - NEWS - NEWS - NEWS - NEWS 

November 2022

Fünf Schwellköpp am vierfarbbunten Bande 

Von Markus Schug |  F.A.Z. Rhein-Main-Süd.

Die Idee, teure Großveranstaltungen – im konkreten Fall den 72. Deutschen Katholikentag in Mainz – mithilfe vorab zu erwerbender Anstecker zu finanzieren, haben sich die Fastnachter 1948 von der katholischen Kirche abgeschaut. Seitdem gibt es Zugplakettchen. Sie werden stets von November an als „Eintrittskarte“ für den jeweils nächsten und eigentlich ja frei zugänglichen Rosenmontagszug angeboten.

Vor ziemlich genau 50 Jahren wurden aus den bis dahin gestalteten Pins und Buttons aus Metall schließlich dreidimensionale Figuren aus Plastik: Angefangen bei den zunächst noch eher zierlich anmutenden Gardisten und Hofsängern, entwickelten sich die mittels Band vor der Brust zu tragenden Kunststoffgebilde zu echten Schwergewichten. Und so baumelten schon mal „Drei tanzende Narren vor dem Dom“ sowie das an Fastnachtstagen sehr beliebte Trio aus „Weck, Worscht un Woi“ am Bande der Unterstützer. Einzelne Modelle, die bis heute mangels Alternative in China gefertigt werden, durften gar batteriebetrieben blinken oder kurze Liedsequenzen zum Besten geben.

Suche nach Herstellern in Deutschland oder Europa

Auch „Annabell“ und „Kevin“, die beiden frisch eingetroffenen Zugplakettchen der am Freitag beginnenden Kampagne 2022/23, haben den weiten Weg aus Asien hinter sich. Sie gelangten mit dem Flieger via Frankfurt nach Mainz. Weil sich Reedereien angesichts weltweiter Logistikprobleme nicht auf einen verbindlichen Liefertermin festlegen wollten, wie Hans-Jörg Langenbach am Dienstag bei der Präsentation des närrischen Plastiknachwuchses erklärte.

Mit dem Flugzeug seien die bestellten 30.000 Zugplakettchen aber zum Glück rechtzeitig eingetroffen, sagte der beim Mainzer Carneval-Verein (MCV) von 1838 zuständige Sprecher des Plakettenausschusses. Wobei man für jedes dieser Figürchen, die an die selbst noch junge Jugendabteilung des örtlichen Schwellkopp-Träscher-Clubs erinnern sollen, Transportkosten von 1,20 Euro entrichten müsse.

Der MCV suche schon seit gut eineinhalb Jahren nach anderen Lösungen, also möglichst nach Herstellern in Deutschland oder Europa, sagt Langenbach: „Wir sind dran, aber bisher hat es nicht geklappt.“ Für den vergleichsweise unsicheren Transport auf dem Seeweg wären übrigens ebenfalls Preise von mehr als einem Euro je Exemplar fällig.

Bis 14. Dezember und dann wieder vom Neujahrstag an bis Rosenmontag werden die „Plakettcherverkäufer“ nun wieder in der Stadt unterwegs sein, um „Annabell“ und „Kevin“ für sechs Euro das Stück an den Mann oder die Frau zu bringen. Sammler, von denen etliche zu Hause im Keller stattliche eigene Rosenmontagszüge aufgestellt haben, müssen sich entscheiden: Wollen sie nur ein 2023er Zugplakettchen kaufen oder aber doch gleich die ganze, aus fünf verschiedenen Jugend-Schwellkopp-Trägern bestehende Narrengang erwerben.

Ihre erwachsenen Vorgänger wurden übrigens vor fast 100 Jahren vom Unternehmer Ludwig Lipp, damals Chef einer Firma für Theater-Plastik, entworfen. Am Freitag dürften zumindest einige der insgesamt 30 Pappmachéköpfe, die inzwischen zur Mainzer Familie gehören, mal wieder um den Fastnachtsbrunnen herum tanzen. Denn sie gehören als feste Größe zum Kampagnenauftakt, der in den Karnevalshochburgen traditionell am Elften im Elften um elf Uhr elf zelebriert wird.

Mehrere Jubiläen dürfen gefeiert werden

Das Ereignis könne „wie in besten Zeiten“ auf dem Schillerplatz wieder ohne Zugangskontrollen und sonstige Corona-Vorschriften begangen werden, sagte der neue MCV-Präsident, Hannsgeorg Schönig. Das Verlesen des aus elf Artikeln bestehenden Närrischen Grundgesetzes, mit dem das Volk schon auf die zwischen Neujahr und Aschermittwoch zu bestehenden Herausforderungen eingestimmt werden soll, überlässt er allerdings den Vertretern zweier jubilierender Garden: Der Kostheimer Carneval-Verein darf 2023 sein hundertjähriges Bestehen feiern und der Carneval-Club Weisenau sich auch über seine Gründung vor 75 Kampagnen freuen.

Bei der vierfarbbunten Zusammenkunft am Fastnachtsbrunnen, zu der in Vor-Corona-Zeiten meist Tausende überwiegend maskierte Besucher gekommen waren, darf auch Stimmungs- und Schunkelmusik nicht fehlen. Die von 11.11 Uhr an bis zum Abend unter anderem von den Hofsängern, der Spassmacher Company, den Bockiusbrüder und den Amigos del Sol auf die erstmals direkt vor dem Osteiner Hof stehende Bühne gebracht werden soll.


Quelle: F.A.Z.

April 2020

The Masked Meenzer

Als in unserm scheene Meenz im Zuge der Corona-Pandemie die Maskenpflicht in Kraft trat, habe sich aach unsere Schwellköpp nit lang bitte lasse.

Rucki Zucki war'n ä paar Maske genäht und schon war'n mer bereit wider uff die Gass zu gehen. Aber irgendwie war des bleed, es iss jo gar kaa Fassenachtszeit un kään Träscher weit und breit. Deshalb stehe mer dann halt doch weiter in de Waachehall in Mombach und sin schun ganz heiß uff die nei Kampagne. Hoffe mer mol das des ganze Geschiss mit dem Corona bald vorbei iss, do kenne mer donn aach wider mim nötiche Elan dorch die Gechend getrache wern.

Februar 2020

22 Jahre Schwellkopp Träscher Club 

2x11 mit großem Herzen, 'n dicke Kopp und Schulterschmerzen.

Karlche

Interview mit Karlchen

Der Schwellköppträger Club wird 22 Jahre alt. „2×11 mit großem Herzen, ‘n dicken Kopp und Schulterschmerzen“, so lautet das aktuelle Motto. Zu sehen sind sie wieder am Rosenmontag. Hier ein Interview mit Schwellkopp-Karlchen:

Sie sind der Sprecher der Meenzer Schwellköpp. Wie kommt man zu dieser Funktion?

Da ich der einzige in unserer 29-köpfigen Verwandtschaft bin, der einigermaßen Hochdeutsch babbeln – oh, ich meine natürlich, reden – kann, wurde mir dieser Sprecherposten zuteil.

Die Meenzer Schwellköpp feiern in diesem Jahr ihren 93. Geburtstag. Aber Hand auf ihr Pappmaché-Herz, sie sind doch noch nicht 93 Jahre alt?

Nein, natürlich nicht. Keiner der Schwellköpp, die Sie in Mainz auf der Gass sehen können, ist so alt. Die ersten unserer Vorfahren wurden aber nachweislich vom Mainzer Steinbildhauer Ludwig Lipp im Jahre 1927 also vor 93 Jahren erschaffen. Den Krieg hat aber leider keiner überlebt. Die nächste Generation wurde dann aber 1950 geschaffen. Die ältesten von uns sind demnach mittlerweile 70 Jahre… 70 Jahre voller Schwung, die Schwellköpp bleiben ewig jung!

Darf ich nach Ihrem Alter fragen?

Ich bin im Jahre 1983 von Dieter Wenger geschaffen worden, ich bin also 37 Jahre alt, quasi noch im Schwellkoppteenageralter. Zusammen mit dem Butze und dem Eulefon bin ich der Jüngste unserer Art.

Wie schwer sind Sie eigentlich?

Ich wiege exakt 25 kg und das schon seit vielen Jahren konstant. Bei meiner Größe von 2,26 m hab ich den idealen Schwellkoppbodymaßindex von 11.

Der SKTC wird in diesem Jahr 2×11 Jahre. Haben Sie einen Lieblingsträscher?

Oh, da halte ich mich jetzt lieber vornehm zurück. Mir sind alle Träscher vom SKTC recht.

Nur die, die jedes Jahr sagen, dass ich innen schon wieder kleiner geworden wäre, die nerven mich. Ich bin seit Jahren unverändert…

Wo verbringen Sie eigentlich den Sommer?

In Mombach in der Wagenhalle des MCV haben wir unser Sommerquartier. Ab und zu gibt’s Maniküreeinheiten, aber im Großen und Ganzen ruhen wir uns aus, denn so eine Fastnachtskampagne ist ganz schön anstrengend. Nur im Jahr 2016 mussten wir im Sommer auf einmal ran. Wir hatten alle einen furchtbaren Sonnenbrand.

Sie hatten ja mit dem SKTC auch schon viele interessante Auftritte…

Ja, wir waren schon zweimal in Berlin, einmal in Bern in der Schweiz und ich durfte vor drei Jahren nach Madrid reisen. Dort habe ich auf der großen Touristikmesse FITUR Werbung für die Meenzer Fastnacht gemacht. Seit einigen Jahren, seitdem es den SKTC gibt, sind wir ständig auf Achse bzw. im Einsatz. Aber das ist gut so. In früheren Jahren haben wir immer nur an Rosenmontag mal frische Luft atmen können. Das ist jetzt schon viel schöner so. Der SKTC hat uns wieder in Schwung gebracht.

Wovon träumt ein Schwellkopp?

Einmal im Schwellkoppleben mit dem SKTC an der Steubenparade in New York teilnehmen. Die 5th Avenue statt der Lu entlang laufen, das wäre ein Traum.

Und wovor hat ein Schwellkopp Angst?

Von einem Wiesbadener getragen zu werden, der zwischendurch schlapp macht.

Wie finden Sie die Kinderschwellköpp, die der SKTC vor drei Jahren geschaffen hat?

Es macht unheimlich Spaß mit den Kinnerschwellköpp zusammen aufzutreten. Ich freue mich auch schon, wenn dann in ein paar Jahren die kleinen Träscher erwachsen sind und uns große Schwellköppe dann tragen. Da wird man die langjährige Trageerfahrung spüren. Gut für uns, dann wird’s nicht so unruhig und im Inneren wird nicht so viel geschwitzt und gestöhnt.


Weitere Infos: Schwellkoppträscherclub feiert Jubiläum

Am Samstag, den 21.02.1998 war es, als in der Gaststätte „Zur Sonne“ in der Mainzer Innenstadt beim fröhlichen Umtrunk nach dem Schwellkopptragen anlässlich des Jugendmaskenzuges vom heutigen SKTC-Vizepräsidenten, Stefan Fredrich, in einer gereimten Gründungsrede der SKTC ausgerufen und erstmals benannt wurde. Der SKTC, der erste Meenzer Fastnachtsverein mit vier Buchstaben war geboren und fortan hatten die Schwellkoppträscher eine „Clubheimat“.

Mittlerweile ist der SKTC eine feste Größe in der Mainzer Fastnachtslandschaft. Etwa 150 Clubmitglieder sind von den Meenzer Schwellköppen und vor allen Dingen vom Tragen dieser Meenzer Fastnachtssymbole absolut begeistert.

Wenn die Träscher beim diesjährigen Rosenmontagszug im Einsatz sind, haben sie vorher, in der Kampagne schon fast sechs Tonnen an Schwellkoppgewicht getragen. Geplant sind 230 x große und 136 x kleine Schwellköppeinsätze.

Neben dem Rosenmontagszug ist die Schwellkoppparade anlässlich des Jugendmaskenzugs ein Highlight für den SKTC. Diese Schwellkoppparade hat ihren Namen verdient, da es wirklich die einzige Veranstaltung ist, bei der alle 30 Schwellköpp zusammen in einer Formation den fastnachtsbegeisterten Zuschauern präsentiert werden.

Geschaffen wurden die Schwellköpp nachweislich von dem Mainzer Steinbildhauer, Ludwig Lipp, im Jahre 1927. Die Schwellköpp feiern also in diesem Jahr ihren 93 Geburtstag. Die Schwellkoppformen wurden im Krieg fast komplett zerstört. Nachfahren von Ludwig Lipp haben sich dann aber der Schwellköppe erinnert und diese vor etwa 70 Jahren nachgebaut. Es gibt insgesamt vier Formen, die im Besitz des Mainzer Carneval Vereins sind. Auch die Schwellköpp gehören dem Mainzer Carneval Verein.

Der SKTC hat sich zur Aufgabe gemacht, die Schwellköpp vermehrt uff die Gasss zu bringen. Früher bekam man für das Schwellkopptragen am Rosenmontag Geld und es mussten mühsam Träger gesucht werden. Seit dem der SKTC die Schwellköpp trägt, hat sich dies geändert.

Schwellkopptragen ist eine der letzten Herausforderungen unserer Zeit! Wer das einmal gemacht hat, kommt davon nicht mehr los… Wer an Rosenmontag einen Schwellkopp trägt, bekommt danach eine Urkunde und ein T-Shirt mit der Abbildung seines Schwellkopps, den er getragen hat und ist mächtig stolz. Wer fünfmal erfolgreich zu offiziellen Anlässen einen Schwellkopp getragen hat, bekommt einen Schwellkoppführerschein. Mittlerweile gibt es Wartelisten, so groß ist die Zahl der Interessenten, mal einen Schwellkopp zu tragen. Da immer wieder danach gefragt wird: die Schwellköpp wiegen zwischen 25 und 27 kg.

Der SKTC war mit den Schwellköpp mittlerweile schon zweimal in Berlin und einmal in der Schweiz on Tour.

Da die Meenzer Schwellköpp eine besondere Faszination für die Kinder darstellen, der Traum vom Schwellkopptragen für viele Kinder aber furchtbar lange dauert, bis man endlich stark und groß genug ist, um so ein Symbol der Meenzer Fastnacht selber tragen zu können, hat der SKTC vor drei Jahren Kinnerschwellköpp zusammen mit Dieter Wenger kreiert und mit den Nachwuchskräften zusammen gebaut. Insgesamt 12 Kinnerschwellköpp sind nun im Einsatz und auch diese erfreuen sich einer großen Beliebtheit. Auf diese Art hat der SKTC langfristig für begeisterte Nachwuchsträger gesorgt. Auffällig ist, dass Eltern ihre Kinder zum Kinnerschwellkopptragen bringen und sich bei der Gelegenheit auch mal den Traum vom Tragen eines großen Schwellkopps erfüllen.

Seit vielen Jahren ist der SKTC auch in der Saalfastnacht aktiv.

Eigene Sitzungen waren bis zum Jahre 2018 fester Bestandteil des SKTC-Veranstaltungskalenders.

Seit letztem Jahr geht der SKTC aber auch hier neue, modernere Wege. Eine Mischung aus Sitzung und Stehung wird mittlerweile den vielen Mitgliedern und Freunden des SKTC im Drusussaal auf der Zitadelle geboten.

In diesem Jahr findet die Veranstaltung mit vielen Überraschungen am Fastnachtssamstag um 19:11 Uhr als Schwellköpp & Friends-Party statt.


Interview veröffentlicht im Sensor Magazin