Resolution
für die entschlossene Umsetzung einer humanen Drogenpolitik und den Ausbau akzeptierender Drogenarbeit in Deutschland
beschlossen auf dem akzept-Kongress in Bielefeld, 28.11.25
Resolution
für die entschlossene Umsetzung einer humanen Drogenpolitik und den Ausbau akzeptierender Drogenarbeit in Deutschland
beschlossen auf dem akzept-Kongress in Bielefeld, 28.11.25
Der internationale akzept-Kongress 2025 stellt fest, dass die dynamische Entwicklung der Verbreitung psychoaktiver Substanzen sowie die Zunahme sozialer Problemlagen erhebliche Herausforderungen für die Gesundheits- und Sozialpolitik darstellen.
Insbesondere
die hohe Zahl an Menschen, die im Zusammenhang mit Drogengebrauch versterben,
die mangelhafte Kontrolle der legalen Drogen (Alkohol und Tabak)
der wachsende Crack-Konsum und
die drohende Verbreitung synthetischer Opioide
erfordern ein koordiniertes, evidenzbasiertes und zielgruppenorientiertes Vorgehen.
Dazu kommen immense strukturelle Belastungen für Menschen mit substanzbezogenen Problemen: Armut, Wohnungslosigkeit, Arbeitslosigkeit und Vereinsamung.
Das gesamtgesellschaftliche Ziel muss dabei sein, die Gesundheit zu schützen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt vor dem Hintergrund mannigfaltiger Herausforderungen zu fördern.
Wirksamkeitsgrenzen repressiver und rein abstinenzorientierter Maßnahmen
Repressive und ausschließlich abstinenzorientierte Strategien erweisen sich zur Bewältigung komplexer drogen- und suchtbezogener Problemlagen als unzureichend.
Relevanz akzeptierender Drogenarbeit
Die akzeptierende und zieloffene Drogenarbeit bietet seit Jahrzehnten wirksame, praxisnahe und lebensweltnahe Handlungsansätze. Im Mittelpunkt stehen dabei Schadensminderung, Prävention und die bedürfnisorientierte Verbesserung der Lebenssituation betroffener Menschen.
Dringlichkeit spezifischer Interventionen
Crack-Konsum: Der Anstieg des Crack-Konsums führt ohne niedrigschwellige und spezifische Angebote zu einer raschen Zunahme gesundheitlicher und sozialer Schäden.
Synthetische Opioide: Die mögliche Ausbreitung hochpotenter synthetischer Opioide birgt erhebliche Risiken, insbesondere stark steigende Überdosierungs- und Mortalitätsraten.
(Weitere) Neue Psychoaktive Substanzen: Angebot und Verfügbarkeit psychoaktiver Substanzen erweitern sich kontinuierlich. Die Risikoprofile sogenannter „Research Chemicals” unterscheiden sich in hohem Maße.
Hohe Morbiditäts- und Mortalitätsraten: Die durch den Konsum legaler Drogen bedingten Morbiditäts- und Mortalitätsraten sind immens – Deutschland droht nationale und europäische Gesundheitsziele deutlich zu verfehlen.
Weiterentwicklung der Cannabisregulierung
Die Teillegalisierung von Cannabis zeigt erste positive Effekte hinsichtlich Entstigmatisierung und Verbraucher*innenschutz. Zur Stabilisierung dieser Entwicklungen sind jedoch weitere gesetzgeberische Schritte, eine kontrollierte Abgabe über lizenzierte Fachgeschäfte sowie der Ausbau präventiver und schadensminimierender Maßnahmen erforderlich.
Die Teilnehmer*innen des internationalen akzept-Kongresses 2025 beschließen:
Stärkung der akzeptierenden Drogenarbeit
Bund, Länder und Kommunen werden aufgefordert, die akzeptierende Drogenarbeit personell, finanziell und strukturell dauerhaft und bedarfsgerecht auszubauen. Die aktuellen Handlungsempfehlungen von akzept e.V. zum Umgang mit Crack und zur Prävention der Verbreitung synthetischer Opioide sollen als verbindliche Grundlage zukünftiger Maßnahmen herangezogen werden.
Maßnahmen zur Prävention von Überdosierungen und Todesfällen
Zur Risikominderung durch synthetische Opioide sind folgende Maßnahmen unerlässlich:
Frühwarnsysteme: Etablierung und Stärkung eng verzahnter Monitoring- und Berichtssysteme zur schnellen Erkennung neuer Substanzen und Konsummuster.
Naloxon: Flächendeckende Verfügbarkeit und systematische Schulungen zur Anwendung von Naloxon zur Prävention und Reversion opioidbedingter Überdosierungen.
Substitution: Ausbau und Flexibilisierung der Substitutionsbehandlung unter Berücksichtigung individueller Lebenslagen.
Drugchecking: Bundesweite Verbreitung und rechtliche Absicherung niedrigschwelliger Drugchecking-Angebote.
Drogenkonsumräume: Einrichtung weiterer Drogenkonsumräume sowie Herstellung einer verlässlichen rechtlichen Grundlage für deren Betrieb.
Diese fünf lebensrettenden Maßnahmen haben sich bereits bewährt und müssen flächendeckend ausgebaut werden.
Weiterentwicklung der Cannabisregulierung
Die Bundesregierung wird aufgefordert, die Regulierung von Cannabis fortzuentwickeln.
Dazu gehören:
die Einführung lizenzierter Fachgeschäfte für eine sichere und kontrollierte Abgabe,
umfassende Präventions- und Harm-Reduction-Strategien,
die kontinuierliche Evaluation der gesetzlichen Grundlagen und ihrer Auswirkungen.
Grundlagen für eine wirksame Umsetzung
Alle aufgeführten Maßnahmen sind umzusetzen:
in enger Zusammenarbeit mit Peers und Selbsthilfegruppen,
durch zielgruppenspezifische Informations- und Bildungsangebote,
durch fortlaufende Qualifizierung des Fachpersonals sowie
durch eine ausreichende Ressourcenausstattung.
Der Kongress appelliert an alle politischen Entscheidungsträger*innen, die vorliegende Resolution umzusetzen und damit die Voraussetzungen für eine humane, wissenschaftsbasierte und gesellschaftlich akzeptierende Drogenpolitik in Deutschland zu schaffen.
akzept e.V. - Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik
vista gGmbH - Berlin
Drogenberatung e.V. Bielefeld
Drogenverein Mannheim e.V. Phillip Gerber
Integrative Drogenhilfe (IDH) - Frankfurt
INDRO e.V.
Institut für Suchtforschung (ISFF) an der Frankfurt University of Applied Sciences
Fixpunkt e.V. Berlin
Verantwortlich:
akzept e.V., Prof. Dr. Heino Stöver, Vorstandsvorsitzender
Informationen zur Verarbeitung personenbezogener Daten durch akzept e.V. nach der EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) sind hier zu finden: https://www.akzept.eu/datenschutzerklaerung/.