Erste Lesekreissitzung
Was ist revolutionärer Marxismus?
Hosted by Kritische Soziologie
17.4., 18:00 - 20:00
Steintorcampus, Seminarraum 18
Emil-Abderhalden-Straße 25
Die Texte werden im Voraus gelesen und dann zusammen diskutiert. Neueinsteiger/innen sind herzlich willkommen und Vorkenntnisse werden nicht benötigt!
Texte für die erste Sitzung: Revolutionäre Führung
• Rosa Luxemburg, “Die ‘Junius-Broschüre’ / Krise der Sozialdemokratie” Teil I. (1916)
• J.P. Nettl, “The German Social Democratic Party 1890-1914 as a Political Model” (1965)
• Cliff Slaughter, “What is revolutionary leadership?” (1960)
Nach dem Tod von Marx und Engels nimmt der Marxismus mit dem rasanten Wachstum der Arbeiterbewegung und der Entstehung der zweiten Internationale den Charakter einer politischen Massenbewegung an, die sich in alle Teile der Welt verbreitet. Wir möchten im ersten Teil des Seminars genauer betrachten, worin der berühmt-berüchtigte Marxismus der Arbeiterbewegung bestand und welche Krise ihn vor dem Beginn des Ersten Weltkrieges erfasst hat. Der Kampf gegen diese „Krise des Marxismus“ erreichte mit der Oktoberrevolution und der deutschen Arbeiterrevolution von 1918–19 einen welthistorischen Maßstab, der die Hoffnungen und Katastrophen des 20. Jahrhunderts vorbereitete. Was war das Ziel der 1917 eingeleiteten internationalen Revolution und wie ist diese gescheitert? Welche politischen und ideologischen Konsequenzen folgten daraus?
Um diese Fragen näher zu beleuchten, beschäftigen wir uns in der zweiten Hälfte des Semesters mit den Reflexionen dieser Entwicklungen durch zentrale Vertreter der Frankfurter Schule. Mit Lukács, Benjamin, Horkheimer und Adorno entwickeln wir die Spannung, Kontinuität und Differenz zu den Vertretern der klassischen Periode des Marxismus und versuchen, uns ein bedeutendes Instrumentarium zum Verständnis der gegenwärtigen Welt anzueignen. Das problematische Verhältnis von Theorie und Praxis im Marxismus und seiner Entwicklung hat die Welt des 20. Jahrhunderts entscheidend geprägt und hinterlässt seine Narben bis in die Gegenwart. Mit der Erforschung dieses Verhältnisses möchten wir Aufschluss darüber erhalten, wie die Vergangenheit unsere eigene Vorstellung der Zukunft in Bann hält.