Joh 16,13 Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in die ganze Wahrheit führen. Denn er wird nicht aus sich selbst heraus reden, sondern er wird sagen, was er hört, und euch verkünden, was kommen wird. 14 Er wird mich verherrlichen; denn er wird von dem, was mein ist, nehmen und es euch verkünden. 15 Alles, was der Vater hat, ist mein; darum habe ich gesagt: Er nimmt von dem, was mein ist, und wird es euch verkünden.
Apg 16,6 Weil ihnen aber vom Heiligen Geist verwehrt wurde, das Wort in der Provinz Asien zu verkünden, reisten sie durch Phrygien und das galatische Land. 7 Sie zogen an Mysien entlang und versuchten, Bithynien zu erreichen; doch auch das erlaubte ihnen der Geist Jesu nicht.
Röm 8,9 Ihr aber seid nicht vom Fleisch, sondern vom Geist bestimmt, da ja der Geist Gottes in euch wohnt. Wer den Geist Christi nicht hat, der gehört nicht zu ihm.
1. Petr 1, 10 Nach diesem Heil haben die Propheten gesucht und geforscht und sie haben über die Gnade geweissagt, die für euch bestimmt ist. 11 Sie haben nachgeforscht, auf welche Zeit und welche Umstände der in ihnen wirkende Geist Christi hindeute, der die Leiden Christi und die darauf folgende Herrlichkeit im Voraus bezeugte.
Tertullian
Basilius (De Spiritu Sancto 18,47)
Ambrosius (De Spiritu Sancto I 120)
aus "Vier Briefe an Serapion v. Thmuis (Epistulae ad Serapion) " - Dritter Brief
1.
Du wirst dich vielleicht wundern, wenn du trotz deines Auftrages, den Brief über den Heiligen Geist zu kürzen und den Gegenstand desselben mit wenigen Worten zu erläutern, siehst, wie ich diesen Gegenstand verlasse und gegen jene schreibe, die wider den Sohn Gottes freveln und ihn ein Geschöpf nennen; aber ich bin überzeugt, daß du mich nicht tadeln wirst, wenn du den Grund erfährst, sondern daß es deine Frömmigkeit billigen wird, wenn du die Zweckmäßigkeit dieses Vorgehens ersiehst. Der Herr hat nämlich selbst gesagt: „Der Tröster wird nicht von sich selbst reden, sondern was er hört, wird er reden, weil er von dem Meinigen nehmen und euch verkünden wird"1. Der Herr gab ihn aus sich den Jüngern, indem er sie anhauchte2, und so goß ihn der Vater dem Schriftwort gemäß3 über alles Fleisch aus. Deshalb habe ich mit Recht zuerst über den Sohn Gottes gesprochen und geschrieben, damit wir durch die Erkenntnis des Sohnes auch die rechte Erkenntnis des Geistes gewinnen könnten. Denn dasselbe eigentümliche Verhältnis, in dem wir den Sohn zum Vater wissen, obwaltet, wie wir finden werden, auch zwischen dem Geist und dem Sohn. Und wie der Sohn spricht: „Alles, was der Vater hat, ist mein"4, so werden wir finden, daß dies alles durch den Sohn auch im Geiste ist. Und wie der Vater auf den Sohn hinwies mit den Worten: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe"5, ebenso eignet der Geist dem Sohne. Denn „er sandte", sagt der Apostel, „den Geist seines Sohnes in unser Herz, der da ruft: Abba, Vater"6. Und was besonders bemerkenswert ist, wie der Sohn spricht: Was mein ist, das ist des Vaters; ebenso ist der Heilige Geist, der Eigentum des Sohnes genannt wurde, Eigentum des Vaters, Denn der Sohn selbst spricht: „Wenn der Tröster kommt, den ich euch vom Vater senden werde, den Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, so wird er von mir Zeugnis geben"7. Paulus aber schreibt: „Niemand kennt das (Wesen) des Menschen außer der Geist des Menschen, der in ihm wohnt; so kennt auch das (Wesen) Gottes niemand außer der Geist Gottes, der in ihm ist. Wir aber haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist aus Gott, um zu erkennen, was uns von Gott geschenkt worden ist"8. Und in der ganzen göttlichen Schrift wirst du finden, daß vom Heiligen Geiste gesagt wird, er sei des Sohnes und auch er sei des Vaters. Davon haben wir früher schon geschrieben. Wenn also der Sohn wegen seines eigentümlichen Verhältnisses zum Vater, und weil er die eigene Erzeugung der Wesenheit desselben ist, kein Geschöpf, sondern dem Vater wesensgleich ist, so ist wohl auch der Heilige Geist kein Geschöpf; gottlos ist vielmehr, wer dies angesichts des besonderen Verhältnisses behauptet, in dem der Geist zum Sohne steht, weil er aus letzterem allen gegeben wird, und weil das, was er hat, des Sohnes ist.
aus https://www.unifr.ch/bkv/kapitel2465.htm
aus "Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit" (De Trinitate)
15. Innerhalb der Dreieinigkeit selber jedoch ist, wenn der Zeugende Urgrund des Gezeugten ist, der Vater Urgrund des Sohnes, weil er ihn zeugte. Ob aber der Vater deshalb, weil es vom Heiligen Geiste heißt: „Er geht vom Vater aus“,1 auch Urgrund des Heiligen Geistes ist, das ist keine leichte Frage. Wenn er es ist, dann ist er nicht nur Urgrund einer Wirklichkeit, die er zeugt oder schafft, sondern auch einer solchen, die er schenkt. Von hier aus fällt auch Licht, soweit das möglich ist, auf die viele beunruhigende Frage, warum nicht auch der Heilige Geist Sohn ist, da er doch auch vom Vater ausgeht, wie im Evangelium zu lesen ist.2 Der Heilige Geist ging nämlich vom Vater aus, nicht als einer, der geboren wurde, sondern als einer, der geschenkt wurde. Deshalb heißt er nicht Sohn. Er ist ja nicht geboren wie der Eingeborene, nicht durch die Gnade zu einem Sohne Gottes geschaffen und wiedergeboren worden wie wir. Was nämlich vom Vater geboren ist, besagt nur eine Beziehung zum Vater. Deshalb spricht man nur vom Sohne des Vaters, nicht auch von unserem Sohne. Was aber geschenkt wurde, das hat eine Beziehung sowohl zum Schenker als auch zum Beschenkten. Deshalb heißt der Heilige Geist nicht nur der Geist des Vaters und Sohnes, die ihn schenkten, sondern auch unser Geist, da wir ihn empfingen, sowie man vom Heil des Herrn redet,3 weil es der Herr gab, und auch von unserem Heile, weil [S. 208] wir es empfingen. Der Heilige Geist ist also sowohl der Geist Gottes, der ihn schenkte, als auch unser Geist, da wir ihn empfingen. Nicht jener unser Geist, der zu unserem Sein gehört ― der Geist, der im Menschen ist, gehört ja zum Menschen ―, sondern in anderer Weise ist dieser Geist unser. In ihr beten wir: „Unser tägliches Brot gib uns heute.“4 Wir haben freilich auch jenen Geist, der zum menschlichen Sein gehört, empfangen. Die Schrift sagt ja: „Was hast du, das du nicht empfangen hättest?“5 Aber etwas anderes ist es, was wir empfangen haben, um zu sein, etwas anderes, was wir empfangen haben, um heilig zu sein. Auch von Johannes steht geschrieben, daß er im Geiste und in der Kraft des Elias komme.6 Geist des Elias heißt der Heilige Geist, den Elias schon empfangen hatte. Ähnlich muß man auch das Wort verstehen, das der Herr zu Moses sprach: „Ich nehme von deinem Geiste und gebe ihnen davon.“7 Das will sagen: Ich gebe ihnen von dem Heiligen Geiste, den ich dir schon gegeben habe. Wenn also das Geschenk den Schenker zum Urgrund hat, weil dieser nicht anderswoher nimmt, was von ihm hervorgeht, dann muß man gestehen, daß Vater und Sohn der Urgrund des Heiligen Geistes sind; nicht zwei Urgründe, sondern wie Vater und Sohn ein Gott sind und in bezug auf die Schöpfung ein Schöpfer und ein Herr, so sind sie in bezug auf den Heiligen Geist ein Urgrund. In bezug auf die Schöpfung aber sind Vater, Sohn und Heiliger Geist zusammen ein Urgrund, wie sie ein Schöpfer und ein Gott sind.
aus https://www.unifr.ch/bkv/kapitel2671-13.htm
aus "Vorträge über das Johannes-Evangelium" (Tractatus in Iohannis Euangelium)
99. Vortrag mit dem Thema:
Über die Stelle: „Denn er wird nicht aus sich selbst reden, sondern was er hören wird, das wird er reden“. Joh. 16, 13.
siehe https://www.unifr.ch/bkv/kapitel1872.htm - dabei insbesondere Punkt 6
Auch in der östlichen Kirche glaubt man, daß Jesus nach Joh 20,22 den Jüngern den Heiligen Geist gesendet hat:
Konzilstext zum Thema (Seite 184/185)
Persönlich vermute ich, daß dieses Dogma (nach Wikipedia) erstmals durch die "Definition gegen die Albigenser und Katharer" in Kap. 1. Der katholische Glaube definiert wird. Es erscheint mir, als ob dies nicht unmittelbar gegen die Ostkirche gerichtet war, sondern gegen diese Irrlehrer im Westen.
https://www.facebook.com/catholicaetapostolicaecclesia/posts/835607829941167
(Der hl. Thomas von Aquin stellt einfach bei jeder These pro und contra gegenüber.)
a) Dagegen spricht:
I. Nach Dionysius sollen wir nichts über Gott zu sprechen wagen, was nicht in der Schrift steht (I. de div. nom.). In der Schrift aber steht es nicht ausgedrückt, daß der heilige Geist vom Sohne ausgehe, sofern nur sein Ausgehen vom Vater ist da ausdrücklich erwähnt: „Den Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht,“ heißt es Joh. 15, 26. Also. CX.
II. Im Konstantinopolitanischen Symbolum lesen wir (can. 7.): „Wir glauben an den heiligen Geist, den Herrn, der da lebendig macht und vom Vater ausgeht und mit dem Vater und dem Sohne anzubeten ist.“ Dem durfte aber in keiner Weise hinzugefügt werden „und vom Sohne“ (ausgeht), filioque; vielmehr scheinen jene, die es gethan, des Anathems schuldig.
III.Damascenus sagt (I. de fide orthod. 11.): „Wir sagen, der hellige Geist sei aus dem Vater und wir nennen Ihn den Geist des Vaters; wir sagen aber nicht, der heilige Geist sei aus dem Sohne und wir nennen Ihn trotzdem den Geist des Sohnes.“ Also geht der heilige Geist nicht vom Sohne aus.
IV. Nichts ruht in dem, wovon es ausgeht. Der heilige Geist aber ruht im Sohne. Denn so heißt es in den Alten des heiligen Andreas: „Der Friede sei mit euch und mit allen, welche glauben an Einen Gott den Vater, und an den Einen Sohn unseren Herrn Jesum Christum, und an den Einen heiligen Geist, der vom Vater ausgeht und im Sohne bleibt.“
V. Der Sohn geht aus als Wort. Unser Geist scheint aber nicht von unserem Worte auszugehen. Also der heilige Geist geht nicht vom Sohne aus.
VI. Der heilige Geist geht in aller Vollkommenheit vom Vater aus. Also ist ein Ausgehen vom Sohne ganz überflüssig.
VII. In den beständigen Dingen ist kein Unterschied zwischen Können und Thatsächlichsein; was sie sein können, das sind sie, sonst wären sie nicht beständig. Der heilige Geist aber kann unterschieden werden vom Sohne, wenn Er auch nicht von Ihm ausgeht. Denn so sagt Anselm (de processus bpitizus sancti): „Vom Vater haben allerdings das Sein sowohl der Sohn wie der heilige Geist, aber in verschiedener Weise; der Eine hat [S. 119] es dadurch daß Er erzeugt ist, der andere dadurch daß Er „ausgeht“; und so sind beide unterschieden voneinander. Denn wenn selbst durch nichts Anderes Sohn und heiliger Geist mehrere Personen wären, durch dieses allein würden sie voneinander unterschieden sein.“ Also ist der heilige Geist unterschieden vom Sohne und geht nicht von Ihm aus.
Aufder anderen Seite sagt Athanasius im Symbolum: „Der heilige Geist vom Vater und dem Sohne, nicht gemacht, nicht geschaffen, sondern ausgehend.“
b) Ich antworte, es sei unbedingt notwendig, daß der heilige Geist vom Sohne sei. Denn wenn Er nicht von Ihm wäre, so würde Er in keiner Weise von Ihm unterschieden werden können. Es ist nämlich unmöglich, daß die göttlichen Personen durch etwas dem Wesen Zukommendes voneinander unterschieden werden; sie wären dann nicht eines einigen Wesens. Also dürfen sie nur kraft der Relationen unterschieden sein. Die Relationen aber oder Beziehungen können nur in dem Falle den Unterschied für die Personen bilden, daß sie zueinander im Gegensatze stehen. Das erhellt daraus. Der Vater hat zwei Relationen, durch deren eine Er zum Sohne bezogen wird, durch die zweite zum heiligen Geiste. Diese beiden Relationen im Vater aber bilden nicht zwei Personen, sondern sind in ein und derselben Person, weil sie zu einander in keinem Gegensatze stehen. Wenn nun im Sohne und im heiligen Geiste nur zwei Relationen gefunden würden, durch welche jeder von beiden zum Vater bezogen würden, so wären diese zwei Relationen nicht im relativen Gegensatze zu einander; wie ja auch nicht jene zwei Relationen, durch welche der Vater zu ihnen, zu „Sohn“ und „heiliger Geist“, bezogen wird, einander gegenüberstehen. Sowie also die Person des Vaters eine einzige ist mit ihren zwei Relationen, so wären der Sohn und der heilige Geist ebenso gut eine einzige Person, welche durch zwei Relationen zum Vater bezogen würde, ohne daß diese Relationen zu einander im Gegensatze ständen.
Das aber ist häretisch und räumt den Glauben an die Dreieinigkeit hinweg. Es ist also notwendig, daß Sohn und heiliger Geist durch einander entgegengesetzte Relationen zu einander bezogen werden. Es können nun in Gott keine einander entgegengesetzte Relationen bestehen außer auf Grund des Ursprungs. (Kap. 28, Art. 4.) Solche Relationen aber stehen im Gegensatze wie Princip zu dem vom Princip her Abgeleiteten. Also muß entweder der Sohn vom heiligen Geiste sein, was keiner sagt; oder der heilige Geist vom Sohne, was wir bekennen und wozu die Vernunft selber führt.
Denn es ist oben gesagt worden, daß der Sohn hervorgeht gemäß der Weise der Vernunft als Wort; der heilige Geist gemäß der Weise des Willens als Liebe. Es ist aber notwendig, daß die Liebe vom Worte ausgeht. Denn wir lieben nur, was wir kennen; nämlich was wir durch die Vernunft auffassen. Und somit ist offenbar, daß der heilige Geist vom Sohne ausgeht.
Die gewöhnliche Ordnung der Dinge zeigt dies ebenfalls. Denn wenn von einem eine Mehrheit ausgeht, so geschieht dies mit einer gewissen Ordnung in der Mehrheit, außer etwa in solcher Mehrheit von Dingen, wo das eine vom anderen nur wegen des Stoffes verschieden ist; wie der Schmid viele Messer hervorbringt, welche nur durch den Stoff verschieden sind, ohne daß in den einzelnen Messern selber eine von der Vernunft gewollte Ordnung sich vorfände. In anderen Dingen, die nicht bloß stofflich voneinander verschieden sind, wird aber immer eine gewisse Ordnung beobachtet in der Hervorbringung derselben. Und so offenbart sich auch in der Ordnung, in welcher die geschaffenen Dinge zu einander stehen, die Weisheit Gottes. [S. 120] Gehen also vom Vater zwei Personen aus, so muß zwischen diesen zweien eine gewisse Ordnung in ihrem Verhältnisse zu einander sich vorfinden. Eine andere Ordnung kann aber nicht gefunden werden, wie die der Natur, kraft deren das eine vom anderen ist. Somit kann gar nicht gesagt werden, der Sohn und der heilige Geist gingen so vom Vater aus, daß keiner von ihnen vom anderen ausginge; es müßte denn in ihnen bloß ein materieller zufälliger, dem Stoffe entsprechender Unterschied sein, was unmöglich ist.
Deshalb gestehen auch die Griechen eine gewisse Ordnung zu zwischen dem Sohne und dem heiligen Geiste. Sie sagen nämlich, der heilige Geist sei der Geist des Sohnes und Er sei vom Vater durch den Sohn. Und manche sagen. Er sei vom Sohne oder fließe daraus, nicht aber, Er „gehe aus“ vom Vater. Doch dies kann nur aus Unwissenheit und mit schlechtem Glauben gesagt werden. Das Wort „Ausgehen“ ist nämlich unter allen Worten, welche den Ursprung kennzeichnen, das gemeinsamste. Denn wir bedienen uns desselben zur Bezeichnung jeglicher Art von Hervorgehen; wie die Linie vom Punkte ausgeht, der Strahl von der Sonne, der Strom von der Quelle. Welcher Ausdruck auch immer deshalb gebraucht wird, sei es „Sein vom Sohn“ oder „Sein durch den Sohn vom Vater“; immer ist es eingeschlossen, daß der heilige Geist „ausgeht“ vom Sohne.
c) I. Allerdings findet sich in der heiligen Schrift nicht der Ausdruck; vom Sohne, filioque, wohl aber ganz klar der Sinn. So sagt der Herr (Joh. 16, 14.): „Jener (der Geist der Wahrheit) wird mich verherrlichen, weil Er vom Meinigen erhalten wird.“ Im allgemeinen muß beobachtet werden, daß alles, was die heilige Schrift vom Vater sagt, auch vom Sohne gilt, ausgenommen die Aussagen, welche den Vater gemäß den einander entgegengesetzten Relationen, also auch gemäß der Person, vom Sohne unterscheiden. Denn wenn Matth. 11, 27. gesagt wird: „Niemand kennt den Sohn außer der Vater;“ so ist damit nicht ausgeschlossen, daß der Sohn Sich selber erkennt. Wenn also in der Schrift gesagt wird, der heilige Geist ginge vom Vater aus, so ist doch, mag auch hinzugefügt werden, „vom Vater allein,“ nicht ausgeschlossen, daß Er auch vom Sohne ausgeht; denn mit Rücksicht darauf steht der Vater und der Sohn in keinerlei relativem Gegensatze zu einander. Dies ist der Fall nur dann, wenn der Vater als Vater dem Sohne gegenübersteht.
II. In jedem Konzil ist ein Symbolum gemacht worden wegen der speciellen Verurteilung eines Irrtums. Das nachfolgende Konzil also macht kein anderes Symbolum wie das vorhergehende, sondern es erklärt durch einige ausdrücklichere Worte das Verständnis des vorhergehenden und wendet es auf die Zurückweisung des Irrtums an. So wird im Konzil von Chalcedon gesagt: „Die Väter, welche im Konzil von Konstantinopel vereinigt waren, haben die Lehre vom heiligen Geiste erklärt.“ Damit behaupteten sie nicht, daß diese Väter etwas mehr lehrten, wie im Konzil von Nicäa gelehrt worden war; sondern sie wendeten das Verständnis des Konzils von Nicäa in ausdrücklichen Worten an auf die Häretiker. Vorher also war dieser Irrtum, daß der heilige Geist nicht vom Sohne ausgehe, nicht öffentlich gelehrt worden; und somit wurde er auch nicht mit ausdrücklichen Worten zurückgewiesen. Nachdem aber in einem orientalischen Konzil der betreffende Irrtum öffentlich aufgestellt worden war, wurde die Wahrheit ausdrücklich im Symbolum durch das Hinzufügen des filioque kraft der Autorität des römischen Papstes, durch die auch alle anderen Konzilien berufen und bestätigt worden waren, für die ganze Kirche [S. 121] festgestellt. Wird aber gesagt, daß der heilige Geist vom Vater ausgeht, so ist darin schon enthalten, daß Er auch vom Sohne ausgeht.
III. Die Nestorianer haben zuerst geläugnet, daß der heilige Geist vom Sohne ausgeht, wie aus einem vom Ephesinischen Konzil verurteilten Symbolum der Nestorianer erhellt. Und diesen Irrtum hat dann der Nestorianer Theodoricus gelehrt und mehrere nach ihm, worunter auch Damascenus. Darin darf also letzterem nicht gefolgt werden. Einige jedoch meinen, daß Damascenus in jener Stelle das Hervorgehen des heiligen Geistes vom Sohne weder behauptet noch leugnet.
IV. Dadurch daß vom heiligen Geiste gesagt wird, Er ruhe oder bleibe im Sohne, ist nicht ausgeschlossen, daß Er von Ihm ausgeht; wird ja doch vom Sohne auch gesagt, Er bleibe im Vater, und trotzdem geht Er von Ihm aus. Der heilige Geist ruht eben im Sohne, wie die Liebe des Liebenden ruht im geliebten Gegenstande. Oder es kann auch von der menschlichen Natur Christi gelten, wie es in Joh. 1, 33, heißt: „Über wen du sehen wirst den heiligen Geist Herabsteigen und bleiben, Er tauft im heiligen Geiste.“
V. Vom äußeren gesprochenen Worte geht allerdings kein Geist aus. Nicht aber nach der Ähnlichkeit dieses Wortes wird das „Wort“ in Gott genommen, außer etwa figürlich, sondern nach der Ähnlichkeit mit dem inneren Worte des Geistes oder des Herzens, von dem immer die Liebe ausgeht.
VI. Dadurch eben daß der heilige Geist in vollkommenster Weise vom Vater ausgeht, ist es weit entfernt, überflüssig zu sein; vielmehr ist es deshalb durchaus notwendig, daß Er auch vom Sohne ausgeht. Denn eine einige Kraft ist in Vater und Sohn. Was also vom Vater ist, das muß auch vom Sohne sein; ausgenommen was der persönlichen Eigenheit des Sohnes widerspricht, dem es nicht zukommt, von Sich zu sein, sondern vom Vater.
VII. Der heilige Geist ist unterschieden der Person nach vom Sohne, Weil der Ursprung des einen verschieden ist vom anderen. Und dieser Unterschied ist eben schon darin, daß der heilige Geist von Vater und Sohn ist; der Sohn aber nur vom Vater.
a.) Dagegen spricht:
I. Was von einem ausgeht durch einen anderen, geht vom ersteren nicht unmittelbar aus. Also würde im gegebenen Falle der heilige Geist nicht unmittelbar vom Vater ausgehen; was unzuträglich scheint.
II.Wenn der heilige Geist vom Vater ausgeht durch den Sohn, so geht Er vom Sohne aus nur wegen des Vaters. „Das aber, wegen dessen etwas geschieht, ist mehr als das, wodurch es geschieht;“ so lautet ein philosophischer Grundsatz, wie das Feuer mehr ist an Wärme als die Wärme des Zimmers, durch welche die Wärme an mich kommt. Also würde der heilige Geist mehr ausgehen vom Vater wie vom Sohne.
III. Der Sohn hat das göttliche Sein durch Zeugung. Ist also der heilige Geist vom Vater durch den Sohn, so folgt, daß vorher der Sohn II. [S. 122] erzeugt ist und nachher erst der heilige Geist ausgeht. Es wäre also dann das „Ausgehen“ des heiligen Geistes nicht von Ewigkeit.
IV. Wie der König durch den Minister verwaltet, so kann auch gesagt werden, der Minister führe die Verwaltung durch den König, nämlich vermittelst dessen Autorität. Niemals aber kann gesagt werden, der Sohn „hauche“ den heiligen Geist durch den Vater. Also „haucht“ der Vater auch nicht den heiligen Geist durch den Sohn. IV.
Auf der anderen Seite sagt Hilarius (12. de Trin.): „Bewahre in mir, ich flehe, dieses mein festes Glaubensbekenntnis, daß ich immerdar an Dich glaube, den Vater; und daß ich den Sohn zugleich mit Dir anbete: und so Deinen heiligen Geist verdiene, der da aus Dir ist durch Deinen Eingeborenen.“ V. VI.
b) Ich antworte, daß in allen Redeweisen, nach welchen jemand durch etwas wirkt, dieses Wort „durch“ immer eine gewisse Ursächlichkeit oder ein Princip der Thätigkeit ausdrückt.
Manchmal aber, insofern nämlich die Thätigkeit oder das Handeln in der Mitte steht zwischen dem Thätigseienden und der gewordenen Wirkung, bezeichnet dieses „durch“ die Ursache für das Thätigsein selber, gemäß welcher nämlich das Thätigsein vom thätigen Princip ausgeht, und zwar bezeichnet es dann: a) die Zweckursache, wie wenn ich sage, der Künstler wirke getrieben durch die Begierde nach Gewinn; — b) die Formalursache, wie wenn ich sage, der Künstler wirke durch die in ihm bestehende Kunstform; — c) die antreibende oder wirkende Ursache, wie wenn ich sage, der Künstler wirke durch den Befehl eines anderen.
Manchmal jedoch bezeichnet dieses „durch“ die Ursache oder das Princip einer Thätigkeit insofern diese in der gewordenen Wirkung ihre Grenze und ihren Schlußpunkt hat; wie wenn ich sage, der Künstler wirke durch den Hammer. Denn damit wird nicht gesagt, der Hammer sei die Ursache dafür, daß der Künstler überhaupt thätig sei; sondern vielmehr, selbiger sei ein Princip für die gewordene Wirkung, so daß diese vom Künstler ausgehe; und den Charakter, ein solches Princip oder eine solche Ursache zu sein, habe er, der Hammer, vom Künstler selber. Und dies ist der Grund, daß einige sagen, dieses Wörtchen „durch“ bezeichne bisweilen direkt und in erster Linie die Autorität, wie wenn gesagt wird, der König wirke durch den Minister; bisweilen aber nur nebensächlich und auf Grund einer Voraussetzung, wie wenn ich sage, der Minister wirke durch den König. IX.
Weil also der Sohn es vom Vater hat, daß von Ihm der heilige Geist ausgeht, kann gut gesagt werden, der Vater „hauche“ durch den Sohn den heiligen Geist; oder der heilige Geist gehe durch den Sohn aus vom Vater. X.
c) I. In jeglicher Thätigkeit sind zwei Momente zu berücksichtigen: die wirkende Person und die Kraft oder Natur, vermittelst deren sie wirkt; wie z. B. das Feuer seine Thätigkeit ausübt kraft der Wärme. Wenn nun im Vater und im Sohne die Kraft betrachtet wird, durch die sie den heiligen Geist „hauchen“, so findet sich da keinerlei Vermittlung, die Anlaß geben könnte zum Zusatze des Wörtchens „durch“. Wenn aber die „hauchenden“ Personen betrachtet werden, so wird, da der heilige Geist vom Vater und Sohn gemeinsam ausgeht, der heilige Geist gefunden als unmittelbar vom Vater ausgehend und mittelbar vom Sohne, insoweit Er vom Sohne ist; da der Sohn es ja vom Vater hat, daß der heilige Geist von Ihm ausgeht. So könnte, wenn das Beispiel an sich nicht zu materiell wäre, um auf rein immaterielle Verhältnisse angewandt zu werden, wohl gesagt werden, [S. 123] Abel gehe unmittelbar von Adam aus, der sein Vater war; und mittelbar von Eva, die da selber aus Adam genommen worden.
II. Wenn der Sohn vom Vater eine von diesem der Zahl nach verschiedene Kraft erhielte, um den heiligen Geist zu „hauchen“, somit also zwei Kräfte dazu beständen, so könnte gesagt werden, daß Er ein Werkzeug sei für das Ausgehen des heiligen Geistes; und daß dieser also dann mehr, d. h. in vollkommenerer Weise vom Vater ausginge wie vom Sohne. Aber so ist es nicht. Die „hauchende“ Kraft ist im Vater und im Sohne ein und die selbe und deshalb geht der heilige Geist gleichmäßig von beiden aus; und nur insoweit wird gesagt, Er gehe hauptsächlich oder in erster Linie vom Vater aus, weil der Sohn es vom Vater hat, daß der heilige Geist von Ihm ausgeht.
III. Die Zeugung des Sohnes ist gleichewig mit dem zeugenden Princip; denn nicht war früher der Vater wie der Sohn. Und so ist auch das Ausgehen des heiligen Geistes gleichewig mit seinem Princip. Deshalb war nicht zuerst der Gezeugte, ehe der heilige Geist ausging.
IV. Eine solche Umkehrung, wie der Einwurf sie an das Wörtchen „durch“ knüpfen will, kann nicht immer gemacht werden. Denn wir sagen wohl, der Künstler sei thätig durch den Hammer; nicht aber, der Hammer sei thätig durch den Künstler. Wir sagen jedoch, der Minister wirke durch den König; weil dem Minister, der da Herr seines Handelns ist, ebenfalls es zukommt, zu wirken. Dem Hammer kommt dies nicht zu; er empfängt allen Anstoß von außen. Es wird andererseits vom Minister gesagt, er wirke durch den König. Denn je mehr eine Person im Handeln früher ist, desto mehr tritt die Kraft, vermittelst deren sie handelt, in die Wirkung ein; insofern die Kraft der ersten Ursache in einem Seinskreise die zweite Ursache erst mit der Wirkung verbindet, wie hier die Kraft und Autorität des Königs den Minister mit der Wirkung verknüpft. So werden auch die ersten Principien in den Beweisen unmittelbare genannt. So also, inwieweit die Person des Ministers zwischen der Person des Königs steht und der einzelnen Wirkung, wird vom Könige gesagt, er wirke durch den Minister Inwieweit aber die Kraft, vermittelst deren die Wirkung geschieht, in Betracht kommt, wirkt der Minister durch den König; denn die königliche Kraft ist unmittelbarer für die Wirkung. Im Vater und Sohn ist aber ein und dieselbe Kraft; also kann nicht gesagt werden der heilige Geist gehe aus vom Sohne durch den Vater. Es ist da nur eine Ordnung in den Personen und da kann gesagt werden: der heilige Geist gehe aus vom Vater durch den Sohn.
a) Dagegen spricht:
I. Würde der heilige Geist vom Vater und Sohn ausgehen als von einem einigen Princip, so würde Er von Sich selber ausgehen, da Er eins ist in der „Natur“ mit Vater und Sohn. Er kann auch nicht von Vater und Sohn ausgehen als einem Princip, insofern diese beiden Personen eine Eigenheit gemeinsam haben. Denn eine Eigenheit kann nicht in dieser Weise für beide eine einige sein, daß sie gleichmäßig als eine einige in beiden Personen sich fände, insoweit diese eben „Personen“ sind, und daß sie so Princip [S. 124] einer persönlichen Thätigkeit seien; denn „Person sein“ heißt als solches „abgeschlossen sein“. Also Vater und Sohn sind in keiner Weise ein einiges Princip des heiligen Geistes.
II. Ferner; wenn auf Grund einer Eigenheit, proprietas, Vater und Sohn ein Princip des heiligen Geistes sind; so würde der Vater, weil Er zwei Eigenheiten in Sich schließt, aus dem gleichen Grunde zwei Principien für sich allein sein, nämlich für den Sohn und für den heiligen Geist, was unzuträglich ist. Also ist Vater und Sohn nicht wegen der einigen Eigenheit ein einiges Princip des heiligen Geistes.
III. Der Sohn stimmt mit dem Vater nicht mehr überein wie der heilige Geist. Der heilige Geist aber ist nicht mit dem Vater ein einiges Princip für irgend welche Person. Also kommt dies auch nicht dem Sohne zu.
IV. Wenn Vater und Sohn als Princip des heiligen Geistes eins sind; so ist dieses Eine entweder der Vater oder dieses Eine ist nicht der Vater. Keines von beiden aber kann gesagt werden. Denn wenn dieses Eine der Vater ist, so folgt, daß der Sohn Vater ist; ist dieses Eine nicht der Vater, so ist der Vater nicht Vater. Also sind Vater und Sohn nicht ein Princip für die dritte Person.
V. Wenn das richtig wäre: Vater und Sohn sind ein Princip des heiligen Geistes; so würde auch das Umgekehrte richtig sein: Ein einiges Princip des heiligen Geistes ist der Vater und Sohn. Dies scheint aber falsch zu sein. Denn das Subjekt „ein einiges Princip“ steht entweder für die Person des Vaters oder für die Person des Sohnes. Nach beiden Seiten hin aber ist es falsch. Also ist auch die Umkehrung falsch.
VI. Eins sein im Subjekte ist ebensoviel wie ein und dasselbe sein. Sind also Vater und Sohn ein Princip des heiligen Geistes, so folgt daraus, daß sie ein und dasselbe Princip sind. Dies aber leugnen viele. Also sind sie auch nicht ein Princip.
VII. Vater, Sohn und heiliger Geist sind ein Princip der Kreaturen, und heißen deshalb Schöpfer. Der Vater und der Sohn aber sind zwei „Hauchende“, wie viele sagen; und wie Hilarius zu behaupten scheint (2. de Trin.): „Der heilige Geist ist zu preisen als vom Vater und Sohn als von zwei Hauchenden“ (auctoribus). Also sind Vater und Sohn nicht ein Princip des heiligen Geistes.
Auf der anderen Seite schreibt Augustin (5. de Trin. 14.): „Der Vater und Sohn sind nicht zwei Principien des heiligen Geistes, sondern eines.“
b) Ich antworte; der Vater und Sohn sind in allem eins, wo nicht der relative Gegensatz unterscheidet. Darin aber „Princip sein des heiligen Geistes“ sind sie nicht einander entgegengesetzt. Also sind sie darin eins.
Manche jedoch sagen, dies sei eine ungeeignete Ausdrucksweise: „Vater und Sohn sind ein Princip des heiligen Geistes.“ Denn sie meinen, das Wort „Princip“ hier, als einiges betrachtet, bezeichne nicht die Person, sondern die Eigenheit, welche beiden Personen, dem Vater und dem Sohne, unter der hier genommenen Rücksicht mit Beziehung auf den heiligen Geist gemeinsam ist; — somit, meinen sie, werde in der obigen Redeweise das Wort „Princip“ nicht als Substantiv genommen, sondern als Adjektiv, als Eigenschaftswort; das sei aber ungehörig, daß ein Adjektiv, also hier principium, zum anderen, „unum“ hier bestimmend hinzutrete. Höchstens könnte das Wort „unum“ als Adverbium betrachtet werden und somit bedeuten „in einer einzigen Weise“, uno modo. [S. 125]
Doch ist dies schon deshalb zurückzuweisen, weil der Vater dann als „zwei Principien“ bezeichnet werden könnte. Denn Er ist „in zweifacher Weise“ Princip: für den Sohn in einer anderen Weise wie für den heiligen Geist.
Deshalb muß man sagen, daß dieses Wort „Princip“ wohl die Eigenheit in Vater und Sohn bezeichnet. Es bezeichnet sie aber nicht als Adjektiv oder Eigenschaftswort, sondern als Substantiv, nämlich in der Weise wie „Vater“, „Sohn“, auch in den geschaffenen Dingen bezeichnen. Deßhalb nimmt es die Zahl von der bezeichneten Sache oder Form her. Wie alss Vater und Sohn ein Gott ist wegen der Einheit der Substanz, die durch das Wort „Gott“ ausgedrückt ist, so wird Vater und Sohn mit vollem Recht als ein Princip des heiligen Geistes bezeichnet wegen der Einheit der durch das Wort „Princip“ bezeichneten Eigenheit.
c) I. Wenn die Kraft berücksichtigt wird, vermittelst deren Vater und Sohn den heiligen Geist „hauchen“, so sind Vater und Sohn eins in der „hauchenden“ Kraft, welche gewissermaßen nichts Anderes ist, wie die göttliche Natur zusammen mit der persönlichen Eigenheit des Hauchens. Und es ist auch durchaus nicht unzuträglich, daß eine einige Eigenheit in zwei Personen sich findet, in denen nur eine Natur besteht. Wenn jedoch die zwei „Hauchenden“ als supposita oder Personen berücksichtigt werden, so geht der heilige Geist von Vater und Sohn aus als von mehreren; denn Er geht aus als sie beide einigende Liebe.
II. Durch den Ausdruck: „Vater und Sohn sind ein Princip des heiligen Geistes“ wird die eine Eigenheit bezeichnet, welche die durch den Namen ausgedrückte Form ist. Es folgt aber daraus durchaus nicht, daß der Vater als mehrere Principien bezeichnet werden könnte, weil Er zwei Eigenheiten hat; denn damit wäre auch gesagt, daß zwei Personen im Vater wären.
III.Dem Wesen nach richtet sich in Gott Ähnlichkeit und Unähnlichkeit nicht nach den persönlichen diesbezüglichen Eigenheiten. Sowie der Vater demnach nicht Sich selber ähnlicher ist wie dem Sohne; so ist auch der Sohn dem Vater nicht ähnlicher wie der heilige Geist.
IV. Diese zwei Ausdrucksweisen: „Vater und Sohn sind ein Princip, was der Vater ist;“ und „Vater und Sohn sind ein Princip, was nicht der Vater ist“; — sind nicht kontradiktorisch wie Ja und Nein, wie Sein und Nichtsein einander entgegengesetzt. Also ist es nicht notwendig, den einen Satz zuzugestehen und den anderen zu leugnen. Denn wenn wir sagen: „Der Vater und der Sohn sind ein einiges Princip,“ so hat das, was ich „Princip“ nenne, kein bestimmtes Subjekt; vielmehr dient das Subjekt für beide Personen zusammen und nicht für eine bestimmte. Der Trugschluß also besteht darin, daß von einem Subjekte, das für zwei Personen, unbestimmt für welche, aussagte, geschlossen wird auf Aussagen über dasselbe Subjekt und dabei vorausgesetzt wird, es bezeichne nur eine bestimmte, entweder die des Vaters oder die des Sohnes.
V. Dieser Satz ist wahr: „Ein einiges Princip des heiligen Geistes ist der Vater und der Sohn;“ denn dieses „ein einiges Princip“ gilt in unbestimmter Weise für beide Personen; nicht für eine von beiden in besonderer bestimmter Weise.
VI. Danach kann auch gesagt werden: „Vater und Sohn sind ein und dasselbe Princip;“ denn dieses „Princip“ wird für beide Personen zusammen ausgesagt, ohne zu bestimmen für welche von beiden.
VII. Manche sagen, Vater und Sohn seien zwei „Hauchende“ wegen des Unterschiedes in den Personen, wiewohl sie ein einiges Princip des [S. 126] heiligen Geistes sind. Und ist in diesem Falle der Einwurf von dem Namen „Schöpfer“ aus nicht zu rechtfertigen. Denn der heilige Geist geht vom Vater und vom Sohne aus, insoweit diese zwei voneinander unterschiedene Personen sind; während die Kreatur in den drei Personen ihr Princip hat, insoweit diese eine Einheit sind im Wesen, und nicht insoweit sie voneinander unterschiedene Personen sind.
Aber genauer scheint folgende Erklärung zu sein. Es muß das Substantivum der „Hauchende“ unterschieden werden vom Adjektivum „hauchend“. Wir können wohl sagen, der Vater und der Sohn sind zwei Personen, die „hauchen“; das Adjektivum können wir in dieser Weise setzen wegen der Mehrheit der Personen, da die Adjektiva in der Mehrheit gesetzt werden auf Grund der Mehrheit der Personen, zu denen sie gehören.
Nicht so gut aber wird gesagt: zwei „Hauchende“ als Substantivum, weil das „Hauchen“ nur eines ist, wie die entsprechende Eigenheit im Vater und Sohn nur eine; und die Substantiva aus sich selbst die Zahl haben, Einzahl oder Mehrzahl, je nach der bezeichneten Form. Hilarius setzt a. a. O. das Substantiv anstatt des Adjektivs.