Ronald David Laing war ein britischer Psychiater und einer der Gründer der antipsychiatrischen Bewegung. 7. Oktober 1927 - 23. August 1989
Ronald David Laing war ein britischer Psychiater und einer der Gründer der antipsychiatrischen Bewegung. 7. Oktober 1927 - 23. August 1989
In seinem Buch "The Politics of Experience" beschreibt Laing bereits 1983 ausdrucksstark und beileibe nicht zimperlich, wie er den Zustand unserer modernen menschlichen Gesellschaft und ihrer einzelnen Individuen sieht.
Ich weiß mich in guter Gesellschaft, wenn ich mich immer häufiger frage, ob denn jetzt alle verrückt geworden sind. Im persönlichen Umfeld, in der Politik und Wirtschaft, hier in unserem Land und weltweit, es vergeht kein Tag, an dem nicht haarsträubende Worte gesprochen und verstörende Taten getan werden. Distanz-, Respekt- und Anstandslosigkeit sind "normal" geworden. Von Krieg, Terror, und Verbrechen gegen die Menschlichkeit will ich dabei gar nicht schreiben, die werden ja doch wenigstens von der Mehrheit unserer Gesellschaft als nicht hinnehmbar gesehen.
Unser heutiges "Normal" ist nicht mehr normal und Laing zeigt in seinem Text auf, wie unsere Anpassung an die Anforderungen des Fortschritts, des Wachstums und unsere Unterwerfung unter die Macht und das Diktat des Geldes uns verbogen und beinahe zerstört haben.
"Wir alle leben unter der ständigen Bedrohung unserer eigenen Vernichtung. Nur durch die empörendste Verletzung unserer selbst haben wir die Fähigkeit erreicht, in relativer Anpassung an eine Zivilisation zu leben, die offenbar in ihre eigene Zerstörung treibt.
Der Zustand der Entfremdung, des Schlafens, der "Bewusstlosigkeit", ist der Zustand des normalen Menschen.
Die Gesellschaft schätzt den normalen Menschen sehr.
Was wir als „normal“ bezeichnen, ist ein Produkt von Verdrängung, Verleugnung, Spaltung, Projektion, Introjektion und anderen Formen destruktiver Einwirkung auf die Erfahrung. Es ist radikal von der Struktur des Seins entfremdet.
Der „normal“ entfremdete Mensch wird aufgrund der Tatsache, dass er sich mehr oder weniger wie jeder andere verhält, als gesund angesehen. Andere Formen der Entfremdung, die nicht mit dem vorherrschenden Zustand der Entfremdung im Einklang stehen, sind jene, die von der „formalen“ Mehrheit als schlecht oder verrückt bezeichnet werden.
Wahnsinn muss nicht immer ein Zusammenbruch sein, er kann auch ein Durchbruch sein. Er kann mögliche Befreiung und Erneuerung, aber ebenso auch Versklavung und existenzieller Tod sein."
Beim Nachdenken über diesen Abschnitt ist mir der Begriff "Entfremdung" besonders aufgefallen. Die Entfremdung von unserem Selbst, unserem Menschsein und - für mich besonders gravierend - unserem Status als Geschöpf, zeigt nicht nur einen sprachlichen, sondern auch den ursächlichen Zusammenhang mit der Tatsache auf, dass ich - und mit mir viele andere Menschen - mich oft fremd fühle.
Fremd in unserer Gesellschaft, in sozialen Konstrukten und nicht zuletzt manchmal auch in mir selbst. Im Sinne der gesellschaftlichen "Normalität" gehöre ich zu den Verrückten.
Sec 16/1/25
Was ist Kunst?
Friedrich Nietzsche schrieb einmal "Wir haben Kunst, um nicht an der Wahrheit zu sterben." und an anderer Stelle, stimmt er geradezu ein Loblied auf die Kunst an, "Kunst ist die eigentliche Aufgabe des Lebens!".
Picasso erklärte, "Der Zweck der Kunst besteht darin, den Staub des Alltags von unseren Seelen zu waschen."
Ich bin sicher, die meisten meiner Freund und Bekannten werden verstehen, was sie damit ausdrücken wollten und dem zustimmen können.
Wie ich darauf komme? Nun, in der letzten Zeit stoße ich immer wieder und immer häufiger auf "Kunstwerke", die von mutigen Zeitgenossen in Form von Skulpturen, Gemälden oder lyrischen Konstrukten, der Welt als Ergebnis ihres Schaffens und als Beleg für ihr Verständnis von Kunst präsentiert werden.
Manchmal bin ich geneigt solche Postings mit einem Zitat von Greta zu kommentieren, "How dare you?". Ich nenne mal Beispiele:
Die möglichst auf die Übereinstimmung der Zeilenlänge abgestimmte Aneinanderreihung unzusammenhängender Worte, Begriffe und Halbsätze, scheint als modern und avantgardistisch zu gelten und wird von manchen heftig beklatscht. Des Kaisers neue Kleider winken freundlich aus dem Hintergrund.
Oder, in Anlehnung an die Werke bekannter Künstler, wie das, in Köln ausgestellte, monumentale Bild "black in black", eine riesige schwarze Fläche auf der sich schwarze Quadrate befinden, werden absurde, nichtssagende Farbanwendungen präsentiert. Wohl nach dem Motto, ein Kritiker wird sich schon finden, der sagt, was es bedeutet und was man dabei zu empfinden hat.
Gerade auf Socialmedia Plattformen begegnen mir solche Postings häufig und ich muss gestehen, ich wage nicht, offen zu kommentieren, was ich beim Anblick dieser "Kunstwerke" empfinde. Auch hier winken wieder des Kaisers neue Kleider freundlich aus dem Hintergrund.
Warum? Ich möchte niemanden verletzen, also schweige ich still, das ist der wichtigste Grund.
Zudem malt meine Frau und wie ich finde, sehr sehenswerte Bilder mit ihrem ganz eigenen Stil und ihrer persönlich entwickelten Technik. Immerhin hat sie zudem die Teilnahme an internationalen Ausstellungen aufzuweisen. Etliche dieser Bilder finde ich persönlich sehr beeindruckend.
Ich weiß, weil ich mit 72 Jahren die Menschen kenne, dass zu befürchten wäre, dass Kritik an den "Werken" anderer unter Umständen durch Äußerungen zu der Kunst meiner Frau ein Echo finden könnte. Einem kleinen verletzten Ego diese Vorlage zu bieten, wäre dumm und überflüssig.
Ich habe mein Leben lang versucht, mich mit Musik, Aquarellmalerei und Texten künstlerisch auszudrücken und wundere mich, dass manchen offenbar der, mir sehr bekannte, erbarmungslose innere Kritiker vollkommen fehlt. Aber sei's drum. Um den Volksmund zu zitieren: "Wir sind alle Kunstwerke - vom Leben gezeichnet.