Ridvan Acilan (Juli 2018)
Dieser Blogpost wurde im Rahmen des Seminars Critical Data Studies an der TUM im Sommersemester 2018 verfaßt. Der Post gibt einen Ausblick auf die Seminararbeit.
Diese Website ist eine Spieleplattform für Kinder, mit kleinen Minispielen die meist auf Flash oder HTML5 basiert laufen. Die meisten Spiele sind nicht von spielaffe.de selber programmiert, sondern werden von Spieleanbietern bezogen. In meiner Kindheit war ich selbst ein Nutzer. Man kann kostenlos und ohne Registrierung Spiele spielen, aber es gibt auch ein kleines soziales Netzwerk welches ebenfalls kostenlos ist. Wenn man sich ein Konto erstellt kann man z.B. Kommentare schreiben, andere Kommentare "liken" und Spiele favorisieren. Die Spiele sind vor allem für Kinder ausgerichtet und enthalten dementsprechend keine Gewalt oder Brutalität. Interessant ist dass trotzdem die Nutzer zu 40% zwischen 14-29 Jahre alt sind und zu 41% über 40 Jahre alt sind. Neben spielaffe.de gibt es weitere Webseiten in anderen Ländern im gleichen Format, wie z.B. kraloyun.com. Entwickelt und betrieben wurden die Seiten von der Kaisergames GmbH. Im Jahr 2015 wurden die Webseiten verkauft und die Kaisergames GmbH aufgelöst. Mittlerweile gehören die Seiten der Ströer Media Brands GmbH, einem Tochterunternehmen der Ströer AG.
Die Datenschutzrichtlinien der Seite befinden sich auf http://www.spielaffe.de/Statisch/Datenschutz. Die aktuellen Datenschutzrichtlinien beinhalten 10017 Wörter (Stand 9.6.2018). Kurz zuvor am 30.5.2018 waren es nur 2072
Wörter (Quelle: https://web.archive.org/web/20180530105245/http://www.spielaffe.de/Statisch/Datensch utz). Da ich es für unrealistisch halte, dass an einem Tag mehr als 70 Tracker dazugekommen sind, denke ich, dass diese Entwicklung vermutlich der neuen europäischen Datenschutzverordnung DSGVO zuzuschreiben ist, die am 25.5.2018 in Kraft trat.
Damit sind die aktuellen Datenschutzrichtlinien deutlich gewachsen und ausführlicher geworden. Jedoch stellt sich mir die Frage ob tatsächlich alle ca. 80 Tools unter der Überschrift "Werbung / Individualisierung" zur Datenerhebung für Online Werbung unter (3) tatsächlich aktiv sind, oder nicht doch nach dem Motto "Lieber einmal zu viel, als einmal zu wenig." gearbeitet wurde und ob vielleicht weitere Tracker aktiv sind, welche nicht in der Liste sind. Bei vielen Trackern wird auch nicht genau angegeben was getrackt wird und im allgemeinen erfährt man nicht sehr genau was mit den gesammelten Daten gemacht wird.
Es sind sehr viele Tracker aufgelistet, welche in Verbindung mit Werbeanzeigen stehen. Dazu gehören AdTiger, Amazon Publisher Services, Konversionsmessung mit dem Besucheraktions- Pixel von Facebook, Google Adwords, Google AdSense, Reichweitenmessung / Webanalyse der INFOnline GmbH, mbr targeting, OpenX Ad Exchange
Welche Tracker Ghostery erkennt
"Ghostery ist eine Software, die den Anwender beim Surfen auf versteckte Dienste hinweist, die im Hintergrund private Daten an Seitenbetreiber übermitteln, und diese auf Wunsch blockiert." (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Ghostery). Man kann Ghostery als Browser Erweiterung installieren. Diese Tracker werden mir zum Beispiel angezeigt, wenn ich mich auf der Startseite befinde:
•Google Analytics
•INFOnline
•New Relic
•Heatmap
•Spoteffect
•OpenX
•Amazon Associates
•OnScroll
•Facebook Custom Audience
Insgesamt habe ich 143 Tracker als Ergebnis. Die Datenschutzrichtlinien zählen nur ca. 120- 130 Tracker etc. auf. In den Datenschutzrichtlinien konnte ich zum Beispiel nichts über New Relic, Heatmap, Spoteffect und OnScroll finden. Was wird mit diesen Tools getrackt und warum wird darüber nicht informiert?
Über New Relic
"New Relic gives you deep performance analytics for every part of your software environment. You can easily view and analyze massive amounts of data, and gain actionable insights in real- time." (Quelle: https://apps.ghostery.com/de/apps/new_relic).
Über Heatmap
Dieses Tool erstellt eine Heatmap darüber welche Elemente auf der Seite, wie intensiv genutzt werden. Für weiter Infos siehe https://heatmap.me/.
Über Spoteffect
"The solution allows media planners to optimize their TV campaigns for online shops and websites based on immediately generated visits and conversions per ad." (Quelle: https://apps.ghostery.com/de/apps/spoteffect). Also ein Tool welches den Einfluss von TV Werbung auf die Webseite misst. Es handelt sich vermutlich um den TV Spot unter diesem Link http://www.stroeermediabrands.de/spielaffe/.
Über OnScroll
Bei weiterer Recherche habe ich gemerkt, dass die Webseite onscroll.com auf die Webseite https://www.sovrn.com/meridian/onscroll-viewability/ verlinkt. Diese ist in den Datenschutzrichtlinien vorhanden.
Neben den oben erklärten Trackern gibt es noch sehr viele weitere Tracker, die ich in den Datenschutzrichtlinien nicht finden konnte.
Welche Tracker Privacy Badger erkennt
Privacy Badger ist eine Browser Erweiterung mit ähnlichen Funktionen wie Ghostery, entwickelt von der Electronic Frontier Foundation. Damit ist dieses Tool eher in den Bereich "Non Profit" zuzuordnen. Privacy Badger arbeitet aber nicht mit Listen von potentiellen Trackern, sondern hat einen lernenden Erkennungsalgorithmus, welcher verfolgt ob Tracker auf mehreren Webseiten hinweg aktiv sind. Mit diesem Tool wurden mir nur 2 potentielle
Tracker gemeldet, OpenX und Amazon Adsystem. Diese sind bereits in den Datenschutzrichtlinien aufgezählt.
Ich kann mir vorstellen, dass spielaffe.de nicht wirklich alle angegebenen Tracker benutzt, sondern die Betreiber im Zeitdruck um die Frist der DSGVO einzuhalten, eine generische Datenschutzrichtlinie verfasst haben. Auf diese Vermutung bin ich gekommen, weil ich viele andere Webseiten finden konnte, welche eine sehr ähnlich Datenschutzrichtlinien Seite haben, zum Beispiel http://www.spox.com/de/datenschutz.html. Inwiefern das neue Gesetz somit mehr Transparenz schafft, ist fraglich. Vielleicht sind auch Tracker aktiv, die ich momentan noch nicht finden konnte, welche ich im späteren Verlauf finden könnte.
Ridvan Acilan ist ein deutschtürkischer Informatikstudent an der TU München. Er ist 20 Jahre alt, wurde in Erding geboren und lebt dort. Zu seinen Interessen gehören Technologie, Finanzen und Videospiele. Er arbeitet als Werkstudent in der Java Entwicklung.