Maruan EI-Mahgary
Dieser Blogpost wurde im Rahmen des Seminars Critical Data Studies an der TUM im Sommersemester 2018 verfaßt. Der Post gibt einen Ausblick auf die Seminararbeit.
So mancher Leser mag sich noch an die guten alten Zeiten zurückerinnern, in denen der iPod Touch noch das coolste und neueste auf dem Markt war. Und fast jeder, der auf mobile Spiele steht, der hat auch Jetpack Joyride gespielt.
Für die, an denen dieser Trend vorbeigeschossen ist, hier eine kurze Erläuterung: Jetpack Joyride ist ein kostenloses Arcade Game, in dem zum Spielen nur ein einziger Finger benötigt wird. Wenn man den Bildschirm an einer beliebigen Stelle berührt, wird Berrys (der Protagonist... also DU!) Jetpack aktiviert und man fliegt nach oben. Sobald man den Screen wieder loslässt wird das Jetpack deaktiviert und man sinkt wieder nach unten. Hierbei bewegt man sich immer nach rechts, unabhängig davon ob man nun nach oben steigt oder nicht, und muss dabei immer schneller auftauchenden Hindernissen ausweichen. Ziel des Spiels ist es also, so lange wie möglich zu überleben, ohne durch ein Hindernis getötet zu werden.
Obwohl das Spielsystem so einfach ist, war und ist das Spiel ein großer Erfolg, was sich leicht anhand der mehreren hundert Millionen Downloads feststellen lässt.
Abbildung 1: Screenshot vom laufenden Spiel [4]
Offizielle Statements können wir hierzu keine finden, doch ein Blick in die App kann uns auf jeden Fall schon mal Einiges verraten. Wie fast jedes kostenlose Spiel bietet uns die App viele Gelegenheiten ein paar Euro liegen zu lassen. Zum Beispiel kann man sich Münzen kaufen, mit denen man wiederum verschiedene Ausrüstung im Spiel freischalten kann, wie zum Beispiel andere Jetpacks, Kleidungsstücke und Accessoires, welche es in den kreativsten und ausgefallensten Designs gibt. Dies ist jedoch nie absolut notwendig, da man auch ausreichend Münzen durchs Spielen sammeln kann. Vergleichsweise verlockender ist aber das „Doppelte Münzen”Angebot. Für 5.99€ erhält man ab dem Zeitpunkt des Kaufs für jede eingesammelte Münze die doppelte Ausbeute — für immer. Oder man kann sich für Preise zwischen 5.49€ und 5.99€ Fahrzeuge kaufen, die man während einer Runde dann finden und nutzen kann.
Außerdem wird gelegentlich Werbung geschaltet. Man hat auch die Option, freiwillig Werbung anzuschauen, um dafür gewisse Gegenleistungen zu erhalten. Zum Beispiel kann man sich pro Lauf ein Mal wiederbeleben lassen, indem man ein Werbungs-Video schaut. Diese Angebote und Möglichkeiten gab es allerdings nicht immer. Einem aufmerksamen Leser, der das Spiel schon früher gespielt hat oder es sogar heute noch spielt, könnte auffallen, dass einige der genannten Features im Jahr 2011, als das Spiel erschien, noch nicht vorhanden waren [3]. Tatsächlich ist es in der Geschichte des Spiels äußerst selten, dass man mehr als ein paar Monate auf ein großes Update warten musste. Ob es sich hierbei nun um nur temporäre Events wie Halloween-Specials oder Weihnachts-Geschenkchen handelt, oder ob es doch eine grundlegende Erneuerung oder Erweiterung des Spiels ist, Halfbrick ist äußerst kreativ wenn es darum geht den Spielspaß aufrecht zu erhalten und zu fördern.
Abbildung 4: Screenshot aus dem ln-Game-Laden [4 ]
Aber die Entwicklung solcher Updates ist teuer. Wer sich in der Entwicklung von etwas größeren Apps auskennt oder von Freunden aus dem Fachbereich gehört hat weiß, dass ein solches Programm ständig zu analysieren, warten, überdenken und warten ein kompliziertes und umständliches (und leider oft auch sehr chaotisches...) Unterfangen ist. Und mit all diesen Eigenschaften sind Kosten verbunden.
Die Frage die ich mir hier also stelle ist die Folgende: Folgt Halfbrick dem Trend vieler anderer Dienstleistungsanbieter im Internet und sammelt unsere Daten, um damit größere Gewinne zu erzielen?
Auf der Suche nach der Antwort dieser Frage habe begebe ich mich erst mal in den Play Store von Google [4]. Mal eben das Spiel gesucht, gedownloaded und installiert, ist das Erste was gefordert ist natürlich ausgerechnet das, was sowieso niemand macht. Und zwar die Datenschutzbestimmungen und Nutzungsbedingungen zu lesen und zu bestätigen. In der Hoffnung darauf, vielleicht ein paar Hinweise zu finden, habe ich beide Dokumente gelesen.
Ich war überrascht wie übersichtlich und „nicht-Anwaltsdeutsch-mäßig" sie waren. Und ein paar Hinweise habe ich tatsächlich gefunden [1] [2]: Wie zu erwarten war werden auf jeden Fall ein paar Daten gesammelt. Explizit genannt werden hier aber eher recht harmlose Informationen. Zum Beispiel wann wir das Spiel installiert haben, wann und wie häufig wir es nutzen, ob wir etwas im Spiel kaufen und so weiter. Weniger harmlos, aber trotzdem zu erwarten, ist der Umstand, dass sie persönliche Daten von Nutzerprofilen aus anderen Plattformen wie zum Beispiel Facebook, Twitter oder Game Center sammeln, wenn man sich über eine dieser Plattformen im Spiel anmeldet. Dies umfasst Daten wie zum Beispiel Alter, Name, Freundesliste und sogar das Profilbild. Letzteres wird lediglich verwendet, um es in einer Rangliste anzuzeigen, welche für Freunde sichtbar ist.
Nun, das ist wohl die schwierigste Frage in diesem Thema zu beantworten, denn hier sind die Datenschutzbestimmungen schon ein wenig ungenauer. Wir werden zwar darüber aufgeklärt, dass Halfbrick mit gewissen Agenturen zusammenarbeitet um beispielsweise gezieltere Werbung zu schalten, das Nutzerverhalten der vielen Fans besser zu verstehen und somit auch das Spielerlebnis besser an die Nutzer anzupassen [l] — aber restlos aufgeklärt, welche Daten genau gesammelt werden, was genau mit ihnen dann geschieht, und was die anderen Unternehmen damit machen, werden wir nicht. Nicht ein Mal die volle Liste an Unternehmen wird uns genannt. Es kann genau so gut sein dass die Daten ausschließlich zur Verbesserung des Spiels (und der gezielteren Werbung) genutzt werden, als auch dass die Daten weiterverkauft werden und von komplett anderen Unternehmen und Agenturen verwendet werden, die ihre eigenen Ziele verfolgen.
Interessant ist außerdem ein Paragraph in den Nutzungsbedingungen‚ in dem darauf hingewiesen wird, dass es untersagt ist, den Inhalt von Datentransfers die die App betätigt zu entschlüsseln [2]. Im Klartext: Wir dürfen nicht überprüfen was genau die App eigentlich verschickt. Dies hat natürlich zum einen den Grund, dass die Entwickler die genaue Implementierung der App verschleiern wollen, um ihr Erfolgskonzept nicht zu verraten — sie wollen also (mit gutem Recht) ihr Eigentum vor Diebstahl und Kopie schützen. Ob damit jedoch auch gemeint ist, dass wir nicht ein Mal überprüfen dürfen, welche personalisierten Daten über den Nutzer die Software übermittelt, bleibt zumindest fraglich.
Hier möchte ich mich in den nächsten Wochen noch weiter nachforschen: Ich möchte überprüfen wohin die App unsere Daten schickt, und was es mit den anderen Unternehmen auf sich hat. Ich hoffe einige Aufklärung darüber zu finden wie genau die Software mit den anderen Unternehmen agiert, und wohin genau unsere Daten geschickt werden. Im Besten Fall erhalten wir ein wenig Aufklärung darüber ob Halfbrick das meiste Geld tatsächlich über Mikrotransaktionen (|n-App-Käufe) und Werbung verdient, oder ob sie sich doch über dubiosen Datenhandel finanzieren wie so viele andere Unternehmen. Jedoch ist es äußerst schwierig, an solche Daten ranzukommen, was an einer mangelnden Transparenz liegt.
Maruan EI-Mahgary (21m), geb. 3.2.1997, geboren und aufgewachsen in München. Abitur im Jahr 2015. Informatikstudent an der TUM im 4. Semester (Bachelor of Science) mit Anwendungsfach Wirtschaftswissenschaften.
[1] https://docs.haIfbrick.com/PrivacyPolicy.htm#section-l-3
[2] https://docs.halfbrick.com/TermsOf5ervice.htm
[3] http://jetpackjoyride.wikia.com/wiki/Version_History
[4] https://play.google.com/store/apps/details?id=com.haIfbrick.jetpackjoyride&hI=de (+die Inhalte der App selbst)