"Bochum Solidarisch“ - eine Selbstdarstellung         


Unsere Entstehung und Struktur

„Bochum Solidarisch" ist spontan als aktivistische „Pop-Up-Struktur" parallel zu den ersten aus der Ukraine eintreffenden Menschen entstanden. Wir sind keine Organisation oder Verein, sondern organisieren uns selber über zwei Telegram-Gruppen mit einmal über 500 Gruppenmitgliedern und eine kleinere Orga-Gruppe für die Standbetreuung im Hbf.

Bei „Bochum Solidarisch“ sind ganz unterschiedliche Menschen aktiv, die teilweise viel Erfahrung in der Arbeit mit Geflüchteten mitbringen und teilweise aber auch ganz neu dazugestoßen sind. Wir kommen aus allen möglichen Berufen oder Studiengängen. Auffällig ist, dass sich sehr viele Menschen engagieren, die selber ukrainisch- und/oder russischsprachig sind. 


Unser Knowhow und Kompetenzen

Schnell hat sich auch ein fachlicher Backbone mit Jurist*innen, Mediziner*innen und Menschen, die professionell in der Migrationsarbeit arbeiten, gebildet.
Neben den Kompetenzen der Gruppenmitglieder bringen diese das fachliche Hintergrundwissen mit ein.


Unsere Vernetzung

„Bochum Solidarisch“ ist eingebunden in die Kommunikationsstruktur des „Initiativkreis Flüchtlingshilfe“ und in die Kommunikation mit der Stadt über das Büro für Publikumsanliegen im Stab der Amtsleitung des Sozialamtes und dem kommunalen Krisenmanagement, wobei dem Thema der Kommunikation vonseiten der Stadt mit uns und den ukrainischen Unterstützungsstrukturen ein ganz eigenes Buch zu widmen wäre. Von der Stilrichtung her wäre das dann ein Drama ;-). Darüber hinaus gibt es gute Kontakte zu „Seebrücke“, zu „DAS KOLLEKTIV e. V.“ etc.


Das Biotop drumherum

Parallel zu „Bochum Solidarisch" entstand auch eine WhatsApp-Gruppe der dolmetschenden Personen und eine mittlerweile über 2000 Personen umfassende Telegram-Gruppe „Ukraine Bochum Support", in der sich ukrainisch/russisch sprechende Menschen selber unterstützen.

Es gibt teilweise personelle Überschneidungen zwischen den Akteur*innen, was sich als sehr hilfreich erwiesen hat.


Unser Schwerpunkt

Der Schwerpunkt von „Bochum Solidarisch“ bestand in der Organisation eines Willkommensstandes im Bochumer Hbf.  In Hochzeiten war dieser Stand von 6 Uhr morgens bis manchmal Mitternacht besetzt. Die selbst gestellte Aufgabe war primär die Versorgung von ankommenden Menschen mit Wasser, Kaffee oder Tee, Obst, Sweeties, Hygieneartikeln, kleinen Goodies für die Kinder wie Malbücher oder Plüschtierchen, die Ansprache und Beratung in der Herkunftssprache, erste Beratungen zu Registrierung und Aufenthalt, Begleitung zu LEA und ZAS, Krisenintervention etc. „Bochum Solidarisch“ hat auch im Auftrag der Telekom hunderte kostenlose Sim-Karten verteilt und registriert. 

Die Aufgaben waren sehr vielfältig und haben sich im Laufe der 4 Monate durchaus verschoben. So wurden zuletzt manchmal auch Anträge auf Sozialleistungen am Stand im Hbf mit den Menschen aus der Ukraine zusammen ausgefüllt. Alle Sachen, die wir verteilt haben, waren Spenden von Einzelpersonen, Gruppen oder auch der im Hbf ansässigen Läden. Zeitweilig hat die Stadt Bochum das Wasser bestellt und die Kosten übernommen, dieses dann aber rechtzeitig zum Beginn der heißen Zeit wieder eingestellt.

Unsere Ressourcen von Bochum Solidarisch“ sind natürlich jetzt nach vier Monaten personell stark geschrumpft. Parallel dazu sind die Selbsthilfestrukturen der Menschen aus der Ukraine gewachsen. Hier gibt es deutliche Parallelen zu 2015 zu beobachten. Auch damals gab es zu Beginn große, sich spontan organisierende Unterstützungsgruppen, die aber nicht alle ihr Engagement langfristig in der ursprünglichen Form durchhalten konnten. Das ist auch bei „Bochum Solidarisch" so und das ist aus den Erfahrungen von 2015 auch nicht anders zu erwarten gewesen.

Menschen aus dem Umfeld von Bochum Solidarisch" haben ihr Engagement vom Stand im Hbf an andere Orte verlagert. Sie helfen z.B. bei der Wohnungssuche, bei Umzügen und Wohnungsrenovierung, begleiten zu Ämtern, sind in Sprach- und Begegnungscafés aktiv etc..


Belastungen

Die Arbeit gerade am Anfang der Bewegung war sehr belastend. Wir haben versucht dies durch Einzelgespräche und soziale Events (gemeinsam Bier trinken gehen ;-) ) aufzufangen. Wir hätten auch die Möglichkeit zur professionellen Supervision gehabt. Für viele ukrainisch/russisch sprechende Unterstützer*innen ist die Situation aber auch heute noch sehr belastend, da die geflüchteten Menschen sie natürlich sehr in Anspruch nehmen.


Ein Resumee

Es haben sich neue Strukturen und Freundschaften gebildet und wir haben alle die Erfahrung gemacht, dass wir als Bewegung superschnell und flexibel zumindest während eines überschaubaren Zeitrahmens sehr viel bewegen können. Es gibt aber auch die Erfahrung, dass kommunale Strukturen nicht mit Bewegungen wie Bochum Solidarisch" zusammenarbeiten wollen oder können und lieber auf traditionelle Organisationen jenseits von Fachkompetenz oder Qualität setzen. Einerseits ist dies frustrierend, andererseits weckt dies auch den „Kampfgeist“ und schweißt zusammen.

Kontakt:

Mailadresse: bochum.solidarisch@mailbox.org