Die Bergheimer Glaskugelgucker

Laut einer Erzählung bekamen die "Bergheimer" Grafen eine verspiegelte Glaskugel von einem befreundeten Fürstentum aus Holland geschenkt. Ein sehr seltenes und teures Geschenk, das von nun an seinen Platz im Schlosspark hattte.

Zum Leidwesen der Bediensteten musste die Kugel, je nach Witterung, mehrmals Wöchentlich gesäubert und poliert werden.

Das Leid der Einen, ist die Freude der Anderen!

Auf dem sonntäglichen Weg zur Kirche, machten gerade die Frauen und Mädchen einen Umweg durch den Schlosspark.

Hier konnten sie sich in der Glaskugel noch einmal anschauen und kontrollieren ob die Haare richtig gelegt oder das MakeUp richtig aufgetragen war.

Vereinzelt sollen aber auch Männer den richtigen Schnitt ihres Bartes betrachtet haben.

Nachdem dann der ständigen Witterung ausgesetzte Ständer durch Rost seine Dienste einstellte, wurde die Kugel im Schloss aufbewahrt.

Wahrscheinlich haben amerikanische Soldaten, die das Schloss 1945 besetzten, die original Kugel mitgenommen.

Es ist also davon auszugehen, dass unsere schöne Kugel heute noch einen Vorgarten irgendwo in den USA verziert.

Die Bergheimer hingen allerdings an "ihrer" Kugel und sammelten für die Anschaffung einer Neuen.

Der amtierende Bürgermeister Heinrich Meister kaufte 1961 in der Glashütte Süßmuth eine Kugel und ließ diese dann in einem Betrieb in Kassel verspiegeln.

Dies sollte aber nicht die letzte gewesen sein. Mittlerweile haben die Bergheimer schon einige Kugeln anschaffen müssen, da durch Vandalismus oder Diebstahl immer wieder ihr Wahrzeichen zerstört wurde oder abhanden kam.

Noch heute steht sie (außer im Winter), von Rosen umgeben, vor der imposanten St. Matinskirche.

In den letzten Jahren wurde niemand mehr dabei beobachtet, wie er sich Sonntagmorgens seine Schönheit durch den Blick in die Glaskugel bestätigte. Als wirklicher Bergheimer wird allerdings nur anerkannt, wer das Wahrzeichen einmal geputzt hat.

Dies wird dann offiziell durch eine Urkunde bestätigt.