Jakob Hayner

Wiederverzauberung oder Entzauberung der Welt durch die Kunst. Zur Kritik der Ästhetik des Performativen

In den darstellenden Künsten lässt sich in den letzten Jahren eine performative Wende feststellen. Die Grenzen des Ästhetischen werden eingerissen, Schwellenzustände erzeugt, das Werk weicht dem Ereignis, aus Spielern und Zuschauern werden Akteure, Körper und Räume treten an die Stelle von Text und Handlung, Bedeutungen werden unterlaufen, Zuschreibungen außer Kraft gesetzt – so das Programm. Das wohl einflussreichste theoretische Buch dieser Tendenz ist die im Jahre 2004 erschienene „Ästhetik des Performativen“ der Theaterwissenschaftlerin Erika Fischer-Lichte. Das erklärte Ziel dieser Ästhetik ist die »Wiederverzauberung der Welt« durch eine »Betonung der Selbstbezüglichkeit« und »Verzicht auf Verstehensleistungen«. In der Ästhetischen Theorie wählt Adorno bezeichnenderweise die genau gegenteilige Formulierung für sein Vorhaben und weist darauf hin, dass Kunst an Aufklärung teilhat durch Entzauberung der Welt. In dem Vortrag wird erörtert, ob es sich bei der performativen Wiederverzauberung der Welt um eine Ästhetik der Gegenaufklärung handelt.

So, 23.06., 17:15–18:00

Vierte Welt