Christian Grüny

Material und Ort. Rehabilitation einer kritischen Kategorie

Die Adornosche Kategorie des künstlerischen Materials scheint zu den Teilen seiner Philosophie zu gehören, die nicht zu retten sind, ist sie doch scheinbar allzu eng mit den Vorstellungen des Fortschritts und der Medienspezifität verknüpft. Eine genauere Lektüre zeigt allerdings, dass sie von der Anlage deutlich flexibler ist und auch für ein Verständnis der gegenwärtigen Situation der Künste, in der zwar von vielfältigen Übergängen und Überschreitungsbewegungen, aber sicher nicht von einer Konvergenz der veschiedenen Bereiche ausgegangen werden kann, als kritische Kategorie nutzbar gemacht werden kann. Dafür muss sie allerdings durch eine Reflexion der jeweiligen Situiertheit künstlerischen Arbeitens und seiner Kritik ergänzt werden: Was möglich oder gar geboten ist, hängt immer auch wesentlich vom Ort ab, in dem sich die jeweilige Praxis situiert. Dazu zählen sowohl Institutionen wie Museen, Galerien, Biennalen, Konzertsäle und Theater als auch diskursive Formationen, in deren Rahmen sie verstanden und interpretiert wird.

So, 23.06., 14:30–15:15

Vierte Welt