Anne Eusterschulte
Kritische Autonomie. Materiale Ästhetik und ›politische‹ Kunst nach Adorno
Das Postulat einer Autonomie der Kunst wird in Adornos Schriften zur Ästhetik durchaus kritisch diskutiert, nicht zuletzt im Verhältnis zu Fragen politischen Engagements. So sehr Adorno an einer Autonomie-Konzeption festhält, so sehr verfehlt aus seiner Sicht ein schlichter Antagonismus ästhetischer Optionen die Potentiale der Widerständigkeit wie den Wahrheitsgehalt der Kunst. Die Virulenz der Debatte um ästhetische Autonomie in aktuellen theoretischen Auseinandersetzungen wie künstlerisch-praktischen Positionierungen kulminiert vielfach in Kontroversen um den politischen Anspruch zeitgenössischer Kunst. Der Beitrag wird Adornos Reflexionen auf das Spannungsverhältnis von Autonomie und fait social zum Ausgangspunkt nehmen, um im Blick auf konkrete künstlerische Positionen die spezifische Ambiguität einer ‚politisch apolitischen’ Kunst genauer zu fassen. In Fokussierung auf materiale Fallstudien, d.h. an künstlerischen Phänomenen und deren je spezifischen material- und formästhetischen Dynamiken wird eine dialektische Autonomie-Konzeption zu konturieren sein, die ihren kritischen Anspruch je singulär phänomenorientiert artikuliert.
Fr, 21.6., 16:30–18:00
KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst, Maschinenhaus M0