Clemens Bach
Die ästhetischen Spiele der Antikunst. Adornos Kritik am Spielbegriff Schillers und das Versprechen der (Un-)Freiheit
Während in pädagogischen Kontexten die sogenannte Gamification schon längst zur Implementierung einer unermüdlichen Wiederholung zum Zwecke der Vorbereitung späterer routinierter und gleichsam flexibilisierter Lohnarbeit mit dem Anstrich der Autonomie vorangeschritten ist, umschleichen so manche gegenwärtige ProduzentInnen von ästhetischen Praktiken und Erzeugnissen den Topos der Kunstautonomie mit ihrer Betonung auf das Spiel – getrennt vom Pädagogischen – weiterhin mit verzückten und geradezu verklärten Augen. Bereits Adorno entwarf in den Paralipomena der Ästhetischen Theorie eine Skizze und eine Kritik desjenigen Verständnisses von einem Spielbegriff, welches besonders prominent in der theoretischen Konzeption der ästhetischen Erziehung Friedrich Schillers in Erscheinung trat. Das Spiel, so Adorno, verbürge in seinem archaischen und wiederholenden Charakter eben nicht das Versprechen von Freiheit, es könne sogar in ihr Gegenteil umschlagen. Der Vortrag möchte diesen Konnex rekonstruieren und indes einen kritischen Blick auf solche aktuellen ästhetischen Praktiken werfen, deren Ruf nach dem Spielcharakter der Kunst als dasjenige zu identifizieren ist, dem schon Adorno bezüglich des Versprechens der Freiheit durch das Spiel in der Kunst entgegenhielt: »Spiel in der Kunst ist von Anbeginn an disziplinär, [...]. Der vorgebliche Spieltrieb ist seit je fusioniert mit der Vorherrschaft blinder Kollektivität.«
So, 23.06., 15:15–16:00
Vierte Welt