39. Berlin-Marathon 30.09.2012
Erlebnisbericht zum 39. Berlin-Marathon 2012 von Ingolf Kawelke
Nach monatelanger Vorbereitung bin ich am 30. September 2012 meinen ersten Hauptstadt-Marathon angegangen. Bis dahin wurden in diesem Jahr über 600 Kilometer gesammelt, so dass ich eigentlich gut vorbereitet an den Start gehen konnte.
Eine Virusinfektion (Gürtelrose) gesellte sich 10 Tage vor dem Lauft zu mir. Als Power-Mann will man sich doch von solchen "Kleinigkeiten" nicht beeindrucken lassen.
Am Lauftag klingelte 5.00 Uhr der Wecker, damit ich rechtzeitig zum Start um 9.00 Uhr im berliner Zentrum war. Die Witterung war mit ca. 15°C und Sonne ideal. Die Kulisse dort war, wie in Berlin auch von den Halbmarathonläufen bekannt, phänomenal. Nach Angaben des Veranstalters waren mehr als 1 Millionen Zuschauer an der Strecke. Knapp 41 Tausend Läuferinnen und Läufer hatten sich zu dem "39. BMW Marathon" angemeldet, gestartet sind dann tatsächlich 35.499. Die ganze Logistik für die vielen Tausend Läufer, von der Abgabe der Garderobe bis zum Duschen und Massieren, ist schon eine Meisterleitung des Veranstalters SCC. Mit einem Ruhepuls von 110 reihte ich mich um 8.30 Uhr in die Warteschlange vor der Siegessäule auf der Straße des 17. Juni ein. Die Profis starteten Punkt 9 Uhr mit tausenden blauenden Luftballons in den Berliner Himmel. Tolle Videos dazu sind im Netz unter www.bmw-berlin-marathon.com zu finden. Meine Strategie für das Rennen war, es in der ersten Phase nicht zu schnell angehen zu lassen um nicht zu überpacen und lieber im zweiten Teil etwas zuzulegen. So lief ich den 4 h Zeitläufern hinterher. Bis Kilometer 15 hatte ich diese hinter mir gelassen, was mir ein gutes Gefühl geben sollte, dass meine Prognose wieder unter 4 Stunden den Marathon zu beenden, aufgehen sollte. Aber es kam doch ein bisschen anders.Ab Kilometer 18 hatte ich richtig Probleme, das angegangene Tempo von ca. 5,30 Min/Km mitzuhalten. Ich wurde immer langsamer, obwohl diese Geschwindigkeit in den Trainingsläufen bis 30 Km nie ein Problem darstellte.
Ich fühlte mich schlecht und hatte bei Km 20 beschlossen aufzugeben, die 4 h Zeitläufer hatten mich längst überholt.
Ich stieg aus dem Rennen aus und bin neben der Laufstrecke gegangen.
Da wir uns ziemlich weit weg von Start und Ziel im tiefsten Osten der Stadt befanden konnte ich auch nicht so schnell zurück zu meinen Sachen und Geld für öffentliche Verkehrsmittel hatte ich auch nicht mit auf die Strecke genommen.
Nach 2-3 Km Fußmarsch besserte sich mein Zustand etwas und so bin ich dann wieder in das Rennen eingestiegen mit einer geschätzten Laufzeit von 6.00 Min/Km. Aber die Freude darüber währte nicht lange. Heftige Krämpfe an der linken Wade (was ich bis dahin noch nicht kannte) und in den Unterarmen kamen in regelmäßigen Abständen hinzu, so dass ich immer wieder unterbrechen musste und über weite Strecken mehr gelaufen als gejoggt bin. Ab diesem Zeitpunkt habe ich mir an jeden Verpflegungspunkt den Bauch voll gehauen, in der Hoffnung die Krämpfe hören dadurch auf. In dieser Art Fortbewegung habe ich mich dann bis zum Schluss durchgequält. Auf der Uhr standen dann für mich 4.40.41 was einen Platz 22.248 bedeutete. Eine ganz spezielle Erfahrung habe ich an diesem Tag auch noch machen müssen. Wie es sich anfühlt, von Tausenden Läufern überholt zu werden. Nach dem Zieleinlauf war ich körperlich und mental ziemlich weit unten. Fazit:Man sollte bei so einer sportlichen Herausforderung schon gesundheitlich topp fit sein, um an den Start zu gehen und nicht unter Wirkung von Antibiotika stehen. Aber jetzt ist der Muskelkater schon wieder auskuriert und ich bin trotzdem stolz den Berlin-Marathon geschafft zu haben, zumal ich im Ergebnisspiegel gesehen habe, dass noch ca. 12 2000 Läufer hinter mir ins Ziel gekommen sind.