städtebauliche Studie / Diskussionsbeitrag 2018
Der Bebauungsvorschlag für das Steintorviertel in Hannover sieht an der Einmündung der Georgstraße zwei bis zu elfgeschossige Neubauten vor. Im Sockelgeschoss sind jeweils Läden oder öffentliche Flächen vorgesehen, in den Obergeschossen Büros für Verwaltung und Dienstleistung. Die Neubauten mit heller Klinkerfassade ersetzen Flachbauten in der Nordmann-Passage aus den frühen 1950er Jahren.
Bereits in den 1970er Jahren gab es kühne Visionen, auf der Westseite des Areals an der Ecke Lange Laube/Goseriede die Notbebauung der Nachkriegsjahre (B) durch moderne Zeichen der Zeit (C) zu ersetzen. Leider verschwanden diese mutigen Ideen in den Planschränken. In den 1990er Jahren wurde im Westen des Platzes ein postmodernes Mini-Hochhaus von Frank O. Gehry errichtet. Ein weiterer Pritzker-Preisträger, Gottfried Böhm, entwickelte eine städtebauliche Studie, die an die visionären Ideen der 1970er Jahre anknüpfte. Realisiert wurde jedoch nur ein weniger ambitionierter Bau in unmittelbarer Nachbarschaft zu Fritz Högers expressionistischem Anzeiger-Hochhaus (im Hintergrund A und B), das im Krieg glücklicherweise nur leicht beschädigt wurde. Heute gibt es wieder eine breite öffentliche Diskussion über den Umgang mit diesem Areal, das einen wichtigen Knotenpunkt in der von Georg L.F. Laves entworfenen klassizistischen Stadtachse bildet. Ein kontrovers diskutierter Vorschlag sieht eine Wiederbebauung ähnlich dem Vorkriegszustand vor (D). Dies halte ich jedoch für den falschen Ansatz, denn der halbrunde Platz ist einer der letzten großen innenstadtnahen öffentlichen Freiräume und sollte erhalten bleiben. Eine Aufwertung dieses Bereiches, der in den letzten Jahrzehnten auch durch eine Verfestigung des Rotlicht- und Spielothekenmilieus geprägt war, halte ich für die Weiterentwicklung des modernen Hannovers für besonders wichtig.