Rezension auf Der-Buchleser.de

Post date: Dec 15, 2013 6:55:23 PM

Innergebirg von Roland Reitmair

Arthur wacht nach einem schweren Unfall, vermutlich ein Bergunfall, mitten im Gebirge unter einem Apfelbaum auf. Seine Kleidung notdürftig geflickt und seine Wunden ebenfalls. Irgendwer muss ihn verarztet haben, aber ein Arzt war es sicher nicht. Und irgendwer hat ihn dann unter diesen Baum gelegt. Zum sterben? Die moderne Form eines Gottesurteils?

Er weiß es nicht, ebenso wenig weiß er wer er ist, woher er kommt und was passiert ist. Langsam, ganz langsam, kann er sich aufraffen und ganz langsam fällt ihm zumindest sein Name wieder ein. Aber sonst nichts.

Er weiß dass er Wasser finden muss, Nahrung und Menschen. Nur denen traut er nicht, einer davon hat ihn schließlich seinem Schicksal überlassen. Er macht sich dennoch auf den Weg, findet ein Dorf und landet zuerst einmal auf dem Friedhof. Dort hat er Gelegenheit sich die Menschen näher anzusehen und zu einer ersten Bekanntschaft mit einem reichlich seltsamen Gesellen kommt es auch.

Seine Lebensgeister kehren Stück für Stück zurück, er lernt die ebenso schöne wie geheimnisvolle Bäuerin Johanna kennen, die ihn aufnimmt ohne Fragen zu stellen. Aber auch er darf nicht fragen und so leben sie einige Zeit nebeneinander her, bis es Arthur weiterzieht, denn antworten findet er so sicher nicht.

Er will sich selbst finden, endlich herausbekommen wer er ist und wie er an diesen Ort gelangen konnte. Immer weiter treibt es ihn hinauf ins Gebirge, er lernt den Wilderer “Kinnbart” kennen, den Bergmann Seifert und die geheimnisvolle Biwakwirtin Helena.

Sie alle helfen ihm zwar weiter, aber er findet keine Antworten. Bis er sich schließlich sicher ist, diese an nur einem einzigen Ort bekommen zu können. Hoch oben in der Nordwand, dort muss alles angefangen haben und dort soll es enden. Entweder mit einer Antwort oder zumindest einer Erinnerung. Er macht sich auf den Weg und das Schicksal nimmt seinen Lauf. Aber welchen?

Ein Roman, der zwar mit 132 Seiten überaus kurz aber inhaltlich gewaltig ist. Der Protagonist befindet sich in der archaischen und geheimnisvollen Bergwelt, man weiß nicht so genau in welcher Zeit eigentlich. Mythen und ganz normale Menschen passen hier wie selbstverständlich zusammen, Nonnen mit Heilkräften, Dorfbewohner die ihre Probleme selber lösen, Menschen die selbstlos helfen und welche die ihren Weg gefunden haben.

Daraus ist eine Geschichte entstanden, die zum Denken anregt. Die das auch am nächsten Tag noch tut und vermutlich auch nach einer Woche noch. Ist es die archaische Welt in der sie spielt? Der Protagonist der sich selber sucht? Oder die sprachgewaltige Erzählweise des Autors?

Vermutlich die Mischung daraus, jedenfalls hat das Buch einen Ehrenplatz in meinem Regal verdient und da stehen noch nicht all zu viele Bücher."

Herzlichen Dank an Gerhard Zirkel !!!