Rezension Blogspot

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Dienstag, 20. Jänner 2009

Ideológiai, politikai diverzió

Über Karl Pfeifer zu schreiben fällt mir aus für mich unverständlichen Gründen nicht leicht. Seit drei Wochen habe ich hier die DVD "Zwischen allen Stühlen - Lebenswege des Journalisten Karl Pfeifer" liegen und annähernd ebensolange drücke ich mich diese zu rezensieren. Heute allerdings, nach dem sechsten Durchlauf schalte ich meinen inneren Schweinehund mal auf Standby und versuche mich am schwer Möglichen.

2000 war ich in einer undiclosed loaction in Auslandsverwendung und hab via CNN sprachlos den Szenen der Amtseinführung des Kabinett Schüssel I zugesehen. "Next mission to Austria?" war mithin noch das Witzigste, was ich mir von Kollegen aus anderen Entsendenationen anhören durfte. Bald nach Repatriierung bin ich abgerüstet, unter einem von der FPÖ gestellten Verteidigungsminister wollte ich nicht dienen, zumal keine finanzielle Abhängigkeit vom Sold gegeben war.

Ich habe noch Pfeifer's Auftritt bei der Antrittspressekonferenz gut in Erinnerung, wo er Haider und Schüssel rotzfrech denkbar unangenehme notwendige Fragen stellte - und er damit nach meinem Verständnis auch mein "Ansehen" vor meinen Kollegen rettete. Ein wenig zumindest.

Die DVD rüttelt zu Beginn mit einer nicht viel auslassenden Österreichbeschimpfung durch Pfeifer auf, die einen Ausschaltreflex auslöst. Den sollte man sich tunlichst verkneifen, später im Film werden diese Anfangsstatements in einen Kontext gestellt, der sie verständlich und nachvollziehbar macht. Es macht nun mal einen gewaltigen Unterschied, wenn Pfeifer zu Beginn zusammenhanglos sagt "...ich habe gedacht, die Österreicher sind ein Volk von Idioten..." und wenn 20 Minuten später aufgelöst wird, dass er damit die Bilder vom Empfang Adolf Hitlers am Wiener Heldenplatz 1938 kommentiert.

Damit bin ich auch schon bei einem der Shortcommings der DVD - man kann verstehen, aus welchem Antrieb Pfeifer nach einem bewegten und ereignisreichen Leben, das ihn um die Welt führte, in Österreich lebt, aber konkret ausgesprochen wird es leider nicht.

Sehr anschaulich und trotz aller Tragik mit einem guten Schuß Pfeifer'schen Humor wird seine Kindheit und Jugend in Österreich und Ungarn gezeichnet, unter anderem mit Statements von Zeitzeugen der Hashomer Hatzair unterlegt, die so nebenbei Interessantes zur Rolle des unsäglichen Großmufti El-Husseini erläutern, der offenbar ebenjenen Kindertransport nach Palästina verhindern wollte, der auch Pfeifer vor der Vernichtung bewahrte. Später kommen Pfeifer's Aktivitäten im Palmach zur Sprache, wiederum sehr interessant für aktuelle Diskussionen, wenn er von seinen persönlichen Erfahrungen im israelischen Befreiungskampf erzählt, dass die arabische Seite offenbar Unterstützung durch die kroatischen faschistischen Ustaše erfuhren. Hier könnte man auch eine Erklärung für die verbitterte Opposition des Judenhassers Wilhelm Langthaler zu Pfeifer finden - Pfeifer tat das, wovon Langthaler höchstens in den feuchtesten seiner feuchten Träume träumen kann - er hat mit der Waffe in der Hand den Imperialismus bekämpft, daß Pfeifer schon früh auch linken Antisemitismus anspricht wird ein Übriges dazu getan haben.

Zurück in Österreich beginnt der eigentliche Wahnsinn: Bei der Staatspolizei in Innsbruck wird ihm ausgeführt, dass Heimkehrer per Definition nur jene wären, die in Wehrmacht bzw. in der Waffen-SS gedient hätten, von der sozialdemokratisch dominierten jüdischen Gemeinde im Nachkriegs-Wien als Kommunist denunziert, bei den Kommunisten wegen seiner Kritik am Führerkult um Stalin unerwünscht, findet er letztlich als überzeugter Linker Unterstützung ausgerechnet bei einer Hilfsorganisation der US-amerikanischen Befreier.

Später findet dieser Wahnsinn in den eklatanten Fehlentscheidungen Österreichischer Justiz um die Causa Pfeifenberger einen Klimax. Über etliche Jahre ziehen sich die Nachwehen hin und Österreich mußte sich erst vom Europäischen Menschenrechtgerichtshof desavouieren lassen um Recht und Unrecht zu erkennen. Besonders verwerflich ist hier, dass Deutschlands dümmste und hässlichste Bloggerin, Dr. Dagmar Schatz, in diesem Kontext sucht Pfeifer im Zuge ihres Bestrebens nach Nivellierung des Antisemitismus einzuvernehmen:

"Was uns aber Anlass zur Sorge gibt: zwar wissen wir nicht, das live-pr für ein Portal ist, doch daß als Rückfrage eine Adresse des Mölzer-Magazins angegeben ist, stimmt uns sehr nachdenklich. Soll hier etwa eine Kampagne gegen Karl Pfeifer losgetreten werden?" (Dagmar Schatz, 2008)

Sidekick: Der adipösen Bundeswehrärztin kann geholfen werden, Live-PR wird von Herrn Hossam Abdel-Kader betrieben, das scheint einer von jenen zu sein, zu denen sie konvertierte. Dort werden unter anderem OTS' wiedergegeben, deshalb auch der Rückfragehinweis zur rechtsaußen Postille.

Pfeifer jedenfalls hat es keinesfalls notwendig Solidaritätsadressen solcher dubioser Personen in Anspruch zu nehmen, der Mann ist eine integere moralische Institution, wie es sie in Österreich viel zu selten gibt. Die DVD erwähnt, dass er 2003 mit der Joseph-Samuel-Bloch-Medaille der Aktion gegen den Antisemitismus in Österreich ausgezeichnet wurde. Das ist gut. Besser wäre es allerdings würde die Republik Österreich Pfeifer noch zu Lebzeiten eine Ehrung zukommen lassen, zumal andere, weniger verdiente Persönlichkeiten, auch ausgezeichnet werden.

Abschließend noch zwei Anmerkungen:

1) Es sollte von diesem Film eine auf etwa 20 Minuten gekürzte Fassung geben, die im Pflichtschulunterricht gezeigt werden sollte.

2) Die Filmmusik nervt unglaublich. Sorry, is aber so....

"Zwischen allen Stühlen - Lebenswege des Journalisten Karl Pfeifer"; ein Film von Daniel Binder, Mary Kreutzer, Ingo Lauggas, Maria Pohn-Weidinger und Thomas Schmidinger, 2008. Zu beziehen über die Gesellschaft für kritische Antisemitismusforschung um gerade mal € 15,00 - also den Gegenwert von einer erträglichen Zigarre und einem Kaffee - sollte sich jede und jeder leisten können.

PS.: Deutschlandpremiere in Anwesenheit Karl Pfeifers: Sonntag 1. Feber 2009, 11:oo Uhr Kino "Die Kurbel" Giesebrechtstr. 4, 10629 Berlin. Reservierungshotline:

030 - 88 91 59 98 Eintritt: € 7, ermäßigt € 4;