Wesensgemäße Bienenhaltung
Wesensgemäße Bienenhaltung entsteht durch eine respektvolle, offenherzige Beziehung zu den Bienen. Die Art der Haltung orientiert sich an den natürlichen Bedürfnissen und Instinkten des Bienenvolks.
Die Bienen bauen ihre Waben selbst und vermehren sich über den Schwarmtrieb.
Auf die gängige Praxis der künstlichen Königinnenzucht wird verzichtet.
Die Integrität des sensiblen Brutnestes wird gewahrt.
Die Wurzeln der wesensgemäßen Bienenhaltung liegen bei Rudolf Steiner und Ferdinand Gerstung, welche die Grundlagen für ein neues Verständnis »des Biens« als ein Lebewesen gelegt haben. Aktuelle wissenschaftliche Forschung bestätigt diesen Ansatz.
Wesensgemäße Bienenhaltung – den Bien als Ganzes sehen und seinen natürlichen Anlagen gemäß halten.
Quelle : Mellifera e.V.
Es gibt zahlreiche gute Literatur und Web-Seiten zum Thema wesensgemäße oder naturgemäße Bienenhaltung".
Studien zum Thema Bienen belegen immer wieder, dass nicht "die Biene" sondern "der Bien" - also das gesamte Volk, inklusive Wabenwerk als Ganzes zu sehen ist.
Wenn man so einen Bien betrachtet, dann erkennt man erst welches wundersame Zusammenspiel hier herrscht. Wir brauchen den Bienen nicht vorgeben wie sie sich organisieren sollen. Die können das besser als wir - und sie tun dies in IHREM eigenen Interesse und nicht im Interesse des Imkers.
An dieser Stelle scheiden sich die Geister, denn der eine Imker will guten Honigertrag, 'zahme' Bienen, wenig Drohnen, frische Königinnen und der andere ein gesundes naturnahes Volk, das seinen Instinkten nachkommen kann und einen möglichst naturnahen Raum bewohnen kann - sich wesensgemäß entwickeln und vermehren kann.
Wenn man diese extremen Sichtweisen betrachtet, dann wäre das eine der Berufsimker, der seinen Unterhalt mit dem Verkauf von Honig verdient und der andere, der Klotzbeuten in alte Bäume sägt und die Bienen sich selber überlässt.
Wie so oft gibt es große Schnittmengen. So bewegen sich Hobbyimker mit Magazinbeuten wie auch Bienenkisten-Imker zwischen diesen Extremen. Der eine tendiert eben mehr da hin und der andere dort. Wichtig ist, dass sich beide akzeptieren und sich nicht auf die Diskussionen einlassen, wer nun der bessere Imker wäre oder die bessere Beute hätte. Ich denke beide können von einander lernen und sich ergänzen.
Wenn es die "Nonplusultra-Beute" gäbe, hätten sich längst alle auf eine geeinigt.
Bei allen Unterschieden die es in der Imkerei gibt, haben doch alle Imker eine gemeinsame Grundlage - Bienen. Es sollte gemeinsames Ziel und Bestreben ALLER Imker sein, diese wundervollen wie wichtigen kleinen Helfer zu schützen und gesund zu erhalten.
Schutz heißt auch ihren Lebenraum zu schützen und Insektiziden, Pestiziden, Neo-Nicotinoiden, Gentechnik und allen anderen Bienen schadenden, menschengemachten Mitteln und Verfahren entgegenzutreten.
Sehr engagiert zum Erhalt der Lebensräume von Bienen und anderen Insekten ist die Initiative Netzwerk blühende Landschaft
Das wir die Bienen brauchen steht außer Frage - so wie wir die Umwelt verändern brauchen die Bienen auch uns - Bienenkistenimker wie Magazinbeuten-Imker.
Differenzen
Da ich relativ naiv an die Sache "Bienen" heranging, war ich auch offen gegenüber jeder Art Bienen zu halten. EIn Freund und Kollege hält bereits seit viele Jahren Bienen in sogenannten "Blätterstick" einer Hinterbedienungsbeute, bei der die Rahmen von hinten gezogen werden können. Auf seinem Stand erklärte er mir wie er das mit Drohnen, Varroabehandlung, Königinnen etc. handhabt. Ich fand das sehr interessant, aber auch auf eine Weise brutal, wie sehr doch in ein Volk eingegriffen wird.
Sein Honig ist lecker - ohne Frage - aber als ich anfing mit dem Gedanken zu spielen selber mal Bienen zu halten, erkannte ich, dass es mir nicht darum als Nebenerwerb Honig zu verkaufen und mir so die Bienen als "Sklaven" Untertan zu machen sondern unserem Hauptbestäuber in seiner Existenz zu unterstützen - und das möglichst naturnah.
Das ist wohl auch der wesentliche Unterschied zwischen "Magazinimkern" und "Bienenkistenimkern".
Ein Problem bei dieser Koexistenz ist Akzeptanz beider und dem Versuch zu widerstehen darüber zu diskutieren welche Beute nun die bessere ist.
Das ist als wolle man feststellen ob nun ein Auto ein besseres Fahrrad ist oder ein Fahrrad das bessere Auto. Beides sind Fortbewegungsmittel mit anderen Eigenschaften so wie Bienenkiste eine andere Bienenwohnung ist wie eine Dadant-Beute z.B.
Aufgrund fehlender Informationen und Vorurteilen wird die Bienenkiste dann manchmal als Spielzeug hingestellt oder es tauchen Youtube-Videos auf in denen die Frage gestellt wird "Bienenkiste - oder richtig Imkern". Hier maßen sich selbst ernannte Bienenfachleute an festzustellen, was in Sachen Bienenhaltung "Richtig oder Falsch" ist.
Das käme der Frage gleich "Bauernhof oder Massentierhaltung".
Wenn man den Begriff "Imker", (der im wörtlichen Sinne aus "Imme" und "Korb" besteht - also Bienenkorb bedeutet) mit der wirtschaftlichen Produktion von Honig gleichsetzt, dann ist "richtig Imkern" ein Prozess, der Bienen ähnlich der Massentierhaltung nur dem wirtschaftlichen Interesse dienend (aus)nutzt. Eine naturnahe, wesensgemäße Haltungsmethode wäre hier hinderlich und nicht gewünscht. Dazu zählt die natürliche Vermehrung über den Schwarmtrieb sowie eigener Wabenbau ohne Mittelwände und die Anerkennung des Bien als einen Organismus.
Die Bienenkiste und andere Beuten, die der wesensgemäßen Bienenhaltung dienen werden von "Unwissenden" manchmal nach dem Prinzip "Bienen rein und fertig" beschrieben. Solche Darstellungen sind völlig daneben und können nur von jemand getroffen werden, der sich nicht informiert hat oder der nicht bereit ist eine andere Art Bienen zu halten zu akzeptieren.
Meinen Worten kann man leicht entnehmen, dass ich pro-wesens- bzw. naturgemäß bin und den störenden Eingriff in das Volk - den Bien - möglichst vermeide. Ich will keine Honigmaschinen, sondern mit meinem blühenden Garten und eigenen Bienen der Natur wieder etwas zurückgeben, was ihr in der "modernen" Landwirtschaft durch Insektizide, Pestizide und Vernichtung der Grün- und Blühstreifen an den Ackerrändern genommen wird. Das ist Hobby und Passion und hat keinen wirtschaftlichen oder machtstrukturellen Hintergrund.
Das ist - wie bereits oben geschrieben der Unterschied. Aber ich kann mit dem Unterschied leben und dass sollte alle anderen auch versuchen. Akzeptanz, dass es Andere anders machen hilft auch aufeinander zuzugehen und Dialog zu suchen.
Wesensgemäße Bienenhaltung heißt nicht, dass die Bienen sich selbst überlassen werden. Die Gattungen die bei uns leben und mit denen auch Bienenkisten und Co besiedelt werden, sind leider auch nicht immun gegen die Varroamilbe und brauchen auch Behandlung mit Stoffen wie Oxal- und Ameisensäure, Thymol oder ähnliches. So viel wie nötig.
Mit dem Stand des Bienenkisten-Stammtisches Ffm auf dem Frankfurter Bienenfestival 2017 betrieben wir etwas Aufklärungsarbeit und es ist schön, dass sich so viele Menschen für das Konzept Bienenkiste interessierten.
Ich freue mich, dass auch in den Imkervereinen der Schwarmtrieb ein Thema wird. Es geht zwar nicht in erster Linie um wesensgemäße Eigenschaften zu fördern, aber die brutfreie Zeit sorgt für eine deutliche Dezimierung der Varroamilben.
Die Biene ist wirtschaftlich mit ihrer Bestäubungsleistung unser drittwichtigstes Haustier - nach Rind und Schwein - vor den Geflügelarten. Daher befassen sich auch viele Wissenschaftler mit der Gesundheit der Biene, die außer Frage gefährdet ist. Es ist immer wieder beruhigend, wenn dabei festgestellt wird, dass die natürlichen Fähigkeiten der Bienen - so man sie denn zulässt - das "Immunsystem" des Biens stärkt und sie widerstandsfähiger macht. Das möchte ich mit meinen Bienenkisten fördern und den Bienen etwas mehr "Freiheit" lassen.