Komplet

Für die allermeisten Menschen hat jeder Tag seine festen Zeiten, um die herum sich der Alltag gruppiert. Das Frühstück und das Mittagessen zu einer bestimmten Zeit und abends als fester Termin vielleicht die Fernsehnachrichten. - So wertvoll und unentbehrlich solche Fixpunkte in Tagesablauf sind - immer bleiben wir doch im gewöhnlichen Alltagsgeschehen mit seiner Hektik oder bei anderen mit seinen Sorgen stecken.
Eine uralte Tradition, die bis an die Anfänge des Christentums zurückreicht, hat deshalb ursprünglich fünf feste Gebetszeiten festgelegt - verteilt vom ersten Sonnenstrahl bis zum späten Abend. An fünf Punkten am Tag ergab sich damit die Möglichkeit aus dem Alltag auszuscheren, für ein paar Minuten innere Ruhe zu genießen und Kraft für die folgenden Aufgaben aufzutanken. Stets war es zwar nur den Frauen und Männern vorbehalten, die sich für ein Leben im Kloster entschieden hatten, alle Zeiten einhalten zu können. Aber dennoch zeigen bis heute die Glocken unserer Gödaer Kirche um 7:00 Uhr, 12:00 Uhr und 18:00 Uhr an, dass sich auch viele Menschen in unserem Dörfern ehemals mitten in der Arbeit einen Moment der Besinnung gegönnt haben.
Die Art, in der wir heute arbeiten, lässt dieses Innehalten meist nur schwer zu. Aus diesem Grund wird zumindest an zwei Terminen im Monat (siehe Kirchenblättl) die sogenannte Komplet in unserer Kirche gebetet. In unserem evangelischen Gesangbuch ist eine feste Ordnung für dieses liturgische Nachtgebet abgedruckt (Nr. 786). Die Dauer beträgt ca. 20 Minuten. Auch wenn in dieser Gebetsform hauptsächlich gesungen wird, kommt es nicht so sehr auf schöne Stimmen an. Durch das Mitsingen sind die sehr einfachen Melodien nach zwei-dreimal ohne größere Schwierigkeiten eingeübt. Unsere alte Stiftskirche unterstützt uns dabei wunderbar. Jeder, der teilnimmt, kann spüren, was von diesen uralten Gebeten ausgeht.