Oberbürgermeisterkandidat von Bündnis 90/Die Grünen
20.08.2009 - Lorenz Bahr antwortet:
Sehr geehrte Frau Haarhaus,
recht herzlichen Dank für Ihren umfangreichen Fragenkatalog, den ich gerne beantworte.
Im Gegensatz zu meinen Mitbewerbern habe ich mich bei der Diskussionsveranstaltung der Wirtschaftsjunioren zum Thema ´Ikea in Wuppertal´ vorgestern sehr differenziert geäußert.
Hier habe ich auch an den Oberbürgermeister als Leiter der hiesigen Verwaltung appelliert, zunächst einmal die Planungen auf Erlenrode offen zu legen, um überhaupt über die Standort- und Verkehrsplanungen hinsichtlich einer Ikea-Ansiedlung in Wuppertal informiert zu werden. Außerdem habe ich selbst Alternativstandorte zu Erlenrode in die Diskussion eingebracht, die von meinen Mitbewerbern mit einem Federstrich ("Wir haben alles überprüft; es gibt keine Alternative.") vom Tisch gewischt worden sind. Ferner habe ich die Sprache darauf gebracht, dass meiner Kenntnis nach die Fertighausausstellung derzeit nicht nur ein neues (Niedrigenergie-) Haus baut, sondern der Stadt auch ein Kaufangebot für die Gesamtfläche unterbreitet habe. Der Oberbürgermeister reagierte irretiert; die Presse hat u.a. diese Information heute in einem größeren Artikel aufgenommen und weiterverarbeitet.
Ich setze mich außerdem weiter dafür ein, dass wir in einem moderierten Verfahren zwischen der Stadt, Ikea, der Hausausstellung und den Anwohnern zu einer vernünftigen, alle Interessen berücksichtigenden Lösung zur Ansiedlung von Ikea in Wuppertal gelangen, die nicht zwangsläufig auf der Fläche stattfinden muss, auf der seit dreißig Jahren bis heute die Hausausstellung beheimatet ist.
Wie weit aber der Planungsstand derzeit ist, weiß ich wirklich nicht; insofern weiß ich auch nicht, ob die Diskussion mit dem Land hinsichtlich des innenstandrelevanten Nebensortiments abgeschlossen und ob eine regionale Abstimmung mit Remscheid und Solingen erfolgt ist. Beides große Problemfelder, die vor einer Ansiedlung Ikeas in Wuppertal oder einer andere nordrhein-westfälischen Großstadt zu lösen sind. Mir scheint allerdings hier bisher keine Lösung in Sicht zu sein.
Ich antworte auf Ihre einzelnen Fragen also kurz wie folgt:
Mir liegt es fern, durch die Ansiedlung der Firma Ikea in Wuppertal alteingesessene Unternehmen zu verdrängen, wenn ich mich auch grundsätzlich für eine Ansiedlung von Ikea in Wuppertal ausspreche.
Mir ist nicht bekannt, welche alternative Standorte die Stadtverwaltung Wuppertal angeboten hat; ich selbst habe vier in die Diskussion eingebracht. Auch auf meine Nachfrage bei der Verwaltung und Wirtschaftsförderung ist mir nicht näher geantwortet worden.
Die Gefahr ist, dass Ikea Kaufkraft aus den Innenstädten an den Stadtrand aufsaugt. Deshalb ist das innenstadtrelevante Sortiment von Ikea zu definieren und zu begrenzen. Auch ist genau auf das Sortiment der zukünftigen Mieter von Ikea im Rahmen des Homestore-Konzeptes zu achten.
Gewachsene Siedlungsstrukturen sollen m.E. weder in Erlenrode noch anderswo durch Ikea zerstört werden. Ist ein nebeneinander nicht herzustellen, gehört Ikea in ein Gewerbegebiet.
Da ich das Verkehrskonzept nicht kenne, aber die Verkehrsverhältnisse auf Erlenrode, kann ich mir ein zusätzliches Verkehrsaufkommen von ca. 16.000 Fahrzeugen vornehmlich am Nachmittag zu Feierabend kaum vorstellen. Eine Andienung Ikeas kann dort nur direkt und über die Autobahn je nach Standort die A 1 oder die A 46 erfolgen.
Bei der Berechnung der Arbeitsplätze, die durch eine Ansiedlung von Ikea geschaffen werden sollen, muss auch der mögliche Verlust von Arbeitsplätzen in anderen Gewerbebereichen (Einzelhandel, Handwerk, ggfs. rund um die Hausaustellung, die Innenstadt etc.) berücksichtigt werden. Die oft in die Debatte geschmissene Zahl der durch Ikea zu schaffenden Arbeitsplätze ist bisher nicht verifiziert worden und daher beliebig und falsch. Allein, die Gesamtzahl der zur Debatte stehenden Arbeitsplätze ist standortneutral! Ob eine Ansiedlung in Erlenrode oder anderswo erfolgt, sagt zunächst einmal nichts über die tatsächliche Zahl der entstehenden oder bedrohten Arbeitsplätze aus.
Ich hoffe, ich konnte Ihre Fragen zu Ihrer Zufriedenheit beantworten und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
Lorenz Bahr