kripke
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Saul Kripke, Name und Notwendigkeit II. Vortrag: 22.Januar 1970
Juni 2004
I. Namenstheorie Kneales: bedeutende/unbedeutende Mitteilung bzgl. des Namens
(S.86)
Kneale: keine unbedeutende Mitteilung, dass Sokrates der größte Philosoph im antiken Griechenland war, dass es jedoch eine unbedeutende Mitteilung sei, dass Sokrates Sokrates genannt wurde.
Kripke: es ist keine unbedeutende Mitteilung, dass Sokrates Sokrates genannt wurde.
Verbesserung der These:
Kripke: Es ist eine unbedeutende Mitteilung, dass „Sokrates“ von uns heute Sokrates genannt wird.
Denn: „Sokrates“ hätte anders ausgesprochen werden können oder ganz anders genannt werden können.
II. Zirkularitätsproblem
Glunk:
Würde man für sich den Referenten eines Namens wie „Glunk“ bestimmen und dabei die Entscheidung treffen „Ich werde den Ausdruck >Glunk< zur Referenz auf denjenigen Menschen verwenden, den ich >Glunk< nenne“, dann würde einen das nicht weiterbringen.
S. 87
Beispiel für eine Verletzung der Zirkularitätsbedingung
Für eine Referenztheorie müssen die Thesen die Bedingung der Nicht-Zirkularität (B), erfüllen
III. These 6 - Modale These
(6) Die Aussage „Wenn X existiert, dann hat X die meisten der phi`s drückt eine notwendige Wahrheit aus“
Searle’s Kritik an der Beschreibungstheorie (Zitat S. 88): Annahme: statt „Aristoteles“: die Beschreibung „der Lehrer Alexanders“ zu nehmen.
[nach der Beschreibungstheorie] notwendige Wahrheit: dass der Mann, auf den referiert wird, der Lehrer Alexanders ist
aber: kontingente Tatsache, dass Aristoteles sich als Erzieher betätigt hat
Ausweg für Searle: notwendige Tatsache, dass Aristoteles die log. Summe (d. h. inklusive Disjunktion) der Eigenschaften besitzt, die ihm zugeschrieben werden
Einführung der Bündeltheorie
Kripkes Einwand gegen die These (6) der Bündeltheorie:
kontraintuitiv: es ist keine notwendige Wahrheit, dass Aristoteles die Eigenschaften hatte, die ihm gewöhnlich zugeschrieben werden (S. 88 unten)
IV. Determinismus und die Bedeutung des Namens in der Verbindung einer Handlung eines Menschen
Hitler-Beispiel
Bsp. Wenn ich den Namen „Hitler“ höre, bekomme ich in der Tat ein täuschendes Gefühl im Bauch, dass es irgendwie analytisch ist, dass dieser Mensch böse war. S.89
Aber: es ist wahrscheinlich nicht analytisch:
Hitler hätte sein ganzes Leben ruhig in Linz verbringen können. S. 89
Referenz/Kritik an der Referenz eines Namens:
Hitler: der Mann, der mehr Juden getötet hat, als es je jemand in der Geschichte getan hat.
Wäre Hitler nie an die Macht gekommen, hätte Hitler nicht die Eigenschaft gehabt, mit der wir die Referenz seines Namens festlegen.
Yard: König Heinrich I von England streckte seinen Arm aus, und ein Yard war dann der Abstand zwischen Nase und Fingerspitze Trotzdem keine notwendige Wahrheit, dass der Abstand zwischen seinen Fingerspitzen und seiner Nase ein Yard beträgt, da ein Unfall auch seinen Arm hätte verkürzen können.
Jemand braucht kein Bündel zu verwenden, solange er den Ausdruck „Yard“ so verwendet, dass er eine bestimmte festgelegte Referenz herausgreift, die in allen möglichen Welten diese Länge sein soll. S.90
Weder über Aristoteles noch über Hitler hing ein logisches Schicksal
Zitat: "Für mich liegen die wichtigsten Eigenschaften des Aristoteles in seinem philosophischen Werk, und die wichtigsten Eigenschaften Hitlers in seiner mörderischen politischen Rolle, doch könnten beide diese Eigenschaften auch überhaupt nicht gehabt haben." S.91
V. Sprache: einige Präzisierungen
Ich will natürlich nicht sagen, dass es nicht kontrafaktische Situationen geben könnte, in denen Leute in den anderen möglichen Welten tatsächlich eine andere Sprache sprechen würden.
ABER:
Selbst wenn wir eine Sprache auf unübliche Weise verwenden, verwenden wir dabei immer noch diese Sprache - das Deutsche - mit den Bedeutungen und Referenzen, die sie bei uns hat. S.92
Namen
sind für Kripke starre Bezeichnungsausdrücke; sie bezeichnen denselben Gegenstand in allen möglichen Welten; selbst wenn der Gegenstand in einer möglichen Welt nicht existieren sollte, so referiert der Name doch starr auf diesen Gegenstand
Bsp.: „wäre Hitler nie geboren worden“
starre Referenz des Namen „Hitler“ (S.91,92)
VI. Zwischenergebnis
Aus den Bemerkungen folgt:
These 6: Die Aussage „Wenn X existiert, dann hat X die meisten der phi<`s drückt eine notwendige Wahrheit aus (im Idiolekt des Sprechers) ist zu streichen.
Die anderen Thesen haben nichts mit Notwendigkeit zu tun und können von daher – zunächst – bestehen bleiben.
Doch: Wie steht es mit einer Theorie, in der eine These (6) fehlt?
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