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Armenisch-Apostolische Orthodoxe Kirche
Հայ Առաքելական Ուղղափառ ԵկեղեցիVorwort
Die christliche Gemeinschaft oder Institution, die in sich die
christliche armenische Gemeinschaft vereint, wird „Armenische Kirche“
genannt. Alle Armenier, die im Taufbecken dieser Kirche getauft werden,
werden als Kinder der Armenischen Kirche betrachtet.
Die
Armenische Kirche, die untrennbarer Teil der universellen christlichen
Kirche darstellt, ist eine religiöse Organisation mit einem nationalen
Gepräge. Ihre Grundlage ist das religiöse Leben. Die grenzenlose und
hingebungsvolle Liebe ist der Kern und die Nahrung dieses Lebens. Damit
die Liebe ihr universelles und ewigliches Wesen behält, ist es aber
unerlässlich, dass sie ihre Inspiration von einem erhabenen Ideal
erhält. Dieses Ideal ist die Person Christi selbst. In der Person
Christi sieht die Kirche die Offenbarung und Synthese von göttlichen
Eigenschaften. Nie vor Christus ist das Konzept der Liebe mit dieser
Schönheit und Tiefe ins Leben verwandelt worden. Jesus Christus ist die
Verkörperung dieser Liebe.
Die Armenische Kirche ist und wird bleiben der Speicher der
Frömmigkeit des Einzelnen und der Gesellschaft, folglich auch der
Familie und des Volkes. Dies ist der Grund, warum die Armenische Kirche
als universell und national bezeichnet wird. Diese zwei Begriffe
ergänzen sich in harmonischer Weise und dies in einer bezeichnenden
Logik – sie ist universell, denn sie ist christlich, – sie ist national,
denn sie ist armenisch. Ein christlicher Geist in armenischer Tracht.
In diesem Zusammenhang muss erklärt werden, dass die Nation (arm.
ազգութիւն) der Religion nicht ablehnend gegenübersteht. Es ist der
Nationalismus, (ազգայնամոլութիւն) der den christlichen Glauben ablehnt –
Nationalismus, welcher ausschließend ist; mit anderen Worten: der
nichts anderes außer sich selbst anerkennt, der sich absolut setzt. Das
nationale Gepräge unserer Kirche ist ein einzigartiges Merkmal, das
nicht ignoriert werden darf. Dass wir in einer pluralistischen
Gesellschaft leben, bedeutet noch lange nicht, dass das nationale
Gepräge unserer Kirche unwichtig ist. Es zu ignorieren oder sich von ihm
zu entfernen, würde unserer Kirche schaden.
* * *
Name und Entstehung

Die offizielle Bezeichnung unserer Kirche ist: „Apostolische, Orthodoxe, Heilige Kirche der Armenier“ (arm.
Հայաստանեայց Առաքելական Ուղղափառ Սուրբ Եկեղեցի).
Aber sie ist allgemein bekannt unter dem Namen „Armenisch-Apostolische
Kirche“ oder „Armenisch-Orthodoxe Kirche“. Manche Kirchen bezeichnen die
Armenische Kirche auch als „Armenische Gregorianische Kirche“ (arm.
Հայ Լուսաւորչական Եկեղեցի)
und bezwecken damit, den Ursprung der Armenischen Kirche nur auf den
Hl. Gregor den Erleuchter zurück zu führen. Auch wenn wir die Person und
das Wirken des Hl. Gregor als unseren Kirchenpatron und ersten
Patriarchen ehren, können wir mit dieser Bezeichnung nicht einverstanden
sein, da die ersten Erleuchter Armeniens sowie die Gründer der
Armenischen Kirche die Aposteln Heiliger Thaddäus und Heiliger
Bartholomäus sind. Durch Hl. Gregor den Erleuchter wurde nicht die
Armenische Kirche gegründet, sondern das Christentum zur Staatsreligion
Armeniens proklamiert.
Somit wurde Armenien der erste Staat auf der Welt, in dem das Christentum zur Staatsreligion erhoben wurde.

Gregor der Erleuchter (arm.
Գրիգոր Լուսաւորիչ)
wurde nach der Annahme des Christentums als Staatsreligion der erste
Katholikos, d.h. das erste Oberhaupt der Armenischen Kirche. In einer
visionären Ahnung soll er von Christus den Auftrag bekommen haben, in
Wagharshapat, heute St. Etschmiadzin, die Mutterkirche der Armenier zu
errichten. „Etschmiadzin“ bedeutet übersetzt: Sohn Gottes ist
herabgestiegen. Diese Kirche, rund zwanzig Kilometer von Jerewan
entfernt, ist seither das Zentrum der Armenischen Kirche.
Die offizielle Deklarierung des Christentums zur Staatsreligion in
Armenien durch einen König bedeutete jedoch nicht, dass das Christentum
nach dem Märtyrertod der Apostel aus Armenien wieder verschwunden wurde.
Die Missionierungsarbeit der Apostel wurde in den darauffolgenden zwei
Jahrhunderten von anderen, die meist mit dem Leben zahlen mussten,
fortgeführt. Zahlreiche armenische sowie fremdsprachliche Quellen vor
301 berichten über die Verbreitung und die tiefe Verwurzelung des
Christentums in Armenien.

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Zweifellos
war die Übersetzung der Bibel ins Armenische der entscheidende
praktische Schritt im Prozess der Bekehrung Armeniens zum Christentum.
Die Voraussetzung zu diesem Schritt wurde erst im Jahre 406 mit der
Entwicklung des armenischen Alphabets durch den Hl. Mesrop Maschtotz
geschaffen. Die darauffolgende umfangreiche Übersetzungsbewegung,
tatkräftig unterstützt von Katholikos Hl. Sahak Bartev und König
Vramschapuh, brachte eine armenische Nationalliteratur hervor, die sich
nicht nur auf die wichtigsten Werke der Kirchenväter beschränkte. Diese
Zeit des kulturellen und geistigen Umbruchs in Armenien wird in der
armenischen Geschichte als das „goldene Zeitalter“ bezeichnet.
Das 5. Jahrhundert war jedoch auch ein schicksalhaftes Jahrhundert.
Die Armenier mussten die Tiefe ihres christlichen Glaubens unter Beweis
stellen. Dies war nicht erstmalig und, wie uns die Geschichte zeigt, ist
es auch nicht letztmalig gewesen. Der Feind war der Sassanidenkönig
Yazkert II. (438-457), der neben seinen politischen Bestrebungen
Armenien zum Mazdaismus bekehren wollte. Im Jahre 451 auf dem
Schlachtfeld von Avarayr führte der armenische General (auf armenische:
Sparapet) Vardan Mamikonian (370-451) seine Armee gegen das weit
überlegene Heer des persischen Königs (auf persisch: Schah). Der General
und der größte Teil seiner Armee mussten ihr Leben um des Glaubens und
der Heimat willen hingeben. Die Armenische Kirche gedenkt jedes Jahr
dieses Ereignis mit einer großen Feier, welche heißt „Surb Vardanank“.
Für die Armenier liegt die Wichtigkeit dieses Ereignisses in erster
Linie nicht in seiner politischen oder militärischen Wirkung, sondern
viel mehr im Scheitern des Königs Yazgert II., Armenien zum Mazdaismus
zu bekehren. Als Antwort an den persischen König, der sie zwingen
wollte, ihren christlichen Glauben zu leugnen, schrieben sie: „Von
diesem Glauben kann uns niemand abbringen, weder Engel noch Menschen,
weder Schwert noch Feuer, noch Wasser, noch irgendeine Art grausamer
Folter“. In seinen letzten Worten vor der Schlacht sagte Vardan Mamikonian zu seinen Kameraden: „Der
Feind nahm an, dass wir das Christentum wie ein Gewand anlegen: Nun
wird ihm deutlich, das er die Hautfarbe nicht ändern kann“. Es ist
eindeutig, dass der christliche Glaube bis zum 5. Jahrhundert ein fester
Bestandteil der armenischen gesellschaftlichen Strukturen geworden war.
* * *
Die Verwaltung und der Sitz
Die Armenisch-Apostolische Kirche ist autokephal (selbstverwaltend)
und gehört zu der Familie der Orientalischen Orthodoxen Kirchen an. Zu
dieser Kirchenfamilie gehören die Koptisch-, die Äthiopisch-, die
Eritreisch- und die Syrisch-Orthodoxe, sowie die Indisch-Malabarischen
Kirchen an. Seit 1962 ist die Armenische Kirche Mitglied des
Weltkirchenrates. Sie hat Mahlgemeinschaft mit den oben erwähnten
orientalischen orthodoxen Kirchen.
An der Spitze der Kirche steht der Oberste Patriarch und Katholikos Aller Armenier mit dem Amtssitz in Etschmiadzin.
Aus historischen Gründen entstanden in der Armenischen Kirche neben
dem Katholikat Aller Armenier auch lokale geistliche Sitze, die in
ihren Verwaltungen völlig selbstständig waren und deren Häupter
ebenfalls Katholikoi genannt wurden. Gegenwärtig besitz die Armenische
Kirche ein solch lokales Katholikat in Libanon. Es ist das Katholikat
des Hohen Hauses von Kilikien, dessen Haupt der Katholikos Aram I. ist,
mit dem Amtssitz im Beiruter Stadtteil Antelias und der Jurisdiktion
über die nahöstlichen Bistümer Beirut, Aleppo, Damaskus und Nicosia.
Zu den 4 hierarchischen Stühlen der armenischen Kirche gehören neben
den eben erwähnten Katholikate die armenischen Patriarchate von
Jerusalem seit 1311 und Konstantinopel seit 1461.
Die National-Kirchliche Versammlung unter dem Vorsitz des Katholikos
ist das höchste legislative Organ der Kirche. Die weltlichen (ca. 70 %)
und geistlichen (ca. 30 %) Delegierten der weltweiten armenischen
Diözesen bilden dieses Gremium. Jede Diözese stellt mindestens einen
Delegierten.
Der Oberste Geistliche Rat (Synode) ist das exekutive Organ der
Kirche. Neben dem Katholikos, der den Vorsitz des Rates innehat, hat der
Rat 16 Mitglieder, von denen sind die Hälfte Diözesanbischöfe bzw.
Erzbischöfe.
Alle Bischöfe und Erzbischöfe der Kirche bilden gemeinsam die
Bischofskonferenz, die sich unter dem Vorsitz des Katholikos mit den
theologischen und kanonischen Fragen der Kirche beschäftigt.
* * *
Die geistlichen Ämter
Zu Anfang hatte die christliche Kirche drei hierarchische Ämter: Das
Diakonat, das Priestertum und das Bischofsamt. Im Laufe der
Jahrhunderte, als sich die Kirche verbreitet hatte und die Zahl der
Gläubigen sich mehrte, wurde eine Verteilung der Ämter notwendig.
Demgemäß hat die Armenische Kirche neun hierarchische Ämter festgesetzt:
1. Türsteher
2. Lektor
3. Sänger
4. Ministrant
5. Subdiakon
6. Diakon
7. Priester
8. Bischof bzw. Erzbischof
9. Katholikos
Die ersten vier Ämter sind die niederen Ränge und werden als
Lehrministranten betrachtet. Schüler an Priesterseminaren erhalten nach
vorheriger Vorbereitung diese Ämter. Ihre Aufgabe ist, bei Andachten und
Messen aus den Psalmen bzw. den Episteln zu lesen sowie zu singen. Nach
etwa dreijähriger Erfahrung wird vielen von ihnen erlaubt, eine Stola
zu tragen, wodurch der Betreffende die Aufgaben eines Diakons ausüben
darf, jedoch nur im Falle der Abwesenheit des letzteren und mit dem
Einverständnis des örtlichen Bischofs.
Das Diakonat ist der sechste Rang in der hierarchischen Rangordnung
der Armenischen Kirche. Es ist der wesentliche Hauptdiener an Gottes
Heiligem Altar, der bei allen Riten und Messen dem Zelebranten (Priester
oder Bischof) beisteht. In der Armenischen Kirche ist dem Diakon nicht
gestattet, eigenständig und ohne die Anwesenheit eines Priesters
Sakramente zu spenden oder den Segen zu erteilen.
In der hierarchischen Rangordnung bildet das Amt des Priestertums den
siebenten Rang. In der Armenischen Kirche dienen verheiratete sowie (in
Zölibat lebende Priester) zölibatäre Priester. Diese letzteren werden
Abegha (Mönchpriester) genannt und tragen eine schwarze kapuzenförmige
Kopfbedeckung, genannt Veghar, die die Herrschaft der Kirche in Bezug
auf sie symbolisiert. Der Priester ist befugt, alle Sakramente, außer
dem Sakrament der Priesterweihe, zu spenden.
Das Bischofsamt ist der achte Rang der Armenischen Kirche. Der
Bischof (armenisch: Yepiskopos) ist befugt, alle sieben Sakramente der
Kirche zu spenden. Das Wort selbst bedeutet Vorsteher, Aufseher,
Wächter. Folglich ist er der amtliche Beauftragte der Kirche und wacht
in einer bestimmten Region über die Tätigkeit der Kirchen und deren
Beziehung zu den zu ihnen verbundenen Gemeinden und leitet deren Wirken.
Er ist beauftragt, das Volk zu führen und wenn notwendig, sie auch zu
tadeln. Er ist befugt, Ministranten, Diakone und Priester zu weihen,
Kirchenbauten sowie kirchliche Gegenstände (Bilder u.ä.) einzuweihen.
Der höchste und neunte Rang der Armenischen Kirche ist das Amt des
Katholikos. Er trägt auch die Titel, Höchster Patriarch, Oberster
Bischof und Hochpriester.


Anders
als in den anderen Orthodoxen Kirchen steht in der Armenischen Kirche
der Katholikos als Oberhaupt der Kirche einen Grad höher als die
Bischöfe (also nicht primus inter pares). Er wird nach dem Tod eines
Amtsinhabers in der National-Kirchlichen Versammlung von Klerikern und
Laien gewählt und durch zwölf Bischöfe geweiht und gesalbt. Der
amtierende Katholikos Aller Armenier heißt Garegin II., der im Jahr 1999
gewählt und gesalbt wurde.
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In der frühen Zeit war das Bischofsamt das höchste Amt der
Armenischen Kirche. Als sich die Zahl der Kirchen und Gemeinden mehrte,
wurde die Wahl eines Oberhirten aus dem Kreis der Bischöfe notwendig,
der die gesamte Kirche führt. So wurde das Amt des Katholikos ins Leben
gerufen.
Der
Katholikos als oberster Amtsierender ist mit der Bewahrung der wahren
rechtgläubigen Lehre beauftragt. Ihm sind auch folgende Befugnisse
vorbehalten: Bischöfe zu weihen, neue Diözesen zu gründen und sie durch
die heilige Enzyklika bekannt zu geben, die Wahl der Primas und deren
Amtsantritt zu bestätigen, würdigen Bischöfen den Titel “Erzbischof” und
Priestern den Titel “Erzpriester” zu verleihen, das Myron-Salböl zu
weihen, um nur einige zu nennen.
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In der Armenischen Kirche dürfen diejenigen für ein Kirchenamt
kandidieren, die aus einer rechtmäßigen heiligen Ehe geboren wurden, und
gemäß der Lehre der Armenischen Kirche getauft und gefirmt worden sind.
Die kirchlichen niederen Ämter (Lehrämter) werden denjenigen
verliehen, die religiöse Ausbildung erhalten haben, die sich zur wahren
Lehre der Heiligen Dreieinigkeit bekennen und eine innere Berufung
empfinden, ihre Person dem Kirchendienst zu widmen.
Für das Amt des Diakons bzw. des Priesters müssen die Kandidaten eine
entsprechende religiöse Bildung erhalten haben und die Berufung spüren,
dem Mysterium des Heilswerkes Christi zu dienen.
Aus den Reihen der zölibatären Priester (Mönchpriester, Archimandrit,
Erzarchimandrit) werden die würdigen zum Bischofsamt berufen und aus
dem Kreise der Bischöfe wird der Katholikos gewählt und gesalbt.
Folglich um ein bestimmtes kirchliches Amt zu bekleiden, muss der
Kandidat für eine gewisse Zeit im dafür vorausgegangenen Amt bereits
amtiert haben. Also vor der Kandidatur als Diakon, muss der Betreffende
als Ministrant gedient haben, vor dem Priesteramt als Diakon, vor dem
Bischofsamt als Priester und dem höchsten Amt des Katholikos als
Bischof.
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Bildungsstätte
In
drei ihrer vier geistlichen Zentren werden die Priester der armenischen
Kirche ausgebildet: in Etschmiadzin an der geistlichen
Georgian-Akademie (gegründet 1869) und an dem Wasgenyan Priesterseminar
auf der Halbinsel von

Sevansee (gegründet 1990), in Antelias (seit 1930)
und in Jerusalem (seit 1925). Im Jahre 2004 wurde der Georgian-Akademie
von St. Etschmiadzin durch das Bildungsministerium der Republik
Armenien den Status der Theologischen Universität verliehen. Das
armenische Patriarchat in Konstantinopel hat erst im Jahre 1953 ein
Seminar für die Ausbildung seiner Priester eröffnen dürfen; jedoch
musste es schon 1969 auf Anordnung der türkischen Behörden wieder
geschlossen werden, so dass das Patriarchat gegenwärtig keine
Ausbildungsstätte für seinen Priesternachwuchs mehr hat.
Nach der Unabhängigkeit der Republik Armenien wurde im Jahre 1995 an
der Yerevaner Staatsuniversität eine Theologische Fakultät gegründet,
die z Zt. etwa 150 Studenten hat.
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Die Diözese der Armenischen Kirche in Deutschland
Die Armenische Kirche wirkt infolge ihrer bewegten Geschichte überall auf der Welt, von Nahen Osten bis Europa und Amerika. Sie ist heute in über 70 Staaten vertreten. In über 30 Ländern existieren armenische Diözesen bzw. Bistümer (Armenisch: Tem oder Aradschnordutyun). Die größten befinden sich in den USA und in Russland, gefolgt von den Diözesen in Frankreich und Georgien. Sie alle unterstehen dem Mutterstuhl zu St. Etschmiadzin und erkennen die Autorität des Katholikos Aller Armenier an.

1992 hat der Vazgen I., der damalige Oberste Patriarch und Katholikos Aller Armenier, durch eine offizielle Enzyklika auch eine Diözese in der Bundesrepublik Deutschland mit Sitz in Köln gegründet, der Erzbischof Karekin Bekdjian vorsteht. Neben ihm sind noch fünf Geistliche tätig. Über die Diözese hinaus gibt es in Deutschland auch andere, teils kulturelle (etwa 20), teils kirchliche (etwa 15) Vereine bzw. Gemeinden. Diese letzteren unterstehen der Diözese der Armenischen Kirche in Deutschland, die deren Zusammenarbeit organisiert. Es wurde eine Diözesansatzung auf Grund der kanonischen Ordnungen und der demokratischen Verwaltung der Armenischen Kirche erarbeitet.
Die Hauptorgane der Diözese sind die Diözesandelegiertenversammlung
und der Diözesanbeirat. Die Diözesandelegiertenversammlung ist das
höchste parlamentarische und legislative Organ der Diözese. Alle
Kirchengemeinden haben wenigstens einen und höchstens zehn gewählten
weltlichen Delegierten. Die Zahl hängt von der Gemeindemitgliederzahl
ab. Pro 50 Mitglieder wird ein Delegierter gewählt. Der Primas und die
Geistlichen der Diözese sind auch Mitglied der DDV, allerdings muss der
Anteil der Geistlichen zehn Prozent der Gesamtzahl nicht überschreiten.
Die Delegierten werden für drei Jahre Amtszeit gewählt und dürfen
wiedergewählt werden.

Der
Diözesanbeirat mit seinen 8 weltlichen Mitgliedern ist das exekutive
Organ der Diözese. Der Primas ist kraft seines Amtes stimmberechtigtes
Mitglied des Diözesan-beirates. Die Diözesanbeiratsmitglieder werden
von der Diözesandelegiertenversammlung für eine Amtszeit von drei Jahren
gewählt und dürfen wiedergewählt werden. Der Primas der Diözese ist der
Ehrenvorsitzende der DDV und des Diözesanbeirates.
Die Gemeinden auf Ortsebene und die Diözese auf Bundesebene sind
Mitglied bei der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK). Die ACK
ist eine ökumenische Institution, in der über unterschiedlichen
religiös-kirchlichen sowie gesellschaftlichen Themen und
Heraus-forderungen diskutiert und beraten wird. Sie organisiert auch
gemeinsame ökumenische Gottesdienste, Tagungen und Veranstaltungen.
* * *
Die Lehre
Die Armenische Kirche glaubt und bekennt, dass der Mensch nur durch Jesus Christus erlöst werden kann.
Grundlage für die Lehre der armenischen Kirche sind das Alte und
das Neue Testament, die Beschlüsse der ersten drei Ökumenischen
Konzilien von Nicäa 325, von Konstantinopel 385 und von Ephesus 431
sowie die Beschlüsse der Konzilien der Armenischen Kirche.
Die Armenische Kirche lehnt die Beschlüsse des Konzils von Chalzedon
(451) über zwei Naturen Christi ab. Demzufolge betrachtet die Armenische
Kirche auch die weiteren Ökumenischen Konzile der
Byzantinisch-Orthodoxen Kirchen (7 Konzile) bzw. der
Römisch-Katholischen Kirche (23 Konzile) als nicht Ökumenisch bzw.
Universal.
In Anbetracht der Ablehnung von Chalzedon hat man der Armenischen
Kirche die Irrlehre des Monophysitismus vorgeworfen, eine Unterstellung,
die die Armenische Kirche mit Recht zurückweist. Denn sie bekennt sich
im Anschluss an die ersten drei Konzilien (Nizäa 325, Konstantinopel 381
und Ephesus 431) zu Christus, in dem sich die göttliche und die
menschliche Natur vereinigt haben. Der Überzeugung der armenischen
Kirche nach ist der menschgewordene Sohn Gottes „ein Wesen, eine Person,
eine Hypostase, eine gottmenschliche Natur, in der aber die göttliche
und die menschliche Naturen Christi untrennbar und unvermischt vereinigt
wurden“. Mit dieser Formel soll nichts anderes als die unlösbare
Einheit beider Naturen in Christus zum Ausdruck gebracht werden. Eine
Einheit, in der keine von den beiden Naturen eine Verminderung
zugeschrieben wird.
Die Armenische Kirche lehrt, dass die dritte Person der Trinität (d.
h. Dreieinigkeit), der Heilige Geist, nur vom Vater hervorgeht und lehnt
die Lehre der Philioquie ab, womit behauptet wird, dass der Hl. Geist
sowohl vom Vater als auch vom Sohn hervorgeht. Dies war eine der
Hauptgründe, die zur Kirchenspaltung vom 1054 geführt hat.
Die Armenische Kirche glaubt an die Fürsprache der Heiligen. Sie
glaubt, dass Menschen, die während ihres irdischen Lebens gläubig und
sündenfrei waren, ein reines und makelloses Leben geführt und ihr Leben
Gott und Christus gewidmet haben oder wegen ihres unerschütterlichen
Glaubens verfolgt, gefoltert wurden oder gar den Märtyrertod gestorben
sind, die Würde erhalten, Heilig gesprochen zu werden. Die Kirche reiht
diese Persönlichkeiten in die Reihe der Heiligen wie z. B. die
Gottesgebärerin Maria, alle Apostel, Gregor der Erleuchter, Mesrop
Mashdotz, Sahak Bartev, Vardan Mamikonian, Grigor Narekatzi, Nerses
Schnorhali und viele andere.
Die Armenische Kirche hat einen besonderen Gottesdienst für
Entschlafene, so genannte Seelenmesse (arm. Hogehangist). In diesem
Gottesdienst verlässt sich die Kirche auf die Gnade Gottes und betet für
die Errettung der Seelen der Entschlafenen. Natürlicherweise glaubt die
armenische Kirche, dass nur im Glauben Entschlafene der Errettung
würdig werden, die in ihrem irdischen Leben entsprechend der Lehren des
Herrn gelebt, und auch wenn sie Fehler und Sünden begangen hatten, aber
diese bereut haben. Aber oft verlassen uns auch Menschen, die zwar
geglaubt haben, jedoch trotzdem unvollkommen waren. Es ist nicht die
Kirche, die die Herzen der Menschen prüft, sondern Gott selbst. Daher
betet sie für alle Entschlafenen.
Die Armenische Kirche kann nicht akzeptieren, dass der Papst das
Oberhaupt und Leiter der gesamten christlichen Kirche ist. Die
Armenische Kirche kann auch die Unfehlbarkeit des Papstes nicht
akzeptieren. Sie vertritt die Meinung, dass jeder Mensch, ganz gleich
welche Stellung und welchen Rang er besitzt, auf menschlich-natürlicher
Weise Fehler machen und falsche Entscheidungen treffen kann.

Die
Armenische Kirche kann auch die Lehre der Römisch-Katholischen Kirche
über die unbefleckte Empfängnis von Maria nicht akzeptieren. Obwohl auch
die Armenische Kirche die Gottes-mutter als höchste Heilige der Kirche
ehrt, kann aber nicht annehmen, dass Maria ohne die Erbsünde geboren
wurde. Sie unterstreicht, dass Maria Mensch war und, wie jeder andere
Mensch auch, mit der Erbsünde geboren wurde. Sie wurde aber von Gott der
hohen Ehre würdig gefunden, Mutter des Erlösers zu sein.
Die christlichen Kirchen haben unterschiedliche Meinungen und
Haltungen Bildern gegenüber. In der Kirchengeschichte führte die
Bilderfrage auch zu Meinungsverschiedenheiten und Problemen zwischen den
Kirchen. Aus den Meinungsverschiedenheiten sind zwei Gruppen
hervorgegangen. Eine Gruppe, die Bilder in der Kirche grundsätzlich
ablehnt und eine andere, die die Bilder verehren. Insbesondere die
byzantinischen Kirchen waren diejenigen, die gegen die Bilderablehnende
Haltung mancher Kirchen am härtesten gekämpft haben. In diesen Kirchen
ist die Bilderverehrung so weit verbreitet, dass man von
„Bilderanbetung“ sprechen kann. Diese Kirchen haben besondere Bilder,
die „Ikonen“ genannt werden und sie verehren diese Ikonen in besonderer
Weise. Die Armenische Kirche lehnt Bilder in der Kirche keineswegs ab,
ist aber nicht so streng, wie die byzantinischen Kirchen. Unsere Kirche
ehrt die Bilder in der Kirche und glaubt, dass die Bilder (von Jesus
Christus oder Heiligen) nur eine Hilfe zum Gebet sind. Der armenische
Gläubige betet an die Dreieinigkeit oder an eine ihrer drei Personen,
den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist.
Damit die Bilder, die in der Kirche angebracht werden, sich von
gewöhnlichen Bildern unterscheiden, weiht die armenische Kirche diese
mit dem Myronöl. Erst wenn sie gesegnet und geweiht sind, dürfen Bilder
in der Kirche aufgehängt werden.
Die Armenisch-Apostolische Kirche blieb in der Vergangenheit und
bleibt heute fest davon überzeugt, dass die geistliche und praktische
Einheit der Kirche Christi verwirklicht wird, wenn die unterschiedlichen
„Zweige“ der Kirche Christi ihre Beziehungen auf einer Grundlage der
gegenseitigen Achtung und des Verständnisses der unterschiedlichen
historischen Entwicklungen aufbauen. Einen Leitspruch für die Schaffung
der Einheit der Kirche Christi, der auch heute gilt, gab uns der
armenische Katholikos, der Hl. Nerses Schnorhali, im 12. Jahrhundert,
indem er im Sinne des großen Kirchenvaters Augustin sagte: „Einheit in allem Notwendigen, Freiheit in allem Zweifelhaften, Liebe in allem“.
* * *
Der Kirchenkalender und die Sakramente
Im armenischen Kirchenkalender gebt es verschiedene Feste. Sie
gliedern sich in fixe und bewegliche Feste. Für die letzteren ist oft
das Datum des Osterfestes entscheidend. In folgenden Gruppen können wir
die fixen und beweglichen Feste unterteilen: „Feste des Herrn“, die
betreffen das Leben Christi; „Feste des Kreuzes“, sie lobpreisen das
Kreuz Christi und das dadurch versprochen Heil; „Feste der Kirche“, sie
gedenken der Gründung und Verbreitung der Universalen sowie der
Armenischen Kirche, „Gedenktage der Heiligen“, sie beziehen sich auf die
Heiligen der Allgemeinen und der Armenischen Kirche, und schließlich
„Fastentage“. Die Armenische Kirche hat im Jahr etwa 160 Tage für die
Fastenzeit vorbehalten. Die große Fastenzeit umfasst die das Osterfest
vorausgehenden 50 Tage. In der Armenischen Kirche ist während der
Fastenzeit nur pflanzliche Kost erlaubt.
Die Festtage werden zuweilen auch sehr prunkvoll gefeiert. Diese
werden Taghawar oder Große Feste genannt. Es sind im Jahr 5 solche
Feste. In der Reihenfolge sind sie:
1. Das Weihnachtsfest oder die Geburt und Taufe Christi, mit einem Wort Gottesoffenbarung Christi: am 6. Januar;
2. Die Auferstehung Christi oder Osterfest: zwischen 23. März und 30. April (gemeinsamer Termin mit den westlichen Kirchen);
3. Die Verklärung Christi (der 14. Sonntag nach dem Osterfest);
4. Die Marienhimmelfahrt im August (der Sonntag zwischen 12. und 18. August);
5. Das Kreuzerhöhungsfest im September (der Sonntag zwischen 11. und 17. September).
Weitere wichtige kirchliche Feier- bzw. Gedenktage sind:
Maria Verkündigung (Mutter- und Schönheitstag in Armenien): 7. April;
Gedenktag an die 1,5 Mill. Märtyrer des türkischen Völkermords an den Armeniern vom 1915: 24. April;
Christi Himmelfahrt: beweglich; es ist vom Osterfest abhängig;
Pfingsten (Ankunft des Heiligen Geistes): beweglich, es ist vom Osterfest abhängig;
Gedenktag an den Hl. Gregor, den 1. Katholikos der Armenischen Kirche: beweglich, es ist vom Osterfest abhängig;
Tag der Gründung der Mutterkirche Armeniens, St. Etschmiadzin: beweglich, es ist vom Osterfest abhängig;
Geburt der Hl. Jungfrau und Gottesgebärerin Maria: 08. Sept.;
Gedenktag an die Hl. Sahak und Hl. Mesrop, Erfinder des
armenischen Alphabets und Übersetzer der Heiligen Schrift ins
Armenische: immer am 2. Samstag im Oktober;
Gedenktag an die Hl. Apostel und ersten Erleuchter Armeniens, Taddäus und Bartholomäus: Ende November, Anfang Dezember.
Die Armenische Kirche kennt 7 Sakramente (Mysterien). Es sind dies:
1. Die Taufe;
2. Die Salbung;
3. Die Trauung;
4. Das Abendmahl (Eucharistie);
5. Die Handauflegung (Priesterweihe);
6. Die Busse;
7. Die Letzte Ölung
(wird nur bei Geistlichen vorgenommen).
Die Säuglingstaufe ist allgemein üblich. Die Täuflinge werden nach
der Wassertaufe mit Myronöl gesalbt und erhalten im Anschluss daran die
1. Kommunion. Es erfolgt keine Konfirmation. Die Beichte wird im
Gottesdienst als allgemeine Beichte gehalten.