Doch der Start einer eigenen niederösterreichischen Landesgruppe des seit 1946 bestehenden Bundes sozialistischer Akademiker, Intellektueller und Künstler war keineswegs einfach und friktionsfrei. Im Februar 1949 wurde mit bitterem Unterton berichtet, dass sich „[i]n sämtlichen Bundesländern [...] der Bund sozialistischer Akademiker als selbstständige Landesorganisation konstituiert [hat]. Am letzten Bundestag der Sozialistischen Akademiker konnten die Berichterstatter aus allen Bundesländern über die Fortschritte im Aufbau ihrer Organisation und vielfach über einen bedeutenden Mitgliederzuwachs berichten. Nur Niederösterreich konnte keinen Bericht bringen, weil dieses Bundesland keine selbstständige Landesorganisation besaß, sondern bisher mit der Landesorganisation Wien des BSA vereinigt war.“ (2)
Im August des Jahres berichtete Bundesvorstandsmitglied Emil Rohacik, „dass er trotz des bestehenden Proponentenkomitees seit 3 Monaten die ganze Arbeit allein machen muss“ und ersuchte „um Beistellung eines geeigneten Genossen“, da sonst keine Landesleitung funktionieren könne. Wilhelm Rosenzweig vertrat „die Auffassung, die Landesorganisation möglichst bald auf eine demokratische Basis zu stellen, damit eine Arbeitsteilung eintreten kann.“(3)
Im Dezember 1949 fanden die ersten Besprechungen zur Gründung der Landesleitung statt, aber noch am 9. Jänner 1950 hatte „Dipl.-Ing. E. Rohacik“ im Rahmen der Bundesvorstandssitzung in der Wiener Strudelhofgasse angemerkt, dass „die Verhältnisse in Niederösterreich [...] keinen Schritt weiterzubringen sind.“(4)
Teils heftige Kritik wurde auch am Proponentenkomitee geübt. Sein Vorschlag nach „Schaffung eines eigenen Referats im Sekretariat in Wien wird in der Debatte heftig widersprochen, da bei einem Mitgliederstand von 168 in Niederösterreich und bei den finanziellen Mitteln des Bundes so etwas nicht zu vertreten ist.“(5)
Aufgrund der Schwierigkeiten, eine Landesgruppe NÖ zu etablieren, ist es wenig verwunderlich, dass zeitlich früher bereits Bezirksgruppen entstanden. Mit 31.Dezember 1949 gab es bereits die Bezirksgruppen Amstetten, Gänserndorf, Gmünd, Krems, St. Pölten, Ternitz, Wiener Neustadt und Eisenstadt für das Burgenland.
Auf der eingangs erwähnten Gründungsversammlung vom Februar 1950 „wurde zum Obmann Minister Dr. Tschadek, zum Stellvertreter Dr. Ing. Ludwig Grassinger und zum geschäftsführenden Obmann Baurat Dipl.-Ing. Emil Rohacik gewählt.“(6)
Die neue Landesorganisation für Niederösterreich und das Burgenland startete mit 186 Mitgliedern. Der 1. Landestag fand am 17. März 1951 in Krems statt, wobei das Ziel formuliert wurde, bis zum nächsten Landestag im folgenden Jahr auf 400 Mitglieder anzuwachsen, das aber schon im Herbst 1951 übertroffen werden konnte. (7) Die Anfangsschwierigkeiten waren überwunden, es sollten für den BSA NÖ gute Jahre folgen.
(1) Der sozialistische Akademiker, Heft 12, Dezember 1951, S. 3
(2) Der sozialistische Akademiker, Heft 2, Februar 1949, S. 10
(3) VGA PN 6/392, BSA 49-50 (Protokoll der Bundesvorstandssitzung am 29. August 1949)
(4) VGA PN 6/392, BSA 49-50 (Protokoll der Bundesvorstandssitzung am Montag, 9. Jänner 1950)
(5) Ebenda
(6) Der sozialistische Akademiker, Heft 3/4, März-April 1951, S. 2
(7) Der sozialistische Akademiker, Heft 12, Dezember 1951, S. 3