Bei Zeckenstich gelten folgende Regeln:
Möglichst rasche Entfernung selbst oder durch Partner/Freunde/Eltern. Bei Erwachsenen sitzen Zecken zu 60% an Unterschenkeln und Knie, bei Kindern hingegen zu 50% an Kopf und Hals. Mit einer geeigneten Pinzette, Zeckenzange oder -karte ohne irgendwelche Drehmanöver und insbesondere ohne vorherige Behandlungen mit was auch immer (kein Nagellack, Essig oder was sonst noch an Gerüchten kursiert) durch einfachen Zug herausziehen. Keine Panik, wenn etwas steckenbleibt.
Die hiesigen Zecken übertragen ggf. Borreliose, keine FSME (akute Hirnhautentzündung)!
Daher besteht eine ungefährliche Zeit von 12- 24 Std, in denen die Zecken ihre Erreger noch nicht in die Stichstelle übertragen. Die Borrelien sitzen in den Speicheldrüsen der Zecke und müssen von dort aktiv "heraufgepumpt" werden. Wenn Sie also am Nachmittag mit den Kindern auf der Wiese Fußballspielen waren und abends bei der Kontrolle die Zecke entdecken, reicht die Entfernung und es besteht keine Infektionsgefahr. Das gilt auch, wenn bei dem Entfernungsversuch ein Zeckenrest verbleibt. Die Zecke kann ohne Körper nicht mehr die Borrelien in den menschlichen Körper schleusen. Von dem Zeckenrest geht keine Infektionsgefahr mehr aus. Eine evtl. Entzündung an der Stichstelle kann am nächsten Praxistag, auch nach dem Wochenende, von Ihrem Hausarzt in aller Ruhe eingeschätzt und ggf. behandelt werden.
Eine Frühbehandlung mit single shot (Einzelschuß) Doxicyclin habe ich wegen fehlenden Wirksamkeitsnachweises in aktuellen Studien aufgegeben.
In der Folgezeit des Stiches achten Sie auf folgende Symptome:
In den ersten 2-3 Tagen nach dem Stich kann das sog. Erstsyndrom auftreten: Gliederschmerzen, leichtes Fieber, allgemeines Mißempfinden, Schwächegefühl. Also eine Erkältung ohne Husten, Schnupfen, Heiserkeit.
In den nächsten 6 Wochen achten Sie auf unklare Rötungen irgendwo am Körper, auch entfernt von der Stichstelle, bevorzugt an den vorderen Schienbeinkanten. Typischerweise findet sich das sogenannte Erythema anulare migrans. Also eine ca. fünfmarkstückgroße Rötung (innen blass, außen rot), die nach einigen Stunden oder Tagen wieder verschwindet und an anderer Stelle ggf. wieder auftaucht. Jede unklare Rötung in diesem Zeitraum nach Zeckenstich ist verdächtig als Infektionszeichen. Diese Symptome führen Sie bitte unmittelbar zu ihrem Arzt. Daraufhin wird typischerweise eine antibotische Behandlung eingeleitet.
Blutuntersuchungen machen in der Regel unmittelbar nach dem Zeckenstich keinen Sinn, da es oft ein blindes Intervall von bis zu 6 Wochen gibt, in denen die Laborwerte noch nicht reagieren. Wenn sich o.g. Symptome zeigen, wird auch eine Serologie erhoben und mit der Behandlung begonnen.
Sie können eine entfernte Zecke einschicken, um den Borrelienträgerstatus der Zecke feststellen zu lassen. Das wird nicht von der Krankenkasse übernommen und kostet etwa 35€. Die Adressen der Tierärztlichen Hochschule und des Zeckenlaboratoriums Großburgwedel finden Sie unten auf dieser Seite.
Falls das Ergebnis postiv ausfällt, die Zecke also Träger von Borrelien sein sollte, keine Panik. Nicht jede infizierte Zecke überträgt ihre Erreger bei dem Stich und nicht jede übertragene Borrelie löst eine Erkrankung aus.
Kommen Sie mit dem Ergebnis zur Besprechung des weiteren Vorgehens in die Praxis.
Institut für Parasitologie
Zentrum für Infektionsmedizin
Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
Bunteweg 17
Gebäude 217
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Tel: 0511/953-8797
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Zeckenlaboratorium Großburgwedel
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