Windows 7 auf alter Hardware installieren

Gepostet am: 22.11.2015 11:05:07

Windows 7 läuft auch auf antiker Hardware. Doch die Installation ist mit einigen Hürden verbunden, die mir fast den letzten Nerv kosteten. Mein Reste-PC verfügt über kein verlässlich funktionierendes DVD-Laufwerk, was die Sache nicht gerade einfacher machte. Zudem unterstützt mein Lucky Star Mainboard kein Booten von einem USB-Stick. Ein Bios-Update kommt bei einem Hersteller, der schon vor Jahren Pleite gegangen ist, auch nicht in Frage.

Meine erste Überlegung, einfach die virtuelle Harddisk von Suns VirtualBox auf meinen alten PC zu klonen, gab ich bald auf. Eine kurze Recherche im Internet ergab, dass dieser Umzug mit ein paar praktisch unüberwindbaren Hürden verbunden ist. Dabei erfuhr ich aber, dass man Windows 7 aus einem laufenden Windows XP mit Service Pack 2 installieren kann. Meine geklonte Platte aus dem alten PC war aber noch immer Stand SP 1. Beim Update auf SP 2 stürzte der Rechner immer wieder ab. Nach unzähligen Reparaturversuchen mit CHKDSK warf ich schließlich das Handtuch und schritt zur kompletten Neuinstallation mit einem Windows XP aus dem Jahre 2002. Danach folgte die Einspielung der Service Packs, was auf dem jungfräulichen XP problemlos funktionierte.

Jetzt konnte ich mit der Installation von Windows 7 beginnen. Ich hatte die DVD mit meinem neuen PC auf eine externe Festplatte überspielt und die Installationsdateien dann auf die Festplatte meines alten PC kopiert. Das Setup funktionierte klaglos, zog sich aber über eine Stunde hin. Dann startete das erste Mal Windows 7, das meiner Meinung nach nicht sehr viel mehr als ein Windows Vista 1.3 ist. Dann wollte ich noch auf der zweiten Festplatte meines alten PC ein Windows XP installieren. Das lief soweit ganz gut, außer dass ich dabei den Windows 7 Bootloader irgendwie vernichtet habe. Ich sah ihn jedenfalls nie mehr wieder und der Rechner erkannte fortan nur die neue Windows XP-Installation: Good-bye, Windows 7.

Also zurück an den Start: Windows XP auf der ersten Festplatte installieren, SP 2 einspielen und Windows 7 neu installieren. Mittlerweile hatte ich ja Routine. Im Prinzip funktionierte nun alles perfekt. Das heißt, bis auf ein kleines Detail: Während Windows XP meine Grafikkarte anstandslos erkannte, lud Windows 7 nur einen Standard-VGA-Treiber, womit ich meinen 23 Zoll Monitor mit einer Auflösung von 800 x 600 Pixel betreiben konnte. Auch nicht gerade das Wahre. Also auf die Nvidia Webseite gesurft und den neuesten Treiber für meine Riva TNT2 heruntergeladen. Da Nvidia die Unterstützung für diese Karte irgendwann 2004 aufgegeben hatte, war das nur ein Windows XP-Treiber. Bei der Installation der Forceware 71.89 aus 2005 meckerte Windows 7, dass diese Hardware nicht unterstützt wird. Also dass Ganze auf dem XP-System auf meiner zweiten Platte probiert: selbes Ergebnis.

Mmmh. Also wieder ins Internet und eine Recherche in diversen Hardware-Foren ergab, dass die Nvidia-Webseite diesbezüglich wohl falsch liegt. Und das schon seit 2005. Die jüngste Version, die die Riva TNT2 unterstützt ist Forceware 66.93 aus dem Jahr 2004. Also aus dem Archiv diese Variante heruntergeladen, in XP installiert, funktioniert wunderbar. Das Ganze auch in Windows 7 ausprobiert und tatsächlich funktioniert der 5 Jahre alte XP-Treiber auch hier. Jetzt konnte ich auch unter Windows 7 meinen Monitor mit 1920 x 1080 Pixel betreiben. Ein Update von Windows behob auch noch das Problem mit dem AC97-Onboard Sound, sodass ich jetzt ein funktionierendes System habe.

Und wie läuft Windows 7 unter einem Athlon 1000 mit 640 MB alten SDRAM Arbeitsspeicher und einer DirectX 8.1 Grafikkarte mit 32 MB? Gar nicht mal so schlecht. Auch nicht wesentlich langsamer als Windows XP, halt ohne Aero-Effekte und der Prozessor gibt des öfteren Vollgas. Programme starten natürlich langsamer als auf aktueller Hardware, auch Webseiten mit viel Code brauchen ein paar Sekunden länger zum Laden und bei der Video-Wiedergabe ist bei Standard DVD-Auflösung definitiv Schluss: Im Media Player Classic ist MPEG2 codiertes Material kein Problem, bei DivX oder WMV geht der Prozessor auf 80% und bei H264 auf Vollgas, sodass keine durchgehend ruckelfreie Wiedergabe mehr möglich ist.

Oder technischer ausgedrückt: Der Athlon 1000 erreicht im Cinebench R10 623 Punkte. Ein Netbook mit 1,6 GHz Atom-Prozessor ist rund 50% schneller, ein Doppelkern-Prozessor der Einsteigerklasse mehr als fünfmal so schnell. Aber im Prinzip ist auch mit einem System aus dem Jahre 2001 noch produktives Arbeiten ohne größere Gedenkpausen möglich. Dicke Programme wie die aktuellen Office-Suiten von Microsoft oder OpenOffice fühlen sich etwas zäh an. Microsoft Office 2000 oder das Softmaker Office 2008 sind dagegen pfeilschnell. In Summe bin ich aber so zufrieden, dass ich Windows 7 wohl weiter auf meinem Reste-PC laufen lasse.

- ursprünglich 2009 gepostet